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Veröffentlicht am 02.06.2020

Überzeugende und fesselnde Familiensaga

Belmonte
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Nachdem ihre Großmutter Franka gestorben ist, erbt ihre Enkelin, die Landschaftsgärtnerin Simona einen Hof in Belmonte. Da ihr Leben in Deutschland gerade alles andere als rund läuft und sie einen letzten ...

Nachdem ihre Großmutter Franka gestorben ist, erbt ihre Enkelin, die Landschaftsgärtnerin Simona einen Hof in Belmonte. Da ihr Leben in Deutschland gerade alles andere als rund läuft und sie einen letzten Willen ihrer Großmutter umsetzen will, macht sie sich spontan auf den Weg. Vorort findet sie ein Haus mit einem schönen Garten vor, aber vielleicht noch viel wichtiger: Sie trifft auf Weggefährten ihrer Großmutter und erfährt was es bedeutet eine Familie zu haben.

Eine deutsch-italienische Familiensage, die mich nach einer ersten Eingewöhnungsphase sehr gut unterhalten hat. Vor allem die sympathische Simona hatte es mir angetan. Aber auch die anderen Charaktere der italienischen Großfamilie über immerhin vier Generationen sind sehr differenziert und lebensnah dargestellt. Obwohl daher viel „Personal“ mit von der Partie ist und sowohl die Erzähl-, als auch damit die Zeitebenen wechseln, ist immer klar wer, wer ist und wie die Personen zusammenhängen. Es liest sich auch sehr leicht, obwohl das vielleicht hier nicht so klingt. Doch durch die behutsame und detaillierte Schreibweise wird der Leser nie überfordert. Die einzelnen Kapitel enden mit Cliffhangern, sodass man fast gar nicht mehr aufhören möchte weiterzulesen. Dieses schichtweise Vorankommen hat mich genauso überzeugt wie die Schilderungen der deutsch-italienischen Beziehung.
Hauptsächlich spielt die Geschichte in „Belmonte“, einem fiktiven italienischen Dorf in den Marken. In allen Zeitebenen schafft es die Autorin auf charmante Art die Atmosphäre einzufangen.

Da ist Theresa, die im Widerstand aktiv war und deren Leben eine dramatische Wendung nimmt, da sie unehelich schwanger wird. Ihr Vater verheiratet sie. Sie ist unglücklich und hat sehr viel Arbeit. Die Autorin berichtet hier von den Wertvorstellungen der damaligen Zeit und zeichnet ein Bild, das authentisch wirkt. Ihre Tochter, Simonas Großmutter, Franka ist Gastarbeiterin und lässt den Leser an ihrem Leben im Allgäu teilhaben. Auch hier ist nicht alles rosig…doch sie hat den Familienbesitz in Belmonte erhalten und nun an Simona vererbt, die in der Geschichte ihrer Familie gräbt, um auch mehr über ihre eigenen Wurzeln zu erfahren. Simonas Mutter Marina hat sich als Mutter nicht mit Ruhm bekleckert und wer ihr Vater ist, ist auch offen…

Man leidet mit den Frauen mit, fiebert einem – hoffentlich guten – Ausgang entgegen und ich finde, dass die Probleme der jeweiligen Zeit hier sehr gut und soweit möglich, klischeefrei dargestellt werden.
Ich habe in weiser Voraussicht darauf verzichtet den Familienstammbaum am Anfang genauer in Augenschein zu nehmen. Er verrät auch recht viel, also sollte man erst später einen Blick darauf werfen, um sich nicht zu spoilern.

Wer Familiengeschichten mag, die bewegend sind und über mehrere Generationen berichten, wird diese Geschichte regelrecht verschlingen!

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Ruhig und einfühlsam

Kostbare Tage
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Erneut entführt Kent Haruf seine Leserschaft in die fiktive amerikanischer Kleinstadt Holt. Dad Lewis ist schwer an Lungenkrebs erkrankt und wird den Sommer nicht mehr überleben. Doch nicht nur seine Geschichte, ...

Erneut entführt Kent Haruf seine Leserschaft in die fiktive amerikanischer Kleinstadt Holt. Dad Lewis ist schwer an Lungenkrebs erkrankt und wird den Sommer nicht mehr überleben. Doch nicht nur seine Geschichte, sondern auch die der Bewohner in der Nachbarschaft werden in diesem ruhigen Buch geschildert.

Wer einmal einen sterbenden Menschen begleitet hat, wird sich besonders gut in die Geschichte einfühlen können. Dad hat seine liebende Frau Mary und Tochter Lorraine um sich und man bekommt Gelegenheit den Geschäftsmann, Vater und Mann mit seiner ruhigen, aber auch bestimmenden und konservativen Art heute und in der Vergangenheit kennenzulernen. Dieses Zeitsprünge sind sehr gelungen und zwischendurch erfährt man auch von anderen Bewohnern Holts, sodass ich das Buch kaum mehr weglegen wollte.

Überhaupt sind in der Kleinstadt gewisse Dinge, wie in jeder Kleinstadt. Wer sich nicht an die Regeln hält, bekommt es zu spüren. Pfarrer Lyle spürt dies am Leib und auch in seiner Familie hat er einige Probleme zu bewältigen. Doch das Leben in einer solchen Gemeinschaft hat auch seine positiven Seiten, wie die achtjährige Alice bemerkt, die nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrer Großmutter lebt und von vielen Einwohnern unterstützt wird.

Ich kann nicht mal wirklich sagen, wie Haruf es schaffte mich so zu fesseln, aber es ist ihm auf ganzer Linie gelungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Stadt quasi vor meinen Augen hatte und die Charaktere – so unterschiedlich sie auch waren- nahbar und facettenreich geschildert wurden. Dazu sind die meisten auch sehr sympathisch und stehen füreinander ein. Der ruhige Schreibstil ist anrührend ohne kitschig zu sein und warmherzig, aber nie anbiedern. Echte Überraschungen gibt es nur selten und trotzdem werden sehr viele gesellschaftlichen Themen angeschnitten, von prekären Familienverhältnissen, über Suizid und Diebstahl. Hier hat jeder sein Päckchen zu tragen…

Ich kann das ruhige und einfühlsame Buch nur empfehlen. Man muss auch die anderen Bücher nicht kennen, um dieses hier zu mögen.

Veröffentlicht am 29.05.2020

Überraschender Auftakt

DUNKEL
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Kommissarin Hulda Hermannsdóttir zählt bereits 64 Lenze, hat keine Familie mehr und muss bald in den Ruhestand. Zu ihrer Überraschung kann ihr Chef sie scheinbar nicht schnell genug durch einen jüngeren ...

Kommissarin Hulda Hermannsdóttir zählt bereits 64 Lenze, hat keine Familie mehr und muss bald in den Ruhestand. Zu ihrer Überraschung kann ihr Chef sie scheinbar nicht schnell genug durch einen jüngeren Kollegen ersetzen und setzt ihr ein Ultimatum. Einen letzten Fall, einen der vielleicht keiner ist, hat sie ihm auch den Rippen geleiert. Vor über einem Jahr wurde eine russische Asylbewerberin tot aufgefunden und die Ermittlungen waren bestenfalls halbherzig geführt worden…

Ein interessante Ermittlerin, die in den Ruhestand soll; ein Fall, der vielleicht gar keiner ist und recht aussichtslos erscheint, dunkle Geheimnisse und eine besondere Idee machen das Buch unterhaltsam, auch wenn die ersten Seiten nicht ganz so überzeugend waren, hat sich dann einiges getan.

Der Schreibstil ist recht rund und man liest sich vor allem in den Abschnitten mit kurzen Kapiteln schnell fest, sodass das Buch schnell gelesen ist. Die drei Zeitebenen, die die aktuellen Ermittlungen, aber auch Ereignisse in der Vergangenheit beleuchten lassen sich erst nach und nach in Einklang bringen, aber das machte es für mich nur interessanter. Was hat es mit der jungen, unverheirateten Mutter auf sich? Und wer macht im kursiv gedruckten Abschnitt einen Ausflug in eine unwirtliche Gegend Islands?

Protagonistin Hulda hat mich einerseits beeindruckt, da sie gegen alle Widerstände – und derer gab es viele - eine ordentliche Karriere hingelegt hat und auch die menschliche Komponente nicht zu kurz kommt. Daher beschäftigt sie sich auch mit dem Cold case, denn die junge Russin hat sonst keinen Fürsprecher. Obwohl es zahlreiche Hürden zu nehmen gilt, arbeitet sie unbeirrt an dem Fall weiter, für die Gerechtigkeit. Andererseits hat sie dunkle Seiten und bis zum Ende des Buches war ich zwiegespalten zwischen Bewunderung und Verwunderung…kurz: Ein sehr facettenreicher Charakter! Vor allem eine Sache hat mich tief getroffen. Schade, dass manche wirklich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.

Sowohl Hulda Porträt, als auch der Fall werden häppchenweise vorangetrieben und manche Enthüllung hat es wirklich in sich. Es sind dabei eher die persönlichen Aspekte, denn der Fall ist wenig spektakulär, sondern eher gewöhnlicher und realistischer Natur – wenn ich auch lange im Dunklen getappt bin.

Die Idee hinter der Reihe ist mal was anderes und ich finde das recht überzeugend. Leider kann ich hier nicht näher darauf eingehen, aber ich empfehle Freunden von Krimis und Thrillern die Lektüre, um sich ein eigenes Bild zu machen.

Mich hat die Geschichte, bei der vieles nicht so ist, wie es scheint, sozialkritische Themen angeschnitten werden und viele Überraschungen auf den Leser warten, weitgehend überzeugt und ich werde die Reihe daher auch fortsetzen.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Zumindest für Einsteiger empfehlenswert

Weil jeder Tag besonders ist
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Ein motivierendes Tagebuch – ist das was für mich? Ich habe beschlossen die Zeit zu nutzen und es einfach mal, trotz einer gewissen Skepsis, zu versuchen. Biyon Kattilathus erklärt zunächst, wie das Motivationstagebuch ...

Ein motivierendes Tagebuch – ist das was für mich? Ich habe beschlossen die Zeit zu nutzen und es einfach mal, trotz einer gewissen Skepsis, zu versuchen. Biyon Kattilathus erklärt zunächst, wie das Motivationstagebuch funktioniert und wirken soll und dann geht es auch schon los. Insgesamt wirkt der Einstieg sehr positiv und der Autor sympathisch – wenn das auch kein Bewertungskriterium ist, so macht es das Ganze doch direkt ansprechender.

Abschließend könnte zum theoretisch erst nach einem halben Jahr bewertet werden, denn so lange begleitet das Buch den Leser, doch ich denke, dass ich schon einen guten Eindruck gewonnen habe. Die ersten Tage war ich nicht wirklich von dem Buch überzeugt und hatte gewisse Zweifel, ob es wirklich etwas bewirken kann. Zwei Minuten am Morgen zu finden, fiel mir anfangs schwer oder ich habe es ganz vergessen und auch abends musste ich nicht nur einmal nochmal aus dem Bett, um die drei Fragen zu beantworten. Mit der Zeit hat sich das aber überraschend gut eingependelt und ich greife schon quasi automatisch nach dem Buch. Trotz der Skepsis hat es sich also nachhaltig in meinen Alltag eingeschlichen (mal sehen, ob das so bleiben wird), einen echten Motivationsschub habe ich jedoch noch nicht festgestellt. Über die Monate beschäftigt man sich mit diversen Überthemen, wie Mut, Umfeld, Entscheidungen der auch Dankbarkeit- die drei Fragen bleiben aber von Montag bis Freitag quasi die gleichen.

Die Motivationssprüche die immer wieder zwischendurch auftauchen finde ich mal gut, mal dermaßen abgedroschen, dass es sich in etwa die Waage hält. Dieses Herzchen ausmalen am Tagesbeginn ist nicht meins. Schön dagegen sind mehrheitlich die Kurzgeschichten für die Samstage (ich habe einfach mal vorgelesen…) und die Mandalas zum Ausmalen finde ich auch toll. Die Wochenaufgaben geben einen gewissen Kick auch mal was anderes, neues zu machen.

Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit, da es das erste Buch dieser Art für mich war, aber ich finde den Aufbau sehr gelungen und für Einsteiger ist das Buch auf jeden Fall geeignet. Ob viel Neues dabei ist, wage ich zu bezweifeln. Auf den ersten Blick hatte ich den Eindruck, dass das Buch zu minimalistisch ist, aber beim Nutzen zeigte sich, dass gerade diese Schlichtheit für mich positiv war, denn so wurde ich bei der Suche nach dem Positiven nicht von außen beeinflusst, sondern nur aufgefordert das Positive auch mal wirklich wahrzunehmen.

Das Buch ist hochwertig und optisch ansprechend gestaltet. Das Angebot mittels App auf Videos zuzugreifen habe ich nicht genutzt.

Veröffentlicht am 23.05.2020

Der schwarze Tod geht um...

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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1679 geht die Pest in Wien um und sie breitet sich rasant aus. Bayern ist bald schon betroffen und die Henkerfamilie Kuisl ist mittendrin. Jakob Kuisl wird von einem Pestkranken aufgesucht, Enkel Peter ...

1679 geht die Pest in Wien um und sie breitet sich rasant aus. Bayern ist bald schon betroffen und die Henkerfamilie Kuisl ist mittendrin. Jakob Kuisl wird von einem Pestkranken aufgesucht, Enkel Peter ist mehr oder weniger verschollen, weil er dem bayrischen Kronprinzen einen „kleinen“ Gefallen tun soll, und darum machen sich der Schongauer Henker, seine resolute Tochter und deren Mann auf nach Kaufbeuren, denn dort scheinen sich seltsame Dinge im Zuge der Pest zu zutragen…

Die Geschichte ist von Beginn an recht spannend und unterhaltsam – zumindest wenn man sich gerne in das Setting versetzt. Der Autor schafft es auch hier wieder Bilder vor Augen entstehen zu lassen, die nicht immer sehr schön sind (an einem Pesttod gibt es eben nicht schönes und die stinkenden, rattenverseuchten Gassen sind sicher auch nicht jedermanns Sache), aber authentisch wirken. Der Schreibstil ist für einen historischen Roman genau richtig, es wird vieles sehr detailliert beschrieben, aber es hat auch alles seinen tieferen Sinn. Ich flog förmlich durch die 700 Seiten dank des runden Schreibstils und der Geschichte, die es in sich hat. Dazu erscheint das Buch sehr gut recherchiert; mir sind zumindest keinerlei historische Schnitzer aufgefallen.

Besonders gelungen fand ich das Timing des Erscheinungstermins, denn zahlreiche Parallelen zu Corona sind unverkennbar, beispielsweise das Isolieren oder Tragen des Mundschutzes, doch auch ohne diese Parallelen in die heutige Zeit wäre das Buch einfach toll gewesen. Im Übrigen kann man hier auch in die Reihe einsteigen, denn die Familie, ihre Verhältnisse und Besonderheiten werden so gut beschrieben, dass man glaubt sie alle zu kennen. Ich selbst habe zwar vor Jahren zwei, drei Teilen gelesen, aber auch ganz ohne Vorgänger könnte man in den achten Teil einsteigen – wenn man dann natürlich auch die Weiterentwicklung der Charaktere verpasst, die hier bestimmt ein weiteres Plus darstellt. Doch auch wer hier einsteigt bekommt es mit einer ganz besonderen Familie zu tun, deren Charaktere einfach überzeugen. Auch „Nebendarsteller“ sind schön gezeichnet und die Auflösung – wenn ich es in Teilen auch genauso vermutet habe – hat mir auch sehr gefallen.

Und das Beste an dem kurzweiligen Buch: Es geht weiter, wie das Nachwort versichert und das Ende auch schon angedeutet hat.

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