Glücklich sterben
Das giftige GlückEs ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch ...
Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch gegessen haben sterben, glücklich zwar und anscheinend ohne Schmerzen, aber sie sterben. Statt das Kraut nun zu meiden, wird es für viele Verzweifelte zum vermeintlichen Rettungsanker.
In dieses Szenario setzt die Autorin ihre Figuren. Kiki, die ihre an MS erkrankte zynische Freundin Olga pflegt und Jasse, die gerade mit dem Weggang ihrer Mutter klarkommen muss und der daraus resultierenden Hilflosigkeit ihres Vaters. Die Figuren sind allesamt speziell, schleppen viel Ballast mit sich herum und ihre Interaktion ist konfliktbehaftet. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die anscheinend nur einen Ausweg zulässt. Leider fehlt den Figuren etwas an Substanz. Gerade bei der dreizehnjährigen Jasse wird dies deutlich, oft erklärt sich ihr radikales Verhalten nur schwer.
Das Buch ist sehr vielschichtig aufgebaut und vereint verschiedene Genre miteinander. Zeitweise war ich etwas unschlüssig, wohin die Autorin mich mitnehmen möchte. Die Geschichte zeigt eindeutig Krimielemente, ist Gesellschaftskritik und in gewisser Weise auch eine dystopische Zukunftsversion und hat auch ein bisschen was von einer Tragikkomödie mit abgrundtief schwarzem Humor. Im Grunde ist das aber auch ganz egal, denn auch ohne in eine Schublade zu passen, bringt einen das Buch zum Nachdenken.
Wir Alle werden sterben, diese unausweichliche Tatsache steht fest, seit dem Tag unserer Geburt. Die meisten von uns haben keine Angst vor dem Tod an sich, sondern eher vor dem Wie. Hier setzt die Autorin an. Was würden wir tun, würde die Natur uns hier einen schmerzfreien Ausweg aufzeigen? Eigentlich doch eine beruhigende Vorstellung, man hätte da sein "Notfallkit" Zuhause und würde, im Fall des Falles, Tag und Uhrzeit selbst bestimmen und glücklich aus dem Leben scheiden. Verlockender Gedanke, oder nicht?
Ein interessantes Gedankenspiel mit ernstem Hintergrund, gerade angesichts der Diskussion um Patientenverfügungen, lebensverlängernde Maßnahmen, selbstbestimmtes Sterben und Sterbehilfe.