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Veröffentlicht am 27.10.2016

fühle mich getäuscht

DIE WAHRHEIT
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Der Klappentext beschreibt schon den Einstieg in die Geschichte: Sarah lebt seit 7 Jahren allein mit ihrem Sohn Leo. Ihr Mann Philipp ist damals von einer Kolumbienreise nicht zurückgekehrt und es gibt ...

Der Klappentext beschreibt schon den Einstieg in die Geschichte: Sarah lebt seit 7 Jahren allein mit ihrem Sohn Leo. Ihr Mann Philipp ist damals von einer Kolumbienreise nicht zurückgekehrt und es gibt keinerlei Informationen über seinen Verbleib. Ob er aus eigenem Antrieb verschwunden ist oder einen Unfall hatte, getötet oder entführt wurde, ist unklar. Zumindest ist auch keine Lösegeldforderung eingegangen. Und nun die große Überraschung: Philipp, aus einer vermeintlichen Entführung befreit, wird nach Hause geflogen. Aber der Mann, dem Sarah auf dem Flughafen gegenübertritt, ist nicht ihr Ehemann.

Sie ist vollkommen geschockt und ihr gelingt es nicht, die an der Rückkehr Beteiligten darüber zu informieren, dass dies ein Fremder ist. Dem Leser werden die folgenden skurillen und beängstigenden Szenen mit dem Fremden in Sarahs Haus geschildert. Sonderbarerweise findet Sarah kein Mittel, um die Identität Philipps bzw. des Fremden aufzudecken. Das meiste Geschehen erzählt Sarah selbst, aber in kleinen Abschnitten erfährt der Leser die Sichtweise des Fremden. Aus dessen Sicht scheint es so, dass dieser einen bestimmten Auftrag verfolgt, bei dem Sarah sein Feindbild ist und er das Ziel hat, eine bestimmte Wahrheit ans Licht zu bringen. Alles an seinem Verhalten wirkt gefährlich. Soweit war alles recht spannend, aber dann nimmt das Buch eine überraschende Wendung, die für mich vollkommen unlogisch war.

Leider kann ich hier nicht die Widersprüche diskutieren, ohne den Plot des Buches zu verraten. Aber für mich ist es so, dass die Autorin über zwei Drittel des Buches dem Leser Informationen gibt, die nicht zum Ausgang der Geschichte passen. Eventuell könnte man bisherige Handlungen und Aussagen der beiden Protagonisten passend zurechtbiegen, aber für mich ist das nicht stimmig. Das ist mir bisher schonmal bei einem anderen Buch passiert und auch da habe ich mit über die Irreführung geärgert.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Perfektion

Brot backen in Perfektion mit Hefe
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Wenn man das Buch in Händen hält ist es wirklich beeindruckend. Die Größe macht echt was her und ein Schutzumschlag bei einem Kochbuch ist wohl nicht Standard. Die schöne Optik vom Schutzumschlag ist nochmal ...

Wenn man das Buch in Händen hält ist es wirklich beeindruckend. Die Größe macht echt was her und ein Schutzumschlag bei einem Kochbuch ist wohl nicht Standard. Die schöne Optik vom Schutzumschlag ist nochmal auf dem eigentlichen Buch aufgedruckt und zwei Lesebändchen kann man bei der Informationsflut dieses Buches gut gebrauchen. Ganz toll finde ich übrigens das Inhaltsverzeichnis anhand der Brot-Fotos. Übersichtlicher gehts nichts. Sehr hilfreich sind die vielen Anleitungen der Arbeitsschritte in Bildform. Besonders erwähnen will ich, dass der Autor tatsächlich nur ein einziges Bild von sich selbst abbildet und den ganzen Rest der Fotos den Broten widmet. Da hab ich schon sehr gegenteiliges gesehen: ich besitze beispielsweise ein Kochbuch von einem fernsehbekannten Koch, da sehe ich gefühlt mehr Autorenfotos als Rezeptbilder.

Nun zum Brotbacken: Auf der Rückseite gibt es den Hinweis, dass dieses Backen auch für Einsteiger geeignet ist. Beim Reinlesen kamen mir da ehrlich gesagt Zweifel. Teig ansetzen, evtl. Mehlkochstück, Vorteig oder Quellstück vorbereiten, Reife- und Ruhezeit, Dehnen, Falten und Backen erschienen mir doch sehr komplexe Aufgaben. Doch wenn ich mir mein erstes Brot so ansehe, staune ich immer noch über das Ergebnis des ersten Versuches und dass nur eine erbsgroße Hefe-Kugel zum Einsatz kam. Mittlerweile habe ich drei Brote gebacken, die wunderbar geschmeckt haben. Und ich werde sicher noch weitere Backrezepte aus diesem Buch nutzen. Für mich ergibt sich die Erkenntnis, dass das Brotbacken ein komplexes Handwerk ist, aber Lutz Geißler es geschafft hat, dem Laien sehr gute und detaillierte Anleitungen an die Hand zu geben.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Geschenktes Herz

Die Tage, die ich dir verspreche
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Ich bin selbst organtransplantiert und interessiere mich für Bücher zu dem Thema. Allerdings bin ich bei Filmen und Büchern kritisch, wenn sie zu reisserische oder abstruse Stories haben. Bei diesem Buch ...

Ich bin selbst organtransplantiert und interessiere mich für Bücher zu dem Thema. Allerdings bin ich bei Filmen und Büchern kritisch, wenn sie zu reisserische oder abstruse Stories haben. Bei diesem Buch erscheint der Aufhänger, dass Gwen mit ihrem geschenkten Organ mehr als unglücklich ist, erstmal eher negativ gegenüber Transplantationen zu sein. Und doch hat es mir gefallen.

Die Gefühlslage von Gwen wird nachvollziehbar beschrieben. Im Krankenhaus hat sie ihre schwerkranke Freundin Leni zurücklassen müssen, für die kein passendes Herz gefunden wurde. Gwen glaubt, dass sie diesem Geschenk nicht gerecht wird und findet, dass sie es dem Spender und dessen Angehörigen schuldig wäre, das gesunde Herz gut zu nutzen und glücklich darüber zu sein.

Gwen hat das Gefühl, in ihrem familiären Umfeld kein Verständnis für ihre Nöte zu finden und sucht Hilfe in einem Internetforum. Noah moderiert dieses Forum und so treffen die beiden online aufeinander. Durch gegenseitige Provokation und Falschverstehen kommt es zu der Situation, dass Gwen spontan von Berlin zu Noah nach München fährt. Gwen ist aus der Überzeugung heraus zu Noah gekommen, dass sie diesem ihr Herz weitergeben könnte. Noah erkennt die dramatische Lage, in der sich Gwen befindet, und versucht ihr zu helfen. Die beiden gehen liebevoll und behutsam miteinander um, sind aber fast nicht in der Lage, das schwierige Thema zu bewältigen. Für mich war es eine mal traurige, mal humorvolle Liebesgeschichte bei der besonders Noah eine herzliche und fürsorgliche Rolle gespielt hat.

Eine Erkenntnis aus Gwens Geschichte ist, dass eine Organtransplantation eine überaus komplexe Sache sowohl für den Patienten als auch seine Angehörigen ist. Sie haben meist über Jahre hinweg viel erdulden müssen und mit der lebensrettenden Operation wird eben nicht der Schalter umgelegt zum “alles-ist-gut”. Es bleibt eine Herausforderung, mit einer verbesserten Gesundheit seinen Weg in den Alltag zurückzufinden. Für Gwen wäre es sicher deutlich einfacher gewesen, wenn sie von einer Psychotherapie begleitet worden wäre. Ich fand es schön, dass diese Geschichte nicht feindseelig gegenüber Organtransplantationen erzählt wird.

Veröffentlicht am 20.09.2016

Rasant

Der Killer
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Beim Einstieg ins Buch lernen wir Will Robie kennen. Er ist ein Auftragskiller und den ersten Mord erleben wir mit ihm in Schottland. Auffällig fand ich, dass Robie bei jedem Auftrag die Möglichkeit im ...

Beim Einstieg ins Buch lernen wir Will Robie kennen. Er ist ein Auftragskiller und den ersten Mord erleben wir mit ihm in Schottland. Auffällig fand ich, dass Robie bei jedem Auftrag die Möglichkeit im Auge hat, dass er dabei selbst ums Leben kommen kann. Nach Auftragserfüllung in Schottland geht es für Robie an den nächsten Job in Marokko.

Doch bald nimmt die Handlung eine interessante Wendung: Robie bricht einen weiteren Auftrag direkt vor Ort ab und weiß, dass nun nichts mehr ist, wie es war. Auf seiner Flucht begegnet ihm die 14 jährige Julie. Robie realisiert, dass auch sie in Lebensgefahr ist. Julie hat zuhause die Ermordung ihrer Eltern mit anhören müssen und flüchtet ebenfalls. Im gemeinsam genutzten Reisebus wird Julie angegriffen, Robie kommt zu Hilfe und sie verlassen den Bus. Nach der überraschenden Explosion des Busses setzen Will und Julie ihren Weg erst mal gemeinsam fort.

Ab jetzt versucht Robie auf eigene Faust und auch in Zusammenarbeit mit dem FBI aufzuklären, wer hinter den sonderbaren Ereignissen steckt und wer ihn persönlich im Visier hat. Dabei vermischen sich die Ereignisse miteinander. Es kommen noch weitere wichtige Personen hinzu, bei denen immer der Zweifel besteht, ob sie tatsächlich auf Wills Seite sind oder eben der Gegenseite wichtige Informationen liefern. Will und Julie verfolgen mittlerweile das gleiche Ziel und die Ereignisse bewegen sich rasend auf ein komplexes Finale zu.

Ich hatte bereits einen Agententhriller von David Baldacci gelesen, der mich leider nur wenig ansprach. Mit diesem Buch erging es mir vollkommen anders: Der spannende Schreibstil mit den kurzen Kapiteln hatte mich sehr schnell gepackt. Die Charaktere waren sympathisch, die Geschichte rasant und mit ständigen Wendungen. Dialoge mit Humor und eine spannende, komplexe Geschichte haben immer wieder Lust gemacht, weiterzulesen. Da es mit Will Robie schon zwei Folgebände gibt, möchte ich diese unbedingt lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Action
  • Charaktere
  • Tempo
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

stimmige Geschichte

Und damit fing es an
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Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. ...

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste beginnt 1947 und beschreibt die Kinderjahre des Gustav Perle. Er lebt unter ärmlichen Bedingungen mit seiner Mutter Emilie in Matzlingen in der Schweiz. Sein Vater ist kurz nach seiner Geburt verstorben. Die Mutter ist verbittert über den Tod von Erich und beschuldigt die Juden im Allgemeinen, an dessen Tod schuld zu sein. Die Hintergründe kennt Gustav nicht. In Gustavs tristem Leben gibt es eine große Veränderung, als Anton neu in seine Klasse kommt und er sich um den weinenden und verschüchterten Jungen kümmern soll. Gustav schließt Anton und auch seine Eltern schnell in sein Herz und ist dankbar um die Bereicherung in seinem Leben. Dieser Abschnitt ist sehr warmherzig erzählt, Gustavs Gedankenwege werden glaubhaft und berührend geschildert.

Der zweite Abschnitt handelt viele Jahre früher: hier wird die Kennenlerngeschichte und die Ehe von Emilie und Erich Perle vorgestellt. Dies geschieht in der Vorkriegszeit. Erich ist stellvertretender Polizeichef und ihm macht das schwierige weltpolitische Umfeld zu schaffen. Da Emilie nur ihre eigene kleine Welt und ihr Wohlbefinden im Auge hat, gibt es zwischen den beiden bald die ersten Schwierigkeiten. Dieser Abschnitt klärt die offenen Fragen aus dem 1. Abschnitt und der Leser weiß wohl über die tragischen Verlauf der Ehe seiner Eltern mehr, als Gustav selbst.

Im 3. Abschnitt sind beide Männer schon um die 50 und wohnen noch in Matzlingen. Gustav ist weiterhin wie in seinen Kinderjahren um einen freundlichen Umgang mit seinen Mitmenschen bemüht, auch wenn diese ihm wenig Gutes entgegenbringen. So z.B. seine Mutter, die bis zu ihrem Tod Gustav kritisierend und fast feindselig behandelt. Oder auch Anton, der sich um die Freundschaft mit Gustav gar nicht bemüht, aber immer auf ihn zurückgreift, wenn etwas Unangenehmes zu erledigen ist. Wie wohl viele Leser habe auch ich mich über die egoistische Art von Anton geärgert, der Gustav immer dreister ausnutzt und sich nicht um dessen Befinden schert. Trotzdem habe ich diese Buch mit großem Interesse gelesen. Es war eine stimmige, interessante Geschichte über zwei Generationen in einem angenehm zu lesenden Schreibstil.