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Veröffentlicht am 27.11.2019

Hat mir einen Leserausch beschert

Todesfalle
1

Jazzie kommt nach Hause und befürchtet ihre Mutter in depressiver Stimmung und betrunken vorzufinden, doch was sie tatsächlich vorfindet ist unfassbar viel schlimmer. Ihre Mutter liegt erschlagen in der ...

Jazzie kommt nach Hause und befürchtet ihre Mutter in depressiver Stimmung und betrunken vorzufinden, doch was sie tatsächlich vorfindet ist unfassbar viel schlimmer. Ihre Mutter liegt erschlagen in der Wohnung und der Täter ist noch vor Ort. Jazzie erkennt ihn und kann sich gerade noch verstecken. Wochen später trifft sie im Rahmen einer Pferdetherapie auf die Praktikantin Taylor, der sie sich zu öffnen scheint. Taylor möchte helfen, hat aber auch eine eigene Mission.

Der Täter ist direkt bekannt und das verleiht der Geschichte von Beginn eine Brisanz, die erstrecht für Spannung sorgt. Auch bei den „Guten“ gibt es allerhand brisante Themen, die es nach und nach aufzudröseln gilt (die Nebenschauplätze sind für sich schon spannend und interessant) und nebenbei steht die Sicherheit von zahlreichen Personen auf dem Spiel. Der Täter spielt ein ganz perfides Spielchen und verstrickt sich immer und immer tiefer in einem Sumpf aus Verbrechen. Inhaltlich möchte ich gar nicht mehr verraten – außer vielleicht noch, das es meinen Geschmack getroffen hat.

Karen Rose schafft es einfach immer und immer wieder mich in einen Leserausch zu versetzen – auch dank ihres bewährten Schemas, welches ich hier aber gar nicht sooooo extrem fand, wie das schon bei anderen Büchern der Fall war. Ich vergesse jedes Mal die Zeit, weil mich ihre Geschichte, die Protagonisten und der gesamte Aufbau (abgesehen von wenigen Szenen –meist in der Horizontalen) so fesseln, dass ich binnen kürzester Zeit ihre Bücher durchgelesen habe.
Es sind auch immer Bücher, die man so schnell wie möglich lesen will, aber enden sollten sie eigentlich nicht – Bücherwürmer kennen das Phänomen. Der Schreibstil ist recht detailliert und man bekommt aus diversen Perspektiven Einblicke in das Geschehen. Es ist insgesamt sehr rund und leicht zu lesen.

Ich würde davon abraten mit diesem Band in die Reihe einzusteigen, da sehr viele bereits bekannte Charaktere auftauchen, die man zumindest zu Beginn bestimmt nicht alle auseinanderhalten kann- Für Kenner der Reihe ist das Wiedersehen mit den wichtigsten Figuren aus Roses Repertoire allerdings einfach nur klasse, dazu ein spannender Fall – was will man mehr? Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 23.11.2019

Gutes Porträt einer interessanten Frau

Die Zeit des Lichts
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Der Roman beschäftigt sich mit dem Leben der Fotografin Lee Miller, vorrangig mit ihrer Entwicklung in Paris in den 30er Jahren. Ich kannte sie im Vorfeld nicht, doch da ich die damalige Zeit und das Künstlerleben ...

Der Roman beschäftigt sich mit dem Leben der Fotografin Lee Miller, vorrangig mit ihrer Entwicklung in Paris in den 30er Jahren. Ich kannte sie im Vorfeld nicht, doch da ich die damalige Zeit und das Künstlerleben interessant finde, habe ich das Buch gelesen und kann schon verraten, dass es in Teilen nicht war, was ich erwartet und mich trotzdem gut unterhalten hat.

Lee Miller war Model in den USA, doch sie wollte mehr hinter der Kamera, als davor stehen und zog 1929 nach Paris um ihren Traum zu leben. Zunächst scheint es nicht so gut zu klappen, doch dann trifft sie auf den Fotografen und Künstler Man Ray, lernt, experimentiert und liebt. Miller ist eine Frau, die einerseits sehr stark wirkt und ihren eigenen Kopf zu haben scheint. Was Männer können und dürfen, darf sie auch. Andererseits hat sie einige Schwächen, die sich nach und nach immer deutlicher zeigen. Auch die Hintergründe werden mit Erzählungen immer deutlicher, sodass manches scheinbar irrsinnige Verhalten nachvollziehbar wird.

Ich hatte anderes von dem Buch erwartet, nämlich deutlich mehr aus Lee Millers Erfahrungen im Krieg, als nur die recht spärlich gesäten und sehr kurzen Kapitel aus dem zweiten Weltkrieg. Trotzdem hat mich das Buch oder vielmehr die Frau fesseln können. Ihre Entwicklung nimmt nun mal mit der Beziehung zu Man Ray eine ganz andere Dimension an und erklärt so manches, was kommen wird. Besonders spannend fand ich die Szenen in denen es um die Kunst ging (die Experimente und deren Schilderungen haben mich wirklich gefesselt!), weniger überzeugten mich die ständigen Liebesszenen oder Szenen einer Künstlerliebe.

Es gibt verschiedene Zeitstränge, doch das Hauptaugenmerk liegt auf den 30ern in Paris mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Meinen Vorstellungen der Zeit hat es durchaus entsprochen und ich habe mal wieder drei Kreuze gemacht von dieser turbulenten Zeit nur zu lesen und nicht damals gelebt zu haben, denn manches wäre mir einfach zu extrem gewesen…

Eine historische Fiktion, die es nicht immer geschafft hat mich auf ganzer Linie zu überzeugen, die mir jedoch eine Frau näher brachte, die mich in Teilen beeindruckte, in anderen abstieß. Meine Gefühle zu Lee Miller sind, wie sie in diesem Buch erscheint, sehr kompliziert und zwiegespalten. Auch Man Ray lernt man in diesem Porträt besser kennen, wenn auch nicht unbedingt schätzen… wie die beiden Charaktere, die ausgeprägte Stärken und Schwächen haben, aufeinanderprallen ist interessant gemacht, aber ich hatte andere Schwerpunkte erwartet und so kann ich keine volle Punktzahl vergeben.

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Veröffentlicht am 23.11.2019

Toller Plot, aber teils sehr, sehr langatmig in der Umsetzung

Die Schuld jenes Sommers
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1918 verschwindet die achtjährige Wny spurlos, ihre Freundin Frances bleibt traumatisiert zurück. Nach Kriegsende versucht sie ihr Leben zu leben, doch mit dem zweiten Weltkrieg und der Bombardierung ihres ...

1918 verschwindet die achtjährige Wny spurlos, ihre Freundin Frances bleibt traumatisiert zurück. Nach Kriegsende versucht sie ihr Leben zu leben, doch mit dem zweiten Weltkrieg und der Bombardierung ihres Wohnortes Barth, kommen die Dämonen der Vergangenheit wieder ans Licht. Außerdem verschwindet der kleine Davy während einer Bombennacht spurlos, als er in Frances Obhut hätte sein sollen…

Ein toller Plot, der eine interessante Suche – sowohl nach dem Jungen, als auch nach der ganzen Wahrheit- verspricht und in Teilen auch genau meinen Erwartungen entsprach. Zwischendurch war irgendwie ein wenig die Luft raus. Das Potential war gegeben, aber die Autorin konnte mich in der Mitte nur wenig fesseln. Vor allem die Rückblenden in 1918, kurz vor das Verschwinden von Wyn haben mich oft nicht überzeugt, sodass ich immer froh war, wenn zur aktuellen Handlung 24 Jahre später gesprungen wurde. Doch auch dort war im Mittelteil vieles zu langatmig, zu ausufernd und teils auch emotionslos (die Stadt wurde bombardiert und man hat den Eindruck, als würde es kaum einen kümmern, - finde ich wenig überzeugend). Die verständlicherweise niedergeschlagene Frances und ihre Schuldgefühle wogen schwer und die teils ellenlangen Landschaftsbeschreibungen machten das Lesen nicht leichter.

Zu Beginn und zum Ende hin war das Buch aber wirklich sehr lesenswert, interessant und spannend. Es war für mich das erste Buch der Autorin und trotz Kritik nicht das letzte, denn Potential habe ich gesehen und ich gebe ihr noch eine Chance.

Die Geschichte als solche ist sehr gut, die Auflösung gleichermaßen interessant wie spannend und rund, aber der detaillierte Schreibstil war hier an manchen Stellen einfach zu viel des Guten, sodass ich zwischen zwei und drei Sternen schwankte. Auf der einen Seite hielt sich zwar das Lesevergnügen an einigen Stellen in Grenzen, andererseits waren die Idee toll und die Auflösung gelungen, sodass ich mich zu drei Sternen durchgerungen habe.

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Veröffentlicht am 22.11.2019

Nicht nur für Fans empfehlenswert

Mein Leben nach dem Tod
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Mark Benecke ist wohl einer der bekanntesten Forensiker Deutschlands und hat schon mit einigen Büchern und im TV dem Laien sein Fachgebiet näher gebracht. In diesem Buch erzählt er, wie aus dem ursprünglich ...

Mark Benecke ist wohl einer der bekanntesten Forensiker Deutschlands und hat schon mit einigen Büchern und im TV dem Laien sein Fachgebiet näher gebracht. In diesem Buch erzählt er, wie aus dem ursprünglich bayrischen Jungen, später Kölsche Jung, der Kriminalbiologe von heute wurde. Eine Biografie mit Witz und interessanten Anekdoten.
Benecke fängt ganz vorne, in seiner bayrischen Herkunft an, erzählt von seinem Leben in Köln und wie er sich nach und nach entwickelt hat. Manches war mir bereits bekannt, trotzdem hat es mich interessiert und er erzählt auch nicht ohne einen gewissen Witz. Gekonnt bindet er noch den einen oder anderen seiner Fälle mit ein (allerdings sind diese nicht sehr stark ausgearbeitet). Natürlich erzählt er nur, was er auch erzählen will (Lydia Benecke wird mit keinem Wort erwähnt – passt zu seinem Wesen auch, dass er keine schmutzige Wäsche wäscht), doch das ist spannend und interessant genug, also warum mit Dingen oder Menschen beschäftigen, die keine Rolle (mehr) spielen.

Insgesamt erhält man ein rundes, stimmiges Bild von dem Menschen hinter dem Wissenschaftler. Dabei schildert er nicht nur den Berufsalltag, sondern scheut sich auch nicht, klar seine Meinung zu vertreten, wenn auch manches sicher nicht ganz so mainstreamfähig ist. Besonders gefallen hat mir, dass er auch in dem Buch authentisch zeigen konnte, wie tolerant er ist. Er lebt eben „Et is, wie et ist“ oder „jeder Jeck is anders“. Das, aber auch kleine Anekdoten, wie zu Tintenfischen haben mich in meiner Ansicht bestätigt.

Der Schreibstil ist rund, gut lesbar und es macht einfach Spaß mehr zu erfahren. Er hält sich nicht streng an die Chronologie, sondern erzählt thematisch von seinem Leben, seiner Entwicklung und seinen teils nerdigen Angewohnheiten.

Als „Fan“ liest man sicher nicht ganz so objektiv (die Stimme in meinem Kopf beim Lesen klang sehr stark nach Mark, zumal ich manches auch bei einem Vortrag tatsächlich fast eins zu eins aus seinem Mund gehört habe, z.B. alles zum Thema Gerechtigkeit und Wahrheit…), aber trotzdem glaube ich, dass es auch ein gutes Buch für Leser ist, die ihn und seine Arbeit noch nicht kennen.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Ein Provinzkrimi voller Humor, derber Sprüche und Klischees

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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Die Waldner Zwillinge finden im beschaulichen Strunzheim den zweiten Bürgermeister tot im Fischkasten am Weiher. Nach gewissen Diskussionen kommt man überein, dass man eigentlich nur einen informieren ...

Die Waldner Zwillinge finden im beschaulichen Strunzheim den zweiten Bürgermeister tot im Fischkasten am Weiher. Nach gewissen Diskussionen kommt man überein, dass man eigentlich nur einen informieren kann: Hauptkommissar Bülent Rambichler. Er ist im Ort aufgewachsen, seine Eltern leben noch dort und am liebsten würde Bülent nicht zurückkehren, aber immer nur gemütlich Akten wälzen ist nicht und so muss er mit seiner Assistentin die Ermittlungen aufnehmen. Der Fall bekommt besondere Brisanz, denn Bülents Vater hatte Streit mit dem Opfer…

Ich hatte den Vorgänger direkt vor diesem Band gelesen und so die volle Dröhnung Rambichler und Co bekommen. Dazu muss man wirklich Lust haben, sonst ist das ein bisschen arg viel bayrische Originalität, aber ich habe mich köstlich amüsiert. Ist vieles überspitzt? Eindeutig! Aber das Klischees so extrem bedient und überspitzt werden, macht die Geschichte auch aus.

Der Dialekt ist sehr gut zu lesen und die Wortkreationen haben mich ebenso oft schmunzeln lassen, wie lustige Anekdoten, die sich so während der Geschichte ergeben. Vieles ist herb und derb – das sollte man im Vorfeld wissen und sich darauf einstellen. Political Correctness ist hier oft „vergessen“ worden, aber auf humorvolle Weise. Dafür ist der Krimianteil wenig blutig und die Autorin bringt immer wieder neue, mögliche Verdächtige ins Spiel.

Wer gerne etwas turbulente Provinzkrimis mag – und dieser verdient sich das Prädikat „Provinzkrimi“ eindeutig – ist mit dem Buch sehr gut beraten.