Wichtiges Buch
FRAUEN LITERATURIch habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, ...
Ich habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, fallen mir sofort etliche männliche Autoren ein, die Pflichtlektüre waren, bei Autorinnen ist mir tatsächlich nur Christa Wolf eingefallen. Schon merkwürdig. Auch beim erinnern an den Schullesestoff meiner Kinder kommen die allgegenwärtigen Namen zu Tage, Goethe, Schiller, Heine, Mann und ein, oder zwei modernere Stoffe, aber auch hier, Frauen definitiv in der Minderheit.
Nicole Seifert zeigt mit diesem Buch eindringlich und fundiert, dass dies keine verschobene Wahrnehmung ist, sondern Realität. Früher schon und auch heute noch. Während bestimmte Werke aus männlicher Feder ohne Unterbrechung hoch gelobt werden und als wervolle Klassiker gelten, sind Werke von Frauen, obwohl zur Erscheinung genauso erfolgreich, in Vergessenheit geraten. Viele dieser wunderbaren Geschichten werden seit einigen Jahren "wiederentdeckt" und die Lektüre lohnt sich, damals wie heute, denn anders als von Männern oft behauptet , können Frauen weit mehr als nur Liebesromane.
Ich selber muss gestehen, dass auch ich in einigen Rezensionen oft explizit darauf hinweise, dass ich erstaunt darüber bin, dass die Worte von einer Frau stammen. Gerade bei Thrillern geht mir das oft so, dass ich denke - wow, so brutal schreibt eine Frau. Aber warum ist das eigentlich so? Weil auch ich, unterbewusst, einer Autorin nicht zutraue, so schreiben zu können? Alles Quatsch, wie ich schon mehrfach lesen durfte, aber diese Denkweise schein tief in uns verwurzelt, vielleicht sogar anerzogen. In meinem Bücherregal liegt die Frauenquote übrigens überdurchschnittlich hoch, gerade was mein Lieblingsgenre Krimi/Thriller anfeht. Hier haben Autorinnen bei mir eindeutig die Nase vorn. Auf meiner Liste abgebrochener Bücher finden sich dagegen fast gar keine Autorinnen. Ich wähle meine Bücher eh nicht nach dem Namen, sondern nach dem Inhalt aus.
Nach der Lektüre ist auf jeden Fall klar, dass sich gerade auch im schulischen Bereich etwas ändern muss, aber natürlich vorrangig bei Verlagen, Verlegern und besonders männlichen Kritikern. Denn wie gesagt, Frauenliteratur hat weit mehr zu bieten als Rezepte, Haushaltstipps und Romantik. Meine Leseliste ist nach diesem Buch um einige wirklich interessante Bücher gewachsen.
Ein Muss für alle Leser und Literaturbegeisterten, unabhängig davon, welchem Geschlecht, oder welcher sexuellen Orientierung man sich zugehörig fühlt.