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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2019

Die böse 40

Geburtstage sind noch lange kein Grund, älter zu werden
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Alterstechnisch bin ich genau die richtige Zielgruppe für dieses Buch. Mit der 40 auf der Geburtstagstorte hatte ich nicht wirklich Probleme, aber wenn es morgens im Rücken zwickt, oder man Freitagabend ...

Alterstechnisch bin ich genau die richtige Zielgruppe für dieses Buch. Mit der 40 auf der Geburtstagstorte hatte ich nicht wirklich Probleme, aber wenn es morgens im Rücken zwickt, oder man Freitagabend lieber vorm Fernseher lümmelt als um die Häuser zu ziehen, kommt man dann doch ins Grübeln.

Wenn sich die ersten körperlichen Wehwehchen einschleichen merkt man halt schon, dass das tatsächliche vom gefühlten Alter abweicht. Kein Grund zu jammern verspricht allerdings die Autorin und in mehreren Kapiteln erklärt sie auch warum.

Der Stil des Buches ist leicht und oft mit einem Augenzwinkern. Es enthält viel persönliche Erfahrungen und Gedanken der Autorin, aber auch Gespräche mit anderen Frauen über deren Gefühle und Erlebnisse. Man findet einiges an Wissenswertem und auch ein paar Statistiken und Testergebnisse.

Nicht jedes der verschiedenen Kapitel konnte mich mitnehmen. So hab ich mich in Kapitel zwei teils stark an einen Beziehungsratgeber erinnert gefühlt, beim Thema Beruf hab ich stellenweise einige Seiten überblättert. Andere Kapitel haben mich sehr berührt, zB wenn es um die Familie ging. Ich habe mich an vielen Stellen wiedererkannt und verstanden gefühlt. Vieles hat mich zum Nachdenken angeregt. Die Autorin beweist hier Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis.

Das Buch ist eine kurzweilige Lektüre, für Alle, die der bösen 40 mit Unbehagen entgegen sehen, und für Alle, die die 40 schon erreicht haben und gemerkt haben - so schlimm ist es gar nicht.
Für Alle, die das Glas lieber halb voll, als halb leer sehen

Veröffentlicht am 16.03.2019

Ein Kind wird entführt

Hundsbua
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Die Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag sind immer ein Garant für spannendes Lesevergnügen. So auch in diesem Fall.


Im Buch pendelt die Geschichte zwischen München und Hamburg, bei den Ermittlungen. ...

Die Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag sind immer ein Garant für spannendes Lesevergnügen. So auch in diesem Fall.


Im Buch pendelt die Geschichte zwischen München und Hamburg, bei den Ermittlungen. In München wird der Alptraum aller Eltern Realität, die kleine Tochter wird aus dem Kindergarten entführt. Eine Lösegeldforderung gibt es nicht, keine heiße Spur, keine Zeugen, dafür aber äußerst unkooperative Eltern, die ein befremdliches Benehmen an den Tag legen.

Der Autor konstruiert seinen Entführungsfall mit einigen Überraschungen für Leser und Ermittler. Nichts ist so wie es scheint. Nach und nach erhascht man einen Blick hinter die gutbürgerliche Fassade und kommt so einem perfiden Plan auf die Spur.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt, rund um die Eltern und die Ermittler auf der Suche nach der kleinen Sophia, und mit Blick auf den Entführer und sein Handeln. Das sorgt dafür, dass es spannend bleibt.

Die Figuren im Buch sind teils sehr speziell. Allen voran die Eltern, die sich ganz anders verhalten, als man es in einer solchen Situation erwarten würde. Sie lösen beim Leser sehr verschiedene Emotionen aus. Ebenso ein verdächtiges Päärchen, das die Arbeit der Beamten nicht ganz ernst zu nehmen scheinen, oder ein Ermittler mit einem sehr ausgeprägtem Dialekt.

Das Ende überrascht, ich hatte diese Wendung vielleicht in ähnlicher Form erhofft, aber nicht erwartet. Es hinterlässt leicht gemischte Gefühle bei mir.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Krimi aus dem hohen Norden

Mord in Zimmer 11
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Eva Sturm, Ermittlerin auf Langeoog, ist nur eine Figur aus dem umfangreichen Krimiuniversum von Autorin Moa Graven. Ich lese von ihr nicht zum ersten Mal, allerdings ist bereits einige Zeit seit dem letzten ...

Eva Sturm, Ermittlerin auf Langeoog, ist nur eine Figur aus dem umfangreichen Krimiuniversum von Autorin Moa Graven. Ich lese von ihr nicht zum ersten Mal, allerdings ist bereits einige Zeit seit dem letzten literarischen Zusammentreffen vergangen. Mittlerweile ermittelt sie in ihrem 15. Fall und in der Zwischenzeit ist viel passiert. Viel hat sich im Leben von Eva Sturm verändert, trotzdem ist es wie nach Hause kommen, das Treffen mit einem guten alten Freund. Ich konnte quasi den Wind ums Häuschen pfeifen hören, während ich mit einer guten Tasse Ostfriesen Tee auf dem Sofa gesessen und gelesen habe.


Ich mag den Stil der Autorin sehr gern. Sie schreibt unaufgeregten, sehr nah a!m Alltag, nachvollziehbar, unterhaltsam, ohne wilde Verfolgungsjagden und übertrieben blutige Tatortbeschreibung. Viel Raum nimmt in ihren Krimis immer die Persönlichkeit des jeweiligen Ermittlers ein.

In diesem Fall bekommt es Eva mit dem Mord an einem wohlhabenden Ehepaar zu tun, das offensichtlich im Liebesurlaub auf Langeoog ist, in tietelgebendem Zimmer 11.
Parallel zu ihren Ermittlungen sind aber auch privat einige Ungereimtheiten in ihrer Beziehung zu Robert aufzuklären, der sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hat.

Die Verwirrungen im Fall sind gut mit der Achterbahn der privaten Gefühle vernetzt. Die Geschichte entwickelt sich stetig voran, bis am Ende Alles irgendwie ganz anders ist, als es zu Anfang den Anschein hatte. Langeweile kommt beim Lesen keine auf.

Handfeste Krimikost aus dem hohen Norden. Genau das Richtige für Leser, die ihre Figuren gern über einen langen Zeitraum begleiten.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Was aus Zufall entstehen kann

Moses und das Schiff der Toten
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Gleich auf den ersten Seiten tauchen wir tief ins Gefühlsleben des Protagonisten, Stefan Moses, ein. Früh am Morgen begleiten wir ihn im Taxi auf dem Weg zu einem Mordfall und werden Zeuge seiner Gedankengänge ...

Gleich auf den ersten Seiten tauchen wir tief ins Gefühlsleben des Protagonisten, Stefan Moses, ein. Früh am Morgen begleiten wir ihn im Taxi auf dem Weg zu einem Mordfall und werden Zeuge seiner Gedankengänge und Grübelei über seine Beziehung zu Juliane. Dieses Beziehung stellt er gerade in Frage, denn eine wichtige Entscheidung steht bei Juliane an, die sie für einige Monate trennen würde. Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit diesen privaten Dingen und gibt so der Figur Tiefe und Struktur.


Natürlich ist Hauptbestandteil des Buches der aktuelle Mordfall von Moses und seinen Hamburger Kollegen. Ein Waschsalon Besitzer wird tot auf einer Bank auf einem Spielplatz gefunden. Nicht nur der Fundort der Leiche gibt den Ermittlern von nun an Rätsel auf.

Im Verlauf der Geschichte wird es für Leser wie Ermittler spannend und auch undurchsichtig. Der Fall zeigt bald die verschiedensten Facetten. Es kommen Personen ins Spiel, von denen lange nicht klar ist, wie sie mit dem Fall in Verbindung stehen. Wildes Spekulieren ist somit vorprogrammiert. Am Ende laufen natürlich alle Fäden zusammen und bescheren dem Leser die ein oder andere Überraschung.

Die Geschichte um Mord, Rauschgiftschmuggel, illegalen Fischhandel und chinesische Triaden ist nicht immer ganz rund, aber letztlich durchaus glaubhaft. Der Autor zeigt sehr plausibel, wie durch eine zufällige Handlung Dinge in Gang gesetzt werden können, die am Ende in einem Verbrechen münden.

Die Figuren sind sehr speziell. Moses, der schwarze Kommissar, der noch immer auf Vorurteile und versteckten Rassismus stößt, obwohl er schon seit seiner Kindheit in Hamburg lebt. Im Buch wird mehrfach hervorgehoben, wie ungläubig die Leute auf den "schwarzen" Kommissar reagieren. Ich hatte nicht gedacht, dass das ein solches Unverständnis hervorrufen würde, schon gar nicht in einer Stadt wie Hamburg. Irgendwann war mir die ständige Erwähnung dieser Tatsache dann auch etwas zu viel. Moses Partnerin Katja ist auch eine sehr spezielle Figur, leider kommt sie für mich viel zu kurz, da ist eindeutig Luft nach oben in der Fortsetzung.

Im Mittelteil kommt es zu einigen Langen, an dem Punkt an dem auch die Ermittlungsarbeit etwas auf der Stelle tritt. Das ist nachvollziehbar und auch nicht weiter schlimm, schließlich läuft das wahre Leben auch nicht immer auf High Speed. Auf jeden Fall gut für eine Fortsetzung!

Veröffentlicht am 01.03.2019

Kosmische Hilfe für die Polizei

Venuswalzer
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Nach Planetenpolka ist dies der zweite Fall rund um die Astrologin Stella Albrecht, die unfreiwillig in einen neuen Kriminalfall stolpert. Dieses Mal erwischt es einen großspurigen Weiberhelden, einen ...

Nach Planetenpolka ist dies der zweite Fall rund um die Astrologin Stella Albrecht, die unfreiwillig in einen neuen Kriminalfall stolpert. Dieses Mal erwischt es einen großspurigen Weiberhelden, einen Maler, der auf der Baustelle vom Gerüst segelt nachdem er geschubst wurde. Verdächtig ist eine Bewohnerin des Hauses, die schon länger von dem Bauarbeiter belästigt wurde und deshalb auch Rat bei Stella gesucht hat. Diese muss nun Undercover, zusammen mit Oma und Otto den Fall klären, schließlich steht für Komissar Tillikowski der Täter längst fest.


Wie schon im ersten Teil kommt es zu Reibereien zwischen Arno und Stella, der ist nämlich von deren Einmischung in seinen Fall alles Andere als begeistert. Auch Stella's Job als Astrologin sorgt wieder für Zündstoff zwischen den Beiden.
Leider habe ich etwas von der Leichtigkeit und Dynamik vermisst, die die Interaktion der Beiden im ersten Buch so speziell gemacht hat. Generell gibt es weniger gemeinsame Moment, als der Leser es sich wünschen würde. Aufgelockert wird das Ganze wieder auf unnachahmlich charmante Weise von Stellas Oma, deren Figur uns als Leser hoffentlich noch lange erhalten bleibt.

Das Buch beschreibt eine, gerade angesichts der "Me Too" Debatte, sehr aktuelle Situation, in die Frau recht schnell und unvermittelt geraten kann. Um dem Anteil von Komödie im Buch gerecht zu werden, erzählt Lotte Mink die Geschichte mit vielen typischen Klischees, was Bauarbeiter und ihre Sicht der Dinge angeht. Das ist manchmal fast zu viel, passt aber gerade darum wieder gut ins Bild. Das Buch wird so seinem Anspruch eine "Krimödie" zu sein gerecht.

Wer einen klassischen Krimi lesen möchte sollte eher zu einem anderen Buch greifen. Wenn ich Stella"s Geschichte mit einem Tatort vergleichen müsste, dann am ehesten noch mit dem aus Münster, oder Weimar.

Besonders zu erwähnen wieder die absolut fantastische Cover Gestaltung, die schon eine Schlüsselszene des Buches wiedergibt. Wie bei einem Wimmelbild kann man hier die tollsten Details entdecken.