Profilbild von pfalzir

pfalzir

Lesejury Star
offline

pfalzir ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit pfalzir über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2017

Humorvoller Regionalkrimi

Hopsgegangen
0

Hopsgegangen ist der zweite Niederrhein-Krimi mit Lukas Born. Ich kenne den ersten Teil nicht, aber es erschließt sich aus den Rückblenden, dass Lukas in seinem vorigen Fall als Kriminalkommissar scheiterte, ...

Hopsgegangen ist der zweite Niederrhein-Krimi mit Lukas Born. Ich kenne den ersten Teil nicht, aber es erschließt sich aus den Rückblenden, dass Lukas in seinem vorigen Fall als Kriminalkommissar scheiterte, weil er von der Entführung eines Jungen zu sehr emotional angegriffen war. Lukas' Frau Julia ist ebenfalls Kommissarin und war auch damals im Fall involviert. Sie konnte es aber rationaler verarbeiten und ist noch im Polizeidienst. Die Ehe der beiden hat diese Zerreißprobe nicht überstanden und Lukas hat auf einem Campingplatz Unterschlupf gefunden und versucht sich als Privatermittler.

Er wird von der Journalistin Natascha Feldmann als Unterstützung bei einem Treffen mit einem Informanten engagiert. Es geht einiges schief, Lukas kommt zu spät und findet Natascha Feldmann leblos und blutend vor. Auch er wird niedergeschlagen und nach seinem Aufwachen sind alle Spuren von der Journalistin verschwunden. Lukas meldet dieses verschwundene Mordopfer der Polizei, die aber außer Lukas' Aussagen keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen finden kann. Nichts in dem Fall ist so, wie es sich am Anfang darstellt und Lukas findet mit viel Einsatz und Nachforschungen die echten Zusammenhänge heraus. Dabei wird er teilweise von der Polizei bzw. seiner Frau Julia unterstützt und zusätzlich kann er an seinem Campingplatz-Domizil auf eine kleine Truppe skuriller Mitbewohner zurückgreifen, die wohl schon im ersten Fall als seine „SOKO“ fungiert haben.

Für mich ist der Niederrhein ein unbekanntes Gebiet, das ich es aus dem Stegreif gar nicht genau zuordnen könnte. Und doch habe ich das Gefühl, dass mir diese Gegend und die Wesensart ihrer Bewohner gut vermittelt wurde. Dieser Regionalkrimi mit vielen humorvollen Passagen hat mich gut unterhalten und das ist echt eine Menge wert.

Veröffentlicht am 15.03.2017

alte Narben

Tod in den Karawanken
0

Zum Anfang lernen wir das Ehepaar Lilo und Hanno kennen, das aber im Moment getrennt lebt. Ihre 13-jährige Tochter Lena war eigentlich auf dem Weg zu ihrer Mutter, kommt dort aber nicht an. Während Lilo ...

Zum Anfang lernen wir das Ehepaar Lilo und Hanno kennen, das aber im Moment getrennt lebt. Ihre 13-jährige Tochter Lena war eigentlich auf dem Weg zu ihrer Mutter, kommt dort aber nicht an. Während Lilo die Abwesenheit der Tochter als pupertären Streich wertet, ist der Vater Hanno sehr besorgt und befürchtet schon das Schlimmste. Ohne Lilos Zustimmung wendet sich Hanno an einen Bekannten, den Kommissar Simon Rosner. Rosner ist in einer Klinik zum Alkoholentzug und somit nicht im Dienst. Verwickelt wird er, weil er ein Schulfreund beider Elternteile ist. Hanno, Lilo, Simon und eine weitere Schülerin, Madgalena, waren zum Ende ihrer Schulzeit befreundet und abwechselnd ineinander verliebt. Und diese alte Schulclique spielt unterschwellig auch eine wichtige Rolle im jetzigen Fall. Denn im Laufe der Erzählung erfahren wir, dass Madgalena kurze Zeit nach dem Schulabschluss der vier bei einer gemeinsamen Wanderung mit Lilo in den Karawanken durch einen Unfall zu Tode gekommen ist. Die eigentliche Spannung ist die, ob im Verlauf der Geschichte die Geschehnisse damals in den Karawanken aufgeklärt werden. Und ob es auch die Beteiligten von damals erfahren oder eben nur der Leser.

Das Verschwinden der Tochter löst sich schon bald auf und es bleibt ein Fall ohne echte Polizeiarbeit. Ich würde sagen, diese Geschichte lebt von den beiden Hauptfiguren Rosner und Lilo. Als Besonderheit empfand ich die Ich-Erzählform von Lilo. Normalerweise würde ich diese Ich-Form der Hauptfigur zusprechen. Hier ist es Lilo, die als Nebenperson für den Leser deutlich im Vordergrund steht. Sie bleibt unsympathisch und egozentrisch. Im Verlauf der Geschichte hat es mich amüsiert, wie sie alle um sich rum verächtlich bewertet. Auch für Simon Rosner hat sie sowohl im Rückblick auf die Jugendclique als auch jetzt als erwachsenen Mann nur beleidigende und abfällige Kommentare übrig.

Andrea Nagele ist mit Simon Rosner eine gute Hauptfigur gelungen. Ein Mann mit Stärken und Schwächen, den man für eine Krimireihe sowohl im Privaten als auch im Beruf schön weiter-entwickeln kann. Ich mag die Regionalkrimis vom Emons Verlag sehr und auch hier finde ich die Optik des Covers besonders gelungen. Den Vorgängerband mit Simon Rosner will ich noch lesen um dann weitere Folgebände genießen zu können.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Jugendlicher Detektiv

Travis Delaney - Was geschah um 16:08?
0

Travis Delaney`s Eltern betreiben zusammen eine Detektei und bei einer ihrer gemeinsamen Autofahrten verunglücken sie tödlich. Ein große Katastrophe für den 13-Jährigen, der nun von seinen Großeltern aufgenommen ...

Travis Delaney`s Eltern betreiben zusammen eine Detektei und bei einer ihrer gemeinsamen Autofahrten verunglücken sie tödlich. Ein große Katastrophe für den 13-Jährigen, der nun von seinen Großeltern aufgenommen wird. Trotz seiner Verzweiflung fällt Travis bei der Beerdigung ein Fremder auf, der sich sonderbar verhält. Travis fängt selbst an zu ermitteln. Vieles deutet darauf hin, dass seine Eltern in Ausübung ihrer Detektivarbeit umgekommen sind und ihre aktuellen Ermittlungen direkt was mit dem Tod der Delaneys zu tun haben.

Zuerst bespricht sich Travis mit Courtney, einer jungen Mitarbeiterin in der Detektei. Gut auch, dass er seinen Großvater, mit viel Lebens- und Militärerfahrung, einweiht. Schnell steckt Travis mittendrin in Machenschaften verschiedener Gruppen, deren Ziele im Unklaren sind. Gut gefällt mir, dass Travis sich nicht als Superman fühlt und nicht gleich in Selbstüberschätzung die dummsten Sachen macht. Er wägt immer wieder ab, ob er dem alles gewachsen ist und reflektiert die Situation und seine Möglichkeiten. Genervt hat mich im Verlauf, dass Travis seinen Großeltern gegenüber immer wieder reumütig ist, anerkennt, dass er sie mit seinen Alleingängen in große Sorge bringt und ihnen hoch und heilig verspricht, sich rauszuhalten. Um dann umgehend direkt wieder das Haus zu verlassen und weiterzumachen. Das war in der Wiederholung etwas unglaubwürdig.

Ich denke, der Schreibstil entspricht einem Jugendbuch und spricht junge Menschen an. Die Gedankengänge und Wahrnehmungen von Travis passen zu seinem Alter. Mit diesem ersten Band wird die Neugier jugendlicher Leser auf die Fortsetzung der Detektivarbeit durch Travis, seinen Opa und Courtney in den beiden Folgebände geweckt.


Veröffentlicht am 22.02.2017

Roadmovie mal anders

Weit weg ist anders
0

Edith Scholz, eine 70-jährige Berlinerin, fällt in ihrer Wohnung so unglücklich, dass sie aus eigener Kraft keine Hilfe mehr holen kann. Ihre sarkastischen Gedankengänge in dieser misslichen Situation ...

Edith Scholz, eine 70-jährige Berlinerin, fällt in ihrer Wohnung so unglücklich, dass sie aus eigener Kraft keine Hilfe mehr holen kann. Ihre sarkastischen Gedankengänge in dieser misslichen Situation sind schon mal ein Highlight dieses Buches. Doch dies ist nicht ihr befürchtetes Lebensende, denn ein aufmerksamer Briefbote erkennt die prekäre Lage und holt die Feuerwehr zu Hilfe. In der anschließenden Kur begegnet Edith der Husumerin Christel Jacobi. Deren Freundlichkeit und Annäherungsversuche sind gar nicht nach Ediths Geschmack und sie bleibt Christel gegenüber abwehrend und unhöflich.

Wieder zuhause haben die beiden keinen Kontakt mehr zueinander. Christel Jacobi ist gesundheitlich angeschlagen und befürchtet, dass ihre Tochter sie in einem Seniorenheim unterbringen will. Sie ist verzweifelt darüber, nicht mehr eigenmächtig und frei entscheiden zu können. Aus dieser Angst heraus lädt Christel Edith als Verbündete zu sich nach Husum ein. Ihre Idee ist eine gemeinsamen Reise mit Edith, um danach besser ertragen zu können, was auf sie zukommen wird.

Dieser Fluchtgedanken bringt die beiden Frauen nach Baden-Baden als eine Station von Christels Wunschorten. Der Buchtitel "Weit weg ist anders" ist bei den Möglichkeiten zweier älterer Frauen gut getroffen. Eine erwartete Annäherung und Vertrautheit hat die gemeinsame Unternehmung dann doch nicht zu bieten. Statt sich anzunähern bleiben beide ganz in ihrer Art und ich war manchmal überrascht, wie schroff, ja unhöflich, sich Edith gegenüber Christel benommen hat. Liest man allerdings Ediths Betrachtung der Situation, merkt man wie schwer es ihr fällt, diese aufgezwungene Gesellschaft auszuhalten. Ich glaube, der Charme dieses Buches liegt doch in der Unterschiedlichkeit der beiden Damen, wirkliche Freundinnen sind sie nicht geworden. Für mich ist das Ende stimmig und wird den beiden gerecht.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Erwachsenwerden in den 90ern

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
0

Die Geschichte wird aus Sicht von Maggie erzählt. Sie ist 16 Jahre alt, hat eine 11-jährige Schwester Ronnie und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Laura in Chicago. Die beiden Mädchen haben schon ...

Die Geschichte wird aus Sicht von Maggie erzählt. Sie ist 16 Jahre alt, hat eine 11-jährige Schwester Ronnie und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Laura in Chicago. Die beiden Mädchen haben schon viele Male erlebt, dass Laura auf Männerfang war und sich dann ganz dem Ausgehen oder dem Sex gewidmet hat, so dass die beiden bei ihrer Oma Zuflucht finden mussten. Die erste Szene des Buches beschreibt beispielsweise, dass Maggie und Ronnie sich alleine auf einer Kirmes rumdrücken müssen, weil Laura sich mit ihrem neuen Ehemann Colm in einem Hotelzimmer vergnügt. Diese neue Beziehung von Laura zu Colm bewirkt auch eine sehr große Veränderung: Laura beschließt, mit den Mädchen in die Heimat von Colm, Irland, überzusiedeln. Sie müssen zum einen die ihnen vertraute Umgebung zurücklassen und auch die beiden Menschen, die ihnen im Leben bisher den meisten Halt geboten haben: ihre Oma und ihren Onkel Kevin. Kevin ist der jüngste Bruder von Laura und mit seinen 26 Jahre grade mal 10 Jahre älter als Maggie. Er ist ihr Patenonkel und durch den geringen Altersunterschied für sie wie ein großer Bruder. Er nimmt sie ernst und zeigt ihr immer seine Zuneigung. Die Liebe zur Rockmusik hat Maggie von Kevin gelernt und sie ist ihr ein wichtiger Faktor in ihrem Alltag.

Im fremden Irland gelingt es Maggie nur langsam, mit allem Neuen und mit den Schülern ihrer Klasse vertraut zu werden. Sie hält telefonisch Kontakt nach Chicago zu Kevin und ihrer Oma und freut sich, dass die beiden zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel 93/94 nach Irland zu Besuch kommen werden. Kurz danach ereignet sich eine große Katastrophe: Kevin stirbt. Dass es Selbstmord war, wird Maggie für einige Zeit verheimlicht.

Auch mit gefällt der deutsche Titel sehr gut und wenn ich ihn mit dem Originaltitel vergleiche, liegt der deutsche sehr viel näher an der Geschichte des Buches. Ich fand diese Geschichte leicht und angenehm zu lesen. Mir wurde gut vermittelt, wie wenig Fürsorge Maggie durch ihre Mutter erfährt und wie sie mit Einsamkeit, dem Erwachsenwerden, mit negativen Erlebnissen und mit der ersten Liebe konfrontiert wird. Vom Schreibstil her würde ich das Buch als Jugendbuch einordnen, obwohl es durch die Nähe zu Nirvana eher die 40- bis 50-jährigen anspricht. Mir hat sowohl die Reise zu Nirvana als auch Maggies Entwicklung gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Lesespass
  • Thema