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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2019

Schade

Die einzige Zeugin
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Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, ...

Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, oder etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Als nächstes drehe ich das Buch um und lese die Kurzbeschreibung auf der Rückseite. Bei diesem Buch klang das recht spannend, in der Nähe einer ehemaligen psychiatrischen Anstalt wird ein Mann ermordet, seine Ex -Frau gerät unter Verdacht und versucht nun eine verschwundene Zeugin zu finden, um ihre Unschuld zu beweisen.


Gestartet ist die Geschichte dann auch sehr gut, es gab einen Rückblick in die letzten Tage der Klinik und der Leser verfolgt Eva dabei, wie sie ihren Ex und dessen neue Liebe stalkt, bis es zum schon erwähnten Mord kommt. Die Zeugin, die Evas Unschuld beweisen könnte ist eine Bettlerin, eine Roma, und plötzlich spurlos verschwunden.

Bis dahin alles sehr spannend, doch mit dem Beginn von Evas Suche nach der Zeugin ändert sich das recht schnell. Der Leser begibt sich auf eine quälend lange Fahrt nach Rumänien in den Heimatort der Zeugin.
In diesem Handlungsstrang werden die Probleme der Roma sehr ausführlich beleuchtet, im Grunde ein sehr wichtiges und oft unter den Teppich gekehrtes Problem, im Bezug auf die Geschichte aber eher der falsche Rahmen für eine Aufarbeitung und zudem sehr zäh geschrieben. Ich hatte oft das Gefühl, es ist nur dazu gedacht irgendwie die Seiten zu füllen.

Die Figuren bleiben eher flach, das trifft besonders auf das Mordopfer Svante zu. Die Hintergründe, die zur Tat führten werden nur oberflächlich abgearbeitet, genauso die Persönlichkeit und der Charakter. Dadurch fällt es mir schwet, das Szenario so anzunehmen. Der Handlungsstrang um die ehemalige Psychatrie und deren Bewohner konnte mich auch nur bedingt fesseln. Der Ansatz hierzu sehr spannend, dann aber nur am Rande in die Geschichte eingebaut und für mich unbefriedigend aufgelöst. Da war eindeutig mehr Potential drin. Schade, hab leider ganz was anderes erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 08.09.2019

Mord vor beschaulicher Kulisse

Tod an der Seebrücke
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Es war so schön das Ermittlerteam Flottmann und Hilgersen wiederzusehen. Die beiden gestandenen Kommissare bilden durch ihren liebevoll frotzeligen Umgang miteinander einen guten Kontrast zu den Kriminalfällen, ...

Es war so schön das Ermittlerteam Flottmann und Hilgersen wiederzusehen. Die beiden gestandenen Kommissare bilden durch ihren liebevoll frotzeligen Umgang miteinander einen guten Kontrast zu den Kriminalfällen, mit denen sie im beschaulichen Husum konfrontiert werden. Gerade für Flottmann ist von der Ruhe, die er sich durch seine Versetzung in den hohen Norden versprochen hat, nichts zu spüren.


Der aktuelle Fall gibt von Anfang an Rätsel auf. Obwohl die Tat gefilmt wurde gibt es keinen Hinweis zum Täter und auch vom Opfer fehlt jede Spur. Wenig später gibt es einen weiteren Toten, der in enger Beziehung zum ersten Opfer stand. Da es einige Unstimmigkeiten gibt, zieht Flottmann einen alten Bekannten zu den Ermittlungen hinzu, den hochsensiblen Musiker Leon Gerber, der schon in einem früheren Fall hilfreich war.

Der Autor baut einen soliden Krimi inmitten einer wunderschönen Küstenlandschaft. Während Flottmanns Vorgesetzte den Fall mit moderner Technik lösen wollen, bleibt der Kommissar, den traditionellen Methoden treu und der Leser kann über ihn gut den Ermittlungen und den damit verbundenen Spekulationen folgen. Spannung gibt es auch durch den Rückblick auf ein früheres Verbrechen, von dem nicht klar ist, ob und wie es mit dem aktuellen Fall zusammenhängt.

Die Geschichte hatte für mich anfangs etwas von "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" , hat sich dann aber in eine gänzlich andere Richtung entwickelt. Im späteren Verlauf waren die tatsächlichen Hintergründe dann zwar für Ermittler und Leser zu erahnen, trotzdem schafft es der Autor den genauen Hergang noch bis zuletzt spannend zu halten.
Das Buch ist in sich abgeschlossen und kann gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Im Bezug auf die Figur des Leon Gerber ist es aber schöner, wenn man die Vorgänger kennt, denn sein "Projekt" spielt hier eine Rolle und wird hoffentlich im nächsten Buch fortgeführt.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Jedem seine eigene Wahrheit

Ihre Wahrheit
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Gleich zu Beginn des Buches erlebt der Leser eine Panikatacke mit, die Alex aus dem Schlaf reisst. Diese immer wiederkehrenden Anfälle bestimmen das Leben schüchternen, unscheinbaren jungen Mannes, genauso, ...

Gleich zu Beginn des Buches erlebt der Leser eine Panikatacke mit, die Alex aus dem Schlaf reisst. Diese immer wiederkehrenden Anfälle bestimmen das Leben schüchternen, unscheinbaren jungen Mannes, genauso, wie die Alkohlsucht seiner Mutter. Neben seinem eigenen trostlosen Leben, versucht er auch das ihre zu regeln und in halbwegs geordnete Bahnen zu bekommen. Der Leser steht einer vollkommen überforderten, nervlich stark angeschlagenen und zerbrechlichen Hauptfigur gegenüber. Zur Familie gehört auch die ältere Schwester von Alex, Melanie, die in mehr als einer Hinsicht das ganze Gegenteil ihres Bruders ist.


Die Autorin beschreibt sehr ruhig und klar die zerrütteten Familienverhältnisse, die geprägt sind von den Alkoholabstürzen und ständig wechselnden Bekanntschaften der Mutter. Die Co-Abhängigkeit von Angehörigen Süchtiger wird sensibel aber treffend thematisiert. Die Figur des Alex weckt beim Leser Mitgefühl, man möchte ihm gern helfen, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen. Den Gegenpol dazu bietet die Schwester. Schon von der Beschreibung her ist die dem Leser unsympathisch, fast unheimlich, es wird schnell klar, welch krude Wahrheit in Melanies Hirn herumspukt.

Das Buch wirkt beim Leser stark auf der psychischen Ebene, natürlich gibt es auch gewalttätige Beschreibungen, aber diese sind relativ emotionslos beschrieben, weil sie für die ausführende Figur eben auch emotionslos sind. Das hat die Autorin gut hinbekommen. An vielen Stellen im Buch wird nur mit kurzen Andeutungen gearbeitet, was wirklich zu Alex Zuständen geführt hat bleibt im dunkeln, erst ganz zum Schluss gibt die Autorin einen Einblick in ein krankes Hirn. Ich persönlich bin mit dem Ende nicht ganz zufrieden gewesen, das kranke Hirn kam mir fast zu gut dabei weg, aber stimmig war es trotzdem.

Hintergründige Beschreibung subtiler Grausamkeiten, Psychoterror innerhalb der Familie.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Rache

Die Geschichte der Sina Brodersen / Nur eine Petitesse
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Schon beim ersten Buch der Autorin war erkennbar, dass sie sich sehr viele Gedanken zum passenden Titel macht. Ich glaubte zuerst an eine Phantasieschöpfung beim Titel, und habe das Wort tatsächlich ...

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Schon beim ersten Buch der Autorin war erkennbar, dass sie sich sehr viele Gedanken zum passenden Titel macht. Ich glaubte zuerst an eine Phantasieschöpfung beim Titel, und habe das Wort tatsächlich nachgeschlagen. Das Wort ist nicht erdacht und die Bedeutung wird von der Autorin in der Geschichte erklärt und so wird auch der Bezug zum Buch deutlich. Auch beim zweiten Buch ist wieder ein spezieller Titel verwendet worden, mir völlig unbekannt, hätte man durch Assoziation sicher die Bedeutung erraten können, muss man aber nicht. Wie schon im Vorgänger, den man zwingend und unbedingt gelesen haben sollte bevor man sich dieser Lektüre hingibt, wird der Begriff und seine Bedeutung für die Geschichte erklärt.


Erklärt wir der Titel während eines Gesprächs zwischen der Hauptfigur Sina und dem Paten einer weitverzweigten Verbrecherorganisation, den sie für den Tod ihres Geliebten verantwortlich macht. Um diesen zur Strecke zu bringen kommt Sina in ein Nobelhotel in der Schweiz und beginnt ihre Erkundigungen einzuziehen. Wobei sie offenbar gänzlich die damit verbundenen Gefahren vergisst.

Im Verlauf der Geschichte ist von der Hauptfigur Sina recht selten etwas zu lesen. Wie schon im ersten Teil füllt die Autorin die Seiten mit wunderbaren Nebenfiguren, deren Lebensläufe bis ins Kleinste konstruiert sind. Oft haben diese Figuren gar keinen direkten Bezug zur Hauptfigur, sonder kennen nur jemanden, der in die Geschichte involviert ist, oder arbeiten im Hotel, in dem Sina wohnt. All diese Nebenschauplätze lesen sich fantastisch, können aber nicht gegen die Frage an, was das mit Sina und ihrer Rache an Toms Mörder zu tun hat.

Natürlich schafft die Autorin den Spin und es kommt am Ende zu einem bondwürdigen Showdown inmitten der Schweizer Bergwelt. Der Weg dorthin war für den Leser leicht und unterhaltsam. Der Schreibstil der Autorin ist klasse, man fliegt nur so durch die Seiten.
Allerdings war ich während der ganzen Lektüre auf der Suche nach Sina, es ist ihre Geschichte, ihre Rache, ihre Möglichkeit den Verlust ihrer großen Liebe zu verarbeiten, und dann ist sie nur so wenig zwischen den Seiten des Buches präsent.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Lauf

Der Blütenjäger: Thriller
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Ein weiterer Fall für die Ermittlerin Laura Kern. Ein Unbekannter entführt junge Frauen, hetzt sie durch den Wald und erschießt sie. Das Ganze erinnert sehr an eine Jagd. Bei den Opfern findet man eine ...

Ein weiterer Fall für die Ermittlerin Laura Kern. Ein Unbekannter entführt junge Frauen, hetzt sie durch den Wald und erschießt sie. Das Ganze erinnert sehr an eine Jagd. Bei den Opfern findet man eine einzelne Blüte und ein Foto, dass die Tote kurz vor ihrer Entführung zeigt. Um einen Einblick in die Psyche des Täters zu bekommen nimmt die Polizei Kontakt zu einer Psychologin auf, die einiges zu den Ermittlungen beitragen kann.


Die Autorin gibt ihrer Geschichte zwei Zeitebenen. Der Leser verfolgt die Ereignisse um den Tod der jungen Frauen in Berlin, und einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall der beteiligten Psychologin. Was beides miteinander zu tun hat erschließt sich im weiteren Verlauf, der Leser wird zum spekulieren angeregt.

Die Geschichte ist spannend erzählt, an möglichen Tätern mangelt es nicht. Gelegentlich treten die Ermittlungen auf der Stelle und um Längen in der Geschichte zu umgehen, bekommt man Einblick in das komplizierte Privatleben von Laura Kern. Die Balance ist hier gut gefunden, das Privatleben der Komissarin ist stimmig in die Geschichte eingebaut.

Bis zum Schluss schafft es die Autorin wieder den Leser und die Ermittler auf die falsche Fährte zu schicken. Obwohl man glaubt, alle Fakten zu kennen und die richtig zugeordnet zu haben, liegt man daneben. Die Auflösung der Geschichte ist gut erklärt, die losen Enden finden zusammen, aber irgendwie war es für mich nicht ganz rund.