Was aus Zufall entstehen kann
Moses und das Schiff der TotenGleich auf den ersten Seiten tauchen wir tief ins Gefühlsleben des Protagonisten, Stefan Moses, ein. Früh am Morgen begleiten wir ihn im Taxi auf dem Weg zu einem Mordfall und werden Zeuge seiner Gedankengänge ...
Gleich auf den ersten Seiten tauchen wir tief ins Gefühlsleben des Protagonisten, Stefan Moses, ein. Früh am Morgen begleiten wir ihn im Taxi auf dem Weg zu einem Mordfall und werden Zeuge seiner Gedankengänge und Grübelei über seine Beziehung zu Juliane. Dieses Beziehung stellt er gerade in Frage, denn eine wichtige Entscheidung steht bei Juliane an, die sie für einige Monate trennen würde. Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit diesen privaten Dingen und gibt so der Figur Tiefe und Struktur.
Natürlich ist Hauptbestandteil des Buches der aktuelle Mordfall von Moses und seinen Hamburger Kollegen. Ein Waschsalon Besitzer wird tot auf einer Bank auf einem Spielplatz gefunden. Nicht nur der Fundort der Leiche gibt den Ermittlern von nun an Rätsel auf.
Im Verlauf der Geschichte wird es für Leser wie Ermittler spannend und auch undurchsichtig. Der Fall zeigt bald die verschiedensten Facetten. Es kommen Personen ins Spiel, von denen lange nicht klar ist, wie sie mit dem Fall in Verbindung stehen. Wildes Spekulieren ist somit vorprogrammiert. Am Ende laufen natürlich alle Fäden zusammen und bescheren dem Leser die ein oder andere Überraschung.
Die Geschichte um Mord, Rauschgiftschmuggel, illegalen Fischhandel und chinesische Triaden ist nicht immer ganz rund, aber letztlich durchaus glaubhaft. Der Autor zeigt sehr plausibel, wie durch eine zufällige Handlung Dinge in Gang gesetzt werden können, die am Ende in einem Verbrechen münden.
Die Figuren sind sehr speziell. Moses, der schwarze Kommissar, der noch immer auf Vorurteile und versteckten Rassismus stößt, obwohl er schon seit seiner Kindheit in Hamburg lebt. Im Buch wird mehrfach hervorgehoben, wie ungläubig die Leute auf den "schwarzen" Kommissar reagieren. Ich hatte nicht gedacht, dass das ein solches Unverständnis hervorrufen würde, schon gar nicht in einer Stadt wie Hamburg. Irgendwann war mir die ständige Erwähnung dieser Tatsache dann auch etwas zu viel. Moses Partnerin Katja ist auch eine sehr spezielle Figur, leider kommt sie für mich viel zu kurz, da ist eindeutig Luft nach oben in der Fortsetzung.
Im Mittelteil kommt es zu einigen Langen, an dem Punkt an dem auch die Ermittlungsarbeit etwas auf der Stelle tritt. Das ist nachvollziehbar und auch nicht weiter schlimm, schließlich läuft das wahre Leben auch nicht immer auf High Speed. Auf jeden Fall gut für eine Fortsetzung!