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Veröffentlicht am 31.01.2024

Verwirrspiel

Das Geheimnis der Schnallenschuhe
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Poirot ist auch nur ein Mensch und so bleibt auch ihm der Gang zum ungeliebten Zahnarzt nicht erspart. Nach überstandener Behandlung verlässt Poirot die Praxis, nicht ahnend, dass er schon bald wieder ...

Poirot ist auch nur ein Mensch und so bleibt auch ihm der Gang zum ungeliebten Zahnarzt nicht erspart. Nach überstandener Behandlung verlässt Poirot die Praxis, nicht ahnend, dass er schon bald wieder hierher zurückkommen wird. Zahnschmerzen sind es allerdings nicht, die den Detektiv zurück treiben, vielmehr die Leiche des Doktors.

Agatha Christie lässt ihren Ermittler Hercule Poirot wieder in bekannter Manier ermitteln, ihm zur Seite, wiedereinmal Inspector Japp von Scotland Yard. Ermittlern wie Lesern gibt der augenscheinliche Selbstmord des beliebten Arztes Rätsel auf und schon bald ist klar, dass hier nichts so ist wie auf den ersten Blick vermutet.

Natürlich gelingt es der Autorin wieder auf unnachahmliche Weise falsche Spuren zu legen, Verdächtige zu präsentieren und Verwirrung zu stiften. Das Miträtseln entwickelt sich zu einer fast unlösbaren Aufgabe. Als Leser erschließen sich zwar nach und nach Teile des Kriminalfalls, aber den Durchblick hat einzig Hercule Poirot, der das ein, oder andere Mal im Buch für Schmunzler sorgt. Das Buch spiegelt den damaligen Zeitgeist gut wieder, inklusive Äußerungen, die man heute so nicht mehr tätigen würde. Ich persönlich kann das aber gut einordnen, schliesslich ist der Roman bereits 1940 erschienen.

Wie so oft bei AC entpuppt sich die Geschichte als arg konstruiert, aber letztlich schlüssig erklärt. Manchmal hat man das Gefühl, die Autorin hat Spaß daran ihre Leser mit der Auflösung zur Verzweiflung zu treiben. Für AC Neulinge würde ich das Buch nicht unbedingt empfehlen, das könnte in Frustration und Unverständnis enden, Fans werden wieder gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Hart und Brutal

Letzter Aufruf für die Lebenden
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Charlie ist Student und arbeitet nebenher am Schalter einer Bank in der tiefsten Provinz. Eigentlich verspricht die nächste Schicht ziemlich eintönig zu werden, allerdings hat Ex-Häftling Hicklin andere ...

Charlie ist Student und arbeitet nebenher am Schalter einer Bank in der tiefsten Provinz. Eigentlich verspricht die nächste Schicht ziemlich eintönig zu werden, allerdings hat Ex-Häftling Hicklin andere Pläne.

Nachdem das Buch eher beschaulich anfängt, der Leser lernt den wartenden Hicklin in seinem Auto kennen und erlebt wie Charlie schwerfällig in den Tag startet, wird es recht schnell recht heftig und es gibt den ersten Toten. Danach ist eigentlich alles nur noch eine wirre Hatz, unterbrochen von kurzen momenten zum Lufholen, die aber auch nicht weniger wirr sind.

Der Autor Peter Farris liefert hier einen Kriminalroman mit Extremen. Ex-Knackie Hicklin ist in seinem Handeln und in seiner Sprache ebenso zimperlich, wie seine ehemaligen Kumpanen, die ihm bald auf den Fersen sind. Hier müsste das Buch fast sowas wie einen Warnhinweis bekommen, ähnlich wie bei Serien im Streamingdienst, enthält Gewalt, Schimpfwörter, Sex usw. Gerade bei den sprachlichen Auslassungen der Figuren muss der Leser manchmal schlucken, da ist von Homophobie, über Rassismus, Misogynie und Antsemitismus alles dabei. Bei der Zugehörigkeit einzelner Figuren zur Aryan Brotherhood und der damit verbundenen Gefängnisvergangenheit natürlich kein Wunder. Gewalt gegen Frauen wird ebenso thematisiert, wie sexueller Missbrauch, erzwungene Prostitution, exzessiver Drogen/Alkoholkonsum, oder religiöser Wahn. Die Gewalt im Buch ist jetzt vielleicht nicht unbedingt härter als in anderen Krimis, oder Thrillern, könnte aber manchen Leser verschrecken.

Die Figuren im Buch sind alle irgendwie kaputt, beschädigt. Im Verlauf der Story ist man in Rückblicken Zeuge, wie es zu diesen Entwicklungen gekommen ist. Man begleitet Hicklin bei seinen Bemühungen schnell viel Geld zu verdienen, oder durchlebt das Trauma des ermittelnden Beamten, das ihn verfolgt und letztlich Ehe und Familie zerstört. Hauptfigur Charlie erlebt im Lauf der Geschichte eine unglaubliche Entwicklung, er wächst dem Leser ans Herz, aber eher in einer Art Hassliebe. Seine Figur ist schwer zu beschreiben, er macht anfangs einen naiven, phlegmatischen Eindruck, desinteressiert an allem, was nichts mit seiner Leidenschaft für Raketen zu tun hat, er weckt Beschützerinstinkte, ist aber auch einfach total nervig, sein Umgang mit der gesamten Situation ist nicht immer für den Leser nachvollziehbar, erklärt aber ziemlich gut sein Wesen.

Neben der eigentlichen Krimihandlung gibt das Buch interessante Einblicke in die Gefängnisstrukturen. Man möchte ja gern glauben, dass das im modernen Strafvollzug anders ist, aber leider existieren hier die gleichen kriminellen Verbindungen wie ausserhalb der Mauern, von Drogen bis hin zum Auftragsmord, drinnen wie draußen, ist alles zu bekommen, Mitglied einer bestimmten Gruppierung wird man auf Lebenszeit, Austritt nicht möglich.

Im Bezug auf Krimis und Thriller bin ich einiges gewöhnt, trotzdem musste ich hier das ein, oder andere Mal schlucken. Die Geschichte ist harter Tobak, stellenweise nur schwer zu ertragen. Die Richtung, in die sie sich entwickelt ist dem Leser früher klar als den Figuren, da reicht eine flapsige Bemerkung von Hicklin. Das Finale ist brutal, aber absolut logisch, während die Geschichte für eine der Personen gar nicht anders hätte enden können, hadere ich bei einer Anderen mit der Entwicklung.

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Detailverliebt

Die Entschlüsselung der Hieroglyphen
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Ägypten, Pyramiden, Tempel, jahrtausendealte Kultur. Geschichte, der Menscheit hinterlassen auf Wänden, Säulen, Papyrusrollen, in einer zwar wundervoll anzuschauenden, aber leider toten Sprache, Hieroglyphen.

Ich ...

Ägypten, Pyramiden, Tempel, jahrtausendealte Kultur. Geschichte, der Menscheit hinterlassen auf Wänden, Säulen, Papyrusrollen, in einer zwar wundervoll anzuschauenden, aber leider toten Sprache, Hieroglyphen.

Ich denke es gibt wenige Menschen auf dieser Welt, die nicht schon einmal fasziniert auf diese Bilderschrift geschaut haben, entweder direkt auf einem der zahlreichen historischen Gebäude, im Museum, oder auf Bildern. Da sieht man Symbole, Tiere, sogar entfernt an Buchtarben erinnernde Zeichen und fragt sich, was steht da. Das Ganze kann die Huldigung an einen König sein, aber genausogut die Einkaufsliste der Köchin. Ohne eine Übersetzung wird es schwer und wie soll man etwas übersetzen, wenn es niemanden mehr gibt, der die Sprache lesen kann.

Vor genau diesem Problem standen Wissenschaftler, die mit den Truppen Napoleons bei dessen Ägyptenfeldzug auf die ersten Zeugnisse einer lang vergessenen Zivilisation stießen. Der Weg zur Lösung dieses Rätsels, angefangen mit dem Fund des Steins von Rosette im Juli 1799, bis zur Entschlüsselung durch den Franzosen Champollion 1822 wird in diesem Buch sehr anschaulich erläutert. Der Leser begleitet die Entdeckung und die Querelen um den Stein, erlebt die Faszination, aber auch den Frust, den die Inschrift bei den verschiedenen Gelehrten auslöst, die versuchen den Text zu übersetzen.

Federführend bei der Entschlüsselung sind der Brite Thomas Young und eben Jean-Francoise Champollion. Das Buch beleuchtet nicht nur die Arbeit der Beiden an der Entschlüsselung der Hieroglyphen, sondern auch ihre Lebensläufe. Zudem erfährt der Leser viele historische Details zur Entdeckung heutiger Weltwunder, wie der Sphinx, oder der Tempelanlage von Abu Simbel und dazu, wie an der Entschlüsselung, bzw Decodierung von Texten gearbeitet wird. Diese ganzen Informationen und Bezüge, wie zum Beispiel zur Arbeit der Codeknacker im zweiten Weltkrieg, sind hoch interessant, leider geht der Autor hier aber ab und zu etwas zu sehr ins Detail und der Text zieht sich dann etwas, im Ganzen liest sich das Buch aber sehr flüssig.

Unterstützt wird der Text durch einige Fotos. Etwa die letzten 20% des Buches bilden den Anhang. Hier finden sich Anmerkungen, die Erklärungen zu den zahlreichen Fußnoten, auch sehr interessant, und die Bibliographie.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Dieses Märchen geht nicht gut aus

Vöglein schweigt
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Nora Rothmann hat die Ereignisse rund um ihre Familie und auch den Tod ihres Kollegen aus dem ersten Teil noch nicht verarbeitet und sie möchte unbedingt in dem Fall weiter ermitteln. In den Reihen der ...

Nora Rothmann hat die Ereignisse rund um ihre Familie und auch den Tod ihres Kollegen aus dem ersten Teil noch nicht verarbeitet und sie möchte unbedingt in dem Fall weiter ermitteln. In den Reihen der Polizei und auch von Seiten des Senats stößt sie damit allerdings auf wenig Verständnis, keiner glaubt hier an die geheime Verschwörung zur Menschenjagd in Berlins Wäldern, die sich die Märchen der Gebrüder Grimm zum Vorbild nimmt. Allerdings in einer Version, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Vöglein schweigt ist der zweite Band rund um die Kriminalhauptkommisarin Nora Rothmann. Wie in all seinen Büchern hat Elias Haller wieder eine sehr spezielle Ermittlerfigur geschaffen. Wärend man seine anderen Reihen nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen muss, würde ich hier unbedingt empfehlen erst Band eins zu lesen. Die Geschehnisse hier sind essenziell wichtig für die Fortsetzung und es würden dem Leser einfach zu viele Fakten und Hintergründe fehlen.

Der Autor hat sich für seinen Thriller die Märchen der Gebrüder Grimm genommen und lässt seine Täter auf deren Grundlage morden, allerdings nimmt er hierfür eine Version der Kinder - und Hausmärchen, die mit der heute Bekannten wenig zu tun hat. Seine Version ist äußerst brutal, vom Sieg des Guten über das Böse weit entfernt und so würde man sie keinem Kind als Gute Nacht Geschichte vorlesen. Vor diesem Hintergrund ist das Buch auch nichts für schwache Nerven. Leser, die eher ausschließlich im Krimibereich unterwegs sind, oder sich noch recht frisch im Thrillergenre bewegen, könnten die Geschichte als zu extrem empfinden. Wer Elias Haller allerdings kennt weiß, das er immer etwas härter schreibt.

Ich habe dem Autor in einer meiner ersten Rezensionen zu einem seiner Bücher einen sehr amerikanischen Stil bescheinigt, weil ich diese Art zu schreiben im deutschen Thriller so bis dato nicht kannte. Es geht zur Sache, ungeschöhnt, blutig und detailreich. Damit muss man klar kommen.

Band zwei schließt nahtlos an das erste Buch an, im Verlauf der Geschichte taucht man tiefer in Noras Vergangenheit ein, kommt aber letztlich der Frage nach der Mittäterschaft ihres Vaters und Ihres Bruders nicht wirklich näher, dafür tritt eine andere Person aus Noras Kindheit in Erscheinung und das Morden geht weiter. In einem spektakulären Showdown endet das Buch und lässt Nora in einer Situation zurück, die dann sicher im dritten Buch von großer Bedeutung sein wird. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und hoffe das alle bisher gesponnenen Fäden zusammengeführt werden. In welcher Weise, darüber bin ich mir noch nicht ganz klar, ich erwarte aber eine große Überraschung.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Platz ist im kleinsten Garten

Kleiner Garten - so viel drin
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Ich bin leider mit einem recht kleinen Garten gesegnet. Schon vor vielen Jahren musste das Gemüsebeet einer Terasse weichen, die Kinder mochten eh nichts selbstgeerntetes essen. Einzig ein paar Erdbeerpflanzen ...

Ich bin leider mit einem recht kleinen Garten gesegnet. Schon vor vielen Jahren musste das Gemüsebeet einer Terasse weichen, die Kinder mochten eh nichts selbstgeerntetes essen. Einzig ein paar Erdbeerpflanzen durften bleiben. Damit sich die Arbeit in Grenzen Hält wurden hauptsächlich Stauden gepflanzt, um die man sich nicht groß kümmern muss und natürlich meine geliebten Rosen. Im Laufe der Zeit war mir das aber nicht genug und so zogen mehrere Beerensträucher ein und auch mal eine Zuccini und ein paar Radischen. Leider bin ich platztechnisch recht schnell an meine Grenzen gestoßen und da kam mir Anja Kleins neues Buch gerade recht.

Ich folge der Autorin schon seit einiger Zeit auf Instagram und bewundere ihren wilden Garten sehr, habe aber auch gehörigen Respekt vor der damit verbundenen Arbeit. Ohne Arbeit geht es auch in einem kleinen Garten nicht, wie man nach der Lektüre des Buches merkt. Anja Klein zeigt anhand eines Beispielgartens, den sie extra angelegt hat, wie das gärtnern auf kleinem Raum praktikabel und auch ertragreich wird. Beginnend mit den Grundlagen der Planung, über das Anlegen von Wegen und Beeten, bis hin zur richtigen Bepflanzung gibt die Autorin wertvolle Praxistipps. Sie zeigt verschiedene Varianten der Gestaltung, gibt Pflanztipps und erstellt Pläne für die Fruchtfolge beim Gemüseanbau. Alles sehr detailliert, nachvollziebar und unterstützt durch schöne Bilder, wie man sie auch von ihrem Instagramacount kennt.

Das Buch zeigt wie man erfolgreich auch auf kleinerem Raum gärtnern kann, nicht die Fläche ist entscheidend für den Ernteerfolg und die Blütenpracht, sondern gute Planung, die richtigen Pflanzen und etwas körperlicher Einsatz. Leider fällt nämlich auch in einem kleinen Garten einiges an Arbeit an.

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