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Veröffentlicht am 25.06.2018

Auge um Auge

Der Pflegefall
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Als Anna Zerbst das Angebot bekommt, den alten Herrn Brunt in seiner Villa zu pflegen, sagt sie nicht nein, schließlich war ihre berufliche Laufbahn bisher nicht besonders rosig. Schon nach kürzester Zeit ...

Als Anna Zerbst das Angebot bekommt, den alten Herrn Brunt in seiner Villa zu pflegen, sagt sie nicht nein, schließlich war ihre berufliche Laufbahn bisher nicht besonders rosig. Schon nach kürzester Zeit wird allerdings ihr und dem Leser klar, dass dies kein Traumjob werden würde. Im Haus herrscht eine merkwürdige Stimmung, der Patient wird vom Hausmeisterehepaar als sehr speziell und schwierig beschrieben, man warnt Anna sogar vor seinem cholerischen Wesen und der Angewohnheit seine Pflegerinnen zu begrabschen.

Der alte Herr ist tatsächlich nicht einfach und fordert Anna körperlich wie mental, nicht zuletzt mit der Aussage, sein Sohn und das Hausmeisterehepaar wolle ihn vergiften.
Verständlicherweise ist die Hauptfigur nun genauso verunsichert wie der Leser. Wem soll man glauben? Welche Geschichte entspricht der Wahrheit? Wie bösartig ist Herr Brunt wirklich? Könnte das nette Paar den alten Herren tatsächlich ermorden? Und natürlich - wie soll Anna sich verhalten?

Die Geschichte bietet eine gute Grundlage für einen spannenden Krimi. Erzählt wird von Anna, so kennt der Leser nur ihre Sicht der Dinge und muss genau wie sie mit den widersprüchlichen Informationen zurechtkommen.
Die Autorin stürzt ihre Hauptfigur sofort mitten ins Geschehen, gleich am ersten Tag wird sie in die Abgründe des Hausherrn eingeweiht, und belauscht das Mordkomplott. Mir geht das fast zu schnell und ich empfinde es ein wenig unglaubwürdig. Keine der Figuren macht sich wirklich Mühe irgendetwas zu verheimlichen.

Der Schreibstil kam mir anfangs etwas zackig vor, wie eine Aufzählung folgt ein kurzer Satz dem Nächsten. Das Buch liest sich recht einfach und schnell.
Der Charakter der Hauptfigur Anna hat mich nicht wirklich erreichen können, ihr ganzes Wesen wird als sehr unsicher beschrieben, ängstlich, leicht zu verunsichern, ohne Selbstbewusstsein, naiv, ich hatte den Eindruck es mit einem jungen Mädchen zu tun zu haben und nicht mit einer gestandenen Frau. Ich empfinde ihre Figur unpassend für den Beruf der Pflegekraft. Ihre Reaktionen auf Herrn Brunt's Anfeindungen sind unangebracht für jemanden, der schon seit Jahren in diesem Beruf tätig ist.
Die Beschreibung von Herrn Brunt als bösartiger Alter, ist dagegen besser gelungen. Der Sohn, als Beteiligter am Mordkomplott, wird nur am Rande erwähnt, das Hausmeisterpaar bleibt seltsam blass.

Die ganze Geschichte wirkt auf mich leider etwas unrund, die Beziehung der Personen untereinander und die Gründe für den geplanten Mord. Ich persönlich hätte etwas mehr Heimlichkeit besser gefunden, als direkt auf die Schandtaten gestoßen zu werden. Es ist für mich nicht ganz plausibel, dass die Beteiligten jemand Fremden gegenüber sofort bereitwillig Details preisgeben, die sie später in einem schlechten Licht erscheinen lassen könnten.

Das Buch enthält einige heftigere Stellen wenn bestimmte körperliche Zustände beschrieben werden, oder das Gebaren von Herrn Brunt, entsprechend seiner Erkrankung. Dies passt wiederum gut zum Kontext des Buches und in die jeweilige Szene.
Am Ende hat die Autorin mich überrascht. Mit einem Finale in dieser Form hätte ich nicht gerechnet.

Letztlich konnte mich die Geschichte nur zum Teil mitnehmen, ich bin mit der Hauptfigur und der Erzählweise nicht ganz warm geworden. Trotzdem ein solider Krimi für zwischendurch.