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Veröffentlicht am 18.06.2018

Eine großartige Dystopie! <3

New Arc
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Es ist ein beschauliches Leben, das die junge Caitlyn führt. Als Tochter des Oberhaupts der Siedlung New Arc wachsen sie und ihr Zwillingsbruder Vito behütet und geborgen auf. Doch mit Beginn ihrer Tätigkeit ...

Es ist ein beschauliches Leben, das die junge Caitlyn führt. Als Tochter des Oberhaupts der Siedlung New Arc wachsen sie und ihr Zwillingsbruder Vito behütet und geborgen auf. Doch mit Beginn ihrer Tätigkeit als Chronistin und der Bekanntschaft mit ihrem Kollegen Lennard kommen Caitlyn immer mehr Zweifel über die Glaubwürdigkeit des Rates. Nach und nach werden immer mehr Geheimnisse gelüftet und plötzlich muss sich die junge Chronistin fragen, wem sie überhaupt vertrauen kann, welche Gefahren das Ödland birgt und wie wird es mit Lennard und ihr weitergehen?
Nicole Obermeiers Dystopie konnte mich wirklich begeistert. Es war mein erstes Buch aus diesem Verlag und nach der Lektüre kann ich sagen, dass es nicht mein letztes gewesen sein wird. Die Autorin hat einen wundervoll spritzigen, leichten Schreibstil, durch den einem die Seiten nur so durch die Finger rinnen und legt ein angenehmes Tempo an den Tag. Zu keiner Zeit wurde das Buch langweilig, weil sie es versteht die Handlung spannend zu gestalten und zügig voran zu treiben, ohne dass man das Gefühl bekommt, dass man gehetzt wird. Ich fand es einfach wunderbar zu lesen!

Auch die Protagonisten fand ich sehr gelungen. Caitlyn wirkt zunächst zurückhaltend und schüchtern, ein bisschen naiv, aber sehr lieb und fürsorglich. Im Laufe der Geschichte macht sie eine große Wandlung durch, die ich wirklich großartig beschrieben und nachvollziehbar fand. Auch Lennard und Vito konnten sich schnell einen Weg in mein Herz bahnen. Während Caitlyns Zwillingsbruder zu Beginn etwas forsch und distanziert daherkommt und nur ein wenig durchscheinen lässt, wie sehr ihm seine Familie am Herzen liegt, spielt Lennard den Unnahbaren, Kühlen. Doch alle Figuren haben ihre eigene Vergangenheit, Gründe für ihr Handeln, sodass man sich leicht in sie hineinfühlen und sie verstehen kann.

Besonders hervorheben möchte ich auch nochmal das Händchen der Autorin für Landschaftsbeschreibungen. Ganz egal, ob ich mich im Dorf der Gelehrten oder im Schloss befand, auf den Feldern mit den Arbeitern und Bauern und ob mir das Ödland mit all seinen Gefahren näher gebracht wurde– ich hatte immer das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Ich fand es einfach großartig, wie Nicole Obermeier mit Worten Bilder malt und ganze Landschaften vor meinem inneren Auge erscheinen ließ.

Die ganze Geschichte um die Gründung und den Aufbau der Siedlung steckt voller Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt und entschlüsselt werden wollen. Hier zeigt Nicole ein tolles Händchen für das richtige Maß, denn auch wenn es im Laufe des Buches viel zu entdecken gibt, fühlte ich mich zu keiner Zeit überfordert. Alle Handlungsstränge laufen harmonisch neben einander und ergeben am Ende ein großes Bild, dessen Ausmaß man zunächst nicht für möglich gehalten hätte. Ganz großes Kino, eindeutig ein Lesetipp und eine der besten Dystopien, die ich seit Langem lesen durfte!

Veröffentlicht am 01.05.2018

Satz mit X...

Aura 1: Aura – Die Gabe
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Ich hatte mich nach dem Lesen des Klappentexts auf eine etwas seichtere Jugendromanze mit leichten Fantasyelementen eingestellt, doch das Ergebnis war völlig anders als erwartet– und das leider nicht im ...

Ich hatte mich nach dem Lesen des Klappentexts auf eine etwas seichtere Jugendromanze mit leichten Fantasyelementen eingestellt, doch das Ergebnis war völlig anders als erwartet– und das leider nicht im positiven Sinne. Es haben sich beim Lesen und nun auch beim Reflektieren so viele Kritikpunkte angesammelt, dass ich gerade gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen soll, doch da es ja irgendwo losgehen muss, beginne ich mit der Protagonistin Hannah.

Hannah ist eine 16-jährige Schülerin, die nach und nach entdeckt, dass sie Dinge kann, zu denen ihre Freundinnen nicht fähig sind. Das fängt bei Telekinese an und zieht sich noch ein Stückchen weiter, ohne dass ich an der Stelle tiefer in die Materie eintauchen möchte. Neben einer für mein Verständnis viel zu laschen Reaktion auf das Entdecken der Gabe, verhält sich Hannah in meinen Augen selten wie eine 16-Jährige es tut. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht erst 13 oder 14 Jahre alt ist. Ihre Reaktionen, ihr Verhalten, alles ist teils viel zu kindlich und an manchen Stellen wirklich unrealistisch. Das Mädchen ist einfach nur oberflächlich, naiv und hat in meinen Augen absolut kein Rückgrat. Für eine leicht beeinflussbare 13-jährige Leserin ist Hannah definitiv kein Vorbild.

Apropos kein Vorbild. Zwei Szenen des Buches haben mich regelrecht erschüttert. Nicht nur, dass Hannahs Schwarm Jan ein Nein zu einem Gute-Nacht-Kuss einfach ignoriert, er später sogar noch versucht sie zum Sex zu überreden oder viel mehr zu nötigen, finde ich Hannahs Reaktion absolut und völlig indiskutabel! Mit welcher Intention schreibt man bitte, dass das Mädchen Nein sagt, dann dazu genötigt wird und es dann doch genießt? Mir fehlen die Worte! Für mein Verständnis werden hier gewalttätige Aspekte in einer Beziehung als völlig akzeptabel und okay dargestellt. Wenn es das ist, was 13-Jährige durch dieses Buch lernen, dann werde ich immer und vehement vom Kauf des Buches abraten! Auch Jans völlig fadenscheinige Ausrede, er dachte, dass sie es wollte… Ich finde keine Worte dafür! Dass sie ihm das auch noch abkauft und ihm danach sogar wieder vertraut, vermittelt ein völlig falsches Bild von Freundschaft und Beziehungen.

Doch auch die Story selbst gibt für mich nicht viel her. Nach 100 Seiten bin ich dazu übergegangen das Buch nur noch zu überfliegen. Erschreckend fand ich hierbei, dass ich nicht nur Absätze, sondern sogar ganze Seiten überspringen konnte, ohne das Gefühl zu haben, dass ich etwas verpasst habe. Die Geschichte lässt einen roten Faden vermissen, ist langatmig und Spannung kam erst auf den letzten zwanzig Seiten auf. Statt diese Momente aber endlich mal auszukosten und dem Leser etwas zu bieten, wird hier alles so schnell abgewürgt, dass ich wirklich fassungslos zurück blieb. Hier fehlt mir generell einfach das Gefühl für eine spannend gestaltete Story. Kurzes Beispiel: Hannah erlebt eine Situation, die dem Leser genau beschrieben wird. Später erzählt sie ihrer besten Freundin Viv davon, doch statt zu sagen „Sie berichtet Viv ausführlich.“, darf der Leser diese Situation noch einmal erleben, weil Hannah es wirklich noch einmal komplett wiederholt. Solche Dinge sind für mein Verständnis nicht nur völlig überflüssig, sondern ziehen das Buch auch völlig unnötig in die Länge und lassen den Spannungsbogen ins Bodenlose absacken und helfen der Story leider überhaupt nicht.

Generell ist der Schreibstil der Autorin flüssig, leicht zu lesen und recht einfach gehalten, was bei der angegebenen Zielgruppe völlig in Ordnung ist. Trotzdem wirkt vor allem der Einsatz der direkten Rede viel zu konstruiert. Ich habe mich sehr oft gefragt, welche 16-Jährige denn so redet.

Schlussendlich bin ich von diesem Debüt und auch vom Auftakt der Trilogie wirklich enttäuscht und werde die Folgebände nicht lesen. Das Buch hat für mich viel zu viele Schwachstellen, teilweise grobe Schnitzer und vor allem die Nötigungsszenen lassen mich nur kopfschüttelnd zurück. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, aber selbst mit viel guten Willen kann ich es nur in die Kategorie Fehlschlag stecken. Übrigens das erste Buch, das dort landet…

Veröffentlicht am 01.05.2018

Ein tolles Buch!

The Ivy Years – Bevor wir fallen
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Fangen wir doch mit den offensichtlichen Vorzügen dieses Buchs an, mit dem Cover. Ich bin ein großer Fan der Aufmachung dieses Buchs und wusste sofort, dass ich es im Regal brauche. Es ist so unfassbar ...

Fangen wir doch mit den offensichtlichen Vorzügen dieses Buchs an, mit dem Cover. Ich bin ein großer Fan der Aufmachung dieses Buchs und wusste sofort, dass ich es im Regal brauche. Es ist so unfassbar schön! Dieser Blumenprint spricht mich total an und auch die Schriftart finde ich für das College-Thema einfach perfekt! Außerdem gefällt mir die Haptik unheimlich gut. Kann sich ein Cover weich anfühlen? Mir fällt kein anderes Wort als weich ein, um das zu beschreiben, haha.

Doch auch der Inhalt kann sich sehen lassen. Corey sitzt nach einem schweren Sportunfall im Rollstuhl. Von ihrer überfürsorglichen Mum genervt und dem Schweigen ihres Dads verletzt, flüchtet sie sich ans College, um endlich selbstständig zu sein. Und schon beim Einzug lernt sie ihren neuen Nachbarn Adam Hartley kennen, der mit einem komplizierten Beinbruch zu kämpfen hat und dadurch ebenfalls gehbehindert ist. Durch ihre Handycaps und die Liebe zum Sport verbunden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Corey bemerkt allerdings schnell, dass sie mehr für Adam empfindet, doch der ist mit Stacia zusammen…

Ich liebe Corey und ich liebe Hartley. Die junge Protagonistin löst in mir ein Gefühl von „Die brauche ich als Freundin!“ aus, denn obwohl sie einen so schweren Schicksalsschlag erlitten hat, ist Corey taff, schlagfertig und nicht unterzukriegen. Dennoch hat sie eine sensible, grüblerische Seite und ihre Unsicherheiten werden oft nur hinter einer spitzen Zunge versteckt. Sie ist für mich wirklich authentisch!

Und genauso geht es mir mit Adam Hartley. Er ist lieb und einfühlsam, ein bisschen einfältig und wenn es um Mädchen geht irgendwie eine ganz schöne Pfeife. Aber auf eine liebe Art und Weise. Er scheint ein wirklich toller Freund zu sein, der sich Gedanken um seine Freunde und Mitmenschen macht. Er hilft Corey beim Kampf gegen Vorurteile und auch dabei ihre eigenen Grenzen auszuloten und zu durchbrechen. Doch so toll er auch mit anderen Menschen ist, so– verzeiht die Wortwahl– idiotisch benimmt er sich, wenn es um ihn selbst geht. Ich war wirklich geneigt, das ein oder andere Mal die Augen zu verdrehen und „Männer…“ zu denken, doch ich will hier ja nicht mit Vorurteilen um mich werfen, richtig? Richtig!

Ich muss sagen, dass mich das Buch beim Lesen unheimlich begeistert hat und ich mir danach direkt weitere Bücher der Autorin gekauft habe. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Ecken und Kanten fallen mir auf, die mich im Nachhinein doch irgendwie stören. Denn so toll die Protagonisten sind, umso schwächer sind die Nebencharaktere in dem Buch weggekommen. Coreys Mitbewohnerin Dana bleibt leider viel zu farblos und Adams Freundin Stacia ist eine mit Vorurteilen und Klischees beladene rich bitch. Einzig Hartleys Freund Bridger bekommt ein wenig mehr Farbe ab, was mir persönlich aber nicht reicht. Da aber er im zweiten Band die Hauptrolle übernimmt, werden wir ihn noch genauer kennen lernen können. Dieser erscheint übrigens voraussichtlich am 29.6.2018.

Sarina Bowens Schreibstil hingehen hat mich völlig überzeugt. Die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Sie schreibt leicht und flüssig und man hat beim Lesen wirklich viel Spaß mit dem Buch. Durch die Perspektivwechsel zwischen den Protagonisten erhält der Leser immer wieder Einblicke in die Gefühlswelten beider Charaktere. Bei Adam fällt das Ganze zwar etwas knapper aus, half mir aber dennoch ihn besser zu verstehen.

Den Aspekt der Gehbehinderung, den die Autorin einbrachte, fand ich sehr interessant und ich war gespannt, wie sie mit dem Thema umgehen würde. Bei Adam handelt es sich zwar nur um eine temporäre Behinderung, doch ich fand die Herangehensweise wirklich gelungen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass dieser Aspekt überpräsent wäre, also dass sich die Figuren nur über ihr Handycap definieren würden, noch kam es viel zu kurz. Viele Situationen wurden ausführlich beschrieben und im späteren Verlauf nur noch kurz erwähnt, sodass man keine permanenten Wiederholungen hatte. Für mich war es ein neuer, interessanter Aspekt, den Sarina Bowen sensibel hat einfließen lassen und der mir den ein oder anderen Aha-Moment eingebracht hat.

Generell kann ich The Ivy Years– Bevor wir fallen wirklich jedem ans Herz legen. Tolle Hauptcharaktere und ein angenehmer Schreibstil haben mir ein kurzweiliges Lesevergnügen bereitet und ist dieses Buch bei den Lesetipps bestens aufgehoben. Wer leichte Lektüre mit einer schlagfertigen Protagonistin und einer süßen Liebesgeschichte erwartet, wird definitiv nicht enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Brief an einen Toten

Einmal im Jahr für immer
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Heute muss mal eine ganz andere Art der Rezension her, denn ich wüsste nicht, wie ich meine ganzen Gedanken und Gefühle in Worte fassen soll, wie ich den Sturm, der seit dem Wochenende in mir tobt, beruhigen ...

Heute muss mal eine ganz andere Art der Rezension her, denn ich wüsste nicht, wie ich meine ganzen Gedanken und Gefühle in Worte fassen soll, wie ich den Sturm, der seit dem Wochenende in mir tobt, beruhigen könnte. Also schreibe ich heute einen Brief, der vielleicht etwas makaber ist, denn ich schreibe nicht an die Protagonistin oder an die Autorin, nein. Ich schreibe an den verstorbenen Ehemann der Protagonistin Amelie. Ich schreibe an Math.

Lieber Math,

ich weiß, du kennst mich nicht, aber obwohl wir beide uns nie begegnet sind und uns auch nie begegnen werden, habe ich das Gefühl dich zu kennen. Denn ich habe das Buch gelesen, dass Sarah geschrieben hat. Und über dieses Buch möchte ich nun sprechen.

Der nun folgende Satz ist der makaberste, den ich je geschrieben oder gesagt oder auch nur gedacht habe und trotzdem werde ich dir das schreiben: danke, dass du gestorben bist. Versteh mich bitte nicht falsch, denn du warst mit Sicherheit ein großartiger Mensch und es wäre sicherlich toll gewesen dich kennenzulernen. Doch dein Tod hat eine Menge in Gang gesetzt. Es beginnt damit, dass du Sarah dazu inspirierst hast diese Geschichte zu schreiben, dieses Buch, in dem es um deine Bluebird und um dich und um den Clown geht. Und ich kann dir versichern, dass Sarah das alles so unglaublich toll beschrieben hat. Das, was zu deinem Tod geführt hat, wird mit einer großartigen Sensibilität beschrieben und du ahnst nicht, wie sehr ich mir wünsche, dass noch mehr Menschen die Erkenntnis wie der Schlag trifft, dass du es dir nicht ausgesucht hast. Genauso wenig, wie andere Betroffene. Die Leute müssen endlich aufwachen und erkennen und verstehen. Unsere Welt wäre um so vieles besser, wenn jeder Erdenbewohner nur einen Bruchteil von Sarahs Einfühlungsvermögen besäße.

Generell kann ich dir versichern, dass Sarah ihren Job als Autorin brilliant gemacht hat. Sie hat es geschafft die richtige Mischung zu finden. Als hätte sie ein Rezept gehabt: 30g Witz, 500ml Herzschmerz, … Ich glaube allerdings, dass ich mir das viel zu einfach mache, denn wenn es solch eine Rezeptur wirklich gäbe, würden ja nur noch Meisterwerke entstehen, also muss es tatsächlich an ihr selbst liegen, daher kann ich dich beruhigen, Math. Es ist die vollkommende Harmonie zwischen lustigen und skurillen Momenten, zwischen glücklichen Lächeln und bitterlichen Tränen. Ich habe noch nie ein solch charmantes Buch gelesen!

Doch bevor die Autorin ihre Nase nur noch himmelwärts trägt, lass mich dir von deiner Amelie erzählen. Math, du hast eine wundervolle Frau geheiratet und ich kann nur erahnen, wie schwer dir all diese Entscheidungen fielen, wenn du an sie gedacht hast. Deine Bluebird hat beste-Freundinnen-Potential. Das sage ich, obwohl sie nicht nur von ihrer besten Seite beschrieben wurde. Ich weiß, dass sie es hassen würde, wenn ich sagen würde, dass sie mir leid tut, denn ich habe genug darüber gelesen, wie sehr sie diese Beileidsbekundungen verabscheut und dass sie kein Mitleid möchte. Daher verrate ich dir, dass ich Verständnis für sie habe. Für all ihre Eskapaden, Tiefpunkte, Selbstzweifel und -vorwürfe, Ausraster, Zurückweisungen, denn all das ist Teil ihrer Trauerbewältigung und es heißt doch so schön, dass jeder Mensch auf seine Art trauert.

Wusstest du, dass Amelie zehn Kilogramm zugenommen hat? Und kannst du dir vorstellen, was das in mir ausgelöst hat? Ich habe sie direkt noch viel mehr ins Herz geschlossen! In all diesen Büchern liest man von diesen blonden und dünnen Schönheiten, die sich für graue Mäuse halten und dann doch den heißen Dude abbekommen. Ich bezweifle nicht ansatzweise, dass Amelie nicht trotzdem wunderschön (und den heißen Dude abbekommen hat) ist, aber es ist toll zwischendurch auch einfach mal eine Protagonistin zu haben, die menschlich ist und nicht der Inbegriff eines Victoria’s Secret-Model. Du hast dir eine großartige Frau ausgesucht. Treu, ein bisschen verrückt, eine mit Ecken und Kanten, die sie erst recht perfekt machen. Ich bin froh, dass ich ihre Geschichte erleben durfte.

Und dann ist da noch der Clown. Zu ihm fällt mir gar nicht so richtig etwas ein, denn ich dachte erst, dass er eher metaphorisch gemeint sei, doch dann stand da wirklich ein waschechter Clown vor deiner Frau und da ging mir das erste „Na, hoppla!“ durch den Kopf. Und wie Amelie ist auch er ganz wundervoll und zwischenzeitlich habe ich mir für jeden Menschen jemanden wie ihn gewünscht. Jemanden, der uns über unsere Grenzen hinausschubst und uns aus unseren Schneckenhäusern holt, aber die Vorstellung, dass jeder mit einem Clown rumläuft, war dann doch zu viel. Ich frage mich ohnehin, ob es nochmal einen Clown wie ihn geben wird. Gott, mir steigen schon wieder die Tränen in die Augen, wenn ich nur an ihn denke. Mir fallen einfach keine Worte ein, um ihn zu beschreiben, daher würde ich am liebsten einen Bollerwagen voll Buch holen, damit durch die Stadt ziehen und allen Menschen dieses Buch in die Hand drücken. Es ist so wertvoll. Du bist es und Amelie ist es und der Clown ist es.

Math, eure Geschichte hat mir so viel gegeben und ich weine gerade schon wieder bitterliche Tränen, weil mein Herz überläuft, wenn ich an euch denke. Ihr fehlt mir alle und ich wünschte ihr hättet alle glücklich sein können. Ich hoffe sehr, dass du weißt, dass ich nicht wirklich dankbar dafür bin, dass du gestorben bist. Ich wünschte so sehr, dass das alles nicht nötig gewesen wäre und dass du mit deiner Bluebird hättest fliegen können. Ihr habt doch all dieses Glück verdient. Doch da dem nicht so sein sollte, wünsche ich mir, dass eure Geschichte und dann nur noch Amelies Geschichte eine, rießigen Haufen Lesern den Boden unter den Füßen wegreißen kann. Ihr habt es alle verdient und vor allem Sarah hat diese Aufmerksamkeit verdient. Ich sage ganz ehrlich: nicht einmal eine Jojo Moyes hat all das in mir auslösen können, was dieses bezaubernde Mädchen mit den leuchtend blauen Haaren in mir hervorgebracht hat.

Ich hoffe, du bist glücklich und zufrieden, wo auch immer du bist.

Deine Rika

Wer sich den Brief komplett durchgelesen hat, wird verstehen, dass es für Einmal im Jahr für immer keinen anderen Platz als ein Treppchen zwischen den Highlights denkbar wäre. Ein Highlight mit Sternchen. Oder Krönchen. Oder noch besser: mit Konfetti!

Veröffentlicht am 04.04.2018

Pflichtlektüre!

Die Stille meiner Worte
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Ich musste noch nie weinen, während ich eine Rezension schrieb. Beim Lesen kam das schon das ein oder andere mal vor, aber das hier ist gerade eine Premiere. Doch bevor ich euch verschrecke, erzähle ich ...

Ich musste noch nie weinen, während ich eine Rezension schrieb. Beim Lesen kam das schon das ein oder andere mal vor, aber das hier ist gerade eine Premiere. Doch bevor ich euch verschrecke, erzähle ich euch ein wenig– natürlich spoilerfrei!– über das Buch, um das es eigentlich geht. Dabei weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll und so richtig möchte ich auch gar nichts darüber erzählen, weil man es einfach selbst erleben, selben fühlen muss.

„Die Stille meiner Worte“ steht auf meiner Wunschliste, seit ich es zum ersten mal gesehen habe. Alexander Kopainski hat ein unsagbar schönes Cover erschaffen, bei dessen Anblick ich sofort wusste „Das brauche ich!“ und Avas Lesung auf der Leipziger Buchmesse und die Signierstunde sind zwei feste Termine in meiner Planung; die Daten dazu findet ihr ganz unten im Artikel. Nun ja, jetzt habe ich das eBook bereits gelesen und trotzdem brauche ich dieses Buch in meinem Regal, weil Ava es für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.

Hannah ist stumm, seit ihre Zwillingsschwester Izzy gestorben ist. Als habe ihr Mund vergessen, wie man sich zu Worten formt und als wüssten ihre Stimmbänder nicht mehr, wie man einen Ton erzeugt, verbleiben die Dinge, die Hannah sagen möchte, in ihrem Kopf. Doch als sie auf Levi trifft, versucht er ihr Worte zu geben, versteht sie auch, ohne dass sie etwas sagen muss. Wie zwei Seiten einer Medaille scheinen die beiden sich gegenseitig zu brauchen, zusammen zu gehören, obwohl sie doch so verschieden zu sein scheinen.

Nach den ersten Seiten wusste ich nicht, ob ich die Geschichte mögen würde. Es fiel mir schwer mich in Hannah hineinzufühlen, denn sie ist durch ihre Gedanken und Worte so viel und irgendwie doch so wenig. Einfach irgendwie schwer greifbar und immer wieder hielt ich inne und fragte mich, ob ich sie mögen würde, wenn ich sie wirklich kennen würde. Mir erschien die Antwort darauf essenziell, um entscheiden zu können, ob ich das Buch mögen würde.

Levi hingehen mochte ich sofort. Und Mo. Und auch Sarah und im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass die Frage, die im Raum stand nicht die war, ob ich das Buch mögen würde, sondern wie weit ich es an mich heranlassen möchte. Es ist so hochemotional und so viel mehr, als ich am Anfang gedacht habe. Dieses Buch zeigt für mich wie kein zweites, dass Worte nicht immer notwendig sind und vor allem, dass jemand, der nichts sagt, nicht auch automatisch nichts zu sagen hat.

Zu behaupten dieses Buch hätte mich zerstört, wäre falsch. Es hat mich ganz gemacht und zwar an einer Stelle, von der ich nicht einmal wusste, dass sie beschädigt ist. Denn irgendwann kam mir ein Gedanke: Vielleicht bin ich wie Hannah, nur andersrum. Während sie Worte hat und diese nicht aussprechen kann, kann ich reden und habe keine Worte. Weder um die Intensität meiner Gefühle zu diesem Buch Ausdruck zu verleihen, noch um über meinen Honrado zu reden. Während Hannah so viel durch den Kopf geht, das sie nicht aussprechen kann, rede ich, ohne etwas auszusagen.

Obwohl ich zu Beginn meine Schwierigkeiten mit Hannah hatte, bin ich mit ihr gewachsen. Die charakterliche Entwicklung, die sie im Laufe des Buches macht– übrigens nicht nur sie!– hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass man gar nicht mehr anders kann, als sie zu lieben. All die Charaktere, die Ava uns vorstellt, sind so vielschichtig und großartig, dass ich man sich sofort einen Levi an seine Seite wünscht. Oder einen Mo, um nie wieder allein sein zu müssen. Oder eine Sarah, weil einfach jeder so eine Freundin haben sollte.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass dieses Buch unbedingt gelesen werden sollte. Es steht für Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und Liebe und kann für mich nichts anderes sein als ein Highlight. Ich liebe es so sehr und ich kann dieses Buch einfach nur jedem Menschen ans Herz legen!

Ich nehme für mich etwas sehr Wichtiges aus diesem Buch mit: jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen. Und manchmal, wenn du jemand anderen auf einem Stückchen eures gemeinsamen Weges beim Tragen seines Päckchens hilfst, ist es gut möglich, dass dadurch auch dein eigenes ein wenig leichter werden kann.