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Veröffentlicht am 30.01.2022

Glücklich sterben

Das giftige Glück
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Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch ...

Es ist Bärlausaison, in den Wäldern und Parks rund um Wien stehen ganze Felder des grünen Krauts und ziehen Sammler an. Plötzlich kommt es zu einigen unerklärlichen Todesfällen. Personen, die Bärlauch gegessen haben sterben, glücklich zwar und anscheinend ohne Schmerzen, aber sie sterben. Statt das Kraut nun zu meiden, wird es für viele Verzweifelte zum vermeintlichen Rettungsanker.

In dieses Szenario setzt die Autorin ihre Figuren. Kiki, die ihre an MS erkrankte zynische Freundin Olga pflegt und Jasse, die gerade mit dem Weggang ihrer Mutter klarkommen muss und der daraus resultierenden Hilflosigkeit ihres Vaters. Die Figuren sind allesamt speziell, schleppen viel Ballast mit sich herum und ihre Interaktion ist konfliktbehaftet. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die anscheinend nur einen Ausweg zulässt. Leider fehlt den Figuren etwas an Substanz. Gerade bei der dreizehnjährigen Jasse wird dies deutlich, oft erklärt sich ihr radikales Verhalten nur schwer.

Das Buch ist sehr vielschichtig aufgebaut und vereint verschiedene Genre miteinander. Zeitweise war ich etwas unschlüssig, wohin die Autorin mich mitnehmen möchte. Die Geschichte zeigt eindeutig Krimielemente, ist Gesellschaftskritik und in gewisser Weise auch eine dystopische Zukunftsversion und hat auch ein bisschen was von einer Tragikkomödie mit abgrundtief schwarzem Humor. Im Grunde ist das aber auch ganz egal, denn auch ohne in eine Schublade zu passen, bringt einen das Buch zum Nachdenken.

Wir Alle werden sterben, diese unausweichliche Tatsache steht fest, seit dem Tag unserer Geburt. Die meisten von uns haben keine Angst vor dem Tod an sich, sondern eher vor dem Wie. Hier setzt die Autorin an. Was würden wir tun, würde die Natur uns hier einen schmerzfreien Ausweg aufzeigen? Eigentlich doch eine beruhigende Vorstellung, man hätte da sein "Notfallkit" Zuhause und würde, im Fall des Falles, Tag und Uhrzeit selbst bestimmen und glücklich aus dem Leben scheiden. Verlockender Gedanke, oder nicht?

Ein interessantes Gedankenspiel mit ernstem Hintergrund, gerade angesichts der Diskussion um Patientenverfügungen, lebensverlängernde Maßnahmen, selbstbestimmtes Sterben und Sterbehilfe.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Untypisch

Die Katze im Taubenschlag
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Meadowbank ist ein sehr angesehenes Internat, das sogar Prinzessin unter den Schülerinnen hat. Das neue Schuljahr bringt einiges an Aufregung, so kommen nicht nur neue Schülerinnen an, sondern auch einige ...

Meadowbank ist ein sehr angesehenes Internat, das sogar Prinzessin unter den Schülerinnen hat. Das neue Schuljahr bringt einiges an Aufregung, so kommen nicht nur neue Schülerinnen an, sondern auch einige neue Lehrerinnen beginnen ihren Dienst und schon nach wenigen Wochen erschüttert ein Mord die ehrwürdigen Mauern.

Das Buch ist bereits der 51. Kriminalroman von Agatha Christie. Direkt zu Beginn werden eine Unmenge an Personen eingeführt. Das macht es zeitweise etwas schwierig, da man ja auch noch nicht weiß, wer für den Fortgang noch wichtig sein wird, wird im Verlauf der Geschichte aber besser. Die Geschichte ist facettenreich, irgendwie kein typischer Poirot, hat über weite Strecken eher etwas von einer Spionagegeschichte, als von einem klassischen Krimi. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass A.C. nicht recht wusste wohin die Reise gehen sollte. Für mich erklärt das auch den recht späten Auftritt vom Meisterdetektiv. Die Geschichte dümpelt etwas vor sich hin, vielleicht fehlte die zündende Idee fürs Finale und dann kommt Poirot und lösst quasi im Alleingang, nur mit Hilfe seiner kleinen grauen Zellen den Fall.

Trotz allem ein gut konstruiertes Buch, mit Verwicklungen und überraschenden Wendungen. Immer wenn man denkt, man hat das Rätsel gelöst, merkt man, dass nur die Hälfte davon stimmt. Kein ganz typischer Poirot, aber spannend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Anderer Blickwinkel

Frauenfragen - Männer antworten
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Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin ...

Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin Mari Lang trifft für ihren, in Coronazeiten entstandenen Podcast "Frauenfragen" verschiedene östereichische Promi-Männer und stellt ihnen Fragen, die sonst eben nur Frauen beantworten müssen. Ihre interessanten Gespräche hat sie zum Teil in diesem Buch aufgeschrieben.

Von den Promis kenne ich, zugegebenermaßen nur Richard Lugner, den Baulöwen, die Anderen sind in Deutschland wahrscheinlich eher weniger bekannt. Ich könnte mir das Format gut mit einigen deutschen Promis vorstellen. Die Autorin versteht es gut ihre Gespräche schriftlich wiederzugeben. Sie schreibt leicht, mit viel Humor, charakterisiert ihr Gegenüber treffend und macht auch keinen Hehl aus ihren Empfindungen während der Gespräche, auch wenn sie negativ waren. Die Treffen mit den Gesprächspartnern werden eingebetete in persönliche Alltagsbetrachtungen der Autorin, das macht sie mir sehr sympathisch. Die einzelnen Abschnitte sind oft zum Schmunzeln, manchmal aber auch einfach nur zum Kopfschütteln und zeigen teils generationsbedingte Ansichten der befragten Männer.

Das Buch enthält 11 Gespräche, zu Beginn gibt es den "Roten Teppich" mit ein paar Einstiegsfragen, sowie eine Grafik des Gesprächspartners. Zwischen den einzelnen Abschnitten kommen Frauen zu Wort und berichten von klassischen Frauenfragen, die ihnen gestellt wurden. Es gibt natürlich ein Nachwort der Autorin, eine Danksagung und am Ende wird jeder Gast noch einmal kurz vorgestellt. Das Buch enthält einige Fussnoten, die man auf den letzten Seiten erläutert bekommt.

Ein wirklich interssantes Buch, das mal einen ganz anderen Blickwinkel ermöglicht.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Alles für die Familie

Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung
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" Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten, im Zuge der Demokratisierung steht heute fast dem gesamten männlichen Bevölkerungsteil eine Ehefrau ...

" Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten, im Zuge der Demokratisierung steht heute fast dem gesamten männlichen Bevölkerungsteil eine Ehefrau als Dienerin zur Verfügung."
Dieser Satz findet sich fast am Ende des Buches von Evke Rulffes und er wirkt unwirklich. Nach der Lektüre bildet er allerdings eine logische Konsequenz aus der bisherigen Entwicklung, schließlich ist es nichts anderes, was eine Ehefrau verrichtet, Dienste, die früher von Dienstboten verrichtet wurden und aus Kostengründen irgendwann immer mehr in die Verantwortung der Ehefrau übergingen.

Die Autorin setzt in ihren Ausführungen recht früh an, geht Jahrhunderte zurück, zeigt eine Zeit in der es vollkommen normal war, das Frauen Betriebe führten, ein Handwerk ausübten, Handel trieben. Gerade in Kriegszeiten war es unabdingbar, dass Frauen all diese Tätigkeit autark und selbständig ausführen konnten, um so in Abwesenheit der Männer das Auskommen der Familie zu sichern. Später werden Mann und Frau als Partner dargestellt, allerdings kommt es immer mehr zu einer gewissen Aufgabenverteilung. Während der Mann die Rolle des Hausvorstandes ausübt, obliegt es der Frau über das Gesinde und die täglichen Aufgaben in Haus und Hof zu wachen. Es gibt für ihr Aufgabenfeld schriftliche Ratgeber, Die Hausmutter, erscheint in mehreren Bänden und gibt umfassende Tipps für alle Lebensbereiche, von Rezepten, über das Verhalten gegenüber dem Gesinde, bis hin zu ehelichen Pflichten wird alles behandelt. Diesem Abschnitt widmet sich die Autorin über weite Strecken des Buches, sehr interessant, aber manchmal etwas langatmig.

Das Buch zeigt sehr eindrücklich die Anforderungen, die an eine Ehefrau in verschiedenen Zeiten gestellt wurden und wie sie immer wieder an ihrem Verhalten gemessen wird. Nach der Lektüre verstehe ich um einiges besser, warum Frauen auch heute noch anders gesehen werden, in Rollen feststecken, unsicher sind und von Selbstzweifeln geplagt werden und sich aufreiben im Spagat zwischen Familie, Haushalt und Beruf.
Die Hausfrau ist tatsächlich eine Erfindung, wie der Titel ganz richtig beschreibt. Eine Erfindung der Gesellschaft, aber vor allem eben von Männern. Die Ehefrau, die schon immer zum Einkommen der Familie beigetragen hat, darf dieses nicht mehr offen, denn es würde dem Ansehen des Mannes schaden. Sie soll repräsentieren, den Wohlstand mehren, in dem sie Arbeiten nicht mehr auslagert, sondern selbst ausführt. Sie soll die Erziehung der Kinder übernehmen, dem Mann nach einem schweren Tag eine Stütze sein, nie klagen, oder sich beschweren und möglichst trotz einem vollgepackten Tag noch ihren ehelichen Pflichten nachkommen.

So sehr wir bei diesem Bild auch schmunzeln, zeigt die Autorin doch, wie weit in die jüngere Vergangenheit hinein dies Alltag war. Die Erkenntnis regt zum Nachdenken an und zum reflektieren über eigene Rollenbilder.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Geheimnisse

Die Früchte, die man erntet
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Anscheinend völlig wahllos tötet ein Heckenschütze mehrere Menschen in der schwedischen Kleinstadt Karlshamn. Vanja Lithner wird als ermittelnde Beamtin mit ihrem Team hinzugezogen. Der Druck ist groß, ...

Anscheinend völlig wahllos tötet ein Heckenschütze mehrere Menschen in der schwedischen Kleinstadt Karlshamn. Vanja Lithner wird als ermittelnde Beamtin mit ihrem Team hinzugezogen. Der Druck ist groß, die Angst vor weiteren Morden ebenso, bald weiß sich Vanja nicht anders zu helfen, als ihren Vater um Rat zu fragen, Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann.

Das Buch ist bereits das siebte aus der Reihe um Sebastian Bergmann, den das Autorenduo hier abliefert. Ich muss gestehen, ich kenne die Bücher zwar, habe aber bisher keins gelesen. Der Fall, etwas im Stil von Bonnie und Clyde, steht recht eigenständig, allerdings gibt es natürlich viele Hinweise auf die Ereignisse aus den Vorgängerbüchern. Meine Unkenntnis hat mir den Leseeindruck nicht gemindert, obwohl ich an einigen Stellen schon gern gewusst hätte, was passiert ist.

Das Buch baut sich aus mehreren Handlungssträngen auf. Der Leser verfolgt die Ermittlungen rund um Vanja und ihr Team, die Taten an sich und begleitet Sebastian bei der Arbeit als Therapeut. Die verschiedenen Fäden werden im Verlauf der Story immer weiter miteinander verwoben und man nähert sich recht früh dem vermeintlichen Finale, das allerdings noch mit einer großen Überraschung aufwartet. Eine sehr interessante Idee, die die Autoren hier umgesetzt haben, habe ich in dieser Form bisher noch nicht gelesen.

Bis zu dieser Unerwarteten Wendung war der Spannungsbogen relativ gleichbleibend, danach zieht sich das Ganze etwas, bevor es zum Ende hin nochmal richtig brenzlig wird.

Trotz der interessant konstruierten Geschichte bin ich mit keiner der Figuren wirklich warm geworden. Die Hauptfigur des Sebastian Bergmann ist mir fast etwas unsympathisch, ob das daran liegt, das ich die anderen Bücher nicht kenne kann ich nicht sagen. Vielleicht fehlt mir hier tatsächlich das Fundament, das mich das Verhalten der Figuren besser verstehen lassen würde. Nichtsdestotrotz hat mich die Stimmung mitgenommen, der Stil hat, mit wenigen Abstrichen, meinen Geschmack getroffen und ich werde sicher die Reihe vom ersten Buch an lesen.

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