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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2023

Wieder im Aufwärtstrend

Die letzte Lügnerin
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Wie dreckig das Politikgeschäft sein kann zeigt sich schnell in diesem Buch. Ein Video, das den Berliner Bausenator ganz schlecht aussehen lässt, wird veröffentlicht und schlägt enorm hohe Wellen. Auf ...

Wie dreckig das Politikgeschäft sein kann zeigt sich schnell in diesem Buch. Ein Video, das den Berliner Bausenator ganz schlecht aussehen lässt, wird veröffentlicht und schlägt enorm hohe Wellen. Auf Empfehlung seines Vater wird Rechtsanwalt Rocco Eberhard vom Politiker engagiert. Derweil hat Rechtsmediziner Justus Jarmer zunächst eine auf den Kopf reduzierte Leiche auf dem Tisch, aber es soll noch eine andere folgen und eine juristische Schlacht beginnt.
Es ist der dritte Band der Reihe und nachdem ich den zweiten sehr durchwachsen fand, habe ich diesem Fall und dem Autorenduo noch eine Chance gegeben – zum Glück, denn es hat sich wirklich gelohnt. Dass Politiker nicht immer nur astreine Geschäfte machen und bei Entdeckung der Aufschrei groß ist – kein Geheimnis, aber entspinnt sich dann eine Geschichte, die sicher nicht alltäglich ist. So auch hier, und der neue Mandant in Roccos Kanzlei kommt auf Empfehlung seines Vaters, was der ganzen Sache auch noch eine persönliche Note gibt.
Bei diesem Buch sollte man ein gewisses Interesse an Politik mitbringen, denn sie spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Bei mir ist das der Fall, obwohl ich von dem Thema Wohnungsnot und allem daraus folgenden nicht einmal betroffen bin, und ich fand die juristischen Hintergründe auch sehr interessant und die Frage nach dem Strippenzieher war lange, wenn auch nicht bis zum Schluss, ziemlich offen. Das Buch hatte wieder eine Sogwirkung auf mich, was das erste Buch auch schon hatte. Das zweite Buch der Reihe hatte mich ja so gar nicht gefesselt, aber dieses hier war wieder richtig interessant und spannend. Dabei erschien es mir auch weitgehend authentisch, wenn auch dadurch sicher weniger Thrill enthalten ist, wie das vielleicht möglich gewesen wäre. Es liest sich sehr angenehm und schnell, dank kurzer Kapitel und gelungenen Szenenwechseln (sowohl Personen, als auch Zeit und Ort betreffend), kann ich das Buch mit seinem sowas von aktuellen Thema, nur empfehlen. Der Schluss war weitgehend stimmig, leider zeichnete sich nur allzu deutlich ab, wer da aktiv war, aber immerhin das Motiv stand ja noch offen. Die Gerichtsverhandlung und wie sich alles so nach und nach entwickelt fand ich wieder richtig klasse. Viel zu kurz kam mir der rechtsmedizinische Anteil, wenngleich die Auftritt aus dem Metier dann aber doch im Kopf bleiben, weil sie schon eher besonders sind. Und ich habe mich immer und immer wieder gefragt, warum Vater und Sohn so manches nicht mittels einfachen Gesprächs auf die Kette bekommen. So summierten sich die Kleinigkeiten, die mich dann doch ein wenig gestört und/oder genervt haben, ergo keine volle Punktzahl, sondern vier Sterne. Kenntnis der Vorgängerbände wäre von Vorteil, prinzipiell ist es aber auch unabhängig zu lesen.

Veröffentlicht am 23.03.2023

Klappentext weckte falsche Erwartungen

Es war einmal in Brooklyn
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Juliette und David kennen sich seit früher Kindheit und leben Tür an Tür in Brooklyn. Die beiden guten Freunde sind Außenseiter – aber ihre Freundschaft geht tiefer, doch dann passiert so einiges. David ...

Juliette und David kennen sich seit früher Kindheit und leben Tür an Tür in Brooklyn. Die beiden guten Freunde sind Außenseiter – aber ihre Freundschaft geht tiefer, doch dann passiert so einiges. David erkrankt an Krebs, Juliette will bald das College besuchen und bandelt mit einem Pizzalieferanten an. Das missfällt David, der in Juliette verliebt ist sehr und dann gibt es auch noch einen Blackout mit Folgen…

Ich hatte etwas andere Erwartungen an das Buch, vor allem habe ich mir gedacht, dass der Blackout eine deutlich größere Rolle spielen würde. Ja, er hat schon seine Auswirkungen, die auch weitreichend sind, dennoch hatte ich bei der Ankündigung deutlich mehr erwartet. Der Blackout kommt irgendwann mal, es passiert auch in der Zeit an der einen oder anderen Stelle etwas, manches davon war auch richtig übel – aber unter dem Strich blieb das alles hinter meinen Erwartungen zurück. Sowohl in der Qualität, als auch in der Quantität. Dabei war das mit der wichtigste Punkt für mich zu diesem Buch zugreifen. Dann noch die Protagonisten – Teenager verhalten sich entsprechend, dass aber auch die Eltern in Teilen nicht besser sind, hat mich dann doch gewundert. So einen richtigen Draht habe ich zu keiner der Personen bekommen. Dazu war alles ziemlich vorhersehbar und wenig spannend. Die Entwicklung sowohl von Juliette, als auch David hatte ich ziemlich genauso erwartet – eine Überraschung wäre wirklich nett gewesen, aber meine Erwartungshaltung an einen Coming-of-Age-Roman sind wohl einfach zu hoch gesteckt gewesen. Und die etwas andere Liebesgeschichte war auch nicht so interessant – aber ich bin vielleicht einfach nicht die richtige Leserin für dieses Buch gewesen.
Interessant fand ich immer wieder die Anspielungen auf Son of Sam, der in der Zeit in NY eben aktiv war und die Andeutungen waren auch immer nur am Rande, dennoch schwebte das Unheil immer etwas mit in der Luft. Der Zeitgeist ist, soweit ich das beurteilen kann, aber gut eingefangen und hat mir ebenso zugesagt.

Das Buch hatte aus meiner Sicht viel mehr Potential, als genutzt wurde. Mich konnte die Geschichte nicht so richtig fesseln und ich denke, dass sie auch schnell mitsamt ihren Charakteren vergessen sein wird. Das Problem scheint zu sein, dass es viel zu viele Baustellen und Themen in diesem dünnen Buch gibt. So kann nichts so richtig gut ausgebaut werden, vieles nur angerissen. Der Schreibstil als solcher war dennoch gelungen und mancher technische Kniff, wie „das war, wie es hätte sein sollen, nun wie es wirklich lief“ – hat mir richtig gut gefallen.

Unter dem Strich kann und werde ich nicht vom Buch abraten, allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass der Klappentext Erwartungen wecken könnte, die das Buch schlicht nicht erfüllen kann.

Veröffentlicht am 20.03.2023

Besonderes Setting

Tod in Siebenbürgen
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Paul Schwartzmüller ist Journalist und lebte bis zu seiner Jugend in Siebenbürgen, heute in Deutschland. Nun erhält er ein Schreiben, dass er das Erbe seiner jüngst verstorbenen Tante antreten soll. Das ...

Paul Schwartzmüller ist Journalist und lebte bis zu seiner Jugend in Siebenbürgen, heute in Deutschland. Nun erhält er ein Schreiben, dass er das Erbe seiner jüngst verstorbenen Tante antreten soll. Das Problem: Paul dachte sie sei seit über 30 Jahren tot. Er fährt in seine alte Heimat, wird mit seiner Vergangenheit, besonderen Menschen und dann auch noch einem brisanten Todesfall konfrontiert. Wird er seinem Freund, der als Tatverdächtiger in Haft genommen wurde, helfen können?

Der Krimi ist interessant und mal was anderes. Zum einen ist das reizvolle Setting in Rumänien besonders, zum anderen sind die „Ermittlungen“ nicht gewöhnlich. Natürlich kennt man ermittelnde Journalisten, aber Paul ist ein bisschen anders. Nicht nur, weil er aus Siebenbürgen stammt, sondern auch, weil er für einen gestandenen Journalisten hier eine ziemlich bescheidene Figur abgibt. Er stellt sich wirklich manchmal extrem doof an, trinkt viel zu viel Alkohol, missversteht so einiges und dann hat er auch mit sich und seiner eigenen Vergangenheit so einiges zu tun. Zwischendurch schien er immer wieder mal zu vergessen, dass sein Freund im Knast sitzt und er ihm eigentlich helfen sollte. Und zu allem Überfluss gibt es dann auch noch enorm viel Aberglaube, den einen oder anderen Mythos und vielleicht auch Übernatürliches?!
Die Region Siebenbürgen und die Siebenbürgen Sachsen waren mir ein Begriff, allerdings hatte ich keine konkreten Vorstellungen. Daher habe ich beim Lesen einiges Neues gelernt, manches war informativ, einiges skurril, aber meist war es einfach nur unterhaltsam. Für Unterhaltung sorgen nicht nur die Geschichte, sondern auch die Charaktere, allen voran Paul, der mich – allen oben genannten Vorbehalten zum Trotz - von Beginn an gut unterhalten hat. Manchmal habe ich mitgefiebert, manchmal hätte ich ihn am liebsten geschüttelt. Das gilt aber auch für manchen anderen Charakter, darunter die seltsame Maia. Der eine oder andere Charakter ist auch ein wenig zu klischeehaft, an der einen oder anderen Stelle wurde auch Potenzial verschenkt - auch den Fall betreffend.

Zum Fall als solchem will ich gar nicht soooo viel verraten, aber es steckt deutlich mehr dahinter, als man zunächst vermuten würde. Was hat die Dorfgemeinschaft gestört? Warum musste der von allen gehasste Günter sterben und warum wurde es so gedreht, dass Pauls Freund verdächtigt wird? Am Ende wird alles gut aufgelöst und hat mich auch überzeugt. Ich habe das Buch unterm Strich gerne gelesen, daher vergebe ich -trotz Kritik- vier Sterne, eine Leseempfehlung und bin schon gespannt auf den nächsten Band.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.03.2023

Brutaler Mord, eingebettet in ein Stück Weltgeschichte

Fünf Winter
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1941. Joe McGrady arbeitet beim Honolulu PD und hat nun einen brutalen Doppelmord aufzuklären. Der Fall ist von besonderer Brisanz, nicht nur aufgrund des bestialischen Todes der beiden, sondern auch aufgrund ...

1941. Joe McGrady arbeitet beim Honolulu PD und hat nun einen brutalen Doppelmord aufzuklären. Der Fall ist von besonderer Brisanz, nicht nur aufgrund des bestialischen Todes der beiden, sondern auch aufgrund politischer und persönlicher Verwicklungen. Schnell ist ein Verdächtiger ausgemacht, doch die Kriegswirren spielen dem vermeidlichen Täter in die Hände, während McGrady als möglicher Spion gehandelt und nach Japan verschleppt wird…

Quasi sofort startet dieser Roman und zwar mit einem Paukenschlag. McGrady wird zu einem äußerst brutalen Mordfall gerufen, der noch weitere Dimensionen annimmt, als dass unser Protagonist oder irgendwer sonst zu diesem Zeitpunkt hätte ahnen können. Man bekommt direkt einen Einblick in das Handeln dieses Mannes, der sicher schon einiges gesehen und mitgemacht hat.

Zwischendurch hatte mich das Buch dann aber auch nicht immer so ganz überzeugt. Gerade die Jahre in Japan wurden mir ab und an ein bisschen zu langatmig. Allerdings war dieses Leben ganz sicher auch alles andere spannend und das wurde sehr gut dargestellt. Während hier der Thrill eher nicht vorhanden und höchstens subtil da war, ist er an anderer Stelle aber bei 100 Prozent. Die Ermittlungen und die Verfolgung des Täters, die Hintergründe und so manches mehr haben mich wirklich sehr überzeugt.

Ich fand es klasse, dass hier aus dem heißen Fall mit der Zeit ein besonders schwieriger Coldcase wird und McGrady am Ball bleibt, obwohl er so einiges mitmachen muss – auch im Privaten, denn neben dem Fall ist auch immer wieder sein Liebesleben ein Thema. Authentisch, denn man verfolgt immerhin fünf Jahre eines Mannes im besten Alter.
Der Schreibstil als solcher ist sehr ansprechend, leicht und schnell zu lesen. Besonders die Emotionen McGradys werden sehr gut verdeutlicht, von der Wut, der Ohnmacht, aber auch der Hoffnung und romantischen Momenten. Gelungen sind die Einblicke in ein Stück Weltgeschichte, die man zwar kennen sollte, aber wenn nicht, dann kann man hier auch noch das eine oder andere lernen, denn der Autor erklärt nebenbei, ganz ohne zu belehren.

Die letzten rund 100 Seiten waren dann echt der Hammer, mit einer unabsehbaren, aber sehr überzeugenden Wendung, die mich einfach begeistert hat – darum empfehle ich das Buch auch sehr gerne weiter. 4,5 Sterne, da ich das japanische Zwischenspiel einen Tick zu ausufernd fand.

Veröffentlicht am 10.03.2023

Großartige Momente und langatmige Sequenzen

Morgen, morgen und wieder morgen
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Sam und Sadie lernen sich als Kinder im Krankenhaus kennen. Sadie besucht ihre krebskranke Schwester, Sam ist selbst Patient. Die beiden verbringen unendlich viele Stunden mit Videospielen, bis es zum ...

Sam und Sadie lernen sich als Kinder im Krankenhaus kennen. Sadie besucht ihre krebskranke Schwester, Sam ist selbst Patient. Die beiden verbringen unendlich viele Stunden mit Videospielen, bis es zum Bruch kommt. Nach Jahren treffen sie sich zufällig wieder, beide sind noch immer Gamer und noch besser: Sie wollen wieder Freunde sein und zudem als Partner gemeinsam Spiele entwickeln. Dabei gilt es viele Hürden zu nehmen, einige sind aber scheinbar zu hoch für die beiden…
Die Idee ist gut, aber ab der Mitte ist es mir immer wieder ein bisschen zu langatmig gewesen. Die Autorin verliert sich zwar nicht so oft im Klein-Klein, aber wenn dann doch so sehr, dass mir negativ aufgefallen ist. Die Zeitsprünge, die die Autorin immer wieder unvermittelt einbaut sind an sich nicht verwirrend, aber gerade da hätte eines deutlich gestrafft/gekürzt sein können.
Überraschend gut gefielen mir die Einblicke in die Gamer-Szene und vor allem die Spieleentwicklung. Ich kann solchen Spielen einfach nichts abgewinnen und war daher zu Beginn auch unsicher, ob ich das dicke Ding (über 500 Seiten) überhaupt beginnen sollte. Überraschenderweise haben mir diese Anteile ziemlich gut gefallen. Das Problem waren vielmehr die Protagonisten. Ich mochte sowohl Sam, als auch Sadie zu Beginn sehr. Ihre Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen war gut gezeichnet, nachvollziehbar und vor allem hatten sie Ecken und Kanten. Das Problem: Ich hatte den Eindruck, dass ihre Entwicklung irgendwann mit Anfang 20 stehen blieb und sie so gar nichts aus ihren Erfahrungen und Fehlern lernten. Beide sind stur, reden nicht miteinander und so kommt es zu Missverständnissen, es folgt unnötiges Gezicke und Gezeter, gerade nach einer speziellen Entwicklung hätte ich mir einen ganz anderen Fortgang der Geschichte gewünscht. Zum Ende hin hat mich manches wirklich nur noch gestört und ich konnte die Handlungen der beiden nicht mehr nachvollziehen. Was nicht heißen soll, dass es nicht genauso laufen kann, wenn sich in eine Freundschaft eine gewisse Rivalität einschleicht. Neid ist auch so ein Thema, dass vor dieser Freundschaft nicht Halt macht und wenn dann alles zusammenkommt…

Extrem gut gefiel mir Marx und das Kapitel in dem er zu Wort kam, hat mich wirklich von der Schreibkunst der Autorin überzeugt. Ebenso, dass sie geschafft hat, mir die im Buch entwickelten Spiele so schmackhaft zu machen, dass ich zumindest einen Test der Spiele ernsthaft in Erwägung ziehen würde - und das will was heißen!

Unter dem Strich kann ich sagen, dass das Buch seine großartigen Momente hatte, aber auch echt einige langatmige Szenen und überflüssig langen Sequenzen. Aus meiner Sicht hält sich beides die Waage, daher drei Sterne.