Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2021

Authentischer Rundumblick einer Notärztin

Eine für alle
0

Meine Schwester wünschte sich „das Buch von Doc Caro“ – und auch wenn ich sie bisher nicht kannte, war das Buch schnell gefunden und mir erschien auch der Plot ganz interessant. Lange Rede, kurzer Sinn: ...

Meine Schwester wünschte sich „das Buch von Doc Caro“ – und auch wenn ich sie bisher nicht kannte, war das Buch schnell gefunden und mir erschien auch der Plot ganz interessant. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe das Buch dann auch gelesen und tiefe Einblicke bekommen, die mir sonst so nicht möglich gewesen wären. Mit Doc Caro kommt man unvorbereitet in Wohnungen an, die es teilweise echt in sich haben. Die Schilderungen sind nicht ohne, seien es die herrschenden hygienischen Zustände oder der medizinische Notfall. Es ist immer wieder überraschend, manchmal dramatisch, manchmal erheiternd, oft herzergreifend, nur eines ist es nie: langweilig. Die Autorin versteht es den Leser zu fesseln, ist offen und ehrlich – auch wenn sie selbst dann manchmal vielleicht nicht ganz so gut wegkommt. Aber die und ihre Kollegen sind nun einmal keine (Halb-)Götter, sondern Menschen und das wird auch ganz deutlich.
Zudem bietet es auch einige Fakten, die man im alltäglichen Leben benötigen kann, beispielsweise zum Thema Diabetes oder PTBS und vielem mehr. Das Buch weckt Verständnis, für Ärzte, Schwestern und Co. An einigen Stellen kommt man auch ins Grübeln und fragt sich, wie man wohl selbst in der Situation handeln würde.
Die Autorin gibt – soweit sich das von außen beurteilen lässt – einen authentischen Rundumblick in einen sehr herausfordernden Beruf, der ohne jeden Zweifel auch ihre Berufung ist.
Dank eines sehr flüssigen Schreibstils, der auch für medizinische Laien keinerlei Hürden bereithält, habe ich dieses Buch binnen zweier Tage verschlungen und manche emotionale Achterbahn miterlebt. Es ist an vielen Stellen spannend und man hofft einfach mit, sei es, dass die Tochter akzeptiert, dass der Vater einfach nicht mehr kann oder will, sei es bei einem Brand, der schwerwiegende Folgen hat oder bei einem Jugendlichen, dessen Körpertemperatur ins Unermessliche steigt. Es gibt übrigens auch Triggerwarnungen – und das ist auch wirklich gut so, denn ich denke, dass manches für einige Leser einfach zu extrem und belastend sein könnte. Doch auch der Gegenpol wird bedient, denn manches ist auch einfach nur urkomisch und auch das bringt die Autorin gut rüber.
Unter dem Strich ist das Buch wirklich sehr empfehlenswert, auch für Leser, die Doc Caro bis dato nicht kannten.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Der Esprit von früher fehlt

Gregs Tagebuch 16 - Volltreffer!
0

Gregs Tagebuch gehört bei uns einfach zur Weihnachtszeit, auch wenn mein Sohn mittlerweile schon fast erwachsen ist, ohne Greg geht´s einfach nicht. Meist bringt der Nikolaus schon die neusten Erlebnisse ...

Gregs Tagebuch gehört bei uns einfach zur Weihnachtszeit, auch wenn mein Sohn mittlerweile schon fast erwachsen ist, ohne Greg geht´s einfach nicht. Meist bringt der Nikolaus schon die neusten Erlebnisse des amerikanischen Jungen mit – so auch in diesem Jahr. In dem neusten Band geht es sehr sportlich zu und wenn man Greg kennt, dann ist Sport nicht unbedingt das, womit man ihn verbindet. Und tatsächlich kann er auch mit Sport nicht wirklich etwas anfangen, aber seine Mutter bekniet ihn sich ein sportliches Hobby zu suchen und er landet beim Basketball. Und dem schlechtesten Team ever. Was für Greg und seine Mitspieler nur so semi lustig sein dürfte, ist für den geneigten Leser unterhaltsam, ob man nun selbst eher Sportskanone oder Sportmuffel ist. So richtig begeistert hat uns dieser Band jedoch nicht, wenngleich die Comics wieder sehr gelungen sind, so beschleicht mich langsam aber sicher das Gefühl, dass dem Autoren die Ideen ausgehen. Es fehlt ein bisschen der Esprit von früher und Rupert kommt nicht ein einziges Mal vor– dennoch wird dem Ganzen sicher auch im kommenden Jahr noch eine Chance gegeben.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Günter ist eben keine Renate Bergmann

Wo kommen wir denn da hin (Der Offline-Opa 1)
0

Günter Habicht ist pensioniert und hat nun extrem viel Freizeit. Die nutzt er, um seine Frau und die gesamte Nachbarschaft an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Er kontrolliert und notiert einfach alles, ...

Günter Habicht ist pensioniert und hat nun extrem viel Freizeit. Die nutzt er, um seine Frau und die gesamte Nachbarschaft an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Er kontrolliert und notiert einfach alles, was seiner Meinung nach nicht ganz ordentlich läuft….und das ist so einiges.

Plötzlich Rentner und Günter weiß nichts mit sich anzufangen. Genau hier setzt die Geschichte an. Da gibt es die Elterntaxis, denen der Unterschied zwischen „Halten“ und „Parken“ nicht klar ist – eine willkommene Abwechslung zu Brigittes Plan ihre Ehe mittels Beziehungsratgeber etwas Frische zu verleihen. Die Tücken des Rentnerlebens und des Empty-Nest sind an sich gut dargestellt und treffen genau den Kern des Problems, aber Günter ist eben keine Renate und ich hatte zwar einige Lacher beim Lesen, aber in Summe war es einfach nicht so, wie erhofft. Ich werde von Günter- falls nochmal was kommen sollte – nichts mehr lesen, während Renate immer und immer wieder eine Chance bekommt.

Sprachlich hat mich auch das eine oder andere immer wieder mal etwas gestört, z.B. „Ich sag Sie mal was…“. Vielleicht haben mich die Probleme aus der männlichen Sicht auch einfach nicht überzeugt, ich weiß nicht so recht. In jedem Fall ist es ein bisschen weniger amüsant, wie erhofft. Er ist Klischee durch und durch (genau wie erwartet bei dieser Art Buch), aber irgendwie zündete das nicht immer bei mir.

Unter dem Strich war es für zwischendurch einmal ganz nett, aber Renate hat Kultstatus und den sehe ich bei Günter nicht.

Veröffentlicht am 10.12.2021

Ohne roten Faden

Berauscht vom Leben
0

Ein Leben ohne Alkohol – aus meiner ganz individuellen Sicht nichts Besonderes, denn bis auf wenige Ausnahmen trinke ich einfach nichts, das Verlangen fehlt einfach. Dass es für andere schwierig ist ohne ...

Ein Leben ohne Alkohol – aus meiner ganz individuellen Sicht nichts Besonderes, denn bis auf wenige Ausnahmen trinke ich einfach nichts, das Verlangen fehlt einfach. Dass es für andere schwierig ist ohne diese Droge, die mitten in der Gesellschaft etabliert ist, auszukommen ist aber ebenso klar. Was ich genau von dem Buch erwartet hatte, kann ich nicht einmal sagen, aber da es nun einmal vor mir lag, habe ich es einfach einmal angefangen. Die Idee, dass zwei abstinente Autorinnen erzählen, wie und warum sie dem Alkohol den Rücken gekehrt haben und wie sie sich in ihrem „neuen“ Leben zurechtfinden – die Idee hatte was für sich.
Zu Beginn war ich von den extrem kurzen Kapiteln überrascht und habe mal da, mal dort eines gelesen – ganz wie mir der Sinn danach stand. Schnell habe ich jedoch gemerkt, dass der rote Faden fehlt. Es sind einfach scheinbar wahllos zusammengestellte Anekdoten und Gedankenschnipsel. Vieles sehr amerikanisch (das kann man den Autorinnen natürlich nicht ankreiden), mehr noch scheint banal, einiges wiederholt sich in leicht abgewandelter Form und ein Großteil war einfach nur wenig aussagekräftig. Dazwischen gab es immer wieder aber auch Perlen, die das Thema sehr gelungen unter die Lupe legte, Verständnis für die Schwierigkeiten Dritter schufen etc. Leider werde ich manche dieser Perlen vielleicht auch nicht entdeckt haben, denn irgendwann fand ich das Buch einfach nur fad und habe mich durch die Kapitelchen durchgearbeitet, um es überhaupt noch zu beenden.
Konkrete Tipps und Tricks bekommt man kaum welche, oder ich habe sie als solche nicht erkannt. Einem Alkoholiker wird das Buch wahrscheinlich kaum bis gar nicht helfen.
Die Haltung – dass ein Leben ohne Alkohol sehr glücklich und zufrieden sein kann, oft mehr noch als eines mit Alkohol -, Idee und einige Geschichten fand ich gut – nur leider bin ich keine Perlentaucherin und mag es zumindest ein bisschen an einem roten Faden entlanggeführt zu werden.

Veröffentlicht am 29.11.2021

Erneut gute Unterhaltung

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
0

Berlin 1922-1923. Polizeiärztin Magda Fuchs muss sich um Doris Kaufmann kümmern, die Silvester mit einem Messer angegriffen wurde. Genau an diesem Punkt endete der erste Band. Wie ergeht es Doris? Was ...

Berlin 1922-1923. Polizeiärztin Magda Fuchs muss sich um Doris Kaufmann kümmern, die Silvester mit einem Messer angegriffen wurde. Genau an diesem Punkt endete der erste Band. Wie ergeht es Doris? Was steckt hinter dem Angriff? Wie entwickeln sich die Frauen in den Goldenen Zwanzigern in Berlin weiter? Hier bekommt man Frauenschicksale aus den verschiedenen Blickwinkeln und zudem noch einen gesellschaftskritischen Einblick in eine Zeit, die alles andere als golden war.
Magda ist Polizeiärztin und eröffnet ihre eigene Praxis. Sie übernimmt die Praxis in ihrer Pension und als Hilfe dient ihre Pensionswirtin, eine Frau, die Haare auf den Zähnen hat. Sie ist auch die Mutter von Celia, die ihr Medizinstudium vorantreibt und auf eigenen Beinen stehen möchte – trotz ihrer Verbindung zu Edgar, dem Spross eines extrem reichen Unternehmers. Das ist auch gar nicht so einfach. Schwer hat es auch Doris, die versucht ein „Glanz“ zu werden. Und dann geht in der Gegend auch noch der Schlitzer um. Er greift Frauen, vor allem Prostituierte an und verletzt oder tötet sie gar mit einem Stich in den Bauch. Ich fand, dass der Fall über das gesamte Buch schon recht selten vorkam, mir ein bisschen zu selten. Das fand ich wirklich schade, denn da hätte man sicher noch ein bisschen mehr daraus machen können. An sich war der Fall aber gut und stimmig, der Hintergrund klasse und ich tappe auch lange im Dunkeln bzw. war auf einer ganz anderen Schiene unterwegs. Falsche Fährten zu legen ist das Ding der beiden Autoren. Mindestens genauso gut haben sie die gesellschaftlichen Hintergründe auch rund um Inflation, Armut und Elend in Berlin dargestellt. Perfekt ist die Situation der Frauen dargestellt und die Schicksale sind gut miteinander verwoben. Das bietet neben dem Fall schon einiges an spannenden Momenten, die mich nur so durch das Buch fliegen ließen. Die Kulisse und die Atmosphäre waren sehr gut dargestellt, es gab zahlreiche interessante Fakten, die in die Fiktion eingebunden wurden und die Charaktere sind einfach super gezeichnet. Vielschichtig waren sie schon in Teil eins, aber sie entwickeln sich auch gut weiter. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen.
Wie erwähnt, hatte mir der erste Band schon sehr gut gefallen und dieser schließt nahtlos an den vorherigen an. Man kann theoretisch auch mit diesem Band starten, empfehlenswert ist es allerdings nicht, denn es wird schon auf einiges aus dem ersten Band angespielt und manches baut auch darauf auf. Unter dem Strich kann ich das Buch sehr gut weiterempfehlen und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit Magda, Celia und Co.