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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2017

Schöne Geschichte

Und jetzt lass uns tanzen
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Zu Anfang erfahren wir, dass Marguerite gerade ihren Mann verloren hat. Ihr Ehemann Henri war Notar und alles, was wir jetzt über dessen Verhalten zu seiner Frau lesen, zeigt ein wirklich trauriges Bild ...

Zu Anfang erfahren wir, dass Marguerite gerade ihren Mann verloren hat. Ihr Ehemann Henri war Notar und alles, was wir jetzt über dessen Verhalten zu seiner Frau lesen, zeigt ein wirklich trauriges Bild einer Ehe. Ihr einziger Sohn ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat auch privat ganz die sonderbaren Ansichten in Bezug auf Marguerite übernommen.

Das krasse Gegenteil zu Marguerites Ehe ist die Liebesgeschichte von Marcel zu seiner Frau Nora. Die beiden hatten eine sehr liebevolle und glückliche Beziehung und er leidet sehr unter der Einsamkeit. Er hat besonders damit zu kämpfen, dass Nora im Meer ertrunken ist und er nicht vor Ort war, um sie zu retten.

Marguerite und Marcel begegnen sich bei einer Kur, weit weg von Zuhause. Durch gegenseitiges Verstehen und Zuneigung entsteht eine vorsichtige Freundschaft. Ein großes Hindernis für die beiden ist das bestimmende Verhalten von Marguerites Sohn. Dieser denkt, er muss sie in Vertretung seines Vater kontrollieren und ihr Verhalten bestimmen.

Ziemlich am Ende der Geschichte habe ich einen Satz gefunden, der gut aufzeigt, was Marguerite in ihrem bisherigen Leben gefehlt hat und das sie jetzt mit Marcel erleben darf. Seite 209: „Ich habe achtundsiebzig Jahre lang gewartet, um mir die Strümpfe auszuziehen und in Gesellschaft eines Mannes meine Füße in einen See zu tauchen.“

Veröffentlicht am 30.09.2017

Friedhöfe im Nebel und Blumenbotschaften

Mausetot im Mausoleum
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Zu Beginn erleben wir Loretta, die nach einer Trennung von ihre Freundinnen aufgemuntert werden muss. Liebhabern der Serie sind diese Personen längst vertraut und liebgewonnen ebenso wie Erwin, mit dem ...

Zu Beginn erleben wir Loretta, die nach einer Trennung von ihre Freundinnen aufgemuntert werden muss. Liebhabern der Serie sind diese Personen längst vertraut und liebgewonnen ebenso wie Erwin, mit dem sie wohl die bisherigen Fälle ermittelt hat. Diese Wiedersehensfreude blieb bei mir aus, da ich die Serie bisher nicht kannte. Das stört aber nicht weiter, denn im eigentlichen Fall ist Loretta eh auf sich alleine gestellt und die freundschaftlichen Konstellationen spielen dabei fast keine Rolle.

Die Freundinnen verschaffen Loretta mit der Zurverfügungstellung einer hochwertigen Kamera eine neue Beschäftigung, das Fotografieren. Dabei lernt Loretta Stefan kennen, der sie zu gemeinsamen Fotosessions einladen will. Etwa zeitgleich erhält sie nervige Blumenbotschaften, deren Absender sowohl Loretta als auch dem Leser Rätsel aufgibt. Neben den Blumen erreichen Loretta weitere Belästigungen, so dass sie sich bedroht fühlt.

Mit dem Auftauchen des ersten Toten nimmt die Geschichte Fahrt auf und entwickelt sich bis zum Ende in ein spannendes Verbrechen. Es tauchen im Verlauf mehrere Männer auf, auf die der Leser seinen Verdacht aufbauen konnte. Ich bin ja klassische Krimileserin, so dass ich mit diesem Verlauf recht zufrieden war. Eine deutlich humorvollere oder auch skurillere Geschichte habe ich nicht gebraucht. Der flapsige, humorvolle Schreibstil war für mich flüssig und angenehm zu lesen.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Lecker

Gemüseliebe
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Ich kannte den Löwenzahl Verlag aus Österreich bisher nicht und bin jetzt von diesem Kochbuch sehr angetan. Man bekommt ein stattliches wertiges Buch mit richtig vielen Rezepten. Die Struktur finde ich ...

Ich kannte den Löwenzahl Verlag aus Österreich bisher nicht und bin jetzt von diesem Kochbuch sehr angetan. Man bekommt ein stattliches wertiges Buch mit richtig vielen Rezepten. Die Struktur finde ich für ein Kochbuch gelungen und es ist mir ein besonderes Lob wert, dass jedes Gericht ein aussagekräftiges Foto hat. Da kenne ich ganz andere Bücher, wo es gefühlt mehr Situationsfotos des Autors gibt als Food-Fotos Tina Ganser ist Österreicherin, was mir erstmal gar nicht bewusst war. Man merkt es aber schnell, denn das Buch enthält viele österreichische Begriffe für Lebensmittel oder Gerichte. Ich habe mich darüber amüsiert und musste einige nachschlagen – hätte gar nicht gedacht, dass es so viele Unterschiede gibt.

Die Gerichte, die ich bisher nachgekocht habe, waren alle sehr lecker und haben dem angegebenen Schwierigkeitsgrad und der ungefähren Zubereitungszeit entsprochen.Diese beiden Informationen könnten allerdings bei den Rezepten auffälliger dargestellt sein, man übersieht sie leicht.

Mich persönlich stört es nicht, wenn mal Zutaten aus der Dose verwendet werden. Das kann das alltägliche Kochen erleichtern und wen es stört, der kann ja gerne auf frische oder selbstgemachte Produkte zurückgreifen. Im Moment gehen viele aktuelle Kochbücher modischen Hypes nach und die Zutatenbeschaffung wird zu einer echten Herausforderung. Hier fand ich es sehr angenehm, dass man tatsächlich beim normalen Einkauf gut zurechtkommt und man mit einer Mischung aus Basisprodukten und frischen, normalen Zutaten die Rezepte umsetzen kann. Ich werde sicher durch dieses Buch keine Vegetarierin, aber es ist noch einiges drin, was ich bald mal ausprobieren möchte.

Veröffentlicht am 30.08.2017

Ich mag die Neshovs

Sonntags in Trondheim
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Die drei Bücher der Lügenhaus-Reihe hatten mich damals begeistert und ich habe mich gefreut, von einer Fortsetzung zu hören. Ich habe sie vor ca. 6 Jahren gelesen und dieser Abstand war leider zu lang, ...

Die drei Bücher der Lügenhaus-Reihe hatten mich damals begeistert und ich habe mich gefreut, von einer Fortsetzung zu hören. Ich habe sie vor ca. 6 Jahren gelesen und dieser Abstand war leider zu lang, so dass ich die Details der Familiengeschichte und besonders die damaligen Verletzungen und Empfindungen nicht mehr parat hatte. Das fand ich sehr schade.

Im größeren ersten Teil der Geschichte erlesen wir die aktuellen Lebensumstände der beiden Brüder Erlend und Margido Neshov sowie deren Nichte Torunn. Sie ist die Tochter des verstorbenen Bruders Tor. Das schwule Paar Erlend und Krumme lebt mit drei Kindern und deren beiden Müttern in Dänemark und hat momentan keinen Kontakt zu der norwegischen Familie. Ihre Beziehung und ihren Familienalltag empfand ich als etwas schrill, skurill und chaotisch.

Dem selbstständigen Bestatter Margido geht es nicht gut: Privat ist er sehr einsam und die Leitung seines Bestattungsunternehmens fällt ihm zunehmend schwerer. Fortschritte wie das Internet sind ihm fremd und es macht ihm Angst, dass die Geschäftswelt sich rasant verändert und auch vor seiner Branche nicht Halt macht. Er denkt über eine Frühpensionierung nach und sogar darüber, ob es nicht angenehm wäre, wenn sein Leben vorbei sei. Es klingt schon nach einer echten Depression.

Auch Torunns Leben ist düster. In Gedanken hat sie sich bereits von ihrem Lebensgefährten Christer verabschiedet, der längst eine sexuelle Beziehung zu einer jüngeren Frau hat. Erst nach der letzten Kränkung schafft Torunn den endgültigen Absprung. Dieser besagte Sonntag in Trondheim leitet den großen Wendepunkt im Leben der Neshovs ein. Der zweite Teil des Romans ist deshalb geprägt von Torunn und Margido und ihrem gemeinsamen Neuanfang.

Ich fand diese Geschichte sehr warmherzig, leise und humorvoll erzählt. Wer aufgrund des Covers oder der Einstiegsszene was skurill-komisches erwartete, lag wohl falsch. Es war eher eine liebenswerte Darstellung einfacher Menschen, die ihren Weg im Leben suchen. Für mich als bisherige Leserin der Trilogie hat es diese Fortsetzung gebraucht. Ich gönne es jedem Leser, der das Lügenhaus erst kürzlich gelesen hat bzw. erst startet, dass er gleich durchlesen kann bis zu diesem gelungenen 4. Band. Ich selbst würde gerne weitere Entwicklungen der Neshovs lesen. Also, Frau Ragde, nur zu! Aber bitte ohne diesen großen zeitlichen Abstand.

Veröffentlicht am 18.08.2017

unzufrieden

Sieh mich an
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ist für mich ein passendes Etikett für dieses Buch. Es trifft sowohl auf die Hauptperson Katharina also auch auf mich beim Lesen ihrer Geschichte zu:

Katharina ist Mutter zweier Kinder und die Woche über ...

ist für mich ein passendes Etikett für dieses Buch. Es trifft sowohl auf die Hauptperson Katharina also auch auf mich beim Lesen ihrer Geschichte zu:

Katharina ist Mutter zweier Kinder und die Woche über alleine für den Haushalt und die Kinder verantwortlich, weil ihr Mann Costas beruflich in Berlin sein muss und nur am Wochenende nach Hause pendelt. Katharina hat nun in ihrer Brust ein „Etwas“ entdeckt und ist sich fast sicher, dass sie daran wohl schwer erkranken und sterben wird. Allerdings geht sie nie zum Arzt. Sie hat sich jetzt entschlossen, am Montag zum Arzt zu gehen und wir erleben mit ihr den Freitag davor. Dieser eine Tag beinhaltet ihr alltägliches familiäres Chaos und ist überschattet von der Erwartung einer schweren Erkrankung.
Aus den Rückblenden erfahren wir, dass Katharina schon früh ihre Mutter verloren hat und auch eine Cousine von ihr jung verstorben ist. Von daher ist ihre Angst vor Brustkrebs sicher begründet. Aber gerade wegen der familiären Disposition ist es unverständlich, dass sie nie zum Arzt geht.

Unzufrieden kann Katharina wohl sein, weil sie von ihrem Mann Costas mit der gesamten Aufgabe des Haushaltes und der Kindererziehung alleine gelassen wird. Besonders Tochter Helli mit ihrer ADHS Erkrankung streßt ihre Mutter an diesem einem Tag so, dass es schon beim Lesen kaum auszuhalten ist. Und dann lesen wir, dass der Ehemann in Berlin am Telefon die Probleme mit Helli gar nicht hören will, aber sich in SMS's und Mails gerne mal äußert, dass er sich langweilt.

Unzufrieden bin ich, weil mir nicht gefiel, wie Costas und Helli mit Katharina umgehen und sie weder Anerkennung bekommt noch die Möglichkeit hat, sich mal um sich selbst zu kümmern. So passt es auch, dass Katharina trotz Studium nie ihre Berufswünsche erfüllen konnte. Dass sie Kindergartenkindern Musikunterricht erteilt, wird sowohl von Costas als auch von Helli nur belächelt. Sie selbst wurde mir dadurch trotzdem nicht sehr sympathisch, weil ich die Art, wie sie die tausend Probleme dieses einen Tages angegangen ist, nicht nachvollziehen kann.

Außerdem stört mich bei dem Buch, dass es keine Kapitel hat. Für mich sind Kapitel nützlich um sinnvolle Lesepausen zu machen. Es braucht keine Nummern oder Überschriften, aber sie sollen sinnvoll das Geschriebene gliedern. Hier geht das Erzählte immer weiter, nur ab und zu ein Absatz zwischen dem Text und noch seltener ein trennender Stern.