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Veröffentlicht am 23.05.2023

Mord im alten Ägypten

Rächende Geister
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Renisenb ist nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Haus ihres Vaters gezogen. Hier leben ihre Großmutter, ihre Brüder mit ihren Familien und einige Bediensteten. Der Vater ist ein wichtiger Mann und viel ...

Renisenb ist nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Haus ihres Vaters gezogen. Hier leben ihre Großmutter, ihre Brüder mit ihren Familien und einige Bediensteten. Der Vater ist ein wichtiger Mann und viel auf Reisen, als er von einer dieser Reisen mit einer neuen, jungen Ehefrau nach Hause kommt, bringt das sehr viel Unruhe in das sonst eher beschauliche Leben der Familie.

Der Kriminalfall ist eigentlich total typisch für Agatha Christie, andererseits aber auch wieder nicht, denn die Geschichte ist komplett im alten Ägypten angelegt. Das war erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, nicht nur wegen der Namen. Ich hätte gern gewusst, was die Intention AC's war ihre Geschichte so anzulegen, allerdings fehlt eine Erklärung dazu in meinem Buch. Ich weiß allerdings von anderen Lesern, dass es einige Ausgaben des Buches gibt, in denen ein erklärendes Vorwort zu finden ist. Natürlich kennt man als Fan der Autorin ihren Faible für die Antike, war sie doch mit ihrem zweiten Ehemann viel auf Ausgrabungen unterwegs.

Das Setting der Geschichte mag zwar ungewöhnlich sein, die Handlung und der Ablauf hingegen sind es so gar nicht. Als eifriger Leser kommt einem Vieles durchaus aus anderen Romanen der Autorin bekannt vor. Die Geschichte ist im Grunde so universell, dass man sie so, Eins zu Eins, ins England um 1920 versetzen könnte - ein Landsitz, eine vermögende Familie, ein alles kontrollierender Vater, rivalisierende Söhne und plötzlich eine neue Stiefmutter. Da ist die Katastrophe quasi vorprogrammiert.

Die Figuren werden direkt zu Beginn dem Leser vorgestellt, das Familienkonstrukt beschrieben. Mir hat so ein bisschen das Lokalcholorid gefehlt, wenn ich eine Geschichte aus dem alten Ägypten lese, will ich schon mehr als ein paar komplizierte Namen und einige kurze Angaben zu einem Begräbnisritual. Anders als in den meisten Romanen von AC gibt es keine Ermittlerfigur, allenfalls die Großmutter der Familie kann man so ein bisschen als Pondon zu Miss Marple verstehen. Der Roman ist durchaus unterhaltsam, vielleicht in einigen Aspekten etwas vorhersehbar. Die Mordmethoden durchaus interessant, die Motive letztlich die althergebrachten. Für mich nicht unbedingt einer ihrer Besten.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Nicht ganz rund

Die Kommissarin und die blutigen Spiegel
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Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das ...

Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das Team nimmt die Ermittlungen auf und stößt im Privatleben der jungen Frau gleich auf zwei Männer, die durchaus als Täter in Frage kommen könnten. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, doch am anfänglich vermuteten Selbstmord kommen bald Zweifel auf und die Fälle scheinen mitteinander in Verbindung zu stehen.

Das Buch ist das Zweite um die Figur der Kölner Kommissarin, die Geschichte ist in sich abgeschlossen und lässt sich gut ohne Vorkenntnisse lesen. Das Autorenduo Strotmann/Neubauer konstruiert einen sehr klassischen Kriminalfall, in dem auch das Privatleben der Hauptfigur eine große Rolle spielt. Im Groben enthält das Buch viele Elemente, wie sie auch typisch für den sonntäglichen Tatort sind.

Ich bin recht flott in die Geschichte gestartet, obwohl die Figuren oft nur kurz vorgestellt wurden war es gut möglich den Überblick zu behalten. Je weiter der Kriminalfall voranschreitet, um so mehr schleichen sich Längen in die Geschichte. Der Leser hat fast den Eindruck, als würde die im Buch beschriebene Hitzewelle das Ganze etwas lähmen. Lange Zeit drehen sich die Ermittlungen im Kreis, immer wieder unterbrochen durch die privaten Probleme der Ermittlerfigur Servatius. Dieser Nebenschauplatz lockert die Geschichte dann wieder etwas auf und hat es so geschafft mich bei der Stange zu halten, denn natürlich wollte ich wissen wer es am Ende gewesen ist. Mögliche Täter bieten die Autoren gleich mehrere an, die Motive reichen von Eifersucht bis hin zu Erbstreitigkeiten. Die Auflösung kommt letztlich dann wie so oft aus dem Nichts.

Das Buch ist gut geschrieben und bietet solide Krimikost, allerdings ist die Geschichte irgendwie nicht ganz rund und trotz der tiefen Einblicke ins Privatleben der Hauptfigur bleibt diese etwas unnahbar. Die Verknüpfung von Täter und Motiv kann ich nur bedingt nachvollziehen, da ist mir einfach zu viel konstruiert. Auch habe ich lange gegrübelt, was genau die Bedeutung des Titels ist, mittlerweile glaube ich den Bezug erkannt zu haben.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Geheimnisse

30 Tage Dunkelheit
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Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein ...

Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein und Zigaretten wollen die Worte einfach nicht fließen. Als sie frustriert einen Auftritt auf der Buchmesse hinter sich bringen möchte, kommt ihr ausgerechnet ihr verhasster Schriftstellerkollege Jorn mit seinen trivialen Krimis in den Weg. Prompt lässt sich Hannah zu einer Wette anstacheln, die sie in die Einsamkeit Islands führt und als der Neffe ihrer Gastgeberin einen Unfall hat, kommen Hannah die Umstände mehr als merkwürdig vor.

Ich lese gern und oft Krimis aus dem skandinavischen Raum, einen dänischen Krimi, der in Island spielt hatte ich da aber noch nicht dabei. Für Jenny Lund Madsen ist es ihr Debüt und die Autorin hat mit dem Buch direkt einen Preis abgeräumt.

Der Schreibstil der Autoriin lässt sich gut und schnell lesen, der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Geschichte, die rund um den vermeindlichen Unfall gesponnen wird ist zwar recht nebulös, aber spannend, Als Leser bekommt man viel Gelegenheit seine eigenen Theorien zu entwickeln. In einem ganz kleinen Teil lag ich sogar mit meiner Vermutung zum Motiv richtig. Bei den ganzen Wendungen und Verwicklungen war es allerdings fast unmöglich das tatsächliche Geschehen zu durchschauen. Die Enthüllung des Täters hat mich komplett überrascht. Das Credo für ihren Krimi hat die Autorin ihrer krimischreibenden Figur Jorn abgeschaut, dessen drei Regel für einen guten Krimi lauten nämlich: " Eine spektakuläre, gewaltsame Einleitung; viele falsche Fährten und Verdächtige; Überraschung und nochmal Überraschung".

Ein weiterer, sehr prägender Satz ist: " Die Hauptfigur darf auf keinen fall sympatisch sein. Niemand mag eine sympatische Hauptfigur in einem Krimi." Leider, wie ich finde, ist es der Autorin auch tatsächlich gelungen eine ziemlich unsympatische Hauptfigur zu schaffen. Hannah ist zynisch, überheblich, auf weiten Strecken total unsensibel, benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen bei ihren Ermittlungen in Eigenregie. Auch bei den weiteren Figuren fällt es oft schwer einen Sympathieträger zu finden. Viele von ihnen sind recht spezielle Charaktere. Da sind die arbeitslosen Fischer, die schon vormittags dem Alkohol fröhnen, Ella, die zwar dänisch versteht, es aber nur schreiben und nicht sprechen kann und dementsprechend mit Hannah nur per Zettel kommuniziert, oder auch der recht naiv dargestellte, leicht überforderte Dorfpolizist, dem nichtmal ein Schneemobil zur Verfühgung steht. Natürlich kann ich hier nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, aber die Darstellung war mir doch manchmal etwas sehr viel Klischee und Stereotyp.

Im Grundtenor hat mich das Buch gut unterhalten, die Geschichte ist spannend, obwohl über weite Strecken eher Hannah mit ihren Befindlichkeiten im Vordergrund steht, als der tatsächliche Kriminalfall. Vielleicht sehe ich das Ganze aber auch einfach nur zu eng.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Eisige Inselstimmung

Küstengruft
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Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung ...

Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung treibt ein Tunnelprojekt voran, bei dem der Belt von Fehmarn aus, auf einer Strecke von 18 Kilometern durchquert werden soll. Während die Gegner des Projekts Sturm laufen gegen die Zerstörung von wichtigen Lebensräumen für verschiedene Tierarten und Pflanzen, sehen die Beführworter nur Vorteile für die Wirtschaft, den Verkehr und sogar den Tourismus. Der Kampf scheint aussichtslos, sind die Arbeiten doch schon angelaufen. Mitten in diesem Trubel wird in der Vorweihnachtszeit die Leiche eines Aktivisten auf einem explodierten Kutter gefunden und der Unbekannte, der sich meldet und die Schuld an der Explosion auf sich nimmt, fordert neben Geld auch die Einstellung der Arbeiten am Tunnel.

Der Krimi spielt mitten in der winterlichen Inselkulisse, in einer Zeit, in der die Einheimischen die Insel fast für sich allein haben. Die Autorin stellt den ermittelnden Beamten eine mitkriminalisierende Inselbewohnerin zur Seite, die, ähnlich wie Miss Marple, gern auf eigene Faust ermittelt. Die Figur der Charlotte lockert die Geschichte mit ihrer speziellen Art etwas auf, ebenso wie die Nebenschauplätze rund um ihre schwangere Nichte, die zufälligerweise mit einem der ermittelnden Beamten liiert ist und dessen Kollegen, der so seine Schwierigkeiten mit seinem Diensthund Watson hat.

Der beschriebene Fall wird gut in ein real existierendes Problem eingebaut und ist durchaus spannend. Durch Charlottes Ermittlungen bekommt der Leser wesentlich früher als die Beamten einen Ahnung zum Täter und zum Motiv. Der Wettlauf gegen die Zeit, der durch die Androhung weiterer Taten entsteht, ist sehr greifbar.

Leider konnte mich das Buch aber trotzdem nicht richtig abholen. Bei den verschiedenen Ermittlerfiguren (das LKA aus Kiel und die örtlichen Beamten) habe ich bis zum Schluss oft nicht wirklich gewusst, wer wer ist. Die Dialoge waren mir manchmal etwas merkwürdig. Wahrscheinlich fehlte mir hier aber auch einfach der Hintergrund aus den bisher erschienenen sieben Büchern der Reihe. Während die Atmosphäre auf der winterlichen Insel und der Konflikt rund um den Tunnelbau sehr gut für mich greifbar waren, waren die Figuren und ihre Interaktion für mich nicht ganz rund.

Letztlich war ich wohl einfach nicht der richtige Leser für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Schöne neue Welt?

Equilon
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Die Menschheit hat es geschafft und die Erde an den Rand einer Klimakatastrophe geführt. Eine kleine Gruppe Auserwählter lebt abgeschottet in New Valley, einer Glück verheißenden Enklave und versucht mit ...

Die Menschheit hat es geschafft und die Erde an den Rand einer Klimakatastrophe geführt. Eine kleine Gruppe Auserwählter lebt abgeschottet in New Valley, einer Glück verheißenden Enklave und versucht mit allen Mitteln, die die Technologie bietet, zu retten was zu retten ist. Der Rest der überlebenden Menschen versucht in den verbliebenen Gebieten über die Runden zu kommen. Einzige Hoffnung auf ein besseres Leben, Equilon, ein Algorithmus, der diejenigen auswählt, die eine Bereicherung für die Elite in New Valley sein könnten um dort am Vortbestand der Erde mitzuarbeiten. Nur wenige schaffen es diesen Algorithmus zu knacken, eine von ihnen ist Jenna, die vollkommen überwältigt in New Valley ankommt und sich erstmal zurechtfinden muss i dieser schönen bunten Welt.

Neben Jenna begleitet der Leser in einem zweiten Handlungsstrang Dorian, Typ ewiger Looser. Beim geplanten Sprung von einer Brücke wird er von der etwas nervigen Maggie "gerettet" und befindet sich mit ihr im Schlepptau, plötzlich auf der Flucht.

Die Autorin beschreibt in ihrem Roman eine dystopische Zukunftsvision. Große Teile der Erde sind in Folge von Klimawandel und Naturkatastrophen zerstört, teilweise unbewohnbar. Viele Tiere und Pflanzen ausgestorben, Nahrungsmittel, Wasser und andere Ressourcen knapp. Die Bevölkerung viel zu groß, als das die Erde noch in der Lage wäre sie zu ernähren. Rettung verspricht die Technologie, die wenigen Auserwählten den Einzug ins gelobte Land ermöglicht.

Gleich mehrere, derzeit brandaktuelle Thematiken bindet die Autorin in ihr Buch mit ein. Gerade an dem Tag, als ich das Buch beendet habe wurde von einer Art künstlichen Intelligenz berichtet, die das Schreiben auf ein ganz neues Level hebt. Ob Segen, oder Fluch wird sich in der Zukunft zeigen. Auch hier im Buch ist dies zentrales Thema, einerseits der Segen der Technologie, die es ermöglicht das Leben der Menschheit zu sichern, andererseits der Fluch, wenn das Ganze von wenigen Priviligierten missbraucht wird.

Das Buch nimmt große Anleihen an Büchern und Filmen dieses Genres. Man findet die offensichtlichsten Parallelen zu Matrix, zu The Hunger Games, Maze Runner, allerdings ohne die darin enthaltene Gewalt. generell ist das Buch hier fast etwas "weichgespült". Es wird zwar angedeutet, aber wirklich Hart wird es nicht, was natürlich in erster Linie der angestrebten Zielgruppe geschuldet ist. Ich würde das Buch eindeutig zu Young Adult zuordnen, eine Lesergruppe von 14 - 17 Jahren anpeilen. Jüngeren würde ich das Buch weniger empfehlen, Älteren könnte es schnell zu soft werden. Ich mit ü 40 bin einen ganz anderen Umgang mit den angesprochenen Themen gewöhnt. Es war mir stellenweise einfach nicht tief genug, zu vorhersehbar und auch mit einigen Klischees, gerade was die Figuren betrifft, behaftet.

Die Geschichte ist gut geschrieben, lässt sich leicht und flott lesen. Ich denke schon, das die Autorin die richtige Mischung aus Spannung, Emotion und Romantik gefunden hat um die jungen Leser zu packen. Als Einstieg in die Thematik und in das Genre sicher gut geeignet.

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