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Veröffentlicht am 29.07.2020

Ja, es darf ein bisschen mehr sein!

Die Wunderfrauen
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Wir begleiten vier junge Frauen in Bayern in den Jahren 1953/54: Luise, ein Bauernmädchen aus einem bayerischen Dorf, Marie, eine Vertriebene aus Schlesien, wo ihre Familie ein Gut hatte, Helga, eine Fabrikantentochter ...

Wir begleiten vier junge Frauen in Bayern in den Jahren 1953/54: Luise, ein Bauernmädchen aus einem bayerischen Dorf, Marie, eine Vertriebene aus Schlesien, wo ihre Familie ein Gut hatte, Helga, eine Fabrikantentochter aus München. die gegen die verstaubten Konventionen ihrer Familie rebelliert, und Annabel, die als Arztgattin in einem goldenen Käfig lebt.

Die vier laufen sich über den Weg und haben letzten Endes mehr gemeinsam, als man zunächst erahnen würde. Der zentrale Ort des Geschehens ist der Tante-Emma-Laden von Luise. Dort lernen wir alle vier gleich am Anfang kennen, und zwar während sich drei von ihnen bei einer gemeinsamen Turnstunde in Luises Laden betätigen und die vierte neugierig von draußen durchs Fenster hineinschaut.

In der zeitlichen Abfolge der Geschichte liegt diese im Prolog dargestellte Szene mittendrin. Dann folgt in Teil 1 des Buches die Zeit davor, in Teil 2 die Zeit danach. Das empfinde ich als sehr geschickt gewählt. So sah ich das ganze Geschehen sofort wie in einem Film vor mir und erhielt ganz nebenbei einen ersten Eindruck von allen vier Hauptfiguren, der mich neugierig machte.

Dann werden im ersten Teil die Geschichten der einzelnen Figuren bis zu dieser Turnszene im Laden erzählt. Sie beginnen aus den vier unterschiedlichen Perspektiven und Ausgangsorten heraus und sind in einer Art Rundum-Wechsel angeordnet. Die einzelnen Kapitel haben als Überschrift einfach den Namen der jeweils handelnden Protagonistin: Luise, Marie, Helga, Annabel.

Die Handlungsstränge überschneiden sich dann immer mehr – sowohl zeitlich als auch örtlich. So werden einige Szenen, an denen zwei der Frauen beteiligt sind, jeweils aus unterschiedlicher Sicht beschrieben. Das hat mir besonders gut gefallen. Bei jedem Wechsel war ich aufs Neue gespannt. So kam es, dass ich mich schon nach dem ersten „Durchlauf“ kaum vom Buch lösen konnte.

Als der Roman nach dem ersten Teil bei der Turnstunde in Luises Laden angelangt war, fühlte ich mich inzwischen mit den Personen verbunden und wollte unbedingt wissen, wie es mit ihnen weiterging. Der zweite Teil war nicht weniger interessant und aufregend.

Die Geschichte ist nicht nur von der Handlung her sehr abwechslungsreich, sondern auch von der Stimmung: Einige Szenen brachten mich zum Schmunzeln, bei etlichen freute ich mich mit den Protagonistinnen, andere empfand ich als nachdenklich bis traurig, manche schockierten mich.

Ein i-Tüpfelchen bilden die an passenden Stellen eingestreuten Auszüge aus Luises Notizbüchern mit Ideen und Gedanken zum Laden, Rezepten und Anekdoten.

Fazit: Die für den Tante-Emma-Laden und überhaupt jene Zeit typische Frage „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ beantworte ich gern mit „Ja, auf jeden Fall!“ und freue mich schon auf den nächsten Band der Trilogie, der in den sechziger Jahren spielen wird.

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Veröffentlicht am 28.07.2020

Eine solide Geschichte

Alter Hund, neue Tricks
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Detective Inspector Sean Duffy ist vierzig und steht kurz vor der Pensionierung. Um dann die vollen Bezüge zu erhalten, arbeitet er noch als Teilzeitpolizist. Dem Leser wird sofort klar, dass das jedoch ...

Detective Inspector Sean Duffy ist vierzig und steht kurz vor der Pensionierung. Um dann die vollen Bezüge zu erhalten, arbeitet er noch als Teilzeitpolizist. Dem Leser wird sofort klar, dass das jedoch überhaupt nicht der Natur dieses „alten Haudegens“ entspricht.

„Alter Haudegen“ ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung für einen Typen wie Duffy, denn gleich am Anfang steht fest, dass er zwar ein „harter Hund“, aber dazu über die Maßen kultiviert ist. Er besucht Dichterlesungen und ist ein Nerd, was klassische Musik angeht. Außerdem verachtet er die Mainstream-Achtziger-Jahre und steht auf Nirwana. Naja, wer tat das 1992 nicht?

Als er wegen Personalmangels zusammen mit seinem Kollegen und wohl bestem Freund, ebenfalls noch Teilzeitpolizist, einen Routine-Mord aufklären soll, stoßen sie auf IRA-Verwicklungen und geraten ins Schussfeld der IRA. Das Ganze spielt 1992 in Nordirland und in der Republik Irland.

Die Geschichte ist sehr geradlinig aufgebaut. Sie wird ausschließlich aus der Sicht des Protagonisten Sean Duffy erzählt. Dadurch ist sie sehr schlüssig. Am Ende sind dann alle Fragen beantwortet. Die Personen und Orte sind gut vorstellbar. Also Kopfkino – bis zu einem gewissen Grad.

Der Erzählstil gefiel mir besonders am Anfang außerordentlich gut. Es waren witzige Formulierungen und interessante Wortschöpfungen dabei. Etwa nach der Hälfte verlor das Ganze aber für mich irgendwie seinen Reiz – sowohl Erzählstil als auch Handlung. Der Autor hat zwar versucht, Überraschendes passieren zu lassen, und ich fand einige Szenen auch ganz spannend, aber meiner Meinung nach hätte es besser sein können.

Mehr und mehr ging mir auch die zuweilen oberlehrerhafte Art auf die Nerven. So flossen immer mal wieder Belehrungen an den Leser ein, derart: „Haben Sie xyz gelesen? Sollten Sie, denn daraus können Sie dieses und jenes lernen.“ Außerdem kamen fremdsprachige Zitate vor, die unbedingt im Original wiedergegeben werden mussten, z. B. der Anfang der Bibel auf Isländisch, oder irgendetwas in griechischen Buchstaben mit der lapidaren Bemerkung „Schlagen Sie es nach!“. So etwas wäre nicht nötig gewesen, um den Charakter Duffys darzustellen, denn der war auch so schon gut genug gezeichnet.

Fazit: Das Buch hat stark angefangen, aber zwischenzeitlich war für mich ein wenig die Luft raus. Im hinteren Teil kam noch ein sehr spannendes, weil sehr gefährliches Erlebnis an der Grenze. Schließlich zog sich das Finale für meinen Geschmack ein wenig in die Länge. Es gab zwar letzten Endes Antworten, aber keine völlig unerwartete Überraschung. Mein Urteil: Es war einigermaßen spannend und ich bin mit dem Ende zufrieden, aber es ist nichts Außergewöhnliches. Eine solide Geschichte.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Kleine Superhelden

Dragon Ninjas, Band 2: Der Drache des Feuers | Drachenstarkes Kinderbuch ab 8 Jahre | Cooles Geschenk für Jungs und Mädchen
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Welcher kleine Junge oder welches kleine Mädchen möchte nicht gern Superheld bzw. Superheldin sein? Oder zumindest Geschichten von Superhelden lesen, besonders dann, wenn es sich dabei um Kinder handelt. ...

Welcher kleine Junge oder welches kleine Mädchen möchte nicht gern Superheld bzw. Superheldin sein? Oder zumindest Geschichten von Superhelden lesen, besonders dann, wenn es sich dabei um Kinder handelt. Dieses Buch bietet genau das – und dazu noch in einer geheimnisvollen Welt mit Ninjas und Drachen.

„Dragon Ninjas - Der Drache des Feuers“ ist der zweite Band einer spannenden Reihe um Drachenblut Lian und seine Freunde Sui und Pepp. Die drei gehen auf eine Ninja-Schule und wohnen in einem dazugehörigen Internat. In diesem Band müssen sie Fukiya, das magische Blasrohr, in Sicherheit bringen und es dazu vorher dem Feuerdrachen Long Lung abnehmen.

Das Buch ist sehr schön geschrieben und auch, wenn man den ersten Teil dieser Reihe nicht gelesen hat, fehlt nichts, um die Handlung zu verstehen. Dabei kommt der Autor ohne eine lange Zusammenfassung des ersten Buches aus. Überhaupt macht es den Eindruck, dass sich der Autor den kleinen Jungen in ihm bewahrt hat, denn sonst hätte er nicht ein so schönes Kinderbuch schreiben können.

Die Illustrationen sind ebenfalls sehr gelungen. Sie sind kindgerecht ansprechend, ohne kitschig zu sein.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Packend von Anfang bis Ende

Paradise City
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„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.

Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin ...

„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.

Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin bei einer der letzten unabhängigen Nachrichtenagenturen. Diese haben neben den staatlichen Medien nur noch eine Art Alibi-Funktion. Wir lernen Liina bei einer ziemlich unsinnig erscheinenden Recherche in der Uckermark kennen.

Sie kommt in die Hauptstadt, Frankfurt am Main, zurück und ist zunächst wütend auf ihren Chef, der sie zu der Recherche geschickt hatte, obwohl sie eigentlich an einer viel interessanteren Story arbeiten sollte.

Allerdings muss sie bestürzt feststellen, dass ihr Chef nach einem vermeintlichen Unfall im Koma liegt und eine Kollegin tot ist. Was steckt dahinter? Gemeinsam mit anderen Kollegen beginnt sie, die Hintergründe Stück für Stück zu rekonstruieren.

Obwohl niemals erwähnt wird, wann genau dieser Roman spielt, merkt man schnell, dass es sich um eine nicht allzu ferne Zukunft handeln muss. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin die heutige Gesellschaft und die bereits heute selbstverständliche Alltagstechnik nur etwas weitergedacht hat. Das Ganze hat sie mit einer Portion trockenen Humors bis zu leichtem Sarkasmus etwas gewürzt. So ist ein überaus interessantes und dazu noch unterhaltsames Bild einer Zukunft entstanden.

Darin leben die meisten Menschen in den Mega-Citys. Frankfurt am Main, was inzwischen das ganze Rhein-Main-Gebiet umfasst, ist die Hauptstadt. Berlin ist vor allem Touristenattraktion, aber es leben dort nicht mehr viele Menschen. Ländliche Gegenden sind nur noch sehr dünn besiedelt, wenn überhaupt. Das Klima hat sich zwar verändert, es ist insgesamt heißer, aber es wird nicht zur Katastrophe.

In den Mega-Citys funktioniert alles wie am Schnürchen: Autos gibt es nur noch in Ausnahmefällen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist rund um die Uhr verfügbar und wird gesteuert von KI. Vollzeitarbeit bedeutet Zwanzig-Stunden-Woche. Die Leute haben genug Freizeit und auch Geld, diese zu genießen. Ein Bilderbuch-Gesundheitssystem: schnelle Behandlung ohne Wartezeiten. Das bekommt man alles erst nach und nach „serviert“, so dass man, obwohl man aus einem sehr kritischen Blickwinkel startet, durchaus etwas ambivalente Ansichten zu allem haben kann.

Was ist der kritische Aspekt? Hinter allem steckt ein System, gegen dessen Datensammelwut und Kontrollbestreben die heutigen sozialen Medien und Google geradezu harmlos wirken. Die totale Überwachung. Profile und Sozialpunkte.

Die Geschichte ist sehr geradlinig aufgebaut. Wir begleiten die ganze Zeit die Hauptheldin Liina. Durch passende kurze Rückblenden innerhalb der Haupthandlung erfahren wir alles Drumherum, was wichtig ist. Dadurch ist die Story abwechslungsreich, ohne verworren zu werden. Alles fügt sich nach und nach schlüssig zusammen.

Die Autorin hat einen lockeren und sympathischen Schreibstil. Die Figuren sind gut gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziehbar. Sehr gefallen haben mir auch verbale Illustrationen, die dem Ganzen meiner Meinung nach noch ein „Sahnehäubchen“ aufsetzen, wie z. B. Papageien oder große Schmetterlinge, die herumfliegen, oder die Erwähnung einer Erlebnistour „Berlin 1989“, die auf die Kinder „verstörend“ wirkte.

Das Wichtigste ist für mich, dass es eine schlüssige und zufriedenstellende Auflösung gibt – möglichst nicht vorhersehbar. Das ist meines Erachtens bei „Paradise City“ der Fall.

Fazit: Spannend und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Eine Sammlung außergewöhnlicher Geschichten

Ozelot und Friesennerz
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In „Ozelot und Friesennerz“ erzählt Susanne Matthiessen Geschichten aus dem Sylt der 70er Jahre. Das macht sie ziemlich gekonnt. Sie selbst ist auf Sylt geboren und hat in genau der Zeit dort ihre Kindheit ...

In „Ozelot und Friesennerz“ erzählt Susanne Matthiessen Geschichten aus dem Sylt der 70er Jahre. Das macht sie ziemlich gekonnt. Sie selbst ist auf Sylt geboren und hat in genau der Zeit dort ihre Kindheit verlebt. Ihre Geschichten sind witzig und schockierend zugleich. Sie erzählt sowohl aus der Sicht eines Kindes als auch mit dem augenzwinkernden Verstand eines Erwachsenen. Sie charakterisiert oft mit nur wenigen Worten sehr treffend, z. B. „Schenkelschande und Bauchblamage“.

Ich selbst habe keinerlei Beziehung zu Sylt. Deshalb war ich zunächst skeptisch, ob mich dieses Buch wirklich unterhalten oder berühren könnte. Ich lese jedoch gern spannende und kuriose Geschichten aus anderen Zeiten, und genau die habe ich hier gefunden und ganz nebenbei eine Menge über Sylt erfahren.

Als zentraler Ort – oder besser gesagt als zentrale Institution – fungiert dabei das elterliche Pelzgeschäft in Westerland, in dem alles einkauft, was Rang und Namen hat. Alle Kapitel tragen die Überschrift „Die Sache mit dem/der …“, wobei jeweils eine bestimmte Pelzsorte genannt wird, z. B. „Die Sache mit dem Seelöwenpelz“, „Die Sache mit der Luchskatze“ und so weiter. Diese spielt dann zwar meistens im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle, lässt jedoch genügend Raum für viel mehr. Die Pelze bilden also einfach den roten Faden für das Buch.

Die Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten und nebenbei schweift die Autorin immer wieder in historische Fakten ab – nach meinem Geschmack in passender Dosierung. Sie nimmt jeweils rechtzeitig die Kurve zurück zur Story. Schon das erste Kapitel „Die Sache mit dem Seelöwenpelz“ – fast ein Krimi – ist ein gutes Beispiel dafür.

Allerdings würde ich dieses Buch nicht wirklich als Roman bezeichnen, wie der Untertitel „Roman einer Sylter Kindheit“ ausweist. Die Kapitel sind in meinen Augen eher einzelne Geschichten. Und so ausgesprochen gut mir die auch gefallen, so schwach finde ich Prolog und Epilog. Diese hat die Autorin offensichtlich als Klammer gedacht, um alles zusammenzuhalten.

Sie beschreibt im Prolog, wie sie heute Sylt besucht, dort an einer typischen Feierlichkeit teilnimmt und alte Freunde und Bekannte wiedertrifft. Nach acht Kapiteln mit den eigentlichen Storys aus ihrer Kindheit kommt sie im Epilog wieder auf die Gegenwart zurück und beschwert sich seitenweise über die heutige Sylter Lokalpolitik. Ich kann verstehen, dass ihr das alles sehr am Herzen liegt und dass da die Journalistin „durchbricht“. Aber meiner Meinung nach schmälert es die Wirkung der tollen Storys.

Fazit: Dieses Buch ist eine Sammlung außergewöhnlicher Geschichten, die den Leser auf eine kurzweilige Reise ins Sylt der 70er Jahre mitnehmen. Wer gern unterhaltsame Geschichten liest, wird es lieben. Den Prolog und den Epilog kann man getrost weglassen.

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