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Veröffentlicht am 13.09.2020

Genial - wäre das Ende nicht...

Raum der Angst
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Eine Gruppe sich unbekannter Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten wird in einen Escape-Room eingesperrt. Gemeinsam müssen sie die Lösung des Rätsels entdecken. Alles scheint in Ordnung – zumal noch wissenschaftlich ...

Eine Gruppe sich unbekannter Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten wird in einen Escape-Room eingesperrt. Gemeinsam müssen sie die Lösung des Rätsels entdecken. Alles scheint in Ordnung – zumal noch wissenschaftlich begleitet, doch schnell zeigt sich, dass es überhaupt nicht so läuft, wie sich das die Teilnehmer vorgestellt haben. Mit blutigen Konsequenzen…

Das Grundkonzept des Buches hatte mich sehr angesprochen und dann ging es auch schon los. Zunächst lernt man Protagonistin Hannah kennen, die Psychologie-Studentin, die nach ihrem Job in einer Bar entführt wird – was soll das mit einem Escape-Room zu tun haben? Sehr viel, wie sich schon nach wenigen Seiten zeigt. Sofort ist man mitten im Geschehen und lernt die verschiedenen Charaktere kennen. So richtig traut man den meisten nicht über den Weg. In der bunt zusammengestellten Gruppe – so weiß der Leser – kann es ja nicht mit rechten Dingen zugehen oder sind doch alle nur Opfer in einem Spiel um Leben und Tod? Auch der Leser ist hier einfach überfragt. Gleiches gilt auch für die Polizisten, die hier immer wieder mal Einblicke in den aktuellen Stand der Ermittlungen bieten und nach und nach die Tathintergründe offenlegen. Trotz zahlreicher Akteure, Szenenwechsel und Erzählperspektiven ist es spielend leicht der Geschichte zu folgen. Der Leser rätselt automatisch mit und feuert die Teilnehmer regelrecht an. Das Buch hat dank zahlreicher überraschender Wendungen und außergewöhnlicher „Spielarten“ enormen Thrill und ist dazu in einem extrem flüssigen und leichtgängigen Schreibstil verfasst, sodass der Leser mit den Akteuren durch das Buch hetzen kann. Überhaupt hält das Buch alles, was es auf den ersten Anschein verspricht und fast alles ist einfach genial umgesetzt.

Ich war zuvor nie in einem Escape Room, aber jetzt hätte ich mal so richtig Lust darauf. Für Zartbesaitete ist das Buch allerdings so gar nicht geeignet, denn es tun sich nicht nur menschliche Abgründe auf und wird sehr blutig, sondern teilweise auch wirklich nur martialisch – genau wie man es einem zwiegespaltenen „Gott“ wie Janus eben zutraut.

Einzig das Ende hat mich gar nicht überzeugt, nicht nur blieb eine zentrale Frage offen, sondern es ist so zwanghaft ausgelegt schon Appetit auf mindestens einen weiteren Band zu machen, dass es einen faden Beigeschmack hat. Daher ein Stern Abzug und trotzdem werde ich den Nachfolger sicher auch lesen.

Veröffentlicht am 13.09.2020

Die menschliche Seite einer brillanten Wissenschaftlerin

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Marie Curie hat mich schon immer fasziniert, trotzdem habe ich bisher zu ihrem Werdegang kaum mehr gelesen, als in der Schule erfordert – das musste ich nun dringend nachholen. Der Mensch hinter der fantastischen ...

Marie Curie hat mich schon immer fasziniert, trotzdem habe ich bisher zu ihrem Werdegang kaum mehr gelesen, als in der Schule erfordert – das musste ich nun dringend nachholen. Der Mensch hinter der fantastischen Wissenschaftlerin steht hier im Fokus und genau das fand ich besonders gelungen. Wer war die Frau, die in Polen ihre Liebe zur Wissenschaft entdeckte und in Frankreich auslebte? Welche Herausforderungen musste sie bewältigen und wie vereinbarte sie Familie und Wissenschaft? Man lernt zunächst die junge Mania kennen, ihren Hass auf die russischen Besetzer, die allen Polen ihre Identität versagen. Außerdem ihre Familie, die nicht unter der Herrschaft der Russen, sondern auch von Krankheiten gebeutelt wird. Frauen war es in Polen nicht erlaubt zu studieren und die Mittel im Ausland zu studieren hatte nicht jeder….auch die Manias Familie nicht. Doch Mania wäre nicht sie, hätte sie nicht auch dafür einen Weg gefunden; nicht nur für sich, sondern auch für ihre Schwester Bronia. Als es dann auch Mania möglich ist nach Paris zu reisen, benennt sie sich in „Marie“ um. Sie lernt nicht nur glaublich viel an der Universität, sondern auch ihren späteren Mann, Pierre Curie kennen und lieben. Privat und beruflich passen die beiden einfach perfekt zusammen, sie arbeiten Hand in Hand und unbeirrt – trotz aller Widrigkeiten und das waren nicht nur die gesundheitlichen Probleme, die durch die radioaktive Strahlung entstanden oder das jahrelange Ignorieren der Leistungen Marie Curies (ihr Mann hat ihren Anteil an den Forschungen immer sehr in den Fokus gerückt).

Die Autorin hat einen interessanten Weg gefunden Marie Curie selbst erzählen zu lassen. Die Erzählerin hat immer wieder gezeigt, wie wissbegierig sie war und unter welchen emotionalen Schwierigkeiten sie all das erreichte, was sie berühmt gemacht hat. Nicht immer war sie obenauf, ganz im Gegenteil, viele Hürden waren fast zu hoch für Mania/Marie und trotzdem hat sie an ihren Träumen festgehalten. Die Marie Curie, die ich vor Augen hatte, war eine schüchterne Wissenschaftlerin durch und durch – an sich ja nichts schlimmes, aber hier wird deutlich, dass sie auch eine liebende Mutter und Frau, aber auch Schwester und Freundin war. Ängste, Nöte und Sorgen kennt jeder – auch eine so brillante und hartnäckige Wissenschaftlerin wie Curie.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch, welches mir diese Wissenschaftlerin und ihre anderen Facetten deutlich näher gebracht hat. Der Schreibstil ist ansprechend, sodass ich durch die Geschichte in ihren verschiedenen Zeitebenen nur so durchgerauscht bin. Natürlich sollte man bei all dem nicht vergessen, dass es sich um einen Roman handelt und nicht um eine Biografie – entsprechend ist manches vielleicht ein wenig oberflächlich, aber einen guten Überblick bekommt man auch so.

Veröffentlicht am 06.09.2020

Familiendrama mit Tiefe

Ihr Königreich
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Die Brüder Roy und Carl leben in den Bergen der norwegischen Kleinstadt Os ihre scheinbar ganz gewöhnliche Kindheit, bis die Eltern verunglücken. In verschiedenen Zeitebenen erfährt der Leser scheibchenweise ...

Die Brüder Roy und Carl leben in den Bergen der norwegischen Kleinstadt Os ihre scheinbar ganz gewöhnliche Kindheit, bis die Eltern verunglücken. In verschiedenen Zeitebenen erfährt der Leser scheibchenweise aus Roys Sicht, was sich in den Jahren so zugetragen hat und das ist eine ganze Menge. Zum einen das Verhältnis des Vaters zu seinen Söhnen, dann Ermittlungen in einer Unfallgeschichte, die sich weiter entwickelt und die Brüder immer mehr zusammenschweißt, obwohl sie von grundlegend verschieden sind.
Roy ist eher der Eigenbrötler und Automechaniker, der sich nur wenig aus Menschen zu machen scheint, solange er nur seine Arbeit hat. Carl hingegen ist ein eher karriereorientierter Mensch, der seiner Heimat und damit auch seinem Bruder vor über einem Jahrzehnt den Rücken kehrte, um in den USA erfolgreich zu werden – komme, was will. Nun plötzlich taucht Carl gemeinsam mit seiner Frau Shannon auf, um ein Großprojekt in den Bergen von Os zu verwirklichen. Dabei kommt allerhand aus der Vergangenheit ans Licht und erfordert, dass Roy mal wieder hinter seinem kleinen Bruder aufräumt.

Nesbo und ich – das passt gewöhnlich einfach nicht zusammen. Da er aber so beliebt ist, musste ich ihm nochmal eine Chance geben, zumal mich der Klappentext direkt angesprochen hatte. Und ich kann schon verraten: Er hat mich überzeugt, wenn auch nicht zu 100 Prozent!
Das Setting und die grundlegende Geschichte finde ich genial. Roy ist ein interessanter Erzähler und Nesbo schafft es authentisch dem scheinbar einfach gestrickten Mechaniker immer wieder neue Facetten zu verpassen, die ein authentisches Gesamtbild ergeben. Und nicht nur das – trotz allem, was er so über die Jahrzehnte alles angestellt hat, war er mir sympathisch. Shannon und Carl, sowie mancher Dorfbewohner haben da zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst, während die örtliche „Bildzeitung“, passend als Frisörin tätig, und der ach so tolle ehemalige Bürgermeister samt Anhang direkt bei mir unten durch waren.

Mit der Spannung war es am Anfang noch nicht so weit her, aber man spürte, dass da noch einiges kommen wird und so war es dann auch. Menschliche Abgründe der übelsten Sorte führen dazu, dass auch andere ihre dunklen Seiten kennenlernen….Es ist nicht immer super spannend, aber unterschwellig ist die Spannung auf jeden Fall da und man fragt sich, wo der nächste Unfall lauert, wo vielleicht direkt schwere Geschütze aufgefahren werden müssen. Dieses Familiendrama im dörflichen Umfeld ist nicht wirklich ein Krimi, Ermittlungen der „normalen“ Sorte sind nur wenige vorhanden, aber das tut der Sache keinen Abbruch.

Mir gefiel das Tiefgründige hinter der Geschichte, die Einblicke in die Psyche dieser speziellen Brüder einer Familie, die unters Brennglas gehalten, alles andere als gut war und die Verbrechen, die sich daran anschließen. Wer ist gut, wer böse? Kann man ein guter Böser oder ein schlechter Guter sein? Man muss ein wenig Geduld als Leser mitbringen, da die detailreichen Schilderungen über knapp 600 Seiten nicht immer sehr spannend sind, aber es plötzlich mit teils unerwarteten Wendungen werden können. Außerdem muss man auch häufiger mal schwer schlucken, denn was alles an Tragödien zwischen diesen Buchdeckeln passiert…. – aber lest selbst.

Veröffentlicht am 02.09.2020

Historisches München

Der falsche Preuße
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München, 1900. Wilhelm Gryszinski, der mit seiner bibliophilen Frau und dem kleinen Jungen von Berlin nach München gezogen ist, ist der Kriminalistik zugewandt und möchte die neusten Methoden anwenden ...

München, 1900. Wilhelm Gryszinski, der mit seiner bibliophilen Frau und dem kleinen Jungen von Berlin nach München gezogen ist, ist der Kriminalistik zugewandt und möchte die neusten Methoden anwenden und endlich werden seine Kenntnisse auch mal tatsächlich benötigt. Ein Mann liegt in einem speziellen Mantel, ohne Gesicht tot im Park. Vor Ort scheint alles sehr seltsam und dann finden die Ermittler auch noch den Abdruck eines Elefanten in der Nähe – sehr mysteriös…Wer ist der Mann, warum musste er sterben, wer war es? Fragen über Fragen, doch schnell ist ein ganz spezieller Neureicher im Fokus der Ermittlungen.

Die Anfänge der Kriminalistik sind ein interessantes Thema, die Zeit um 1900 etwas Besonderes und die Spannungen bzw. Unterschiede zwischen Preußen und Bayern bieten auch Möglichkeiten, die im Buch auch schön genutzt werden. Das historische München scheint mir sehr gut dargestellt. Die Autorin lässt die Zeit aufleben, sodass man nicht selten das Gefühl hatte mit dem Ermittler durch die Münchner Straßen zu flanieren.
Mir war zwischendurch einfach viel zu viel von den kulinarischen Genüssen die Rede und auch manch anderes war einfach zu dick aufgetragen. Gefallen hat mir der Humor, der immer und immer wieder durchblitzte. Besonders der preußische Protagonist Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist einfach herrlich erfrischend. Einerseits hat er neuste Erkenntnisse der Forensik erlernt, andererseits scheut er Gewalt und scheint doch das eine oder andere Mal recht inkompetent. All das wird natürlich nicht besser, als er vom preußischen Gesandten einen Spezialauftrag erhält. Gryszinski muss ein doppeltes Spiel spielen und sitzt zwischen allen Stühlen.

Unter dem Strich ist es ein netter Krimi in einem interessanten historischen Setting. Die Geschichte unterhält oft und ist schnell gelesen, doch andere Stellen sind recht fad und die Charaktere sind teilweise farblos. Insgesamt also okay, aber über besseres Mittelmaß reicht die Geschichte nicht hinaus.

Veröffentlicht am 01.09.2020

Deutlich schwächer als Band eins

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Faye lebt nun in einem ganz kleinen italienischen Dorf, während Jack wegen des Mordes an der gemeinsamen Tochter im Gefängnis sitzt. Zwei Jahre sind vergangen, als Faye und Kerstin aufgeht, dass jemand ...

Faye lebt nun in einem ganz kleinen italienischen Dorf, während Jack wegen des Mordes an der gemeinsamen Tochter im Gefängnis sitzt. Zwei Jahre sind vergangen, als Faye und Kerstin aufgeht, dass jemand versucht sich die Firma Revenge heimlich unter den Nagel zu reißen. Wer steckt dahinter? Und dann gelingt auch noch zwei Häftlingen die Flucht….Faye muss mal wieder mit ihren ganzen Repertoire aufwarten.

Mir hatte der erste Teil der Reihe richtig gut gefallen, darum war ich schon sehr gespannt, wie es weitergeht. So richtig überzeugen konnte mich das Buch allerdings nicht. Die Spannung war zwar schon immer wieder mal da, vor allem nach Jacks Ausbruch, aber es gab einige Punkte, die ich einfach nicht überzeugend fand. So hat Faye hier deutlich an Sympathie eingebüßt (in Band eins habe ich geschwankt), gelegentlich handelt sie dermaßen naiv, dass ich es kaum glauben konnte. Es ist einfach nicht so richtig glaubhaft, dass eine Frau Verbrechen inszeniert oder begeht und damit durch kommt und einen Multimillionenkonzert führt, dann aber einem einzigen Menschen so dermaßen auf den Leim geht. Auch ihr enormer Alkoholkonsum und ihre zahlreichen sexuellen Spielchen haben mich hier wenig überzeugt, um es mal freundlich auszudrücken. Dann hat sie sich zweier Probleme einfach mal so nebenbei entledigt. Auch hier konnte ich es kaum glauben, dass es so einfach laufen sollte…Logisch ist für mich einfach was anderes. Die Rolle der guten Mutter und Tochter habe ich ihr auch nicht so abgenommen.
Und trotz aller Kritikpunkte – es sind ja nicht gerade wenige – habe ich das Buch schnell gelesen, weil der Schreibstil rund ist und das Interesse einfach sehr groß war. Wie wird es enden? Wie wird sich Faye dieses Mal schlagen und wer wird ihre Rache zu spüren bekommen?

Die Rückblenden haben gezeigt, dass es Faye noch viel schlimmer ergangen ist, als ich das nach Band eins erwartet hatte. Es tun sich Abgründe auf, die so manches in Fayes Leben wohl erklären können und keinen Leser kalt lassen können. Es sind Abscheulichkeiten, die man fast nicht glauben will, aber sicher wenn auch hoffentlich nicht so oft genauso geschehen.

Im Übrigen ist es aus meiner Sicht zwingend erforderlich den ersten Teil der Reihe zu kennen, sonst kann man vieles nicht nachvollziehen.