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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2016

spannend

Speyerer Geheimnisse
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Ausnahmsweise möchte ich mal ein paar Worte zum Erscheinungsbild äußern: Dieses Buch gefällt mir ausgesprochen gut! Die Regionalkrimis vom Emons Verlag finde ich optisch schon immer ansprechend, aber bei ...

Ausnahmsweise möchte ich mal ein paar Worte zum Erscheinungsbild äußern: Dieses Buch gefällt mir ausgesprochen gut! Die Regionalkrimis vom Emons Verlag finde ich optisch schon immer ansprechend, aber bei diesem hier ist alles gelungen. Die Farbkombination Weiß, Orange, Schwarz und Gold sieht top aus und die hervorgehobenen Buchstaben des Titels wirken wertig. Das abgebildete Motiv der Sonnenuhr am Altpörtel, einem Wahrzeichen von Speyer, ist absolut stimmig.
Als Leser lernt man recht schnell die verschiedenen Personen kennen, die für den Verlauf wichtig sind. Für mich blieb es sehr lange unklar, wer der Täter ist und welche Zusammenhänge zu den jetzigen Ereignissen geführt hat. Da hat die Autorin einen guten Spannungsbogen gehalten und mehr als einmal gerät man als Leser in Sorge um die Hauptpersonen. Kerstin Lange baut in ihrem zweiten Krimi in Speyer auf die Vorgeschichte auf, und obwohl ich diese nicht kenne, waren Ferdinand Weber, seine Bekannte Jeannette, der Polizist Christian Hamacher und ihre Beziehungen zueinander gut nachzuvollziehen.
Raffiniert fand ich, diesen Fall an einem historischen Tag für Speyer festzumachen. Diesen Papstbesuch 1987 gab es tatsächlich und die Autorin sucht sich passende Zusammenhänge, um darauf ihren Kriminalfall im Hier und Jetzt zu gestalten. Passend zu einem Regionalkrimi nutzt Kerstin Lange Speyer als Kulisse, in der sich ihre Protagonisten durch Straßen und Örtlichkeiten bewegen. Auch das Umfeld von Speyer bis hin zur Nähe zum Elsass wird thematisiert.
Insgesamt hat mir dieser Regionalkrimi sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig, die Personen gut beschrieben und die Spannung hält bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

stimmige Geschichte

Und damit fing es an
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Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. ...

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. Sein Vater ist kurz nach seiner Geburt verstorben. Die Mutter ist verbittert über den Tod von Erich und beschuldigt die Juden im Allgemeinen, an dessen Tod schuld zu sein. Die Hintergründe kennt Gustav nicht. In Gustavs tristem Leben gibt es eine große Veränderung, als Anton neu in seine Klasse kommt und er sich um den weinenden und verschüchterten Jungen kümmern soll. Gustav schließt Anton und auch seine Eltern schnell in sein Herz und ist dankbar um die Bereicherung in seinem Leben. Dieser Abschnitt ist sehr warmherzig erzählt, Gustavs Gedankenwege werden glaubhaft und berührend geschildert.

Der zweite Abschnitt handelt viele Jahre früher: hier wird die Kennenlerngeschichte und die Ehe von Emilie und Erich Perle vorgestellt. Dies geschieht in der Vorkriegszeit. Erich ist stellvertretender Polizeichef und ihm macht das schwierige weltpolitische Umfeld zu schaffen. Da Emilie nur ihre eigene kleine Welt und ihr Wohlbefinden im Auge hat, gibt es zwischen den beiden bald die ersten Schwierigkeiten. Dieser Abschnitt klärt die offenen Fragen aus dem 1. Abschnitt und der Leser weiß wohl über die tragischen Verlauf der Ehe seiner Eltern mehr, als Gustav selbst.

Im 3. Abschnitt sind beide Männer schon um die 50 und wohnen noch in Matzlingen. Gustav ist weiterhin wie in seinen Kinderjahren um einen freundlichen Umgang mit seinen Mitmenschen bemüht, auch wenn diese ihm wenig Gutes entgegenbringen. So z.B. seine Mutter, die bis zu ihrem Tod Gustav kritisierend und fast feindselig behandelt. Oder auch Anton, der sich um die Freundschaft mit Gustav gar nicht bemüht, aber immer auf ihn zurückgreift, wenn etwas Unangenehmes zu erledigen ist. Wie wohl viele Leser habe auch ich mich über die egoistische Art von Anton geärgert, der Gustav immer dreister ausnutzt und sich nicht um dessen Befinden schert. Trotzdem habe ich diese Buch mit großem Interesse gelesen. Es war eine stimmige, interessante Geschichte über zwei Generationen in einem angenehm zu lesenden Schreibstil.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein interessanter Held

Ein seltsamer Ort zum Sterben
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Der 82-jährige Sheldon siedelt von New York nach Norwegen zu seiner Enkeltochter Rhea und ihrem Mann Lars um. Nach dem Tod seiner Frau will Rhea ihn nicht alleine in Amerika zurücklassen. Der Anfang erzählt, ...

Der 82-jährige Sheldon siedelt von New York nach Norwegen zu seiner Enkeltochter Rhea und ihrem Mann Lars um. Nach dem Tod seiner Frau will Rhea ihn nicht alleine in Amerika zurücklassen. Der Anfang erzählt, wie schwer diese Entwurzelung für Sheldon ist und wie fremd ihm Norwegen vorkommt und er begegnet allem mit Sarkasmus. Dann passiert ein Verbrechen direkt in der Wohnung in der er sich aufhält. Er rettet eine albanische Frau und ihren Sohn zu sich in die Wohnung, da sie offensichtlich vor ihrem Mann bzw. Lebensgefährten bedroht wird. Nachdem der gewalttätige Albaner in die Wohnung eindringt, kann Sheldon nur sich und den Jungen durch Verstecken retten. Beide müssen mit anhören, dass der Mann die Frau tötet. Sheldon sieht im Moment nur noch die Möglichkeit, mit dem Jungen zu flüchten. Zur Polizei hat er wenig Vertrauen und befürchtet, dass der Vater durchsetzen könnte, den Jungen zu sich zu nehmen.

Nach einem interessanten Start begann für mich ein zäher Mittelteil im Buch. Es werden sehr ausführlich Kriegsszenen beschrieben: Zuerst Sheldons eigene Kriegserlebnisse in Nordkorea, dann den Verlust seine Sohnes Saul in Vietnam und sogar Visionen über Kriegserlebnisse, die er zusammen mit Saul durchlebt. Es soll dem Leser zeigen, mit welchen Erlebnissen sich Sheldon quält und auch die Schuldgefühle, dass er Saul dazu gedrängt oder zumindest unterstützt hat, in den Krieg zu ziehen. Und abschließend noch der Kosovokrieg als Ursache dafür, wie der Albaner und seine Freunde zu dem geworden sind, was sie heute sind.

Viel mehr interessierte mich zu dieser Zeit das Geschehen in der Jetztzeit in Norwegen. Zeitweise wurden mir zu wenig Information über die handelten Parteien gegeben: Rhea und Lars sind auf dem Weg zu ihrem Sommerhaus im Wald und werden verfolgt, Sheldon ist mit dem Kleinen auf der Flucht und auch auf dem Weg zum Sommerhaus. Und die Arbeit und Gedankengänge der beiden Ermittler hätte man auch näher beschreiben können.

Nachdem dieser für mich zähe Mittelteil überwunden war, fand ich die Geschichte wieder deutlich spannender und flüssig zu lesen. Alles läuft auf einen Showdown beim Sommerhaus zu, für den Leser bleibt in der Schwebe, mit was für einem Ausgang er rechnen kann. Das ganze Finale fand ich richtig spannend und habe es als stimmiges Ende erlebt.

Beim Lesen wird deutlich, dass der Autor speziell Norwegens Verhältnis zu Juden im Zweiten Weltkrieg und danach aufzeigen will. Im Epilog wird extra darauf hingewiesen, dass sich Norwegen viele Jahrzehnte später beim jüdischen Volk entschuldigt hat. Allerdings fand ich selbst diesen Zusammenhang für das Lesen des Buches nicht bedeutsam.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Besser als erwartet

Die fremde Frau
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Ich kann sagen, dass mir das Buch besser gefallen hat als ich es beim Anfangen erwartet hatte.

Wie Sarah ihr altes Leben aufgibt und zu Alexander und seinem Sohn Jamie zieht, ist nicht leicht nachzuvollziehen. ...

Ich kann sagen, dass mir das Buch besser gefallen hat als ich es beim Anfangen erwartet hatte.

Wie Sarah ihr altes Leben aufgibt und zu Alexander und seinem Sohn Jamie zieht, ist nicht leicht nachzuvollziehen. Speziell das Verhalten von Alexander hat einem beim Lesen öfter aufgeregt. Zum Einen geht er den bequemen Weg, seinen Haushalt und die Betreuung seines Sohnes in Sarahs Hände zu legen. Aber ihr gegenüber ist er eher schroff und wortkarg. Dann auch mal sehr ungehalten, wenn sie was nachfragt oder etwas auf die verschwundene Genevieve bezieht.

Aber Sarah selbst wird ja täglich und von allen Seiten damit konfrontiert. Und alle um sie herum sind mehr als feindseelig zu ihr. In dieser Phase war es speziell als Frau schwer, Sarahs Ansichten zu verstehen und irgendwie auf ihrer Seite zu sein. Viel eher hätte man ihr geraten, das Haus, die ganzen Anfeindungen und die mögliche Gefahr schnell zu verlassen.
Der Autorin ist es die ganze Zeit gelungen, die Spannung hochzuhalten bzw. Zweifel zu streuen. Man sieht Sarah permanent in Gefahr und ständig gibt es kleine Wendungen in dem Fall, die nur schwer erklärbar sind. Was wirklich geschehen ist, bleibt sehr lange im Dunkeln und ich fand es spannend bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr gute Hauptfigur

Die Frau, die nie fror
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Ich kenne die beiden Vorgängerbände in der Reihe nicht und so waren mir Olivia Rönning, Mette Olsäter und Tom Stilton nicht bekannt. Als Leser begegnete mir hier zuerst Olivia, die wohl als normale Streifenpolizistin ...

Ich kenne die beiden Vorgängerbände in der Reihe nicht und so waren mir Olivia Rönning, Mette Olsäter und Tom Stilton nicht bekannt. Als Leser begegnete mir hier zuerst Olivia, die wohl als normale Streifenpolizistin irgendwo in der Provinz arbeitet. Dort geschieht ein Mord an einem kleinen Mädchen, das aus Ghana adoptiert war. Olivia hat wegen diesem Fall schon Kontakt zu ihrer früheren Chefin in Stockholm, Mette, aufgenommen. Bald darauf geschieht ein weiterer Kindermord, diesmal direkt in Stockholm, sodass Mette die Führung in den Ermittlungen übernimmt. Tom Stilton geht davon unabhängig einer alten Spur nach. Ein ungeklärter Mord an einer farbigen Prostituierten. Durch einen DNA-Abgleich ergibt sich ein Zusammenhang mit den Kindermorden, so dass Mette auch Tom mit einbindet.

Mir war dieses Dreiergespann aus junger Frau, erfahrenem Polizisten, der aber nicht mehr im Dienst war und der Dienststellenleiterin Mette sehr sympathisch. Die Rollen untereinander sind gut gestaltet und man kann sich denken, dass die drei schon in anderen Fällen gut zusammengearbeitet haben.

Die Fälle und die Ermittlungen fand ich spannend, leider hatten die über 500 Seiten zwischendrin einige Längen. Der Verdacht und die Hinweise schwankten ständig zwischen der extremen Fremdenfeindlichkeit und einer Spur in eine Art Hippie-WG aus den 70er Jahren. Trotzdem fand ich das Buch spannend und würde gerne noch die ersten beiden Bücher lesen.