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Veröffentlicht am 25.02.2024

Geschichte eines Mordes

Die Insel des Zorns
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Ex Filmstar Lana hat die Nase voll vom regnerischen Wetter in London und möchte einige Tage in die Sonne entfliehen. Mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einigen engen Freunden reist sie auf ihre Privatinsel ...

Ex Filmstar Lana hat die Nase voll vom regnerischen Wetter in London und möchte einige Tage in die Sonne entfliehen. Mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einigen engen Freunden reist sie auf ihre Privatinsel nach Griechenland. Doch die Idylle trügt, unter der Oberfläche werden Spannungen spürbar und diese entladen sich zusammen mit einem schweren Sturm über der Insel.

Das Szenario ist recht klassisch, eine Gruppe von Leuten, durch Naturgewalten von der Aussenwelt abgeschnitten und plötzlich geschieht ein Mord. Schon Agatha Christie hat sich an diesem Gedankenspiel bedient. Natürlich ist es möglich, dass ein unbekannter Täter von außen den Mord beganngen hat, wahrscheinlicher ist es aber, der Täter ist unter den Anwesenden zu suchen. Auch bei der Gruppe um Lana wird zuerst ein Fremder verdächtigt, der es irgendwie im Sturm auf die Insel geschafft haben muss, schnell muss man sich aber der Tatsache stellen, dass der Täter einer von ihnen ist.

Trotz dieser recht klassischen Konstellation bietet das Buch, das ich eher als Krimi, den als Thriller bezeichnen würde eine Besonderheit. Diese Besonderheit besteht im Ich Erzähler Elliot. Elliot, ein guter Freund von Lana und ebenfalls auf der Insel anwesend übernimmt es dem Leser die Geschichte des Mordes zu erzählen. Elliot ist für diese Aufgabe prädestiniert, selbst Autor eines sehr erfolgreichen Buches und als Insider an Lanas Seite liegt ihm das Erzählen im Blut und so fächert er die Ereignisse in mehreren Akten, wie ein Theaterstück, vor dem Leser auf. Schnell wird klar, dass Elliot ein eher subjektiver Erzähler ist, der auch schonmal bewusst Dinge auslässt, die ihm unangenehm sind, oder auch Sachen schönredet, um in einem guten Licht dazustehen.

Keine der Figuren im Buch ist wirklich sympathisch, für manche empfindet der Leser Mitleid, andere mag man von der ersten Zeile an nicht, bei wieder anderen ist man lange Zeit im Zwiespalt und springt zwischen den verschiedensten Empfindungen hin und her. Natürlich polarisiert Lana als Filmdiva sehr, aber allen voran ist Elliot die Figur, die man nie wirklich zu fassen bekommt. Leider fehlt allen Figuren etwas der Hintergrund, es kommen zwar bei Einigen von ihnen Ereignisse aus der Kindheit zur Sprache, aber es bleibt eher bei Andeutungen zu denen sich der Leser seine eigenen Gedanken machen muss.

Die Art und Weise wie der Autor die Geschichte durch Elliot erzählen lässt ist richtig gut gemacht. Jeder Akt ist eine Weiterführung der Geschichte, in jedem Akt kommen neue Erkenntnisse zu Tage, Ereignisse werden plötzlich aus einem anderen Blickwinkel neu erzählt, Elliot schweift in Erinnerungen ab. Leider ist es hier etwas schwierig ins Detail zu gehen, ohne zukünftige Leser zu spoilern. Irgendwie ist die ganze Geschichte eine Geschichte in der Geschichte, wie eine Matroschka kommt immer wieder etwas Neues zum Vorschein, wie bei einer Zwiebel ist unter einer Schicht, eine weiter Schicht und jede dieser Schichten wirft alles über den Haufen, was man bis dato zu wissen glaubte.

Alex Michaelides hat eine spannende Geschichte abgeliefert, die ohne viel Blutvergießen auskommt. Vom Leser wird etwas an Aufmerksamkeit erfordert um beim ausschweifenden Stil des Ich Erzählers nicht den Anschluss zu verlieren, es macht riesen Spaß sich Theorien zurechtzulegen und mit auf Täterjagd zu gehen. Als einzigen Kritikpunkt des Buches kann ich hier nur das Cover benennen, diese blauen Kreise über dem eigentlichen Titelbild hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Freunde aus Kindertagen

Schneesturm
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Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. ...

Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. Der Unfall jährt sich bereits zum zehnten Mal und die Clique von damals trifft sich, um dem verlorenen Freund, Ehemann und Bruder zu gedenken. Das Treffen steht unter keinem guten Stern, droht doch der schwerste Schneesturm seit langem über die Insel hereinzubrechen.

Der Prolog beginnt erstmal mit der Beschreibung der Tradition des Klippenspringens, die jedes Jahr unzählige Touristen und Schaulustige auf die Insel lockt, wandelt sich aber schnell zu einem Mordszenario, als mitten im aufkommenden Sturm eine Leiche über eben diese Klippen ins Meer geworfen wird. Während die Freundesgruppe ihr Wiedersehen feiert, weiß der Leser also bereits, das etwas passiert ist und hat auch direkt eine Ahnung, wer das Opfer sein könnte.

Das Setting der Geschichte hat mich von der ersten Seite an mitgenommen, der Stil der Autorin ist genau meins, obwohl ich mit einigen der irischen Namen so meine Schwierigkeiten hatte. Bei einem der Freunde wird die Aussprache des Namens innerhalb der Geschichte erklärt, aber beim Namen von Caras Tochter war ich komplett überfordert.

Die Story konzentriert sich hauptsächlich auf die Gruppe von Freunden, die sich bereits alle seit ihrer Kindheit kennen. Die wenigen Nebenfiguren, einige Dorfbewohner, Caras Familie und ein anwesendes Filmteam, spielen nur am Rand eine Rolle. Das Setting, eine kleine Gruppe von Personen, durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten, ist nichts ungewöhnliches und recht klassisch für das Genre. Es beginnt eine Mörderjagd, wie sie beispielsweise schon Agatha Christie in ihren Romanen dargestellt hat. Auf Grund dieser Tatsache und weil der Spannungsbogen doch eher sehr stabil gleichbleibend ist, würde ich das Buch auch eher als Krimi, denn als Thriller einstufen.

Durch den Hinweis auf dem Cover des Buches weiß man als Leser direkt, dass der Täter innerhalb der Clique zu suchen ist und dadurch, dass immer wieder der Unfalltod von Caras Ehemann thematisiert wird, scheint eine Verbindung hierzu plausibel. Zeitweise ist jeder der Gruppe verdächtig am aktuellen Todesfall, Cara ermittelt auf eigene Faust und hat dabei das Wetter und die sturen Einheimischen gegen sich. Die Ermittlungen scheinen dem Leser teilweise recht kopflos, es kommt hier und auch später zu einigen Logikfehlern, die einem teilweise aber erst später so richtig klar werden. So tobt ein schwerer Sturm über die Insel, mit Schnee bis hoch an die Fenster, trotzdem fährt Cara mit dem Polizeiauto über die Insel, von Winterdienst weit und breit keine Spur. Ein Verdächtiger kann flüchten und ist innerhalb von Sekunden im Schneegestöber verschwunden, anscheinend aber ohne Spuren zu hinterlassen, denen, man folgen könnte. Und das Cara sich wichtiges Beweismaterial aus dem unverschlossenen Kofferraum des Polizeiautos klauen lässt ist auch nicht gerade glaubhaft.

Letztlich konnten all diese Punkte, ebenso wie die Ahnung zum Täter, die einen recht schnell beschleicht, oder die minutiöse Aufklärung der Tat am Ende, mein Lesevergnügen nicht wirklich trüben. All dies ist im Genre nicht ungewöhlich, denkt man zum Beispiel nur an Peter Falk als Columbo, wo der Zuseher direkt zu Beginn den Mörder bei der Tat beobachtet und es im Verlauf des Films darum geht die Tat zu beweisen, oder eben auch an Agatha Christies Hercule Poirot und Miss Marple, wo der Tathergang im Finale vor dem Zuschauer aufgerollt und der Täter, unter zeitweiser Verdächtigung aller Anwesenden enttarnt und zum Geständnis gebracht wird. Auch hier wirken Zeitabläufe und Tathergang oft konstruiert und nicht unbedingt logisch, führen aber letztlich zum gewünschten Ende. Ich mags und mochte es auch hier. Die Story war in Aufbau und Umsetzung ganz meins, ich könnte mir das Ganze gut als Sonntagabend-Krimi im Fernsehen vorstellen. Gern mehr davon.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Verlorene Kindheit

Die Zeit im Sommerlicht
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Schweden in den 1950 Jahren, für die Kinder der Sami, der indiginen Bevölkerung Skandinaviens ist das Leben innerhalb ihrer Gemeinschaft geprägt von der Verbundenheit zur Natur und zu den Rentieren, fest ...

Schweden in den 1950 Jahren, für die Kinder der Sami, der indiginen Bevölkerung Skandinaviens ist das Leben innerhalb ihrer Gemeinschaft geprägt von der Verbundenheit zur Natur und zu den Rentieren, fest verwurzelt in einem großen Familienverband leben sie mit eigener Sprache und ihren überlieferten Traditionen. Bis es Zeit wird in die sogenannte Nomadenschule zu gehen, über Monate von ihren Familien getrennt wird ihnen ihre Sprache verboten, ihre Traditionen und ihr Glaube wird teuflisch verurteilt, ihre genetische Identität mit Gewalt aus ihnen herauserzogen.

"Die Zeit im Sommerlicht" ist nach "Das Leuchten der Rentiere" das zweite Buch der Autorin, die selbst Angehörige der Sami ist. Wie auch in ihrem ersten Buch spricht sie über ein Thema, das dunkle Flecken auf die weiße Weste des als sehr sozial geltenden Schweden wirft und dessen Aufarbeitung bis heute andauert. Angehörige der Sami galten als minderbemittelt, ihnen wurde nicht zugetraut eine höhere Kulturstufe zu erreichen, ähnlich wie beispielsweise den indigenen Völkern in Nordamerika, oder den Ureinwohnern in Australien galt eine Rassenvermischung als Verderb der Gesellschaft, den Menschen wurden oft einfachste Grundrechte abgesprochen. Der Staat fühlte sich in der Pflicht die Erziehung der Kinder nach seinen Vorstellungen zu übernehmen, sie wurden von ihren Familien getrennt um in speziellen Schulen unterrichtet zu werden, in denen Gewalt und Mißhandlungen an der Tagesordnung sind.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, man begleitet die Figuren während ihrer Schulzeit in den 50ger Jahren und trifft sie später als Erwachsene wieder. Die Autorin schildert sehr anschaulich und emotional das Martyrium einer Gruppe Kinder aus einer Samigemeinschaft. Die Beschreibungen rühren den Leser zu Tränen, sind manchmal kaum auszuhalten und machen unglaublich wütend und traurig. Es ist erschreckend, wie schwer die Ereignisse aus der Kindheit den Figuren auch später nachhängen, wie sie ihre Entwicklung, sogar den Umgang mit ihren eigenen Kindern beeinflussen. Genauso erschreckend ist aber auch zu sehen, wie innerhalb der Gemeinschaft der Sami das Erlebte totgeschwiegen wird, wie die Menschen mit ihren traumatischen Erlebnissen allein gelassen werden und noch Jahre später mit ihrer eigenen Identität hadern.

Das erste Buch der Autorin hat mich auf Grund ihrer unglaublich bildhaften Sprachgewalt total in seinen Bann gezogen und auch hier zeigt sie eindrücklich wie gut sie es versteht mit Worten Bilder und Emotionen zu erzeugen, wobei mich die Kapitel aus der Kindheit der Protagonisten oft mehr packen konnten als die aus ihrem Erwachsenenleben. Obwohl es interessant war zu sehen, zu welchen Menschen sich die Kinder von damals entwickeln, wie sie mit ihrem Trauma und ihrer Herkunft umgehen, war es hier schwer für mich eine Beziehung zu einigen Figuren aufzubauen, sie mit dem Bild des Kindes in Einklang zu bringen. Beim Erzählen über die Erwachsenen hat die Geschichte für mich einige Längen bekommen, die Kapitel waren mir manchmal etwas nichtssagend, fast wie Lückenfüller. Beim Abschluss der Geschichte hatte ich leider das Gefühl, dass die Autorin nicht recht wusste, wie sie das Ganze zu einem runden Ende bringen soll.

Meine Kritikpunkte konnten mir meinen positiven Gesamteindruck zum Buch, zur Geschichte nicht verderben. Das Buch hat mich nicht zuletzt als Mutter emotional sehr berührt, sondern auch wieder aufgrund der Hintergrundgeschichte zum Umgang mit indigenen Völkern. Ein Thema, das leider noch heute in vielen Teilen der Welt aktuell ist.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Informativ und gut nachzumachen

Physio @Home
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Rückenschmerzen gelten ja mit als moderne Volkskrankheit, wohl jeder Erwachsene hat in seinem Leben schon einmal darunter gelitten. Probleme mit dem Rücken sind allerdings nur eines von vielen Beschwerdebildern ...

Rückenschmerzen gelten ja mit als moderne Volkskrankheit, wohl jeder Erwachsene hat in seinem Leben schon einmal darunter gelitten. Probleme mit dem Rücken sind allerdings nur eines von vielen Beschwerdebildern im Bereich Muskeln, Gelenke, Bewegungsapparat. Autorin Vanessa Lämmle kennt all dies aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Physiotherapeutin und gibt in diesem Buch alltagstaugliche Tipps für Übungen zur Prävention, aber auch zur akuten Schmerzbekämpfung.

Die Autorin gibt ihre Tipps bisher nicht nur in ihrer Praxis weiter, sodern auch bei ihren Auftritten im ARD-Bufett, oder auf ihrem Instagramkanal. Hier kann man in kurzen Clips die gut erklärten Übungen ansehen. Ich kannte die Autorin bisher noch nicht, habe aber nach der Lektüre des Buches direkt ihren Kanal abonniert.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte gegliedert, nach einem kurzen Vorwort erklärt die Autorin, wie wichtig es ist Bewegung in seinen Alltag einzubauen, danach wird sich um die verschiedenen Körperbereiche gekümmert. Es gibt jeweils ein Kapitel für Rücken, Arme und Beine, Tipps zu Entspannung und Regeneration, sowie den 30 Tage Übungsplan. In den einzelnen Kapiteln wird zuerst auf die Anatomie des jeweiligen Bereiches eingegangen, auf die Funktionsweise, das Zusammenspiel mit anderen Bereichen, auf verschiedenste Krankheitsbilder und einiges mehr, es gibt Tipps zur Soforthilfe und spezielle Übungen, immer begleitet durch Fotos. Die Autorin geht hier unglaublich detailliert auf die Grundlagen ein und erklärt die Theorie hinter dem ganzen sehr umfangreich. Hier merkt man natürlich ihren beruflichen Hintergrund.

Wer schon eine Schmerzhistorie hat, wird sicher einiges aus dem Buch schonmal gehört haben. Einige der Übungen sind mir so zum Beispiel schon durch meine Therapeutin bekannt, andere kommen so, oder so ähnlich im Yoga, oder Pilates vor. Der Umfang der Übungen macht es einfach das passende für sich und sein Schmerzbild zu finden, selbst für bestimmte Einschränkungen gibt es Tipps und Möglichkeiten zur Abwandlung, so kann wirklich Jeder, unabhängig von Alter und Beweglichkeit, mit dem Buch arbeiten.

Mich hat das Buch wirklich überrascht. Die Autorin ist mega kompetent und kann die Übungen gut verständlich erklären, es ist wirklich an jeden Bereich des Körpers gedacht worden, für uns Frauen sogar an den Beckenboden. Ich habe das E-Book gelesen, für die Arbeit mit dem 30 Tage Programm würde ich aber auf jeden Fall die Printausgabe empfehlen, das Blättern zu den verschiedenen Übungen ist so einfacher. Ein Buch, das in keinem Haushalt fehlen sollte, selbst wenn man keine Schmerzen hat.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Zum schmunzeln

Kurztrip Weltgeschichte
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Geschichte war schon in der Schule mein Steckenpferd, obwohl ich sagen muss, dass gerade das stupide Pauken von Jahreszahlen eher abschreckend war. Auch heute noch lese ich gern Bücher zu verschiedenen ...

Geschichte war schon in der Schule mein Steckenpferd, obwohl ich sagen muss, dass gerade das stupide Pauken von Jahreszahlen eher abschreckend war. Auch heute noch lese ich gern Bücher zu verschiedenen geschichtlichen Epochen, oder auch, um ganz zum Anfang zu gehen, zur Entstehung von Universum und Erde und zu den Ereignissen vor dem Auftauchen der ersten Menschen. Ich finde es äußerst faszinierend wie die Wissenschaft oft allein auf der Grundlage von physikalischen Berechnungen Thesen zum Ablauf des Urknalls aufstellt, oder wie durch den Fund einiger versteinerter Pflanzenreste Rückschlüsse auf das Klima in der jeweiligen Zeit möglich sind.

Mit dem Urknall, dem Big Bang beginnt auch hier der Autor seine Reise. In schwindelerregendem Tempo erleben wir die Entstehung des Universums inklusive dieser kleinen Kugel, die wir Erde nennen. Schwindelerregend trifft es auch wie die Faust aufs Auge, denn die Zeitabläufe, die hier beschrieben werden sind einfach unfassbar. Nachdem der Grundstein gelegt wurde durchlaufen wir die verschiedenen Entwicklungsphasen der Erde, über erste Kleinstlebewesen, zu Dinosaurier, bis hin zum frühen Menschen. Alles relativ rasch, aber trotzdem Informativ. Das weite Feld der Antike nimmt einen recht großen Teil des Buches ein, einfach weil sich diese Zeitspanne auch über einen langen Zeitraum erstreckt, später folgt natürlich das Mittelalter, der industrielle Aufstieg und letztlich unsere, leider eher unrühmliche frühe Vergangenheit.

Geschichte ist nicht das eigentliche Fachgebiet des Autors, das Buch erhebt aber auch nicht den Anspruch eine komplette geschichtliche Abhandlung zu sein, das hätte auch den Umfang des Buches deutlich gesprengt. Trotzdem gelingt es dem Autor wichtige Ereignisse zu benennen und sie in einen zeitlichen Kontext zu setzen. Sein Schreibstil ist dabei sehr angenehm und leicht, durch immer wieder eingebundene Anekdoten und witzige Side Kicks ( "Gegen Ende der letzten Kaltzeit sterben der Höhlenlöwe, das Wollnashorn und das Wollhaarmamut aus. Ob der Mensch dabei seine Finger im Spiel hat, ist unklar. Wundern würde es mich nicht.") wird die Geschichte bildlich und kurzweilig. Ich könnte mir dieses Prinzip gut als leichte Einführung in ein bestimmtes Themengebiet vorstellen, um Neugier zu wecken bevor es dann in die Tiefe und an die Jahreszahlen geht.

Natürlich könnte man nun anmerken, dass die Auswahl der Themen recht subjektiv erfolgt ist und der Autor das Eine etwas ausführlicher, das Andere dafür etwas kürzer hätte ausführen können. Es gibt auch bestimmte Ereignisse, die irgendwie komplett unerwähnt bleiben. Im Rahmen der Leserunde, in der ich das Buch lesen durfte, wird hier zb der Vietnamkrieg genannt, oder auch die Feminismusbewegung Im Nachgang fallen einem mit Sicherheit weitere wichtige historische Fakten ein, die im Buch fehlen, oder nur eine kurze Randnotiz sind, aber ich denke einfach, dass der Autor hier nicht bewusst bestimmte Themengebiete ausklammern wollte, sondern das sie einfach im Schreibflow untergegangen sind.

Ich bin flott durch die einzelnen Kapitel geflogen, die immer mit interessanten Zitaten, oder Sprichwörtern überschrieben sind, ganz besonders gefallen haben mir die chinesischen Flüche. Die Lektüre war kurzweilig und zum schmunzeln, viel vergrabenes Wissen wurde wieder zum Vorschein gebracht und die Lust auf weiterführende Literatur geweckt. Für Geschichtsbegeisterte ist das Buch sicher ein gutes Geschenk.

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