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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2018

Berührend

Unsere Seelen bei Nacht
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Dies ist eine mutige Geschichte über Addie und Louis und ihren Versuch, die Einsamkeit des Alters gemeinsam zu überwinden. Mir hat es gefallen wie Addie und Louis miteinander umgehen. Im Verlauf kommt ...

Dies ist eine mutige Geschichte über Addie und Louis und ihren Versuch, die Einsamkeit des Alters gemeinsam zu überwinden. Mir hat es gefallen wie Addie und Louis miteinander umgehen. Im Verlauf kommt noch Addies Neffe Jamie hinzu dem die beiden ein liebevolles Umfeld bieten.

Kent Haruf hat mich mit seinem Schreibstil berührt. Er schafft es, Einsamkeit, Melancholie und Humor perfekt auszudrücken. Schön waren auch die kurzen, fragenden Dialoge, um zu verstehen was der andere genau meint oder sich wünscht.

Schon „Lied der Weite“ hat mir sehr gut gefallen und ich würde gerne weitere Geschichten über Menschen aus Holt lesen. Ein Problem hatte ich mit dem Ende. Das hätte ich mir ganz anders gewünscht. Aber es ist wohl ziemlich realistisch, so dass ich es inzwischen akzeptieren kann und meinen Genuss beim Lesen dieses Buches nicht schmälert.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Sex, Drugs & Rock'n Roll

Drei freundliche Tage und ein Todesfall
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Von Anfang an ist es der Journalist Holger Diekmann der die Vorkommnisse rund um ein Rockkonzert in Osterode sonderbar findet und den Ungereimtheiten nachgeht. Zuerst verschwindet die junge Carina, die ...

Von Anfang an ist es der Journalist Holger Diekmann der die Vorkommnisse rund um ein Rockkonzert in Osterode sonderbar findet und den Ungereimtheiten nachgeht. Zuerst verschwindet die junge Carina, die in dem Bassisten Torsten Dreyer ihren vermeintlichen Vater ausgemacht hat. Kurz darauf wird dieser Torsten Dreyer tot aufgefunden, es sieht nach Selbstmord aus.

Anders als man erwarten würde, scheint Diekmann aber nicht auf die große Story oder Schlagzeile aus zu sein. Im Gegenteil, es ist immer eher persönliches Interesse, das ihn auf die Fährte des Verbrechens bringt. Durch seine Fragen und Gespräche bringt er die Sache immer wieder voran, während sein Freund Kommissar Ingo Behrends sich lieber dahinter verstecken würde, nicht zuständig zu sein. Und so ergibt sich dem Leser öfter das Bild, dass Holger Diekmann fast der bessere Polizist bzw. Ermittler wäre.

Für mich fehlten dem eigentlichen Fall ein bißchen die überraschenden Wendungen. Aber insgesamt ist dieser Harz-Krimi flüssig und angenehm zu lesen. Man merkt, dass der Autor ein Herz für Rockmusik hat und gerne mal diese Geschichte rund um eine Band schreiben wollte.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Guter Krimi in politischem Umfeld

Die Tote im Wannsee
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Dieser Krimi ist angesiedelt in Westberlin in politisch unruhigen Zeit mit Studentenaufständen, alten Naziseilschaften, Stasieinflüssen und vieles mehr. Ich bin ein paar Jahre zu jung, als dass mir die ...

Dieser Krimi ist angesiedelt in Westberlin in politisch unruhigen Zeit mit Studentenaufständen, alten Naziseilschaften, Stasieinflüssen und vieles mehr. Ich bin ein paar Jahre zu jung, als dass mir die politischen Ereignisse in Berlin selbst in Erinnerung wären. Aber die vielen genannten Namen aus Zeitgeschehen und Kultur waren mir doch zum großen Teil vertraut. Dem Autoren-Trio ist es spannender, schlüssiger Krimi gelungen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Geschichte „sich weiter trägt“. Die Figur des Kommissars Heller ist gut aufgestellt, allerdings denke ich, dass man die historische Einbindung in Berlins Geschichte nicht oft wiederholen kann. Dafür sind hier in diesem Buch schon sehr viele Namen und Ereignisse „verbraucht“.

Einen Stern Abzug gibts von mir, weil es mich in Krimis inzwischen nervt, wenn in den Kommissariaten sonderbare Vorgehensweisen auftauchen: Chefs bremsen diejenigen aus, die vernünftig ermitteln, es werden Beweise manipuliert, „von oben“ werden Fälle geschlossen u.ä. Das kommt mir mittlerweile einfach zu häufig vor. Warum können die Zuständigen nicht einfach ihre Arbeit machen, nämlich ermitteln?

Veröffentlicht am 01.09.2018

zu derb

Bülent Rambichler und die fliegende Sau
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Der deutsch-türkische Kommissar Bülent Rambichler muss mit seiner Kollegin Astrid einen Todesfall in seinem fränkischen Heimatdorf aufklären. Vor Ort treffen die beiden auf eine mehr als skurille Dorfgemeinschaft, ...

Der deutsch-türkische Kommissar Bülent Rambichler muss mit seiner Kollegin Astrid einen Todesfall in seinem fränkischen Heimatdorf aufklären. Vor Ort treffen die beiden auf eine mehr als skurille Dorfgemeinschaft, die den Tod der jungen Frau eher als belustigendes Ereignis denn als Verbrechen bewertet. Leider werden diese Bewohner sehr überzeichnet, ohne Anstand und Benehmen, vorlaut und provokativ. Eben viel zu einseitig: nur derb, rotzig und ungehobelt.

Sicher braucht es auch die Übertreibung beim humorvoll regionalen. Aber der ganze Schreibstil ist irgendwie aufs derb-witzige ausgerichet. Wäre womöglich ein liebenswerter Charakter, ein bißchen Bauernschläue und Cleverness mit eingeflossen, hätte es meine Meinung zum Buch sicher verbessert. Humor ist definitiv eine Geschmacksache und hier hats meinen Humor leider nicht getroffen.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Lesehighlight

Kleine Feuer überall
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Es beginnt mit einem brennenden Haus und der fassungslosen Familie Richardson davor. Direkt im Anschluss erzählt uns Celeste Ng eine unglaubliche Geschichte. Shaker Heights, ein wohlhabender Vorort in ...

Es beginnt mit einem brennenden Haus und der fassungslosen Familie Richardson davor. Direkt im Anschluss erzählt uns Celeste Ng eine unglaubliche Geschichte. Shaker Heights, ein wohlhabender Vorort in Cleveland, ist eine Hochburg von Wohlstand, Regeln und Moral. Speziell Elena Richardson, die dort selbst aufgewachsen ist, hat diese Regeln alle verinnerlicht und ihre Ehe und Familie vollkommen darauf ausgerichtet. Alles beginnt, als die alleinerziehende Mutter Mia Warren mit ihrer Teenager-Tochter Pearl in ein kleines Mietshaus der Richardsons in Shaker Heights zieht.

Schnell begegnen sich die Mitglieder beider Familien in ihrem Alltag und es gibt immer weitere enge Beziehungen von Mia und Pearl zu allen vier Richardson-Kindern. Bis sich aber im Umfeld beider Familien eine „Störung“ ereignet, deren Entstehung die Mutter Elena Richardson direkt Mia Warren zuschreibt. Von da an verfolgt Elena mit einer Verbissenheit und auch krimineller Energie Mias Leben. Für sich immer gerechtfertigt als Schutz ihres eigenen Umfelds und dem Einhalten ihrer moralischen Vorstellungen. Es ist unfassbar, was Elena damit an Schaden anrichtet. Es ist klar, dass sich das Bild der vielen kleinen Feuerstellen direkt auf das zerstörerische Treiben von Elena bezieht, die dies in ihrer Selbstherrlichkeit allerdings zu keinem Zeitpunkt wahrnimmt.

Ich fand diese Begegnungen der beiden Familien Richardson und Warren perfekt erzählt und alle Charaktere perfekt gestaltet. Mich persönlich haben die beiden Töchter Izzy und Pearl besonders berührt, beide gleichermaßen ehrlich, empfindsam und sehr intelligent. Schon das erste Buch von Celeste Ng hatte ich begeistert gelesen und nun hat mich „Kleine Feuer überall“ in seinen Bann gezogen und ist mein Lesehighlight für dieses Jahr.