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Veröffentlicht am 20.03.2022

Von Mens Menschen gemachte Katastrophe

Meine Welt schmilzt
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Die Autorin lebt mit ihrer Familie auf Spitzbergen, eines der nördlichsten, von Menschen bewohnten Gebieten der Welt. Hier ist es atemberaubend schön, eisig und einsam, auf Wanderungen begegnet man allenfalls ...

Die Autorin lebt mit ihrer Familie auf Spitzbergen, eines der nördlichsten, von Menschen bewohnten Gebieten der Welt. Hier ist es atemberaubend schön, eisig und einsam, auf Wanderungen begegnet man allenfalls einem Eisbären, oder einer Herde Rentiere. Das Leben der Mensch hier war schon immer geprägt von der rauen Natur und dem unwirtlichen Klima, doch in den letzten Jahren hat sich hier vieles verändert. Schlagwörter wie Klimawandel, CO2 Ausstoß, oder Erderwärmung bestimmen das Leben und die Folgen sind überall spürbar, so wenn zb in wenigen Stunden die Regenmenge eines ganzen Jahres fällt, Gletscher schmelzen, das Meereis im Winter nicht mehr zufriert, oder Lawinen die Häuser zerstören und Menschenleben fordern.

Line erzählt in diesem nur knapp zweihundert Seiten starkem Buch mit eindringlichen Worten über ihre Heimat und den Wandel, der sich hier vollzieht, unübersehbar, mit unabsehbaren Folgen und leider menschengemacht, schließlich ist der Kohleabbau, der seit Generationen das Überleben sicherte, mit ein Grund für die Erderwärmung. Das Buch ist angefüllt mit Daten und Messergebnissen, die Autorin war selbst auf Forschungsfahrten dabei. Die Fakten sind dabei so verständlich und nachvollziehbar in die Geschichte eingebettet, dass man nie das Gefühl hat, ein Sachbuch zu lesen. Die Verbindung von eigenen Erlebnissen, wissenschaftlichen Fakts und Geschichten von Freunden und Nachbarn bilden einen eindrucksvollen Appell für den Klimaschutz, der für uns teilweise noch recht abstrakt erscheint.

Das Buch ist sehr leicht und eingängig geschrieben, wird schnell weggelesen. Die Botschaft allerdings ist angekommen und beschäftigt den Leser noch lange nach der Lektüre. Eine einzigartige Landschaft wird vielleicht bald für unsere Nachkommen verschwunden sein, die Folgen sind heute noch nicht absehbar.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Mord vor laufender Kamera

Das Zeichen
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Am Schauplatz eines brutalen Mordes wird ein blutiges Zeichen hinterlassen, somit fällt dieser Fall genau in Arne Stillers Spezialgebiet, allerdings hat der anfangs so gar keinen Plan, was das Ganze zu ...

Am Schauplatz eines brutalen Mordes wird ein blutiges Zeichen hinterlassen, somit fällt dieser Fall genau in Arne Stillers Spezialgebiet, allerdings hat der anfangs so gar keinen Plan, was das Ganze zu bedeuten hat. Als wenig später ein Video der Tat im Netzt auftaucht werden Ergebnisse gefordert, doch der Fall ist komplizierter als gedacht.

Das Zeichen ist der dritte Band aus der Reihe rund um den Kryptologen Arne Stiller, natürlich haben wir hier keinen Robert Langdon, aber trotzdem hat der Autor wieder eine interessante und spezielle Ermittlerfigur geschaffen. Anfangs mochte ich Arne Stiller gar nicht und da ging es mir wie seinen Kollegen, er tut aber auch nicht wirklich viel, um sich beliebt zu machen. Nur bei der Gerichtsmedizinerin versucht er sich ins rechte Licht zu rücken, fast niedlich seine Bemühungen.

Wie schon in den Vorgängern sind die beschriebenen Morde nichts für schwache Nerven. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt und der Leser erhält so Einblicke, die den Ermittlern verwehrt bleiben. Jedes Mal wenn ich dachte, ich hätte den Täter entlarvt, wurde ich eines Besseren belehrt. Elias Haller versteht es immer wieder vollkommen plausible Spuren zu legen, die sich aber letztlich als falsche Fährte herausstellen. Die Auflösung kam für mich vollkommen überraschend.

Die Geschichte um die Mordserie wird spannend erzählt und steigert sich stetig. Diesesmal gibt es nur wenig Nebenschauplätze, wie zb der Flirt mit der Gerichtsmedizinerin, oder die ständigen Kompetenzrangeleien mit Arnes derzeitigen Vorgesetzten. Mir hat das sogar ganz gut gefallen, denn in den Vorgängern hat mich das ganze Private um Arne Stiller fast etwas genervt, da war der Fokus mehr auf der Person des Ermittlers, als auf dem eigentlichen Fall.

Elias Haller hat hier eine gelungene Fortsetzung seiner Reihe geliefert, die man gut auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, obwohl diese natürlich die Figuren nochmal unterstreichen. Mir wird im Verlauf der Bücher die Ermittlerfigur Arne Stiller immer sympathischer und ich hin froh, dass ich hier drangeblieben bin.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Geschwisterliebe

Meine Schwester
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Bettina hat gerade Besuch von einer guten Freundin, als ein Anruf von ihrem Vater ihr ganzes Leben aus der Bahn wirft.

Mit diesem Anruf, der Nachricht vom Selbstmord ihrer älteren Schwester beginnt das ...

Bettina hat gerade Besuch von einer guten Freundin, als ein Anruf von ihrem Vater ihr ganzes Leben aus der Bahn wirft.

Mit diesem Anruf, der Nachricht vom Selbstmord ihrer älteren Schwester beginnt das Buch und eine wahnsinnig, wunderbar berührende Reise in die Vergangenheit beginnt. Die Autorin gibt uns Lesern intime Einblicke in ihre Kindheit, Jugend, das Erwachsenenalter. Immer eng verbunden mit ihrer Schwester, ihren Eltern und Großeltern. Sie beschreibt Allragssituationen so plakativ, dass ich quasi hinter den Beiden hergeschlichen bin, um heimlich in den Schrank zu schauen. Ich hatte fast ein Deja vu, auch ich kenne diese Situation. Bei mir war es der kleinere Bruder mit dem ich die Treppe herunter geschlichen bin und auch wir wussten genau, welche Stufe man meiden muss, um nicht durch das Knarren das ganze Haus aufzuwecken. solche Szenen sind so humorvoll beschrieben, dass man automatisch schmunzeln muss.

Das ganze Buch ist durchzogen von solchen Erinnerungen, leider aber nicht nur von glücklichen. Die Autorin beschreibt offen auch das schwierige Familienleben, wie beispielsweise die Depression der Mutter, oder die Anforderungen, die die Eltern an ihre Töchter stellen.

Die Autorin nutzt ihre Erinnerungen als Trauerbewältigung, immer im Hintergrund die Frage nach dem Warum, danach, ob man mehr hätte tun können, sollen, danach, ob man Anzeichen übersehen hat. Es ist ein wenig die Aufarbeitung von Schuldgefühlen, wie sie sicher jeder nachvollziehen kann, der Angehörige mit einer psychischen Erkrankung hat.

Ein sehr berührendes Buch, mit viel Herz geschrieben, ohne dabei rührselig zu werden, oder die Erinnerungen zu verklären. Sensibler Umgang mit dem Thema Depression und Suizid.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Schauriger Fund

Gezeitenmord
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Ein junger Lehrer ist mit einem Schüler im Watt unterwegs. Als sie von dichtem Nebel überrascht werden, werden sie getrennt und versuchen verzweifelt sich wiederzufinden. Und plötzlich ist da diese halb ...

Ein junger Lehrer ist mit einem Schüler im Watt unterwegs. Als sie von dichtem Nebel überrascht werden, werden sie getrennt und versuchen verzweifelt sich wiederzufinden. Und plötzlich ist da diese halb im Sand vergrabene Leiche und ein merkwürdiges Husten im Nebel.

Gezeitenmord ist ein sehr passender Titel für den ersten Auftritt von Lykke Teit, der dänischen Ermittlerin von Autor Dennis Jürgensen. Das der Autor lange Zeit Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat, merkt man dem Krimi in keinster Weise an. Das Buch ist der Beginn einer neuen Reihe des dänischen Autors.

Interessant wird der Krimi nicht nur durch den spannenden, vielschichtigen Fall, sondern auch durch die Interaktion der Figuren. Der jungen Ermittlerin wird ein erfahrener älterer Beamter aus Deutschland, Rudi Lehmann, zur Seite gestellt, wodurch das Buch eine binationale Ausrichtung bekommt. Die Beziehung zwischen Dänen und Deutschen wird mit teils etwas schwarzem Humor in den Fall eingebaut. Hierzu muss ich sagen, dass mir die Frotzeleien manchmal etwas drüber waren, allerdings weiß ich nicht, ob das im Umgang der Nationalitäten tatsächlich so üblich ist. Die Ermittlerfiguren sind Beide sehr speziell und kommen mit "Vergangenheit" in die Geschichte. Gerade bei Lykke gibt diese Vergangenheit der Figur Substanz und erklärt ihr Verhalten. Als Vertrauensbeweis folgt auch von Rudi eine Lebensbeichte, die ich allerdings nicht wirklich einordnen kann. Sie kam für mich aus dem Nichts, hat nichts mit dem Fall zu tun und ich hätte sie nicht unbedingt gebraucht. Ich kann mir nur vorstellen , dass es da in einem späteren Buch noch Bezug zu gibt.

Der beschriebene Fall ist sehr vielschichtig aufgebaut, zum anfänglichen Mord kommen schnell Verbindungen zu einem früheren Verbrechen zu Tage. Der Autor greift hier das sehr emotionale Thema verschwundener Kinder auf. Geschickt konstruiert er eine mehrere Jahre umspannende Geschichte mit letztlich stimmigen Zusammenhängen. Er schafft es den Leser immer wieder aufs Glatteis zu führen, streut Hinweise und schlägt dann doch wieder einen Haken. Ich hatte zwar recht früh eine Ahnung vom Täter, aber auch ich musste am Ende feststellen, dass nicht alles so war wie gedacht. Wirklich gut umgesetzt.

Ein spannender, emotionaler Fall mit Substanz und interessanten Figuren, der einen super Auftakt für die neue Reihe bildet. Bin gespannt auf das nächste Buch.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Anderer Blickwinkel

Frauenfragen - Männer antworten
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Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin ...

Es gibt sie, Fragen, die eben nur Frauen gestellt bekommen. Oft zielen diese Fragen unter die Gürtellinie, sind indiskret, teils von Sexismus geprägt, oder einfach total banal. Moderatorin und Journalistin Mari Lang trifft für ihren, in Coronazeiten entstandenen Podcast "Frauenfragen" verschiedene östereichische Promi-Männer und stellt ihnen Fragen, die sonst eben nur Frauen beantworten müssen. Ihre interessanten Gespräche hat sie zum Teil in diesem Buch aufgeschrieben.

Von den Promis kenne ich, zugegebenermaßen nur Richard Lugner, den Baulöwen, die Anderen sind in Deutschland wahrscheinlich eher weniger bekannt. Ich könnte mir das Format gut mit einigen deutschen Promis vorstellen. Die Autorin versteht es gut ihre Gespräche schriftlich wiederzugeben. Sie schreibt leicht, mit viel Humor, charakterisiert ihr Gegenüber treffend und macht auch keinen Hehl aus ihren Empfindungen während der Gespräche, auch wenn sie negativ waren. Die Treffen mit den Gesprächspartnern werden eingebetete in persönliche Alltagsbetrachtungen der Autorin, das macht sie mir sehr sympathisch. Die einzelnen Abschnitte sind oft zum Schmunzeln, manchmal aber auch einfach nur zum Kopfschütteln und zeigen teils generationsbedingte Ansichten der befragten Männer.

Das Buch enthält 11 Gespräche, zu Beginn gibt es den "Roten Teppich" mit ein paar Einstiegsfragen, sowie eine Grafik des Gesprächspartners. Zwischen den einzelnen Abschnitten kommen Frauen zu Wort und berichten von klassischen Frauenfragen, die ihnen gestellt wurden. Es gibt natürlich ein Nachwort der Autorin, eine Danksagung und am Ende wird jeder Gast noch einmal kurz vorgestellt. Das Buch enthält einige Fussnoten, die man auf den letzten Seiten erläutert bekommt.

Ein wirklich interssantes Buch, das mal einen ganz anderen Blickwinkel ermöglicht.

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