Miss Marple ist wohl eine der bekanntesten Hobbydetektivin der Literatur. In 16 Büchern ermittelt die alte Dame auf ihre unvergleichliche Art, ihre Figur und der Stil der Autorin sind noch heute Vorbild ...
Miss Marple ist wohl eine der bekanntesten Hobbydetektivin der Literatur. In 16 Büchern ermittelt die alte Dame auf ihre unvergleichliche Art, ihre Figur und der Stil der Autorin sind noch heute Vorbild für viele Krimiautor*innen. Hier nun huldigen zwölf von ihnen der Queen of Crime, Agatha Christie und interpretieren Miss Marple auf ihre ganz persönliche Art.
Der Leser begleitet die alte Dame so zum Beispiel auf einer Reise nach New York, trifft sie aber auch in ihrem Heimatort St.Mary Mead, immer dabei viele, ebenfalls aus den Originalbüchern bekannte Figuren, wie ihr Neffe Raymond, oder Colonel Bantry. Die verschiedenen Autoren greifen auf Bekanntes zurück und ziehen oft Querverweise zu anderen Fällen. Wer die Krimis um Miss Marple kennt, wird sich hier direkt wohl und wertgeschätzt fühlen. Es wird so eine Verbindung zum Original geschaffen, man hat nicht das Gefühl etwas völlig Neues zu lesen, für mich ist dies ein Zeichen von Respekt.
Natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass einem als Leser nicht unbedingt jede Geschichte gleich gut gefällt. Ich habe mich bei allen gut unterhalten gefühlt. Bei Einigen konnte man tatsächlich vergessen, dass sie nicht von Agatha Christie selbst geschrieben wurden. Bei Anderen spürte man es eher. Fans von AC werden gewisse Nuancen erkennen, auch sind die Geschichten im Ton moderner, spielen natürlich einige Zeit später als die Originale und das wird auch thematisiert.
Ich habe mich definitiv gut unterhalten gefühlt. Aufgrund ihrer Kürze sind die Geschichten schnell zwischendurch weggelesen, allerdings fehlt dadurch, das in den Romanen mögliche, mit kriminalisieren. Ich würde das Buch definitiv Fans als Ergänzung empfehlen, aber auch solchen Krimilesern, denen die Originale vielleicht zu angestaubt und konstruiert sind. Diese kommen so der sympathischen alten Dame vielleicht etwas näher und entdecken so wie zeitlos die Krimis von AC letztlich sind.
Reza wird im Iran geboren und kommt schon früh mit seinen Eltern nach Deutschland. In einer typischen Hochhaussiedlung im Ruhrgebiet findet die kleine Familie ihr neues Zuhause, ihre neue Heimat, doch ...
Reza wird im Iran geboren und kommt schon früh mit seinen Eltern nach Deutschland. In einer typischen Hochhaussiedlung im Ruhrgebiet findet die kleine Familie ihr neues Zuhause, ihre neue Heimat, doch wie Heimat fühlt es sich nicht an.
Ich hatte bereits viel über Behzad Karim Khanis erstes Buch gehört, es aber noch nicht gelesen. Als ich dann im Rahmen einer Leserunde die Möglichkeit bekam, seinen neuen Roman zu lesen, war ich begeistert. Kahni schreibt unglaublich, seine erzählerische Kraft ist in jedem Wort, in jedem Satz zu spüren. Sein Stil ist mitreißend, sehr direkt, klar, schonungslos, auf den Punkt und zeugt von einer guten Beobachtungsgabe. Eine Beobachtungsgabe, wie sie auch seine Hauptfigur Reza zu haben schein.
Der Roman erzählt von Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt. Eine heruntergekommene Siedlung am Stadrand, die meisten Deutsche, die früher hier lebten sind längst weggezogen, haben sich "weiterentwickelt" zu ihrem kleinbürgerlichen Leben mit Reihenhaus und eigenem Auto. Zurückgeblieben sind Familien wie die von Reza, eine aus verschiedenen Nationalitäten und Religionen zusammengewürfelte Gemeinschaft, in denen man meist für sich bleibt. Selbst die Kinder bilden nur Zweckgemeinschaften, um irgendwie dem Alltag zu entfliehen, der nicht selten bestimmt ist von Armut und Gewalt.
Gewalt zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Man beobachtet sie in den Familien, in der Schule, unter den Kindern und es ist erschreckend, wie schnell sie als Lösung für Alles etabliert wird. Woher diese Gewaltbereitschaft gerade bei Reza kommt bleibt leider unklar, vorgelebt wird ihm eigentlich etwas ganz anderes von seinen Eltern. Speziell vom ruhigen, eher resignierten Vater. Der Leser kann nur vermuten, warum Reza sich entwickelt wie er es eben letztlich tut, warum Gewalt und Kriminalität seine Antwort sind. Leider lässt der Autor hier vieles im Dunkeln, dadurch bleibt Reza für den Leser immer auf Distanz, man versteht sein Handeln oft nicht. Die wenigen Erklärungen, die gegeben werden scheinen oft nicht unbedingt stimmig, laufen meist darauf hinaus, dass immer die Anderen Schuld sind, dass das System einen im Stich lässt, dass die Vorurteile zu groß sind, dass einem keine andere Wahl gelassen wird. Da sind die Berufsabschlüsse der Eltern aus dem Iran, die in Deutschland nicht anerkannt werden und dem Vater nur eine Arbeit als Taxifahrer lassen, oder die deutsche Nachbarin, die aus dem Fenster auf die Kinder einbrüllt, damit die direkt lernen, dass hier in Deutschland Zucht und Ordnung herrschen. Das beginnt mit unterschiedlichen Ansichten zum Thema Respekt und endet mit Unverständnis zu den verschiedensten Eßgewohnheiten.
Der Autor hat es auf unvergleichliche Weise geschafft, einen Lebensweg zu zeigen, wie er stellvertretend für viele Geflüchtete steht. Während der Lektüre bin ich zwischen den verschiedensten Emotionen hin und her geschwankt. Ich war traurig, erschrocken, geschockt, war man am Anfang des Buches noch voller Verständnis und Mitgefühl für den kleinen entwurzelten Jungen, wurde man später nur noch wütend. Eine Wut, die mir unangenehm ist, die sich aber leider in jener Wut widerspiegelt, die derzeit in großen Teilen der Bevölkerung zu spüren ist. Zu diesem Punkt wurde dann auch innerhalb der Leserunde sehr intensiv diskutiert und es wurde einmal mehr klar, dass es einen unglaublichen Redebedarf auf beiden Seiten gibt. Khani hat eine Geschichte niedergeschrieben, die die Leser unglaublich polarisiert.
"Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten". Diese Worte von Gerichtsmediziner Christian Reiter kann man wahrscheinlich durchaus als Tatsache ansehen, den wenn ...
"Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten". Diese Worte von Gerichtsmediziner Christian Reiter kann man wahrscheinlich durchaus als Tatsache ansehen, den wenn jemand etwas darüber weiß, wie Menschen gewaltsam zu Tode kommen können, dann der Professor.
Der Leser erfährt, das Reiter schon in seiner Kindheit vom Tod und dessen Ursache fasziniert ist, sein erstes Forschungsprojekt, der verstorbene Hamster. Eine Karriere als Mediziner scheint vorgezeichnet, aber bald wird klar, mit dem Lebenden hat es Reiter nicht so und so widmet er seine Arbeit den Vertorbenen und versucht hinter das Geheimnis ihres Todes zu kommen, nicht zuletzt, um Mörder zu überführen und den Hinterbliebenen Trost zu spenden.
Neben seiner eigentlichen Arbeit ist Reiter aber auch passionierter Sammler morbider Schätze, besitzt Totenschädel, Knochen, Skelette, aber auch historische Zeichnungen und Bücher. Dem Journalisten Florian Klenk gibt er Einblick in seine private Sammlung, aber auch in die des Gerichtsmedizinischen Museums der Universität Wien. Klenk entwickelt die Idee zu einem Podcast und dieser wird ein großer Erfolg.
Im Buch nun veröffentlicht Klenk einige Anekdoten und Fälle aus Reiters täglicher Arbeit, aber auch viel persönliches über den Mediziner. Der Leser erfährt, was die abgeschnittenen Haare Beethovens über seine Krankengeschichte erzählen, wie ein afrikanischer Fürst nach seinem bewegten Leben als Präparat im Museum landet, oder die genauen Umstände, die zum Tod eines Mannes während eines Abschiebefluges führten.
Die einzelnen Kapitel sind spannend geschrieben, die Geschichten werden erzählt ohne reißerisch zu sein, Kurioses wird nicht ins Lächerliche gezogen, der Ton ist immer angemessen. Der Leser erfährt einige interessante historische Details, etwa wie es zum Ausbruch der Pest in Wien kommen konnte, oder wie die Legende des Vampyrismus entstanden ist.
Gerichtsmedizin ist den meisten wohl am ehesten aus den verschiedensten Krimiserien bekannt, wenn durch eine Haarprobe der Mörder überführt wird, hier gibt es nochmal ganz andere interessante Einblicke, allerdings ist das Buch sicher nicht für jeden geeignet.
Jane lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Ort an der Küste Maines. Im Sommer jobbt sie nebenher auf einem Touristenboot und erzählt den zahlenden Kunden von der Geschichte des Ortes. Auf einer dieser ...
Jane lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Ort an der Küste Maines. Im Sommer jobbt sie nebenher auf einem Touristenboot und erzählt den zahlenden Kunden von der Geschichte des Ortes. Auf einer dieser Fahrten entdeckt sie ein altes Haus, versteckt auf einer Klippe und dieses Haus wird ein wichtiger Teil ihres Lebens werden.
Die Frauen von Maine ist ein sehr berührender Roman über Frauen, Familie, Liebe, Verlust, über Wurzeln, darüber, wie verschieden die Perspektiven auf die Vergangenheit sein können und darüber, wie diese verschiedenen Perspektiven dazu führen können, wie Geschichte, über Generationen hinweg falsch weitergegeben wird.
Die Autorin schafft es mit ihrem Stil einen direkt mitzunehmen in die Geschichte, die mit Jane und ihrer Jugend beginnt. Man lernt die Familienverhältnisse kennen, erlebt das schwierige Verhältnis zu Janes alkoholkranker Mutter, die Freude, die Jane in ihren Büchern findet, am Lernen und die ersten Enttäuschungen, als sie realisiert, das sie ein Stipendium eben nur bekommt, weil sie durch ihre Lebensumstände dafür in Frage kommt. In dieser Phase findet Jane dann ihren Sehnsuchtsort, das Haus auf den Klippen, hier findet sie Zuflucht vor der Welt und beginnt sich schon früh zu fragen, wer wohl früher hier gelebt hat und wie das Leben dieser Menschen wohl ausgesehen haben mag.
Jahre später begegnet der Leser Jane wieder, konfrontiert mit dem Tod ihrer Mutter, mit ihrer ungewollten Kinderlosigkeit, mit dem Scheitern ihrer Ehe und mittlerweile auch ihrem eigenen Alkoholproblem. Eine wirklich sympatische Hauptfigur ist Jane hier eher nicht, sie wirkt sehr egoistisch, selbstzerstörerisch, zerfließt vor Selbstmitleid und schwelgt in ihrer Wut und ihrem Hass auf ihre Mutter. In diesem Teil des Buches webt die Autorin geschickt die Schicksale der verschiedenen Frauen ein, die in den vergangenen Jahrhunderten im Haus auf den Klippen lebten, nach und nach entsteht so ein Bild der Vergangenheit, bis hin zu den indigenen Ureinwohnern, die im Buch bewusst an bestimmten Stellen "Indianer" genannt werden, eben weil es die Bezeichnung ist, mit der sie in historischen Berichten, Tagebucheinträgen und Dokumenten genannt werden. Hier spannt sich ein weiter Bogen, hin zur Entstehungsgeschichte des Ortes, zur Zeit der Ankunft der ersten Siedler in der "Neuen Welt" und hier kommt dann auch zur Sprache, wie verzerrt, die Ereignisse hier dargestellt werden, je nach dem, aus wessen Sicht sie erzählt werden. Da gibt es dann etwa auch die gewalttätigen Eingeborenen, die ganze Siedlungen niederbrennen, die heroischen Stadtväter, die unter Einsatz ihres Lebens das wilde Land in Besitz nehmen und auf der anderen Seite eben die, im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten lebenden Indigenen, die an ihren angestammten Lagerplätzen plötzlich auf Fremde treffen, die die Männer verschleppen, den Wald roden, Flüsse vergiften, Krankheiten verbreiten, gegen eine Kopfprämie ganze Familien ausrotten und darüber akribisch Buch führen.
Das Buch verbindet über die titelgebenden Frauen von Maine eine unglaubliche Vielzahl von persönlichen Schicksalen und liefert so einen sehr authentischen Blick auf das jeweilige Zeitgeschehen. Gerade bei der Thematik rund um die indigene Bevölkerung wird auch deutlich gemacht, welche Aufklärungsarbeit selbst heute noch nötig ist, um historische Fakten ins richtige Licht zu rücken, um historische Ereignisse in den richtigen Kontext zu setzen, um den Menschen ihre Würde, ihre Traditionen, ihre Identität zurückzugeben. Hier bietet das Buch natürlich nur eine recht kleine Plattform und daher finden sich am Ende noch einige Hinweise auf weiterführende Literatur.
Mich hat diese Verschmelzung der verschiedenen Thematiken sehr berührt, allerdings kann ich verstehen, dass einige Leser das eventuell als zu viel empfinden. Kurz ging es mir persönlich so, als die Autorin Spiritualität und Geister ins Spiel bringt. Allerdings wurde dieser Teil dann auch zum emotionalsten für mich, den es wird hier etwas beschrieben, das ich eins zu eins so selbst schon erlebt habe, mag man daran glauben, oder eben nicht. Im Grunde hat die Autorin den Stoff für mehrer Bücher in eins gefasst. Für mich macht genau das den Reiz der Geschichte aus, die am Ende geschickt wieder zum Ausgangspunkt, zu Jane, zurückkehrt. Ich habe Die Frauen von Maine gern auf ihren Lebenswegen begleitet.
Das neue Kriminaltechnische Institut in Dresden wird feierlich eröffnet, eine Veranstaltung, bei der Kryptologe Arne Stiller gern mit Abwesenheit geglänzt hätte. Nachdem ihn seine Lebensgefährtin überredet ...
Das neue Kriminaltechnische Institut in Dresden wird feierlich eröffnet, eine Veranstaltung, bei der Kryptologe Arne Stiller gern mit Abwesenheit geglänzt hätte. Nachdem ihn seine Lebensgefährtin überredet hat, beschließt er das Beste aus der Situation zu machen und wenigstens das Essen zu genießen. Dazu kommt es allerdings nicht, denn direkt nach der Eröffnungsrede explodiert eine Bombe im Gebäude und Stiller hat es plötzlich mit einem alten Bekannten zu tun.
Arne Stiller, wieder eine sehr spezielle Ermittlerfigur aus den Thrillern von Autor Elias Haller, begegnet dem Leser hier in bekannter Art und Weise, störrisch, eigenbrötlerisch und grummelig, eigentlich nicht gerade als netter Zeitgenosse, meist nervt er seine Mitmenschen mit Weisheiten einer selbsterfundenen spirituellen Lehre. In seinem Job ist Stiller aber unschlagbar, wie er hier wieder eindrücklich beweist.
Wie in allen Büchern von Elias Haller geht es auch hier ziemlich heftig zur Sache, die hier beschriebenen Szenen um mehrere tödliche Bombenanschläge sind definitiv nichts für schwache Nerven. Da man das Buch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann, sollten sich Neulinge der Brutalität bewusst sein, für die der Autor oft kritisiert wird. Ich nenne den Stil des Autors oft amerikanisch, weil man diese Art Thriller wahrscheinlich eher dort verorten würde und nicht im barocken Dresden. Gerade der Ort des Geschehens macht die Bücher aber nochmal zusätzlich interessant, weil man die beschriebenen Orte kennt und die Geschichte so nochmal einen Tick realer wird.
Der mittlerweile 6. Fall des Kryptologen reiht sich gut in die Serie ein, durch die Covergestaltung der Reihe gibt es einen hohen Wiedererkennungswert. Die Figuren sind dem Leser trotz der Eigenheiten ans Herz gewachsen, gerade Assistentin Inge, die wohl bald in Rente gehen wird, hält die Balance. Die Geschichte ist spannend und rasant erzählt, der Leser ist immer mittendrin und lernt Arne Stiller auch mal von seiner emotionalen Seite kennen, das macht ihn sympathisch und lässt sogar den nächsten Spruch aus dem Jalta Sinn ertragen.