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Veröffentlicht am 30.08.2020

Man(n) sollte sich vor Faye in Acht nehmen...

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Mathilda hatte eine schwere Kindheit und ist nun nach Stockholm gezogen, um die Handelsschule zu besuchen. Dort lässt sie sich durch die Club treiben, lernt Leute kennen und erfindet sich neu. Sie ist ...

Mathilda hatte eine schwere Kindheit und ist nun nach Stockholm gezogen, um die Handelsschule zu besuchen. Dort lässt sie sich durch die Club treiben, lernt Leute kennen und erfindet sich neu. Sie ist nun Faye. Sie lernt ihre beste Freundin Chris kennen und mit ihr trifft sie viele Männer, darunter Jack Adelheim. In diesen verliebt sie sich, heiratet, verlässt ihm zuliebe die Handelsschule und entwickelt das Unternehmen, mit dem Jack Millionen scheffelt. Faye kümmert sich um die gemeinsame Tochter. Alles scheint so schön und gut – doch im goldenen Käfig ist nicht alles Gold was glänzt…
Der Einstieg gelang mir nicht ganz so gut, denn irgendwie hatte ich das Gefühl Faye nicht greifen zu können. Mit der Zeit hat sich das Problem erledigt, doch dann hielt ich sie für eine besonders naive Frau, um es mal vorsichtig und halbwegs nett zu formulieren. Doch durch die Rückblenden war auch klar, dass sie in ihrer Vergangenheit Schlimmes erlebt haben muss, was eine Erklärung sein könnte. Ihre Naivität hat sich auch in Teilen bestätigt, aber man(n) sollte einfach keine Frau unterschätzen, besonders nicht solche, die tief verletzt wurden.

Es zeigt sich, dass Faye, die früher Mathilda hieß, statt eines naiven Dummchens tatsächlich eine sehr taffe Frau ist – mit einer sehr dunklen, rabenschwarzen Seite. Die Rückblenden lassen erahnen, was in der Vergangenheit geschehen ist und das hat es in sich und mag so einiges in der Gegenwart erklären. Ihr Plan hat es in sich und man ist super gespannt, ob auch alles so funktionieren wird und dann nimmt die ganze Geschichte immer mehr Fahrt auf und lässt Faye sehr weit gehen. Manches Mal war das Buch ziemlich depressiv, aber immer wieder blitze auch schwarzer Humor auf.

Der Schreibstil ist rund und flüssig. Die Rückblenden machen neugierig auf den Rest und erst nach und nach werden die Hintergründe offensichtlich. Zwar hatte ich so meine Vermutungen und lag in großen Teilen auch richtig, aber spannend fand ich es trotzdem. Diese Racheaktion muss man nicht gut heißen, aber ich fand es gut gemacht, irgendwie nachvollziehbar und richtig gut. Allzu prüde darf man für dieses Buch übrigens nicht sein…manches wird sehr eindeutig beschrieben und derb ausgedrückt.

Insgesamt hat mich das Buch nach dem etwas schleppenden Beginn überzeugt. Ich empfehle es gerne weiter und lese derweil den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 27.08.2020

Ein unglaublich bewegendes Werk

Und auf einmal diese Stille
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Der 11. September 2001 begrüßte die New Yorker mit einem strahlend blauen Himmel, nachdem am Vortag ein Sturm durch die Häuserschluchten gezogen war. Es sollte ein ganz normaler Tag werden, niemand konnte ...

Der 11. September 2001 begrüßte die New Yorker mit einem strahlend blauen Himmel, nachdem am Vortag ein Sturm durch die Häuserschluchten gezogen war. Es sollte ein ganz normaler Tag werden, niemand konnte ahnen, was folgen würde. Bereits das erste Flugzeug forderte zahlreiche Opfer, das Entsetzen war groß, doch noch hätte es ein Unfall sein können. Doch dann überschlugen sich bekanntermaßen die Ereignisse und die Welt schaute fassungslos zu, während die Behörden, Polizei, Feuerwehr und Zivilisten alles gaben. Dabei entschied nicht selten ein Augenblick über Leben und Tod. Das und vieles mehr kann man in diesem Buch mit unzähligen Zeitzeugenberichten aus den verschiedensten Perspektiven nacherleben.

Wie wahrscheinlich jeder, der am 11.9.2001 bereits über ein Bewusstsein verfügte, weiß ich noch genau wie ich im Schulbus von den Geschehnissen hörte. Den ganzen Tag habe ich ungläubig vor dem TV gegessen. Ich war unsicher, ob ich das Buch lesen möchte, denn bisher habe ich solche Bücher nicht gelesen. Wieder 15 Jahre alt sein, dieses Gefühl, der Unsicherheit und diese Wut – dabei war ich in keiner direkt Art betroffen, aber ich empfand es nicht nur als Angriff auf die USA, sondern auf die westliche Welt. Die fliegenden Menschen, die zusammenstürzenden Türme – all das hat sich quasi ins kollektive Bewusstsein eingeschleust und man hat es ganz deutlich wieder vor Augen, wenn man dieses Buch liest. Es beschreibt aus den verschiedensten Blickwinkeln das unglaubliche Geschehen. Vom unbeteiligten Hotelbesucher, der Frau, die ausgerechnet mitten in diesem Trubel einen Kaiserschnitt bekam, dem Querschnittgelähmten, der von seinen Kollegen mittels Rettungsstuhl durch das Treppenhaus getragen wurde, über zahlreiche Feuerwehrmänner und Polizisten, Politiker und Angehörigen, die ihre Familienmitglieder verloren haben, reicht die Palette. Gerade die Angehörigen und die Mitschnitte haben mich sehr mitgenommen, aber auch die Schilderungen der Eingeschlossenen oder die Hilfsaktionen. Dass so viele Schiffe die Überlebenden von Manhattan wegbrachten hatte ich damals gar nicht wahrgenommen. Und auch anderes war mir so nicht bewusst. Nicht selten musste ich ganz schön schlucken und das Buch auch mal zur Seite legen, weil ich es einfach nicht ertragen habe weiterzulesen. Andere Kapitel haben mich so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen wollte.

Die Art, wie die Zitate zusammengestellt wurden, fand ich grandios. Manche Personen kommen schon ganz am Beginn vor und begleiten den Leser durch das gesamte Buch. Sie bekamen hier ein Gesicht, wie ich es nicht erwartet hatte. Auf den ersten Blick ins Buch denkt man, dass man die Leute wohl nie auseinanderhalten kann, aber das ist mitnichten der Fall. Alle Zitate ergeben in sich ein schauriges und bewegendes Gesamtbild. In sich geht der Autor chronologisch vor und erzählt natürlich auch was in Arlington und Shanksville passierte. Wobei mich, wie damals schon, das Geschehen in New York am meisten erschütterte. Der Patriotismus schimmert immer wieder durch, ist hier aber völlig nachvollziehbar. Der Autor gibt aber auch Kindern und Jugendlichen eine Stimme und vor allem Menschen, die andere nicht zurückgelassen haben, Menschenleben retteten und dabei manchmal selbst zum Opfer wurden.

Das Buch zeigt, dass es manchmal vielleicht gut ist seinen Schlüssel zu vergessen, Pläne über den Haufen zu werfen – hier sind nämlich einige Beispiele, die zeigen wie Menschen zufällig überlebten, weil vielleicht irgendwas nicht wie geplant verlaufen ist. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber bei mancher Geschichte fällt es schwer, nicht daran zu glauben, dass die Personen aus einem bestimmten Grund ausgerechnet dort und nicht woanders waren – das gilt beispielsweise für die Passagiere von Flug 93. Wer weiß, was ohne deren mutiges Verhalten noch geschehen wäre.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.08.2020

Spannend wie eh und je

Bluthölle (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 11)
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Ein Mörder, der noch auf niemandes Radar aufgetaucht ist und dessen Taten bisher völlig unbekannt waren, begeht einen einzigen Fehler und fällt daher auf. Nun versucht er diesen Fehler wieder zu beheben….
Wie ...

Ein Mörder, der noch auf niemandes Radar aufgetaucht ist und dessen Taten bisher völlig unbekannt waren, begeht einen einzigen Fehler und fällt daher auf. Nun versucht er diesen Fehler wieder zu beheben….
Wie gewohnt ist die Geschichte spannend und äußerst brutal – ganz wie man Carter kennt und es von einem Thriller erwarten darf. Schon der Beginn hat mich angesprochen. Man wird quasi direkt mitten reingeworfen. Der Leser lernt Angela kennen, die sich als Taschendiebin durchschlägt und bei einem Beutezug etwas ganz Spezielles erbeutet: Das authentische Tagebuch eines Mörders. Schon der Beginn ist vielversprechend und die Ermittlungen versprechen alles andere als leicht zu werden, obwohl Daten und Fakten zu Morden enthalten sind. Wer steckt dahinter und was? Warum mordet der Täter und schreibt der alles nieder? Erst nach und nach ergibt sich ein Bild. Der Leser puzzelt quasi mit Hunter und Garcia gemeinsam und es wird immer spannender. Was der Täter in der Vergangenheit getan hat und was er aktuell alles plant, um seine Aktionen fortzusetzen. Besonders seine Tagebuchauszüge haben tief blicken lassen… Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es gibt einige Überraschungen. Die Auflösung habe ich kurz vor Schluss dann auch so ähnlich erwartet. Ich fand es gelungen!
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, daher habe ich das Buch binnen kürzester Zeit gelesen und würde am liebsten direkt den nächsten Teil um Hunter und Garcia – die ich als Hand in Hand arbeitendes Team sehr schätze – lesen. Auch Angela und ihre Geschichte haben mich überzeugt.
Es ist der elfte Band der Hunter-Reihe und ich empfehle auch die Vorgänger, jedoch könnte man auch getrost hier in die Reihe einsteigen, allerdings nur, wenn man nicht allzu zart besaitet ist, denn nicht selten geht Carter ins Detail…

Veröffentlicht am 24.08.2020

Gegen das Vergessen

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Die Polin Stefania ist gerade mal 13 als sie vom Bauernhof ihrer Eltern zu ihren Schwestern in die Stadt zieht. Dort arbeitet sie in dem Gemischtwarenladen der jüdischen Familie Diamant. Stefania, von ...

Die Polin Stefania ist gerade mal 13 als sie vom Bauernhof ihrer Eltern zu ihren Schwestern in die Stadt zieht. Dort arbeitet sie in dem Gemischtwarenladen der jüdischen Familie Diamant. Stefania, von Freunden Fusia genannt, wird herzlich aufgenommen und verliebt sich in Izio – doch plötzlich bricht der Krieg aus und der Antisemitismus nimmt Fahrt auf. Nicht nur die deutschen Besatzer, sondern auch Teile der polnischen Bevölkerung schikanieren die Juden – und Schlimmeres. Während Fusias Familie deportiert wird, nur ihre sechsjährige Schwester Helena zurückbleibt und die Diamants ins Ghetto müssen, beginnt das Mädchen einen heimlichen und gefährlichen, aber leidenschaftlichen Kampf.

Die Bewertung dieses wichtigen und auf wahren Ereignissen beruhenden Buches fällt mir nicht leicht, wie auch das Lesen des Buches. Ich war manchmal nicht in der Lage weiterzulesen, weil die Bilder, die die Autorin geweckt hat von mir erst einmal „verarbeitet“ werden mussten. Manche habe ich versucht einfach zu verdrängen – es ist gescheitert. Und oft war das, was nicht bis ins Detail geklärt wurde, noch schlimmer…doch für mich war es eine „Geschichte“, Fusia und Helena haben das tatsächlich durchgemacht und ich finde es einfach unvorstellbar. Die Angst ist allgegenwärtig, nicht selten haben Fusia und Helena einfach großes Glück und nicht selten sind sie sehr pfiffig und kommen so aus brenzligen Situationen, auch wenn ihr Herz vor Angst zu zerspringen droht. Das wird noch schlimmer, als Fusia nicht mehr nur Essen zum Ghetto bringt, sondern 13 Juden versteckt und die Entdeckung immer wahrscheinlicher wird. Fusia führt ein Doppelleben, arbeitet hart und traut kaum jemandem (aus gutem Grund).

Mich hat die Geschichte aus Fusias Sicht gefesselt und berührt. Das gilt sogar für das bebilderte Nachwort. Der Schreibstil ist flüssig, es mangelt weder an Spannung, noch an Emotion und trotz der Thematik habe ich das Buch letztlich gerne gelesen. Man hat das Gefühl sich direkt mit Fusia in einen scheinbar aussichtlosen Kampf zu begeben. Man erkennt ihre Zweifel und Unsicherheiten, aber auch ihren Schneid und Willen, wenigstens ein kleines Stück der Welt zu retten, statt einfach die eigene Haut zu retten. Man hofft und bangt bis zur letzte Seite mit…

Gerade in Zeiten des Rechtsrucks ein sehr wichtiges Buch #GegendasVergessen – entsprechend empfehle ich das Buch trotz und wegen seines schwierigen Stoffs gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2020

Schwächer als die Vorgänger, trotzdem unterhaltsam

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
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Lehrer, eine Spezies für sich und (trotzdem) einfach auch nur Mensch! Jeder hatte Exemplare an die er sich noch nach Jahren lebhaft erinnert – im positiven, wie im negativen Sinne. In diesem Buch sind ...

Lehrer, eine Spezies für sich und (trotzdem) einfach auch nur Mensch! Jeder hatte Exemplare an die er sich noch nach Jahren lebhaft erinnert – im positiven, wie im negativen Sinne. In diesem Buch sind neben einer kurzweiligen Typologie, samt Tipps zum richtigen Umgang, zahlreiche Themengebiete behandelt. Von fiesen Typen bis zu verrückten Aktionen und besonderen Lehrmethoden ist alles dabei.

Ich habe alle Bände der Reihe gelesen und fast jedes Mal hatte ich Lachmuskelkater – dieses Mal hat es dafür nicht ganz gereicht, obwohl schon einige echte Knüller dabei waren. Nach Schülern und Eltern bekommen hier nun endlich auch einmal die Lehrer ihr Fett weg. Manche Geschichten weckten Erinnerungen, andere machten sprachlos und manche Anekdoten habe ich eins zu eins so selbst erlebt. „Ist das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav, hat das Mädchen Sex, wird der Bauch konvex“ ist eine davon und im Gegensatz zur einreichenden Person fand ich das nicht schlimm. Hier heiligt der Zweck die Mittel und wie ich von meinem Sohn erfahren habe, hat er den Spruch genauso vor rund einem Jahr gehört - hier macht einfach der Ton die Musik. Nun nicht nur hier... Der Lehrerjob ist aber auch nicht so "einfach", ob man nun irgendwelche Spleens hat oder nicht, irgendwann geht auf jeden Fall mal schief und das ist natürlich allen Schülern ein gefundenes Fressen. Nicht alle Kapitel haben mich so richtig überzeugt, aber besonders der tiefschwarze Humor hatte es mir angetan. Wie immer sind die Einleitungen und Überleitungen durch die Autorinnen sehr gelungen und kurzweilig. Abgerundet wird dies durch gelungene Comiczeichnungen.

Für mich das bisher schwächste Buch – und trotzdem kann ich es nur empfehlen, wenn man ein paar lustige Erinnerungen wecken will und/oder einfach eine kurze, entspannte Auszeit mit einem Buch haben möchte.