FeelGood-Roman mit kleinen Abzügen in der B-Note
Der Wal und das Ende der WeltKaum ein Buch ist mir in den letzten Jahren so häufig begegnet und ans Herz gelegt worden, wie „Der Wal und das Ende der Welt“ von John Ironmonger, der Roman, der wie eine wahr gewordene Prophezeiung daherkommt, ...
Kaum ein Buch ist mir in den letzten Jahren so häufig begegnet und ans Herz gelegt worden, wie „Der Wal und das Ende der Welt“ von John Ironmonger, der Roman, der wie eine wahr gewordene Prophezeiung daherkommt, und bereits auf den ersten Seiten stellte sich ein leises Gefühl von Verstehen ein. Rachel Joyces „Harold Fry“ kam mir prompt in den Sinn, „Bären füttern verboten“ von Rachel Elliott ebenso; Feel Good-Romane in sehr britischem Stil mit einem leicht bissigen, ironischen Humor und viel Herz und Empathie.
Eine Legende ist Joe Haak, der Mann, der eines seltsamen Tages an der Seite eines Wales am Strand eines Fischerdorfes in Cornwall angespült wurde. Wie ein Wunder, oder wenigstens ein Wink des Schicksals, erscheint beider Auftauchen den 307 Einwohnern des Dorfes St. Piran und schon bald gewinnt der Investment-banker aus London ihr Vertrauen - und das Herz einer jungen Dame namens Polly. Als seine Analysen eine weltweite Grippe-Epidemie vorhersagen, trifft Joe aufgrund eines alten Versprechens eine folgenschwere Entscheidung, die die Gemeinschaft auf die Probe stellt; die Kraft aller ist gefragt- und der unbedingte Glaube an die Menschlichkeit.
Wie David gegen Goliath oder wie die aufmüpfigen Gallier gegen Cäsars Imperium mutet der Widerstand dieses kleinen Dorfes gegen eine existenzielle, alles bedrohende Krise an, die unserer aktuellen Situation wirklich beängstigend nahe kommt. Der Blick Ironmongers auf die Menschen hat dabei etwas Zärtliches, Märchenhaftes; er sieht sie in der Idealvorstellung einer besseren Welt, an die ich wider besseren Wissens gerne glauben möchte. Eine Parabel auf das Leben und die Menschlichkeit aber auch eine kluger Blick auf unsere globalisierte Welt und wie alles bis ins Kleinste zusammenhängt. Auch von mir gibt es das Prädikat Lesenswert - mit kleinen Abstrichen in der B-Note wegen ein paar Längen im Mittelteil, des mitunter etwas liederlich anmutenden Frauenbildes, das der Autor hier vermittelt und des, für meinen Geschmack, etwas zu kitschigen Endes.