Eine süße und ruhige Geschichte über die Liebe und das Leben
Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine RolleDer Roman spielt in der Zeit des harten Lockdowns während der Corona-Pandemie. Selbst das Spazierengehen gestaltet sich schwierig, weshalb die Handlung wie in einem Kammerspiel vorwiegend im Haus von Sallys ...
Der Roman spielt in der Zeit des harten Lockdowns während der Corona-Pandemie. Selbst das Spazierengehen gestaltet sich schwierig, weshalb die Handlung wie in einem Kammerspiel vorwiegend im Haus von Sallys Familie stattfindet. Sally ist in dieser Zeit alles andere als alleine, denn ihre drei Geschwister und ihre Mutter Marianne füllen das Haus mit Leben. Dies umfasst laute Diskussionen und ebenso lautes Schweigen.
Sally ist gerade fertig mit der Schule, weiß nicht wohin mit sich und kann wegen Corona eigentlich auch nirgends hin und wurde zudem vor zwei Monaten von Felix verlassen.
Als ihre Mutter beschließt, Leni, die Volontärin ihres Verlages, aufzunehmen – diese wurde nach einer Trennung aus ihrer Wohnung verdrängt –, ist Sally wenig begeistert über diese fremde Person in ihrem Haus und lässt es Leni auch spüren. Inmitten des ohnehin chaotischen Alltags im Haus kehrt Felix zurück und versucht, alles wieder in Ordnung zu bringen. Sally spürt endlich eine Anziehung und bekommt einen Einblick in die wahre Bedeutung von Liebe – allerdings nicht durch Felix.
Durch zahlreiche Mikromomente entwickelt sich die Beziehung zwischen Sally und Leni auf sanfte Weise. Obwohl das Haus kaum verlassen wird, geschieht so viel, insbesondere in den Erzählungen von Sally und Leni. Ihre Perspektiven sind so einprägsam und charakteristisch, dass man ohne Hinweis am Anfang des Kapitels wüsste, wer gerade erzählt. Das Knistern in der Luft ist wunderschön zwischen den Zeilen gefasst und so viel greifbarer und authentischer als in so manch heterosexueller Figurenkonstellation anderer Romane, was ja eigentlich nur zeigt, dass das Wichtigste die Echtheit von Gefühlen ist. Das gilt sowohl im wahren Leben als auch im Gelingen einer Geschichte, und diese Geschichte ist Anne Freytag mit einem sehr gefühlvollen Ton gelungen.
Ich hätte nicht gedacht, dass Corona-Romane mich so begeistern, aber hier ist der begrenzte Raum und der Verzicht auf äußere Ereignisse genau richtig. Ich habe Sally und ihre Familie trotz ihrer Differenzen richtig ins Herz geschlossen und wäre am liebsten eingezogen. Ein sehr zeitgemäßer Roman, der auch nach Corona wunderbar unterhält, mit zahlreichen popkulturellen Verweisen und einer gelungenen Mischung aus lustigen, traurigen, krisenhaften und romantischen Momenten.