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Veröffentlicht am 31.10.2021

Petermann geht wieder detailverliebt auf Spurensuche

Im Auftrag der Toten
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Zur Person Axel Petermann brauche ich vermutlich nichts mehr zu sagen, man kennt den früheren Bremer Mordermittler, wenn man deutsche True-Crime-Bücher verschlingt. Und falls nicht, dann lohnt es sich ...

Zur Person Axel Petermann brauche ich vermutlich nichts mehr zu sagen, man kennt den früheren Bremer Mordermittler, wenn man deutsche True-Crime-Bücher verschlingt. Und falls nicht, dann lohnt es sich in jedem Fall ihn kennenzulernen. Zumindest, wenn man quasi mit ihm und seiner jahrzehntelangen Erfahrung auf eine detaillierte Spurensuche gehen möchte. Drei Fälle führen den früheren Mordermittler nach Griechenland, Schweiz und Bayern. Ein Selbstmord, der möglicherweise keiner war, ein 40 Jahre alter Cold-Case und ein möglicher Justizirrtum warten auf den Leser.

Um Spaß an dem Buch zu haben sollte schon im Vorfeld wissen, dass es hier keine „richtigen“ Enden gibt. Die Fälle als solche sind am Ende der Ausführungen klarer, oft gibt es neue Blickwinkel etc., aber dass hier eine abschließende Klärung, die hieb- und stichfest ist, geliefert wird, das darf man nicht erwarten. Vielmehr nimmt Petermann den Leser mit auf seine Reisen, die das Ziel haben sich in die jeweiligen Fälle einzuarbeiten. Dazu werden unzählige Akten studiert, Tatorte aufgesucht, Befragungen durchgeführt und alles auf seine Logik hin untersucht. Warum er das macht? Petermann schildert, wie Ungewissheit für (Opfer-)Angehörige ist und möchte unentgeltlich, dafür mit der Erlaubnis zur Publikation, den Betroffenen versuchen zu helfen. Zudem ist er einfach ein Ermittler durch und durch, da kann auch die Pensionierung offensichtlich nichts ändern. Zu den Fällen als solchen mag ich gar nicht zu viel verraten, um die Spannung aufrechtzuerhalten.
Wichtiger ist, dass Petermann in diesem Buch – Corona zum Trotz- auf Spurensuche geht, den Leser detailreich und dennoch verständlich geschrieben mit an Tatorte und zu Zeugenbefragungen nimmt. Manches war mir fast schon ein bisschen zu detailverliebt, gerade beim zweiten Fall ist mir das immer und immer wieder aufgefallen, aber dennoch ergibt es Sinn so auf Kleinigkeiten zu achten, denn nicht selten steckt der Teufel im Detail. Es ist sicher keine Lektüre, die man mal so nebenbei liest, denn hier tun sich einige menschliche Abgründe auf, aber an sich ist es gut lesbar, nicht zu blutig und/oder brutal.

Veröffentlicht am 29.10.2021

Sehr spannend und facettenreich

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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In der Kinderklinik in Weißensee haben Marlene und Emma Lindow damals ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und seitdem ist einiges passiert. Emmas Sohn ist mittlerweile schon quasi im Grundschulalter, ...

In der Kinderklinik in Weißensee haben Marlene und Emma Lindow damals ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und seitdem ist einiges passiert. Emmas Sohn ist mittlerweile schon quasi im Grundschulalter, Marlene hat ihr Studium absolviert und beginnt nun ihr Praktikum in der Kinderklinik. Es steht den beiden Schwestern einiges bevor und durch den ersten Weltkrieg und die Spanischen Grippe spritzen sich die Dinge noch mehr zu.

Nachdem ich im vergangenen Jahr vom ersten Band schon richtig begeistert war, freute ich mich auf die Fortsetzung, wenn ich auch leicht besorgt war, dass die Geschichte eventuell schwächer ausfallen könnte, bzw. meine Erwartungen zu hoch sind. Hier war es zum Glück nicht der Fall. Ich war sofort in der Geschichte drin und das „Wiedersehen“ mit den Schwestern, aber auch Max oder Willi, fand ich einfach super. Gerade die beiden Frauen haben auch eine ordentliche Entwicklung hingelegt, die authentisch wirkt und mich auch überzeugt hat. Ihre Charaktere sind schön ausgearbeitet, in sich stimmig und man wünscht ihnen nur das Beste. Aber wie das eben so ist, sie haben beide private Sorgen, mal größere, mal kleinere und ihr Umgang damit ist interessant und/oder fesselnd. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß bereits, dass Emmas Sohn Theo schwer erkrankt und dass dies weitreichende Folgen hat – wie genau, das wird hier nicht verraten. Weniger geheimnisvoll ist dagegen, dass Marlene als Ärztin alles andere als leichtes Spiel hat. Sogar in der größten Not lehnen es manche Menschen ab von einer Frau behandelt zu werden…

Ich mag historische Romane mit medizinischem Hintergrund, besonders, wenn sie so lebensnah und authentisch wirken, wie hier. Es ist spannend, wie die Menschen früher mit ihren Erkrankungen umgingen und gerade die Spanische Grippe und der Umgang damit war alles andere als uninteressant. Zu den Herausforderungen durch die Seuche, sind natürlich die Probleme, die sich durch den ersten Weltkrieg ergeben, heftig.

Der Schreibstil ist recht einfach, sodass man das Buch einfach sehr schnell durchsuchten kann, dazu die Spannung gleich auf mehreren Ebenen vorhanden, und es ist auch sehr gut recherchiert. So habe ich einiges zu Querschnittslähmungen erfahren, was ich so vorher nicht wusste – aber keine Sorge, auch für medizinische Laien ist alles sehr gut verständlich. Dass der Schreibstil recht einfach gehalten ist, ist auch gut, denn inhaltlich ist das Buch mit zahlreichen Facetten versehen. Medizinisch, politisch, aber auch gesellschaftlich und kulturell ist zu jener Zeit in der Berlin einiges los und das vermittelt die Autorin hier auch sehr gut. Mit gefiel auch der Lokalkolorit richtig gut und das Berlinerische versteht man hier auch.

Ich empfehle das kurzweilige Buch sehr gerne weiter, allerdings ist es aus meiner Sicht schon wichtig den Vorgänger zu kennen, denn sonst könnte es doch die eine oder andere Logiklücke geben.

Veröffentlicht am 27.10.2021

Super lecker

Ran an die Fritteuse – Draußen frittieren
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Frittiertes ist meist einfach lecker, wenn auch wenig gesund. Als ich das neue Buch „Ran an die Fritteuse“ sah, war ich noch ein wenig zwiegespalten, während mein Mann sofort Feuer und Flamme war. Nun ...

Frittiertes ist meist einfach lecker, wenn auch wenig gesund. Als ich das neue Buch „Ran an die Fritteuse“ sah, war ich noch ein wenig zwiegespalten, während mein Mann sofort Feuer und Flamme war. Nun gut, also wurde es angeschafft und diese Anschaffung hat sich wirklich gelohnt. Allein beim Durchblättern des Buches bekommt man schon enorm Appetit und Lust das eine oder andere selbst zu machen.

Zunächst gibt es eine Art Einweisung in die Kunst des Frittierens. Die unterschiedlichen Geräte, Zubehör, aber auch Fette lernt man kennen, bevor es mit den perfekten Pommes zu Hause weitergeht. Gut, da habe ich zu unseren bisherigen Pommes kaum einen Unterschied feststellen können, aber dann geht es ja auch erst richtig los mit den Rezepten und da gab es einiges, was wir im Leben nicht frittiert hätten, einfach weil man gar nicht auf die Idee kommt beispielsweise Eis zu frittieren – ja, richtig gelesen. Wir haben es zwar auch noch nicht nachgemacht, aber es steht auf der To-Do-Liste. Wie so viele andere Rezepte, da es einfach kaum etwas in diesem Buch gibt, was mich / uns nicht anspricht. Die Rezeptpalette reicht von Klassikern, Pikantem, Deftigem bis zu Süßem.

Jedes Rezept ist ansprechend bebildert und macht direkt Lust aufs Nachmachen. Die meisten Rezepte haben mich richtig angesprochen und vieles möchte man auch selbst einfach mal probiert haben. Bisher hatte ich Calamari immer fertig gekauft und nachdem ich das Rezept sah, musste ich mich schon fragen, warum ich das nie selbst gemacht habe. Die Anleitung ist übersichtlich, sowohl was die Zutaten betrifft, als auch die Zeitangaben. Gerade die Zeitangaben sind hier sehr gut, denn zum Planen muss man schon ungefähr wissen, wie lange Zubereitungszeit, Ruhezeit etc. in Summe dauern. Sehr gut finde ich auch, dass Zusätzliches wie Soßen etc. eine separate Zutatenliste erhalten, sodass es noch übersichtlicher wird. In diesem Zusammenhang ebenfalls positiv zu erwähnen: Die Dips, Saucen und Co findet man am Ende des Buches noch einmal, sodass man nicht immer durchs gesamte Buch blättern muss, wenn man etwas Bestimmtes sucht.

Etwas übersichtlicher hätte ich mir die Anleitungen vorgestellt oder gewünscht. Hier sind im Fließtext jedoch die Zutaten farblich hervorgehoben, sodass man sich auch da schnell gut zurechtfindet. Gelungen finde ich, dass die meisten Zutaten gut zu bekommen und nicht allzu exotisch sind.
Die Rezepte sind allesamt zum Outdoor-frittieren geeignet und das halte ich auch für eine gute Idee, wenn man die Möglichkeit dazu hat, denn der Fettgeruch hält sich schon eine ganze Weile im Haus…

Was mir ein bisschen weniger gut gefallen hat ist das nur am Ende kurz die Rede von Fettbränden ist und wie man damit umgehen sollte. Das hätte ich mir an prominenterer Stelle gewünscht.
Ansonsten bin ich aber durchaus von dem Buch begeistert und empfehle es mit 4,5 Sternen gerne weiter!

Veröffentlicht am 24.10.2021

Gelungene Verbindung von True Crime und Fiktion

Das letzte Bild
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Eva ist in einer Bäckerei und entdeckt eine Zeitung, die durch ein Foto ihr Interesse weckt. Abgebildet ist eine Frau, die Ähnlichkeit mit ihr und noch mehr mit ihrer Mutter aufweist. Diese sogenannte ...

Eva ist in einer Bäckerei und entdeckt eine Zeitung, die durch ein Foto ihr Interesse weckt. Abgebildet ist eine Frau, die Ähnlichkeit mit ihr und noch mehr mit ihrer Mutter aufweist. Diese sogenannte Isdal Frau war das Opfer eines Gewaltverbrechens in Norwegen vor 40 Jahren. Neue Analysen haben ergeben, dass die Frau auch in Deutschland gelebt hatte. Aufgrund der Ähnlichkeit fragt sie bei ihrer Mutter nach, die jedoch alle Fragen abblockt, was Evas Willen mehr zu erfahren nur noch erhöht. Sie will das Rätsel um die Isdal-Frau und ihre Familie lüften.

Auf den ersten Blick hatte ich bei dem Buch etwas anderes erwartet, eher eine Art Liebesgeschichte, darum habe ich eher zufällig erfahren, dass es um etwas ganz anderes geht. Mal wieder eines der Bücher, dass man nicht nach dem Cover beurteilen sollte. Rosarot ist zwar das Cover, aber inhaltlich ist es alles andere als das und einfach nur extrem spannend sowie unterhaltsam. Von der Isdal-Frau hatte ich vorher noch nie gehört, aber kaum kannte ich nur in Ansätzen die Geschichte und wusste, dass diese in dem Buch den Rahmen bildet, so musste ich einfach zugreifen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Hier wird True-Crime mit Fiktion gekonnt verbunden und ich war einfach nur sehr angetan. Dass die Autorin sich an diesen ungeklärten echten Kriminalfall heranwagte und diesen so aufbereitet hat, ist einfach klasse. Man merkt dem Buch die Recherchearbeit im positiven Sinne an und die Verknüpfung mit den fiktiven Elementen fand ich grandios. Genauso könnte es tatsächlich gewesen sein. Die Geschichte bietet auch Einblicke in die Vergangenheit, die ich so im Detail nicht kannte und auch noch einiges mehr…leider kann ich da nicht zu sehr ins Detail gehen, um nicht zu spoilern – jedoch: Es hat sich mancher Abgrund aufgetan.

Die Handlung ist in drei Strängen erzählt, die zunächst keinen Zusammenhang zu bilden scheinen und auch in ihrer Schriftart voneinander abgesetzt sind, sodass man es leichter erkennen kann, wer gerade an der Reihe ist. Zum einen gibt es einen in der Vergangenheit, in dem eine Marguerite von ihrem schwierigen Leben berichtet. Die Nachkriegszeit war alles andere als rosig und irgendwann startete sie die Suche nach ihrer Familie, die sie in den Kriegswirren verloren hatte.
Dazu gibt es zwei getrennte Stränge in der Gegenwart. Zum einen gibt es Laurin, einen Professor, dessen Part in der Geschichte sich erst nach und nach offenbart, daher sage ich hier auch nicht mehr. Der eine ist von den Ermittlungen und Recherchen von Eva geprägt, die sich durch Aktenberge kämpft, mit ihrer Familie manchen Krampf durchstehen muss und auch sonst einige Steine in den Weg gelegt bekommt. Manche durch die vergangene Zeit, fehlenden Zeugen, falschen Erinnerungen, andere durch die „Arbeit“ gewisser Medien, deren Methoden sehr gut dargestellt werden. Meist finde ich einen Strang interessanter als einen anderen – hier kann ich eine solche Unterscheidung nicht machen, da mich alle auf ihre Weise interessiert haben und auch spannend waren. Zudem haben die Charaktere Ecken und Kanten, sind authentisch und scheuen sich auch nicht Schwächen zu zeigen.,

Von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber der Schreibstil ist flüssig, rund und sehr ansprechend. Es gab einen roten Faden der sich durch das Buch zog und vor allem war die Auflösung schlüssig und gelungen.

Veröffentlicht am 23.10.2021

Ungeschönter, authentischer Blick in die 60er-Jahre in Amerika

Cassius X
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Boxen hat mich irgendwie schon immer fasziniert – der Verdienst meines Großvaters, der mir beispielsweise immer wieder von den sportlichen Leistungen Muhammad Alis vorschwärmte. Darum hatte ich das Buch ...

Boxen hat mich irgendwie schon immer fasziniert – der Verdienst meines Großvaters, der mir beispielsweise immer wieder von den sportlichen Leistungen Muhammad Alis vorschwärmte. Darum hatte ich das Buch auch sofort einmal genauer in Augenschein genommen und ich fand es gerade sehr interessant zu sehen, wie Cassius Clay zu Muhammad Ali wurde, welche Einflüsse auf die Box-Legende mehr oder weniger einwirkten und natürlich wollte ich auch mehr wissen. Und ich muss sagen: Ich war sehr überrascht über den Facettenreichtum von Ali, der zwar oft eine dicke Lippe riskierte, ziemlich auf dicke Hose machte, aber eben auch irgendwie Poet und Musiker war. Zudem war er sehr charmant und wusste mit den Medien umzugehen. Besonders interessierten mich auch die Verbindungen zu afroamerikanischen Musikern und Freiheitskämpfern. Die entstandenen Freundschaften und Verbindungen zum Beispiel zu Malcolm X fand ich sehr spannend und auch sein Weg zum Islam wurde richtig gut dargestellt. Dazu die Bemühungen um mehr Menschenrechte der Afroamerikaner und so vieles mehr.

Über das Boxen als solches mit Techniken und Co, erfährt man in dem Buch weniger, dafür doch einiges über die Hintergründe, wie Wettmanipulation durch die Mafia oder auch die Verhandlungen zu den Kämpfen etc. Das tut dem Buch aber keinen Abbruch, denn der Fokus liegt sehr auf den herrschenden sozialen Ungerechtigkeiten, sowie politischen und kulturellen Hintergründen. Diese Biografie ist mehr als ein Porträt eines Sportlers, sondern berichtet von Rassismus, Bürgerrechten, Black Power, NOI, einfach dem Zeitgeist der 60er Jahre. Weniger konnte ich persönlich mit der Soulmusik und ihren Entwicklungen anfangen, aber auch das war gut nachvollziehbar präsentiert. Sam Cooke war mir schon ein Begriff, aber eben nicht so sehr wie ein Muhammad Ali oder Malcolm X (und die Erwähnung von gefühlt 100 DJ´s habe ich nun auch nicht so ganz interessiert verfolgt). Es gibt aber auch viele Passagen, in denen keiner dieser drei eine tragende Rolle spielt, sondern die politischen Hintergründe oder irgendwelche Tragödien das Geschehen bestimmen und dennoch ist es immer spannend mehr zu erfahren. Man spürt einfach in jeder Zeile wie Recherchearbeit des Autors und sein Wissen um die Zusammenhänge und die wechselseitigen Wirkungen der geschilderten Geschehnisse.

Ein bisschen hatte ich etwas anderes erwartet, mehr Info zu Cassius X / Muhammad Ali – auch über die Anfänge hinaus, aber dennoch bin ich nicht enttäuscht. Inhaltlich hat mich das Buch sehr angesprochen und nachdenklich gestimmt, aber ich muss auch sagen, dass der Schreibstil flüssig, leicht verständlich und insgesamt überzeugend war. Es war sehr informativ und lebendig geschrieben und ich hatte auch einiges richtig heftig gefunden…Nicht selten musste ich ganz schön schlucken, genauso gab es aber auch unterhaltsame Elemente, die mich fast schon schmunzeln ließen. Die Bilder rundeten das Ganze gekonnt ab – unter dem Strich ist das Buch wirklich nicht nur Sportfans ans Herz zu legen, sondern allen, die sich für die Zeit, die kulturellen und politischen Entwicklungen der 60er in den USA interessieren. Wer einen ungeschönten, authentischen Blick in die Zeit werfen möchte, ist mit diesem Buch sicher gut beraten.