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Veröffentlicht am 27.10.2019

Bewegte Leben

Hamburgs starke Frauen
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Heutzutage ist es ja sehr hipp, seine Autobiografie zu schreiben. Dabei ist es anscheinend egal, ob man ein 17jähriger Youttuber ist, ein Z Promi mit diversen Auftritten in Casting/Kuppel/Dschungel -Shows, ...

Heutzutage ist es ja sehr hipp, seine Autobiografie zu schreiben. Dabei ist es anscheinend egal, ob man ein 17jähriger Youttuber ist, ein Z Promi mit diversen Auftritten in Casting/Kuppel/Dschungel -Shows, oder tatsächlich eine gestandene Persönlichkeit mit Geschichte. In früheren Generationen war dieses Phänomen gänzlich unbekannt, möchte man heute etwas über Personen vergangener Jahrhunderte erfahren, ist man angewiesen auf Briefe, persönliche Tagebucheinträge oder Dokumente, sofern diese die oft turbulenten Zeiten überdauert haben. Dann braucht es noch jemanden, der sich die Mühe macht, all diese Informationen zusammenzutragen.

Für dieses Buch hat sich die Autorin auf Spurensuche in Hamburgs Geschichte begeben. Entstanden ist das Porträt von 30 starken Frauen 1645 bis heute. Frauen, die oft ihrer Zeit weit voraus waren. Frauen, deren Namen man oft gar nicht kennt, die einem aber auf wenigen Seiten ins Bewusstsein gebracht werden. Frauen, die einen großen Einfluss auf Kunst, Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft nicht nur in Hamburg hatten und noch immer haben. Frauen mit einem bewegten Leben, mit Schicksalsschlägen.
Die Bandbreite ist groß und bietet Einblick in die verschiedensten Lebensmodelle und Lebensläufe.

Der Stil der Autorin ist hierbei kurz und prägnant, aber trotzdem persönlich und emotional. Sie versteht es gut wichtige Daten, prägende Lebensereignisse und den Charakter der einzelnen Frauen auf kleinstem Raum zusammenzufassen. Die einzelnen Abschnitte machen Lust auf mehr und durch die detaillierten Quellenangaben am Ende des Abschnitts ermöglichen dem Leser weiterführende Lektüre.

Das Buch verstehe ich ein wenig als Geschichtsunterricht für Hamburger und Hamburgbesucher, es eignet sich durch die kurzen Kapitel gut zum Schmökern nach Bedarf. Ich nenne solche Bücher gern liebevoll - Wartezimmerbuch - weil man es gut in der Handtasche bei sich tragen kann um bei Bedarf kurze Wartezeiten zu überbrücken. Eine starke Idee, die sich gut zum nachahmen eignen würde.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Ein exzessives Leben

Die Dame hinter dem Vorhang
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Dame Edith Sitwell, eine britische Dichterin, mir bis dato völlig unbekannt, wird in diesem Roman vorgestellt. Ihr sehr extremes, exzentrisches Leben wird erzählt durch ihre fiktive Vertraute Jane. Jane's ...

Dame Edith Sitwell, eine britische Dichterin, mir bis dato völlig unbekannt, wird in diesem Roman vorgestellt. Ihr sehr extremes, exzentrisches Leben wird erzählt durch ihre fiktive Vertraute Jane. Jane's Mutter, die Gärtnerstochter, wurde ungewöhnlicher Weise zu einer guten Freundin der kleinen Edith, die keine schöne Kindheit auf dem großen Familienanwesen hatte. Schon damals ist klar, dass das Kind polarisiert und so völlig anders ist, als von den Eltern und der Gesellschaft erwartet.

Der Roman beginnt mit einem Blick auf die gealterte, zerbrechliche Dame, springt dann in die bereits erwähnten Kindheit der Dichterin. Von der gefühlskalten Mutter abgelehnt, dem Vater nicht hübsch genug um später einmal eine passable Ehefrau abzugeben, flüchtet sich das Kind in ihre Phantasie und die Literatur, die fortan ihr Leben bestimmen wird. Dann ein großer Sprung von vielen Jahren mitten in das Leben der Autorin in London.
Die Geschichte wechselt nun immer wieder in verschiedenen Zeitebenen, die zeigen das Leben der alten Dame und wie sie in ihren Erinnerungen schwelgt. Es wird deutlich wie extravagant, exzessiv, kompromisslos Edith immer gelebt und geliebt hat, teils bis zur Selbstaufgabe.

Das Buch bringt dem Leser eine längst vergangene Zeit, mit ihren längst überholten Ansichten näher. Die Autorin vermag einen geschickt vergessen lassen, dass es die Bekanntschaft der beiden Frauen nie gegeben hat. Sie beschreibt sehr einfühlsam das Seelenleben ihrer berühmten Protagonistin, zeigt dabei ihre sensible, aber auch ihre tyrannische Seite, bleibt aber doch eher an der Oberfläche. Sie bringt dem Leser eine kontroverse Frau näher, die ihrer Zeit voraus wahr und der der kommerzielle Erfolg und die damit verbundene Unabhängigkeit verwehrt blieb.

Das Buch ist natürlich nicht als Biografie zu verstehen, dafür sind die Ausschnitte aus dem Leben einfach zu willkürlich und unzusammenhängend gewählt. Der Leser bekommt aber einen Einblick und kann so entscheiden, ob er gern mehr über die interessante Persönlichkeit der Dame Edith Sitwell, der Dame hinter dem Vorgang erfahren möchte.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Wie ein Märchen sein soll

Zauberschön
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Das Büchlein enthält, was man bei einer Seitenzahl von 180 gar nicht denkt, nur eine einzige Geschichte, allerdings sind dieser Geschichte ganz wunderbare Bilder beigestellt. Mit der Illustratorin Silvia ...

Das Büchlein enthält, was man bei einer Seitenzahl von 180 gar nicht denkt, nur eine einzige Geschichte, allerdings sind dieser Geschichte ganz wunderbare Bilder beigestellt. Mit der Illustratorin Silvia Paparella hat die Autorin einen Glücksgriff getan. Sie schafft es die märchenhafte Geschichte in kindlich naive, detailreiche, bezaubernde Bilder zu fassen, die einen ganz besonderen Stil haben. Generell ist das Buch mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet, ganz im Stil der alten Märchenbücher, wie ich sie von meiner Mutter kenne. Die Sorgfalt mit der das Buch gestaltet wurde ist im Zeitalter von E-Book und Hörbuch durchaus eine Erwähnung wert.

Die Geschichte ist auch vom Inhalt her sehr an klassische Märchen angelegt. Das Königreich Florapis steht vor dem Ruin und einzig die kluge Tochter des Imkers vermag das Land zu retten und bekommt dabei unerwartete Hilfe. Als erwachsener Leser weiß man natürlich, dass am Ende alles gut wird, aus Kindersicht ist der Weg dorthin aber spannend und voller Widrigkeiten.

Natürlich lese ich als Erwachsener das Buch unter einer ganz anderen Prämisse. Ich besitze leider nicht mehr diese kindliche Leichtigkeit und das Buch erschließt sich mir daher auf ganz andere Weise, trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und amüsiert. Als kleinen Kritikpunkt muss ich im Bezug auf das Vorlesen anmerken, dass die einzelnen Kapitel teils etwas lang sind, man muss so, zum abendlichen Vorlesen, eine eigene Aufteilung vornehmen. Aber das sollte den Vergnügen der Geschichte keinen Abbruch tun.

Es war sehr schön für mich wieder einmal in die Welt von Drachen, Prinzen, Gut und Böse einzutauchen und zwar in Form dieses sehr klassischen Marchenromans und nicht in dieser modernen Form, wie sie derzeit bei Erwachsenen einen großen Hype erlebt. Mein Dank an die Autorin für diese zauberschöne Erfahrung!

Veröffentlicht am 18.10.2019

Geheimnisse

Worüber wir schweigen
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Sandkastenfreundschaften sind etwas sehr besonderes, ein Mensch, mit dem man durch dick und dünn geht, dem man alle seine Wünsche und Geheimnisse anvertraut, der immer für einen da ist, den man bis ins ...

Sandkastenfreundschaften sind etwas sehr besonderes, ein Mensch, mit dem man durch dick und dünn geht, dem man alle seine Wünsche und Geheimnisse anvertraut, der immer für einen da ist, den man bis ins hohe Alter an seiner Seite hat.
Eine solche Freundschaft verbindet Nina mit Mel, die beiden so völlig verschiedenen Mädchen sind bald unzertrennlich, passen aufeinander auf und teilen alles miteinander. Aber der Schein trügt. Die sanftmütige Mel wird von der starken Nina geschickt manipuliert und zu ihrem Vorteil ausgenutzt, wobei sich Nina der Macht, die sie über Mel und die Menschen in ihrer Umgebung hat, anscheinend gar nicht bewusst ist.
Als Mels Freund bei einem Unfall ums Leben kommt, bekommt die Freundschaft Risse und die Wege der Mädchen trennen sich. Nun ist Nina zurück in ihrer Heimat und sucht Kontakt zu ihrer alten Clique.

Die Beziehungen der Figuren werden in verschiedenen Zeitebenen, jeweils aus der Sicht der verschiedenen Figuren erzählt. Die Geschehnisse bekommen so verschiedene Blickwinkel und mehr Tiefe. Der Leser kann so tiefer in das Seelenleben der einzelnen Personen eintauchen und ihren Anteil an der Geschichte nachvollziehen.Allerdings muss man sich anfangs sehr konzentrieren, um bei den verschiedenen Zeiten den Überblick zu behalten.

Die Geschichte ist als Thriller angelegt, hat für mich aber nur wenig Thrillerelemente zu bieten. Die Spannung, zu erfahren, was damals tatsächlich passiert ist, ist zwar vorhanden, bleibt aber über die gesamte Länge des Buches hin fast konstant. Ab einem gewissen Punkt sind dem Leser die groben Geschehnisse klar, mit den Details schafft es die Autorin aber dann doch mich zu überraschen.
Die Figuren verstehen Emotionen zu wecken, ihr Handeln bleibt aber trotzdem oft nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar.

Ich kenne den Stil der anderen Bücher der Autorin nicht. Dieses Buch hier fällt für mich aber eindeutig nicht in die Kategorie Thriller, da bin ich anderes gewöhnt. Ich wehrte das Buch eher als Psychodrama, die Einblicke in die Psyche der Protagonisten, ihre Seelenqualen werden erzählerisch dicht aufgearbeitet. Ein Buch für alle, die hinter die Fassade blicken wollen.


Veröffentlicht am 05.10.2019

Wissen ist Macht

Nenne drei Streichinstrumente: Geige, Bratsche, Limoncello
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Meine Schulzeit liegt schon einige Jahre zurück, die meiner Kinder noch nicht so lange. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich sehr, das ihre Antworten im Unterricht weniger peinlich ausgefallen sind.

Ich hab ...

Meine Schulzeit liegt schon einige Jahre zurück, die meiner Kinder noch nicht so lange. Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich sehr, das ihre Antworten im Unterricht weniger peinlich ausgefallen sind.

Ich hab schon ähnliche Bücher geslesen, manchmal steht mir der Sinn nach etwas leichtem für zwischendurch, das mich erheitert und die Zeit vertreibt. Früher haben mir solche Fundstücke auch viel Spaß gemacht, bei diesem Buch war ich allerdings schnell gelangweilt. Ist eine Antwort aus der Situation heraus zwar falsch, aber komisch, bringt es einen zum schmunzeln. Hier erscheint mir aber oft die Antwort absichtlich falsch, entweder um die Klasse zu erheitern, oder den Lehrer zu ärgern. Ich hoffe zumindest, dass mich dieser Eindruck gerade bei den höheren Klassen nicht täuscht, sonst ist mein Glaube an das deutsche Schulsystem endgültig dahin. Das Ganze wäre dann nämlich echt nur noch zum Fremdschämen.

Das Buch enthält einige Sprüche, die gut in eine Fortsetzung von Fuck you Goethe passen würden, witzig wenn man 16 ist, danach eher weniger.