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Veröffentlicht am 15.08.2018

Mittelding

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
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Mein erstes Fantasy-Buch nach über einem Monat Genre-Pause sollte etwas Besonderes sein. Beim Durchstöbern meines Regals fiel mir dabei dieser Schmöker in die Hand, mit dem der Kater mir schon seit Ostern ...

Mein erstes Fantasy-Buch nach über einem Monat Genre-Pause sollte etwas Besonderes sein. Beim Durchstöbern meines Regals fiel mir dabei dieser Schmöker in die Hand, mit dem der Kater mir schon seit Ostern in den Ohren liegte. “Lies endlich mein Buch, sonst schenke ich dir nie wieder eins!”, sagt er immer wieder, weil es ein Geschenk von ihm war. Nur war “Fire &Frost– Vom Eis berührt” von Elly Blake auch dieses besondere Buch, das ich mir gewünscht habe?

Die 17-jährige Ruby verlebt ihre Kindheit und Jugend in einem beschaulichen Dörfchen. Doch Ruby trägt ein großes Geheimnis in sich, denn sie ist eine Fireblood und kann somit das heiße Element bändigen– zumindest in der Theorie, denn das Mädchen nie gelernt hat ihre Gabe zu kontrollieren. Als eines Tages die Schergen des Frostkönigs in ihr Dorf kommen, wird sie als Fireblood enttarnt und ins Gefängnis geworfen. Doch unerwartete Rettung naht, denn Ruby hätte niemals darauf gehofft ausgerechnet von Frostbloods gerettet zu werden! Die haben jedoch ihre eigenen Pläne mit ihr…

Ich muss sagen, dass meine Erwartungen an das Buch recht hoch waren. Wo ich auch hinsah, wurde es gefeiert, gelobt und empfohlen. Allerdings merkte ich schnell, dass ich die Euphorie nicht vollständig teilen konnte, was vorwiegend an den Charakteren lag, mit denen ich einfach nicht warm wurde. Zunächst muss ich sagen, dass ich sie in der knappen Zeit in ihrem Dorf wirklich als egoistisch und selbstgefällig empfand. Als die Soldaten des Frostkönigs ins Dorf kamen, ihre Mutter töteten und sie selbst ins Verließ geworfen wurde, hat sie ausschließlich dem König und den verräterischen Dorfbewohnern die Schuld daran gegeben, dass sie entdeckt wurde. Dass sie aber selbst aber alle Warnungen in den Wind schlug und heimlich trainierte, obwohl sie ihre Gabe kein Stück weit unter Kontrolle hatte und somit nicht nur sich selbst in Gefahr brachte, reflektiert sie nicht eine Sekunde lang. Ein Paradebeispiel dafür die Schuld bei jedem anderen, außer bei sich selbst, zu suchen. Generell kann ich leider kaum ein gutes Haar an der Protagonistin lassen. Auf mich wirkt sie naiv, unreif, unreflektiert und sprunghaft. Ihre zickige, aufbrausende Art macht das Ganze nicht wirklich besser.

Auch Arcus konnte mein Herz nur bedingt für sich erwärmen. Er ist kalt, ungeduldig und ähnlich aufbrausend wie Ruby. Ein Held in glänzender Rüstung? Weit gefehlt. Doch trotz seiner teils anstrengenden Eigenschaften wirkt er dennoch reifer, erwachsener und außerdem loyal. Insgesamt vermisse ich aber bei allen Charakteren irgendwie die Tiefe und generell fehlt mir in der Geschichte so ein richtiger Sympathieträger. Diese Ansammlung sinnlosen Hasses, der schlichtweg auf Vorurteilen beruht, raubte mir irgendwann den letzten Nerv.

Das i-Tüpfelchen bestand dann in der Liebesgeschichte zwischen Feuer und Eis, Ruby und Arcus. Diese kommt so vorhersehbar, aber unglaubwürdig daher, dass sich mir die Haare sträuben. Es gibt nicht einen romantischen Moment zwischen den beiden und der Vorsatz “Gegensätze ziehen sich an” wird hier bis auf den letzten Tropfen ausgequetscht. Mir ist das alles jedoch viel zu konstruiert und unglaubwürdig, als dass ich irgendjemanden diese Gefühle abkaufen könnte. Es ist so schade, was hier an Potential verschenkt wurde. Dass daraus dann auch nochmal ganz kurz eine Dreiecksgeschichte wurde, gab mir dann wirklich den Rest. Als hätte man noch schnell auch das letzte Jugendbuchklischee unterbringen müssen..!

Ob ich auch positive Aspekte an dem Buch finde? Ja, tatsächlich! Die Grundidee des Buchs hat mich so sehr überzeugt, dass ich die Trilogie nicht direkt nach dem ersten Band aufgeben möchte. Mir gefällt das Konfliktpotential, aber auch die Möglichkeiten zur Kooperation zwischen den Fire- und den Frostbloods und ich muss sagen, dass ich mir selbst nicht sicher bin, auf welche Seite ich mich schlagen würde.

Auch der Schreibstil von Elly Blake konnte mich gut bei der Stange halten. Ihre Beschreibungen sind oft zwar doch sehr ausgefallen und teilweise etwas übertreiben, doch insgesamt ist mir diese anschauliche Art wesentlich lieber, als wenn wirklich alles der Vorstellungskraft überlassen werden würde. Vor allem die Kampfszenen haben mir sehr gut gefallen, weshalb mir gerade bei denen die Seiten nur so durch die Finger glitten.

Sehr gut beschrieben und nachvollziehbar fand ich auch die Geschichte der beiden unterschiedlichen Magierstämme. Der Hass und die Vorurteile sind sehr realitätsnah und irgendwie kann man beide Seiten verstehen. Man erkennt hier sehr gut, dass die gegenseitige Ablehnung eher aus Unwissen und Angst erwächst, als aus einer tatsächlich vorhandenen Gefahr. Dieser Punkt könnte meines Erachtens noch klarer dargestellt werden, damit dem einen oder anderen eben auch im wirklichen Leben klar wird, dass Rassismus keine vernünftige Basis hat.

Ich bin unheimlich gespannt darauf, ob der zweite Teil mich nicht doch noch mehr überzeugen kann, denn leider kann ich Band 1 nur mit Mittelding bewerten. Es gibt meiner Meinung nach einfach zu viele Unstimmigkeiten und die beiden Hauptcharaktere ließen mich bisher ganz schön kalt. Vielleicht springt der Funke ja aber noch über!

Veröffentlicht am 15.08.2018

Wichtige Thematik furchtbar umgesetzt

Du wolltest es doch
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Emma ist jung und schön– und weiß das auch. Tagtäglich spielt sie mit ihren Reizen, gibt in der Schule das nette Mädchen, um nicht für arrogant gehalten zu werden, doch wenn man hinter die Fassade blickt, ...

Emma ist jung und schön– und weiß das auch. Tagtäglich spielt sie mit ihren Reizen, gibt in der Schule das nette Mädchen, um nicht für arrogant gehalten zu werden, doch wenn man hinter die Fassade blickt, merkt man, dass sie genau das ist. Neidisch, missgünstig und am liebsten immer im Mittelpunkt des Geschehens setzt sie alles daran andere Mädchen auszustechen. Dabei macht sie auch vor ihren Freundinnen nicht Halt und nimmt keine Rücksicht auf Verluste. Doch auf dieser einen Party verliert Emma die Kontrolle und jede Erinnerung an das, was geschehen ist. Und die Realität reicht nicht einmal ansatzweise an ihre schlimmsten Vorstellungen heran…
Ich muss sagen, dass ich unheimlichen Respekt vor dem Lesen dieses Buchs hatte. Das Thema Vergewaltigung ist weiß Gott kein einfaches und ich hatte Bedenken wegen der Umsetzung. Tatsächlich muss ich sagen, dass ich auf dieses Gefühl hätte vertrauen sollen, denn mir hat das Buch nicht gefallen und ich erkläre euch sehr gern, was mich daran so sehr gestört hat. Denn letztendlich soll jeder selbst entscheiden, ob er mit meinen Kritikpunkten leben könnte und ob er das Buch dennoch lesen möchte.

Wie bereits erwähnt, hat Emma so viele wirklich miese Eigenschaften, dass sie keinem Leser auch nur ansatzweise sympathisch sein kann. Ich wurde selten mit einer so falschen Person konfrontiert oder einer Protagonistin, die mich so abgestoßen hat. Sie bestiehlt ihre Freundin, sie macht sich an den Freund einer anderen Freundin ran, nur um sich zu beweisen, dass sie ihn haben könnte, wenn sie wollte und spielt jedem das nette Mädchen von nebenan nur vor. Auch mit dem Einsatz ihrer Reize geizt die 17-Jährige nicht. Tiefe Ausschnitte, kurze Röcke, ein verführerischer Blick– da fällt es doch leicht ihr selbst die Schuld an der Tat zu geben, oder?

Denn genau in diese Richtung wird der Leser gedrängt. “Man kann Emma für ihr Wesen einfach nicht mögen, also ist es doch nur gerecht, dass ihr sowas widerfährt!”, schreit die Autorin einem mit jedem Satz entgegen und ich fühle mich als Leser entmündigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass es für Taten wie Vergewaltigung und Missbrauch keine Entschuldigung gibt. Kein Opfer hat auch nur einen Hauch Mitschuld, an dem, was ihm passierte, doch in diesem Buch wird der Gedanke “Selbst schuld” so dermaßen forciert, dass ich das Buch am liebsten abgebrochen hätte. Ich hatte schlichtweg keine Lust mehr mir ständig vorbeten zu lassen, was ich jetzt denken soll, nein– denken muss! Alles an diesem Buch hat mich abgestoßen. Das Verhalten Emmas vor dem Ereignis, das Verhalten ihrer Eltern (vor allem das der Eltern. Wie widerlich sind die denn bitte???) nach dem Ereignis und das der Nachbarn und Freunde. Für mein Empfinden gab es in dieser Geschichte genau zwei Personen, die nicht von allen guten Geistern verlassen waren: Emmas Bruder und ihr Freund und Nachbar Conor.

Auch der Schreibstil der Autorin sagte mir wenig zu. Vor allem den Dialogen konnte ich nur schwer folgen, da man oft nicht wusste, wer überhaupt nicht sprecht. Teilweise musste ich Absätze zwei oder drei mal lesen, um den Überblick zu behalten. Dass Emmas Gedanken in Klammern geschrieben wurden, verwirrte mich zunächst ein wenig, da das Buch ohnehin in der Form des Ich-Erzählers geschrieben wurde. Vor allem im zweiten Abschnitt häufen sich diese Gedanken natürlich, weil Emma sich nach dem Vorfall immer mehr in sich selbst flüchtet und kaum noch Kontakt zur Familie und noch weniger zur Außenwelt zulassen möchte.

Was mir gut gefallen hat, war der starke Kontrast zwischen der Emma vor und der nachdem es passierte. Von dem selbstbewussten, ja selbstverliebten Mädchen war nichts mehr übrig. Sie war verängstigt, depressiv, in Selbstzweifeln gefangen und sehnte sich schlichtweg danach aufgefangen zu werden. Doch nicht einmal von ihren Eltern bekam sie den Halt, den sie so dringend benötigte, sodass sie immer mehr in ihre suizidalen Gedanken abrutschte und sich für alles selbst die Schuld gab und sich immer wieder vorwarf, dass sie diejenige war, die Leben zerstörte. So konnte ich das Ende auf jeden Fall nachvollziehen, auch wenn es mich als nicht betroffene Person etwas enttäuschte, auch wenn ich ihr Vorgehen verstehe.

Auch fand ich es gelungen wie die Autorin die Schwierigkeit mit den sozialen Medien eingebaut hat. Emma selbst hat keine Erinnerungen mehr an das, was ihr zugestoßen ist und ist anfangs verwirrt, als ihr am nächsten Tag die Abneigung und Häme ihrer Mitschüler entgegenschlagen. Doch dann wird sie auf die Facebook-Seite aufmerksam, auf der Fotos des besagten Abends kursieren. Es sind die abwertenden, hasserfüllten und ekelerregenden Kommentare, die das Mädchen nicht mehr loslassen. Es war äußerst realistisch und unheimlich erschreckend, was die Anonymität des Internets mit den Menschen machen kann.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass das Thema, das das Buch aufgreift unheimlich wichtig ist, denn es ist beschämend, dass in unserer heutigen Gesellschaft immer noch Sätze wie “Die hatte ja getrunken, da ist sie selbst schuld!” oder “Mit dem Klamottenstil war ja nichts anderes zu erwarten!” fallen, wenn es um Vergewaltigungsopfer geht. Ein Opfer ist niemals schuld! Als umso abstoßender empfand ich es, dass die Autorin den Leser scheinbar genau in diese Schublade pressen will. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mich dieses Buch zum Nachdenken anregt, sondern dass ich mich permanent gegen das, was mir hier aufgezwungen werden soll, wehren muss. Ich lese in letzter Zeit sehr gern Bücher mit solchen wichtigen Themen und ich finde es gut und unterstützenswert, dass immer mehr Bücher sich solcher Dinge annehmen, aber ich hatte noch nie das Gefühl so sehr gegen ein Buch ankämpfen zu müssen. Für mich persönlich war dies einfach der falsche Weg.
Da ich das Buch dennoch als wichtig empfinde, möchte ich es an dieser Stelle keiner Kategorie zuordnen. Nur eins möchte ich noch sagen: Nicht alle Opfer von Gewalttaten, Vergewaltigung und Missbrauch sind Emmas. Es ist nicht immer die Person, mit dem kürzesten Rock, dem tiefsten Ausschnitt, der engsten Jeans oder dem offensivsten Flirtverhalten. Es kann jeden treffen. Jeder kann Opfer werden und daran ist man niemals, wirklich in keinem einzigen Fall selbst schuld. Denn kein anderer Mensch hat das Recht ohne Zustimmung über den Körper eines anderen zu verfügen. Nein heißt nein. Und selbst wenn es kein ganz klares Nein ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es ein Ja ist.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Wie Wellengang: ein einziges Auf und Ab!

Woman in Cabin 10
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Die Luft trägt den salzigen Duft des Meeres mit sich, wo man auch geht und steht, hört man das stetige Rauschen der Wellen, Möwen kreischen und man kann die Seele baumeln lassen. Ja, so stelle ich mir ...

Die Luft trägt den salzigen Duft des Meeres mit sich, wo man auch geht und steht, hört man das stetige Rauschen der Wellen, Möwen kreischen und man kann die Seele baumeln lassen. Ja, so stelle ich mir eine Kreuzfahrt vor. Ob ich so schnell mal eine machen werde? Nach dieser Lektüre eher unwahrscheinlich, denn dank dem Rezensionsexemplar des Thriller “Woman in cabin 10” ist mir die Lust auf Urlaub auf hoher See erst einmal vergangen. An dieser Stelle möchte ich mich aber noch beim dtv Verlag für das zur Verfügung gestellte Buch bedanken! Und nun legt die Rettungswesten an, denn dieser Beitrag kann nicht nur Spuren von Werbung enthalten, sondern könnte euch auch seekrank machen. Es wird holprig!
Was könnte es Schöneres geben, als das Naturschauspiel der Nordlichter auf einem Luxuskreuzfahrtschiff genießen zu können? Gutes Essen, nette Gesellschaft und eine spektakuläre Aussicht auf die norwegischen Fjorde– das alles bietet sich Lo Blacklock, als sie ihre Chefin auf der Jungfernfahrt eines exklusiven Kreuzfahrtschiffs vertreten soll. Doch was ihr neue Kontakte und Jobchancen verschaffen sollte, entpuppt sich für die Journalistin als Albtraum, denn als Lo glaubt Zeugin eines Verbrechens zu werden, will ihr nicht nur niemand glauben, es scheint auch gar kein Opfer zu geben…
Mit der Protagonistin Lo bin ich leider nicht so richtig warm geworden. Mit ihren psychischen Problemen und einem Hang zum Alkohol, der mich an Suchtverhalten denken ließ, erinnerte sie mich sehr an die Protagonistin Rachel aus Paula Hawkings “Girl on the train“. Dass mir dieses Buch damals so überhaupt nicht gefallen hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Immerhin hat Lo auch ihre lichten Momente, kann mich aber leider trotzdem nicht von sich überzeugen. Für meinen Geschmack reagiert sie in vielen Situationen viel zu naiv, vor allem unter Alkoholeinfluss handelt entgegen jeder Logik und am Ende gab es einige Momente, die zwar viel Platz einnehmen, für den Verlauf der Story aber keinerlei Bedeutung haben.

Unter anderem trugen diese Szenen dazu bei, dass der Spannungsbogen der Story oft ins Leere lief. Die Autorin schaffte es zwar immer wieder Spannung aufzubauen und mich leichten Nervenkitzel spüren zu lassen, aber oftmals löste sich diese dann in Wohlgefallen auf, woran auch das unlogische Verhalten oder die überspitzen Reaktionen der Hauptfigur meistens nicht ganz unschuldig waren. Doch auch die Nebencharaktere brachten mich nicht wirklich wieder auf Spur. Sie waren teilweise zu blass oder so klein gehalten, dass sie zur Geschichte kaum etwas beitragen konnten, obwohl ja fast alle von ihnen auch potentielle Täter waren. Hier hätte ich mir vielleicht weniger Personen gewünscht, um ihnen aber auch ein Gesicht geben zu können.

Zwischen den einzelnen Kapiteln gab es immer wieder eingestreute Forenbeiträge mit Spekulationen oder Suchmeldungen bezüglich vermisster Personen, die sich auf die Geschehnisse auf dem Schiff bezogen. Dies fand ich sehr spannend, weil sie den Leser auf eine neue Spur lockten und man so immer wieder neue Erkenntnisse erlangte, die nochmal dazu animierten sich selbst Gedanken über den Täter zu machen. Schade ist nur, dass die Auflösung für mich leider sehr konstruiert und wenig überzeugend wirkte. Vor allem der Geistesblitz, der Lo durchfährt und sie der Lösung nahe bringt, macht in meinen Augen wenig Sinn und ließ bei mir einige offene Fragen zurück.

Der klare Schreibstil der Autorin sorgt allerdings dafür, dass man recht schnell durch das Buch durchkommt und sich auch gut in gewisse Situationen hineinfühlen kann. Vor allem die beklemmende Enge unterhalb des Wasserspiegels und die Angst, Selbstzweifel und Unsicherheit von Lo nach der Tat werden sehr gut beschrieben, sodass man sich– zumindest so lange sie nüchtern ist– recht gut in sie hineinfühlen kann, auch wenn sie deshalb nicht unbedingt mehr Sympathiepunkte gewinnen kann. Zu kurz kam mir dann auch die Wechselwirkung zwischen den Mengen an Alkohol und den Antidepressiva, die Lo zu sich nimmt. Und dafür, dass sie vorher scheinbar keinen Tag ohne Tabletten übersteht, hat sie erstaunlich wenig Entzugserscheinungen, als sie sie gezwungenermaßen absetzen muss, wo wir wieder bei dem Punkt realistisch und unrealistisch wären.
hnlich wie bei starkem Seegang war dieses Buch für mich ein ganz schönes Auf und Ab. Es gab einige Dinge, die mir gefallen haben, wie der Schreibstil der Autorin und ihre Beschreibungen von Umgebung und Stimmung, aber auch ein paar, die die Leselust gedämpft haben. Schlussendlich kann ich sagen, dass mich das Buch für den Moment ganz gut unterhalten hat, aber nicht vollends überzeugen konnte. Damit landet es bei mir bei den Mitteldingern, konnte mich aber ohne Zweifel davon abbringen in den nächsten Jahren eine Kreuzfahrt zu buchen. Als Urlaubslektüre auf hoher See würde ich das Buch also eher nicht empfehlen. Vom Bootssteg aus ist es aber bestimmt erträglich!

Veröffentlicht am 04.04.2018

Überzeuge leider nicht komplett

Grischa 1: Goldene Flammen
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Nachdem mich Leigh Bardugo mit ihrem Beitrag zur DC Icons-Reihe „Wonder Woman– Kriegerin der Amazonen“ so überraschend in mein Herz geschlichen hatte, konnte ich mich gar nicht wirklich aus den Fängen ...

Nachdem mich Leigh Bardugo mit ihrem Beitrag zur DC Icons-Reihe „Wonder Woman– Kriegerin der Amazonen“ so überraschend in mein Herz geschlichen hatte, konnte ich mich gar nicht wirklich aus den Fängen der Autorin befreien. Nachhaltig beeindruckt, griff ich so zu einem ihrer früheren Werke: „Grischa– Goldene Flammen“. Den ersten Band findet man zu sehr humanen Preisen auf allen möglichen Plattformen, auf denen man gebrauchte Bücher findet und während ich schon seit Monaten auf der Suche nach Band 2 und 3 bin, überlege ich jetzt, ob es mir das überhaupt wert ist…

Ich hatte mich auf die Geschichte der Grischa unheimlich gefreut. Schon der Anblick der Karte im Buch, die mir den Eindruck eines von Russland inspirierten Settings gab, ließ mein Herz höher schlagen. Sie ist so wunderschön gezeichnet und ist meines Erachtens ein absoluter Eyecatcher. Ich saß teilweise einfach nur da und habe diese Karte betrachtet, weil sie mich so sehr in den Bann gezogen hat. Generell ist allein die Aufmachung des Buches es wert es im Regal stehen zu haben, denn sowohl die Gestaltung des Umschlags, als auch das Design des Buches selbst sind wunderschön und definitiv einen zweiten Blick wert.

Die Geschichte selbst handelt von Alina, einem einfachen Waisenkind, das ihr gesamtes Leben an der Seite ihres besten Freund Maljen verbracht hat. Als Teil der Armee des Zaren marschieren sie quer durch das Land, als Alina plötzlich Maljen das Leben rettet und sich ihres dadurch völlig ändert. Leider bleiben alle Charaktere für mich eher eindimensional und vor allem Alinas Entwicklung warf bei mir viele Fragen auf. Sie wirkt unheimlich naiv und unsicher, teils auch unsympathisch, was für mich nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine gelungene Story sind. Auch Maljen bleibt für mich platt, fast lieblos und wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich keine einzige Figur benennen, die mir nur im entferntesten ans Herz gewachsen ist oder mit der ich hätte mitfiebern können.

Ähnlich flach und teils vorhersehbar ist auch die Geschichte um die Grischa, die mich in ihrer Beschreibung ein wenig an Geischas mit magischen Kräften erinnerten. Doch selbst mit der Erklärung der verschiedenen Arten der Grischa fiel es mir schwer in die Story hineinzukommen und zu verstehen, worum es eigentlich geht. Mir fehlte der Einstieg und eine Erklärung zu der vorherrschende Gesellschaftsordnung und zu den Fähigkeiten der einzelnen Gruppen der Grischa. leider waren mir die, die das Buch hergab nicht umfassend genug, sodass ich immer wieder vorblättern musste, um nachzuschlagen, welche Grischa welche Kräfte besaß. Das wiederum riss mich zunehmen aus dem Lesefluss und machte das Lesen sehr mühselig.

Doch nicht nur die ständigen Unterbrechungen bereiteten mir Probleme der Handlung zu folgen. Da immer wieder, zumindest für die Geschichte im ersten Band, unwichtige Situationen beschrieben wurden, verlor ich schnell den Blick für das Wesentliche. Dadurch ergaben manche Geschehnisse für mich überhaupt keinen Sinn und wirkten an den Haaren herbeigezogen und selbst für einen Fantasyroman unglaubwürdig. Trotz des recht einfach gehaltenen Schreibstils kam ich so nur sehr langsam voran, musste teilweise ganze Passagen zwei mal lesen und legte das Buch oft wieder zur Seite, um nach einem anderen zu greifen.

Ich bin ehrlich: ich wollte dieses Buch mögen. Ich wollte vor mir und vor meinem Freund und allen anderen Menschen da draußen eine Rechtfertigung haben, um unheimlich viel Geld in die Hand zu nehmen und mir den zweiten und dritten Teil als Hardcover irgendwie herbei zu beschwören. Doch Alinas Geschichte rechtfertigt diese horrenden Summen meines Erachtens überhaupt nicht und ist ein Beweis dafür, dass nicht die Geschichte diesen Wert erzielt, sondern einfach der Status als Rarität.

Da „Das Lied der Krähen“ der Autorin, welches auch im Grischa-Universum spielt, auf meiner Leseliste ziemlich weit oben steht, werde ich die Trilogie wahrscheinlich als eBook fortsetzen und ich hoffe sehr, dass mein Eindruck vielleicht noch revidiert werden kann. Der erste Band ist für mich leider nur ein Mittelding mit einigen Schwächen, wobei ich vielleicht durch „Wonder Woman“ einfach sehr hohe Erwartungen an Leigh Bardugo hatte, die sie mit ihrem Debütroman nicht erfüllen konnte. Ob es besser gewesen wäre mit Grischa zu starten? Wer weiß. Doch ihre Entwicklung als Autorin ist definitiv bemerkenswert, wenn man die beiden Bücher miteinander vergleicht.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Konnte mich nicht überzeugen

Verliere mich. Nicht.
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Es ist nur ein paar Tage her, dass ich mit Herzchenaugen von Laura Kneidls ersten Band „Berühre mich. Nicht.“ geschwärmt habe. Dank Thalia hielt ich den zweiten Teil fast eine Woche vor dem eigentlichen ...

Es ist nur ein paar Tage her, dass ich mit Herzchenaugen von Laura Kneidls ersten Band „Berühre mich. Nicht.“ geschwärmt habe. Dank Thalia hielt ich den zweiten Teil fast eine Woche vor dem eigentlichen Erscheinungstermin in den Händen und habe ihn binnen vierundzwanzig Stunden durchgelesen. Und ich bin nicht sicher, was ich fühlen soll.

Nachdem ich den ersten Teil der Dilogie um Sage und Luca wirklich geliebt habe, konnte ich es einfach nicht erwarten, zu lesen, wie es mit den beiden weitergeht. Ich habe zu den Mädels im Gespräch immer wieder gesagt, dass dieses Buch eigentlich „Zerstöre mich. Nicht.“ hätte heißen sollen, denn ich fühlte mich gleichzeitig völlig erledigt und total hibbelig. Ich wusste nicht wohin mit mir. Umso erleichterter war ich, dass meine Wartezeit so rapide gekürzt wurde– und empfinde es jetzt doch als Nachteil. Ich frage mich immer wieder: „Hätte ich „Verliere mich. Nicht.“ mehr gemocht, wenn mehr Zeit dazwischen gewesen wäre?“

Natürlich machte Lauras wundervoller Schreibstil es mir leicht nur so durch die Seiten zu fliegen. Das Buch liest sich weg wie nichts, doch als so ungefähr bei der Hälfte stockte und fragte mich, wie sie all die kleinen, großen und riesigen Konflikte auf den paar Seiten noch auflösen will. Leider ging das bei ein paar tatsächlich nicht und so bleibt der Leser doch mit ein paar Fragezeichen zurück.

Ich wünschte wirklich, ich könnte den zweiten Teil genauso sehr lieben, wie den ersten, aber es geht nicht. Ganz besonders schwer liegt mir der Punkt „Klischee“ im Magen. Während ich mich beim ersten Teil praktisch komplett von meinem Schubladendenken verabschieden konnte, machten wir sie in diesem Buch wieder auf und stopften die Charaktere ganz ungeniert hinein. Es gab so einige, für mein Empfinden, künstlich herbei gezauberte Dramen, auf die ich hätte verzichten können. Im Allgemeinen war die Story plötzlich viel zu vorhersehbar und erreichte mich emotional fast nie, was ich unheimlich schade finde.

Ach Mensch, ich möchte wirklich entnervt aufstöhnen. Ich hatte mir von diesem Buch so viel versprochen und je länger ich darüber nachdenke, desto enttäuschter bin ich. Lauras Art es langsam angehen und dann so richtig knallen zu lassen, gefiel mir beim ersten Band so gut. Nach und nach kamen die ganzen kleinen Details ans Licht und lassen so ein komplettes Bild entstehen, doch nach diesem Ende hätte es für meinen Geschmack einfach genauso intensiv weitergehen müssen. Stattdessen baut sich wieder über dreihundert Seiten Handlung auf, die längst da ist und die restlichen knapp einhundertfünfzig Seiten reichen einfach nicht aus, um der Geschichte ein würdiges Ende mitzugeben.

--Achtung Spoiler für Teil 2!!--

Wie hat sich Megan entschieden: studiert sie oder bleibt sie der Kunst treu? Wie hat Nora auf die Geschichte mit Alan reagiert? Ich verstehe nicht, wieso davon nicht eine Sekunde lang die Rede ist! Nach nicht einmal drei Jahren hat Sages Mutter wieder einen neuen Freund nach der Geschichte? Puh, das kann ich mir fast nicht vorstellen… Das klingt für mich viel zu sehr nach „Einmal Happy End für alle!“. Was ist eigentlich mit April und Cameron? Oder April und Conner? Und hat Gavin Sage an Silvester wirklich nur geküsst, damit sie nicht zusehen muss, wie Grace und Luca sich abschlabbern?Schlussendlich kann ich nur sagen, dass „Verliere mich. Nicht.“ im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger weit weniger Tiefgang, Originalität und Emotionalität besaß und mich etwas enttäuscht zurückließ. Trotz Lauras tollen Schreibstils und einpaar schönen Momenten reicht dieses Buch einfach nicht an den ersten Teil ran und lässt zu viele Fragen offen. Somit kann ich es nur in die Kategorie Mittelding schieben, auch wenn es schmerzt…