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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2021

Taunus-Pageturner

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Eine Frau ist verschwunden, ihr Vater im oberen Stockwerk angekettet und alle Vorzeichen stehen auf Kapitalverbrechen. Pia und Bodenstein samt Team nehmen die Ermittlungen auf. Schnell zeigt sich, dass ...

Eine Frau ist verschwunden, ihr Vater im oberen Stockwerk angekettet und alle Vorzeichen stehen auf Kapitalverbrechen. Pia und Bodenstein samt Team nehmen die Ermittlungen auf. Schnell zeigt sich, dass sich das Opfer zahlreiche Feinde gemacht hat. Für Bücherwürmer besonders interessant: Die Ermittlungen führen mitten in einen Verlag, die Bücher- und Autorenwelt. Da geht es im Buch alles andere als beschaulich zu…

Ich habe mich sehr auf den neuen, bereits zehnten Band der Reihe gefreut und meine Hoffnungen bezüglich des „Wiedersehens“ mit Pia und Bodenstein sowie spannende Lesestunden, haben sich voll erfüllt. Dabei startet das Buch recht beschaulich, doch dann steigert sich die Spannung kontinuierlich und es kommt immer noch schlimmer. Das Buch hatte alles, was ich von einem neuen Neuhaus erwartet habe. Einen spannenden Fall, ein gelungenes Setting und die Portion Privatleben, die mich hier wirklich interessiert. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, mitreißend und gut zu lesen und das Lokalkolorit ist hier in einem sehr guten Maß da. Die Spannung ist fast durchgängig da und auch die „Verschnaufpausen“ zwischendurch, die sich dem Privatleben der Ermittler widmen sind unterhaltsam und selbst da gibt es richtig brisante Elemente…

Wer die Vorgänger kennt, kommt mit den ganzen Personen sehr gut zurecht, alle anderen müssen vielleicht mal da, mal dort einen Blick ins Personenregister werfen. Die Charaktere sind gut gezeichnet und man kann sich nicht nur in die Ermittler gut hineinversetzen. Bei einigen Charakteren fragt man sich immer wieder welches Spiel sie wirklich spielen. Und manche haben mich ganz schön an der Nase herumgeführt. Die Autorin versteht es sehr gut falsche Fährten zu legen und hat mich sehr überrascht, mit dem Verlauf, aber auch mit dem Ende des Buches. So hatte ich das nun wirklich sehr, sehr lange nicht kommen sehen und dennoch war es an sich schlüssig und logisch. Auf die Idee muss man erst einmal kommen.

Wer Fan ist, wird dieses Buch trotz seiner Stärke wieder sehr schnell gelesen haben. Auch anderen kann ich dieses Buch empfehlen. Folgerichtig gibt es nach diesem Loblied, dass sich die Autorin aus meiner Sicht einfach verdient hat, volle fünf Sterne für diesen Taunus-Pageturner.

Veröffentlicht am 12.11.2021

Beeindruckende Geschichte

Revolution der Träume
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Der erste Weltkrieg ist vorbei, doch von ruhigen und friedlichen Zeiten ist man noch weit entfernt. Immer wieder gibt es Aufstände und mitten in einer solchen Phase treffen Carl, Isi und Artur, drei enge ...

Der erste Weltkrieg ist vorbei, doch von ruhigen und friedlichen Zeiten ist man noch weit entfernt. Immer wieder gibt es Aufstände und mitten in einer solchen Phase treffen Carl, Isi und Artur, drei enge Jugendfreunde sich wieder. Der Kaiser ist weg und man befindet sich mitten in einem Umbruch. Das bietet per se spannende Elemente – wie sehr, dass ist auf den 500 Seiten mit den drei Freunden ziemlich unterhaltsam und spannend umgesetzt.

Ich habe den ersten Teil der Reihe nicht gelesen und anfangs musste ich mich ein wenig zurechtfinden – als mir das dann gelungen war, musste ich einfach immer weiterlesen. Ich konnte mich kaum mehr bremsen, denn Carls Erzählungen sind sehr fesselnd und auch der Schreibstil nahm mich schnell gefangen- dabei war ich zu Beginn von den teils sehr kurzen Sätzen irritiert. Aber hier sind sie einfach nur treffend, prägnant und heben die Spannung oft unheimlich. Zudem wirkt die Sprache immer wieder ein bisschen poetisch, jedoch nie abgehoben, sodass sich das Buch schnell und leicht lesen lässt. Es gibt so viele kleine Cliffhanger, Andeutungen und Wendungen, die es fast unmöglich machen das Buch zur Seite zu legen. Besonders gefielen mir auch die Charaktere Isi, Carl und Artur. Ihre Freundschaft ist echt, authentisch, bedingungslos und macht Freude, in der kalten Welt, in der sie sich bewegen. Berlin zeigt sich meist alles andere als von seiner Schokoladenseite, aber immerhin haben sich die drei und sie ergänzen sich sehr gut.

Beeindruckt hat mich die Fülle an historischen Fakten die so gekonnt in die Geschichte um die Freunde eingebaut werden, dass Geschichte einfach extrem spannend ist. So erinnert oder lernt man einiges und das einfach so nebenbei. Das Interesse ist auch darin begründet, dass die persönlichen Verwicklungen der drei Freunde in den geschichtlichen Kontext sehr eng sind. Dazu wird es immer und immer wieder sehr emotional, gelegentlich ein bisschen humorvoll und oft richtig spannend. Es werden Armut und Elend genauso dargestellt wie der Reichtum, ein ganz schönes Spannungsfeld, aus dem der Autor auch alles rausholt. Während beispielsweise Carl den Leser mit in die UFA und die Filmwelt entführt, ist Artur der König der Berliner Unterwelt…

Der Ich-Erzähler Carl ist eine ruhige, gute Seele, der ein bisschen naiv durch die Welt zu gehen scheint, während Isi und Artur mit allen Wassern gewaschen sind – dennoch ergänzen sie sich einfach perfekt. Doch auch in ihrer Freundschaft ist nicht immer eitel Sonnenschein um jeden Preis, sodass es wirklich authentisch wirkt.
Insgesamt ist das Buch sehr kurzweilig, dass Setting bietet spannende Möglichkeiten, die der Autor gut nutzt und dennoch gar es zwischendurch immer wieder auch mal kurze Phasen, die mich nicht so ganz packen und überzeugen konnten (war aber insofern gut, dass ich immerhin mal das Buch zur Seite legen konnte), sodass ich an das sehr gut recherchierte Buch 4,5 Sterne vergebe.

Ob ich den ersten Teil noch nachholen werde, weiß ich noch nicht, denn durch diesen zweiten Teil wird man wohl ganz schön gespoilert, aber allein um die Anfänge der tollen Freundschaft kennenzulernen, würde es sich wohl lohnen. Sicher hingegen ist, dass ich den nächsten Teil auf jeden Fall lesen werde und solange diesen zweiten Band allen an historischen Romanen interessierten Lesern empfehlen kann.

Veröffentlicht am 12.11.2021

Das war leider wieder nichts

Playlist
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Feline ist seit Wochen verschwunden und niemand hat einen Anhaltspunkt wo sich die Jugendliche aufhalten könnte. Zorbach und Anna- beide Charaktere kennen die Fans bereits aus dem Augenjäger und Augensammler ...

Feline ist seit Wochen verschwunden und niemand hat einen Anhaltspunkt wo sich die Jugendliche aufhalten könnte. Zorbach und Anna- beide Charaktere kennen die Fans bereits aus dem Augenjäger und Augensammler - ermitteln gemeinsam und das kann ja nicht wirklich gut ausgehen. Die beiden erleben in Berlin haarsträubendes, als sie versuchen das junge Mädchen zu finden…

Fitzek bringt ein neues Buch raus und ich will es eigentlich gar nicht kaufen, aber ich mache es immer und immer wieder, obwohl ich schon häufig sehr enttäuscht wurde. Gerade der Heimweg war einfach nur richtig schlecht und ich war sicher, dass ich „Playlist“ nicht lesen werde – zumal mir das ganze Konzept drumherum zu konstruiert zu kommerzialisiert vorkam. Nun denn, ich habe meine Pläne wieder selbst durchkreuzt und Fitzek erneut eine Chance gegeben, denn immer wieder waren dazwischen ja auch Bücher, die mich wirklich begeisterten und ansprachen, wenngleich ich den Stil fast immer schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig und teils auch zu brutal fand.

Diese Geschichte gefiel mir sogar einigermaßen. Es ist zwar zum Teil extrem an den Haaren beigezogen, aber Spannung kam zwischendurch schon immer wieder mal auf. Dennoch hat mich das Buch und vor allem das Grundthema nicht überzeugt. Da hatte ich einfach mehr erwartet – und es blieb aus. Ich hatte das Ende schon fast genauso wie eingetreten vermutet, dann aber gedacht: „Kann nicht sein, Fitzek wird schon was Besseres einfallen“ – war es aber leider nicht und das hat mich ein bisschen enttäuscht. Schlimmer fand ich noch, dass das Buch wie eine Dauerwerbesendung für die zugehörige CD wirkte, die ich mir auf jeden Fall schenken werde, wenn auch wirklich einige musikalische Größen mitgewirkt haben. Auf mich wirkt es einfach, als sollte mir allen Mitteln den Fans das Geld aus der Tasche gezogen werden – sorry, aber das Gefühl hat sich beim Lesen eher noch verstärkt, da die Songs bzw. deren Inhalte gar nicht sooo sehr hilfreich bei den „Ermittlungen“ sind. Da fragt man sich irgendwie schon, was als Nächstes kommen wird – allerdings hoffe ich dann standhaft zu bleiben und nicht wieder, auf die an sich sehr sympathische Person Fitzek, sondern auf den Inhalt zu achten, denn der entscheidet letzten Endes. Und das war nun zweimal hintereinander einfach gar nichts für mich.

Eingefleischte Fitzek-Fans werden wahrscheinlich wie immer begeistert sein, ich bin es mittlerweile nicht mehr wirklich, daher reicht es einfach nur noch zu zwei Sternen und der Hoffnung, dass der Autor wieder zur alten Stärke zurückfindet.

Veröffentlicht am 03.11.2021

Macht sehr nachdenklich

Wenn ich wiederkomme
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Ein gutes Leben für die eigenen Kinder, das wünschen sich alle Eltern. Manche bringen dafür sehr große Opfer – nur lohnt sich das? Die Rumänin Daniela ist vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Hinterlassen ...

Ein gutes Leben für die eigenen Kinder, das wünschen sich alle Eltern. Manche bringen dafür sehr große Opfer – nur lohnt sich das? Die Rumänin Daniela ist vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Hinterlassen hat sie ihrem pubertierenden Sohn, der etwas älteren Tochter und dem Mann einen Brief. Sie wird nun in Italien, genauer Mailand als Pflegekraft arbeiten und Geld nach Hause schicken, um den Kindern ein bestmögliche Ausbildung zu finanzieren. Was macht das mit einer Familie?

Ob in der Stadt oder auf dem Land, wer kennt nicht mindestens eine osteuropäische Pflegerin, die in dem Haushalt eines alten und/oder kranken Menschens wohnt und diesen pflegt? Es ist heute fast schon normal und die wenigsten werden sich fragen, was die Abwesenheit der Mutter, Ehefrau, etc., die nun in einem wohlhabenden Land als Pflegerin arbeitet, für die jeweilige Familie bedeutet. Dass es für die Frau ein massiver Einschnitt ist oder zumindest sein kann, dass wird ja häufig vor Ort sichtbar – zumindest, wenn man nicht die Augen vor ihren Problemen verschließt. Genau in den Fokus genommen hat der Autor dieses Phänomen mit seiner fiktiven Geschichte, die jedoch auf Schilderungen von Frauen und Familien basiert, die genau das erlebt haben – die Zerreißung der Familie, der Einsturz eines Fundamentes, welches doch mit allen Mitteln erhalten bleiben und mit Geld noch optimiert werden sollte.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und extrem nachdenklich gemacht. Die Thematik ist sehr aktuell und brisant, ich kann mir aber auch nicht vorstellen, wie es ohne dieses „System“ funktionieren sollte. Ja, es erfordert viele Opfer, aber was, wenn die Frauen nicht die Möglichkeit haben in der häuslichen Pflege in Deutschland, Italien oder so unterzukommen? Geld benötigen sie auch so und was dann? Dass der Pflegenotstand sich in D und Co durch beispielsweise ein Verbot diese Arbeiterinnen zu engagieren noch verschärfen würde, ist logisch – eine schwierige Geschichte und ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben, denn auch wenn es fiktiv ist, so basiert es auf Tatsachen und vor diesen sollten wir die Augen auf keinen Fall verschließen. Davon abgesehen, stellt sich auch die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Die perfekte Ausbildung? Geld?

Der Schreibstil ist rund, die gewählten Erzählperspektiven sehr gut gewählt, um ein ehrliches, offenes Bild von der Familie zu erhalten. Emotionale Ungleichgewichte werden sehr deutlich, aber beispielsweise auch die Probleme, die die fehlende Mutter in der Familie verursachen kann. Die Charaktere als solche sind nicht so richtig greifbar, aber das finde ich hier weniger schlimm – im Gegenteil, ich habe so noch ein bisschen mehr das Gefühl, dass jede Familie den Platz der drei Erzähler einnehmen könnte, auch die Frau, die nur wenige Häuser weiter ihre Arbeit tut…

Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Facetten der Eifersucht

Eifersucht
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Kommt ein neuer Jo Nesbo – dann muss ich einfach zugreifen. So auch bei „Eifersucht“, obwohl ich direkt erkannte, dass es sich um eine Sammlung Kurzgeschichten handelt und nicht um eine einzige Geschichte. ...

Kommt ein neuer Jo Nesbo – dann muss ich einfach zugreifen. So auch bei „Eifersucht“, obwohl ich direkt erkannte, dass es sich um eine Sammlung Kurzgeschichten handelt und nicht um eine einzige Geschichte. An sich mag ich Kurzgeschichten nicht so sehr, aber Nesbo schreibt in der Regel sehr überzeugend und ich mag seine Gedankengänge, also war ich sicher auch mit seinen Kurzgeschichten, die sich alle mehr oder weniger um das Motiv Eifersucht bewegen, eine gute Wahl zu treffen. In großen Teilen traf das auch zu, aber eben nicht komplett…

Eifersucht ist ein spannendes Thema und bietet natürlich eine Fülle an Möglichkeiten, da Akteure, die unter Eifersucht leiden ein sehr facettenreiches Verhalten an den Tag legen können. Ich möchte nun nicht zu sehr auf die einzelnen Geschichten eingehen, aber zu der einen oder anderen muss ich einfach was sagen. Die erste startete so gewöhnlich, wandte sich dann ins Irrwitzige ab und überraschte zum Schluss extrem. Ich war hellauf begeistert und erwartete ein ähnlich spannendes und fesselndes Feuerwerk durch das gesamte Buch. Die nächste Geschichte war dann recht umfangreich, sodass ich erst einmal kürze Geschichten vorzog. Dort hatte mich die Warteschlange sehr bewegt, zumal gesellschaftliche Probleme direkt, ungeschönt und brutal in den Fokus genommen werden. Dann wagte ich mich doch an die längste Geschichte mit über 100 Seiten (Gesamtlänge des Buches etwa 260 Seiten) und sie war auch nicht wirklich schlecht, es gab sogar einen Knaller– nur leider hatte ich es genauso erwartet und auch andere Geschichten waren teils ein bisschen vorhersehbar und wenig kurzweilig. Der Start war so genial und zwischendurch war auch einiges gut bis klasse, aber anderes eben auch weniger. Ich bin nicht zu 100 Prozent überzeugt worden.

Dass der Autor nicht jedes Mal meinen persönlichen Geschmack traf und ich das eine oder andere ein bisschen zu vorhersehbar fand- geschenkt! Alles andere als geschenkt ist jedoch der extrem stolze Preis. Hier 23 Euro zu verlangen, nur weil es eben ein Nesbo ist, finde ich schon extrem happig. Eigentlich ist es schon eine Unverschämtheit, auch wenn das Buch natürlich mit Lesebändchen und Co hochwertig gestaltet und gearbeitet ist. Daher habe ich mich auch für 3,5 statt für 4 Sterne entschieden.