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Veröffentlicht am 17.08.2019

Groß im Umfang, riesig im Inhalt

Verratenes Land
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Bienville, Mississippi. Marshall McEwan ist ein hochdekorierter Journalist, hasst seinen Vater und hat sein Bruder auf dem Gewissen. Nach knapp 30 Jahren kehrt er in seine Heimat zurück, um seine Mutter ...

Bienville, Mississippi. Marshall McEwan ist ein hochdekorierter Journalist, hasst seinen Vater und hat sein Bruder auf dem Gewissen. Nach knapp 30 Jahren kehrt er in seine Heimat zurück, um seine Mutter zu unterstützen, die sich um den todkranken Vater kümmert. Er trifft auf alte Bekannte, Freunde und vor allem auf Jet – seine Jugendliebe, die er nie vergessen hat.

Die Stadt soll eine neue Papierfabrik erhalten, die viele neue Jobs und Wohlstand mit sich bringen soll. Archäologe Buck Ferris sucht auf dem Gelände nach Spuren von Indianern – er zahlt mit seinem Leben. Warum musste er sterben und wer steckt dahinter?

Mir hat der vielschichtige Wälzer, der sich auch viel mit der Vergangenheit und den Südstaaten im Allgemeinen beschäftigt, extrem gut gefallen. Natürlich gab es manche Länge, aber die Beschreibungen der Landschaft (sowohl in geografischer, als auch politischer Hinsicht) und Probleme wie Korruption, Machtspielchen oder auch die Familienkonflikte haben mich sehr interessiert, sodass ich auch über diese leicht hinweggekommen bin. Der Schreibstil hat mich schon bei den Vorgängern überzeugt und hier hat mich nur gelegentlich Protagonist Marschall mit seinen schier endlosen Überlegungen manchmal ein wenig genervt. An anderer Stelle fand ich seine Ideen und Gedankengänge allerdings sehr interessant. Es hat mich manches nachdenklich gestimmt und man überlegt schon an einigen Stellen, was man selbst tun würde und wo gewisse Grenzen verlaufen. Was ist wichtiger? Das Gemeinwohl oder Gerechtigkeit? Die wichtigen Charaktere sind sehr anschauliche und gut ausgearbeitet, ob gut, ob böse. Der Autor nimmt auch kein Blatt vor den Mund und scheut sich auch nicht schwierige Themen auf den Punkt zu bringen – Korruption, Unterschlagung, Bestechung, Mord, Vertuschung, Gier, unbewältigte Vergangenheiten, aber auch Liebe, Gerechtigkeit und Freundschaft.
Wer Iles bereits kennt, bekommt genau was er erwartet: ein super interessantes, spannendes und atmosphärisches Buch. Groß im Umfang, riesig im Inhalt!

Trotz der einen oder anderen kleineren Länge (bei der Stärke des Buches finde ich das leicht zu entschuldigen) hat mich das Buch einfach extrem überzeugt, sodass ich es gerne weiterempfehle.
Allerdings muss man sich auf die Geschichte einlassen und ein gewisses Interesse mitbringen, sonst werden die 830 hauchdünnen Seiten sicher eine langwierige Angelegenheit.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Emotionale Geschichte, die Augen öffnen kann

Das Versprechen des Bienenhüters
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Nuri und seine Frau Afra müssen aus Aleppo flüchten. Dem Bienenzüchter und seine Frau bleibt keine andere Wahl – Ziel ist England, wo sie hoffen Nuris Verwandten zu treffen. Doch davor müssen sie erst ...

Nuri und seine Frau Afra müssen aus Aleppo flüchten. Dem Bienenzüchter und seine Frau bleibt keine andere Wahl – Ziel ist England, wo sie hoffen Nuris Verwandten zu treffen. Doch davor müssen sie erst einmal die Flucht überstehen. Ihren gemeinsamen Sohn Sami haben die beiden bei einem Bombenanschlag verloren, Afra auch ihr Augenlicht.

Ich lese an sich recht schnell und meist auch immer nur ein Buch, doch hier war mir das nicht möglich. Um die Geschichte zu verarbeiten habe ich immer wieder Pausen eingelegt, weil mir die Schilderungen teilweise zu hart waren, manches emotional schwierig und vieles dramatisch erschien. Das lag natürlich auch am anschaulichen, aber trotzdem irgendwie poetischen Schreibstil, aber in erster Linie daran, dass Menschen dies erleiden (mussten). Ja, hier ist die Geschichte fiktiv, aber doch basierend auf realen Schicksalen – nur das es jenen Menschen nicht möglich war ein Buch zuzuschlagen, bis sie sich wieder für den nächsten Abschnitt bereit fühlten. Die beiden treffen auf Schlepper, denen ihr Portemonnaie wichtiger ist als ein Menschenleben, aber auch auf herzensgute Menschen, die versuchen zu helfen. Es ist eine lange Reise mit vielen Hürden und auch wenn sich zwischendurch immer und immer wieder Hilflosigkeit breit macht, so verlieren Nuri und Afra nie die Hoffnung. Gelegentlich erschwerten mir die Zeit- und Ortssprünge ein wenig den Wiedereinstieg in die Geschichte, aber das gab sich schnell. Die einzelnen Charaktere sind gut dargestellt und man hat sie förmlich vor Augen und mir gefiel auch, dass mit dem Bienensterben ein wichtiges Thema ihr Raum einnimmt. Zwischendurch hatte das Buch immer wieder mal paar Seiten und Aspekte, die langatmig auf mich wirkten. Ich weiß nicht genau, ob das Absicht war, weil das Warten ein Problem der Flüchtlinge ist, die immer auf irgendwas warten müssen – ob nun Absicht oder nicht, dass ist einer meiner Hauptkritikpunkte an diesem Buch.
Ich habe nun schon einige Bücher rund um die Flüchtlingssituation und den Krieg in Syrien/Afghanistan, etc. gelesen und immer wieder bin ich entsetzt. Entsetzt von den entsetzlichen Ereignissen in Kriegsgebieten, den Bedingungen der Flucht und wie solche Menschen immer noch alle über einen Kamm geschoren werden, im besten Fall als Sozialschmarotzer. Ja, diese gibt es auch, aber es ist ja auch nicht jeder Deutsche ein Nazi…
Eine emotionale Geschichte die nachdenklich macht, die Augen öffnen kann und auch Hoffnung vermittelt.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Brutales, spannendes "Spielchen"

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Einer der schlimmsten, wenn nicht der schlimmste Verbrecher aller Zeiten ist frei und beginnt ein Spiel um Leben und Tod mit seinem früheren Freund und späteren Widersacher LAPD-Detektive Robert Hunter. ...

Einer der schlimmsten, wenn nicht der schlimmste Verbrecher aller Zeiten ist frei und beginnt ein Spiel um Leben und Tod mit seinem früheren Freund und späteren Widersacher LAPD-Detektive Robert Hunter. Das Spiel fordert Menschenleben, der hochintelligente Verbrecher schreckt vor nichts zurück…

Dieser zehnte Band hat es wieder in sich. Ein Katz-und-Maus Spiel der Extraklasse, welches mich nicht mehr losgelassen hatte, bis ich das Buch vom einen auf den anderen Tag beendet habe. Ich würde empfehlen zumindest vorher „Die stille Bestie“ gelesen zu haben, um ein noch besseres Bild von Lucien Folter zu haben, aber erforderlich ist es andererseits auch wieder nicht, denn Hunters Partner Garcia kennt Lucien nicht und daher wird er samt seinen Taten vorgestellt. Zum Glück hatte ich erst kurz zuvor „Blutrausch“ gelesen, welches am Ende mit einem genialen Cliffhanger Appetit auf das Buch machte. Der Beginn von „Die Jagd auf die Bestie“ ist dann aber noch ein wenig geändert und noch deutlich brutaler. Lucien gelingt es mit großer Brutalität aus dem Gefängnis auszubrechen und seinen weiteren Weg, den er sich über drei Jahre Gefangenschaft zurechtgelegt hat, ist gepflastert mit Leichen, denn er möchte sich mit seinem früheren Freund Robert Hunter duellieren. Hunter und ein umfangreiches Team jagen die Bestie, die so grausam wie hochintelligent ist.

Wer Carter mag, wird diesen temporeichen Pageturner lieben! Es ist wie immer nichts für Zartbesaitete, denn brutale, grausame und blutige Szenen dominieren das Geschehen. Wer das gut ab kann, wird vom Thriller mitgerissen und mag das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil mit vielen kurzen Kapiteln und der Aufbau der Geschichte haben mich wieder voll überzeugt und sind typisch Carter.
Wer wird das brutale Spielchen gewinnen? Wie viele Opfer werden mit dem Leben zahlen müssen und gelingt Lucien Folter die Flucht? Fragen über Fragen, sie sich im Verlauf des Buches spannend/interessant klären.

Ich kann es kaum erwarten das nächste Buch zu lesen und empfehle solange dieses Buch sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Nach rund 50 Seiten lässt sich das Buch nicht mehr weglegen

Die letzte Witwe
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Sara und Will sind zufällig in der Nähe eines Bombenattentats und wollen als Ärztin und Polizist natürlich helfen. Doch sie kommen gar nicht bis zum Ort des Geschehens, denn auf dem Weg gab es einen Autounfall ...

Sara und Will sind zufällig in der Nähe eines Bombenattentats und wollen als Ärztin und Polizist natürlich helfen. Doch sie kommen gar nicht bis zum Ort des Geschehens, denn auf dem Weg gab es einen Autounfall und so beschließen die beiden dort zu helfen. Ein fataler Fehler, wie sich noch herausstellen soll. Sara wird entführt, Will verletzt und zunächst hat niemand eine Ahnung, was hinter alldem stecken könnte. Erst nach und nach zeigt sich das ganze unheimliche Geschehen.

Nach einem kurzen, mich nicht ganz gelungenen Start, bei dem aus mehreren Perspektiven die immer gleiche Geschichte erzählt wird (es bleibt glücklicherweise nicht so, denn das hätte mich wirklich enttäuscht), entwickelt das Buch eine Sogwirkung, die den Leser kaum mehr loslässt. Auf rund 500 Seiten ist das Geschehen einfach nur spannend und man möchte am liebsten direkt wissen, wie sich alles auflösen wird. Kommt es zur Katastrophe? Wird Will Sara noch rechtzeitig finden und die geplanten Gräueltaten der „Gruppierung“ verhindern können? Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen, Ungeheuerliches geschieht schon während der aufregenden Flucht der Straftäter mit ihrer Geisel Sara, und schier Unfassbares ist Hintergrund alldessen. Zu den Hintergründen mag ich kaum was sagen, denn das muss man einfach selbst gelesen haben. Nur so viel: Es ist brandaktuell, super gefährlich und ein sehr großes Problem nicht nur in den USA.

Die Art und Weise, wie diese Gruppierung, die mitten im Wald sehr „traditionell“ lebt, ihre Weltordnung schaffen möchte, eröffnet sich nur schrittweise, während Will versucht eine Ahnung zu bekommen, wer Sara hat und wo sie sein könnte. Derweil fürchtet der Leser eigentlich immer, dass Sara etwas passieren könnte, denn in dem Camp sind die normalen Regeln der Gesellschaft außer Kraft gesetzt und die zahlreiche Kinder sind extrem krank. Sara versucht ihnen zu helfen, aber mit primitivsten Mitteln wird das kein leichtes Unterfangen. Die Köpfe der Truppe sind einfach nur abscheuliche Menschen, deren Weltbild einfach nur abstoßend ist.

In manchen Belangen hat der Leser schon eine Ahnung wohin die Reise gehen wird, aber die Autorin überrascht trotzdem immer wieder. Den Charakteren verleiht die Autorin gewohnt viel Tiefe und Individualität. Das geht teilweise auch mit einem sehr derben Sprachgebrauch einher, der mich allerdings gelegentlich sehr zum Schmunzeln brachte (S. 63). Auch Nebencharaktere werden schön auf- und stimmig in die Geschichte eingebaut.

Natürlich ist es von Vorteil, wenn man die gesamte Reihe kennt, aber dieses Buch lässt sich problemlos auch unabhängig lesen.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Kein Thriller, aber eine emotionale Achterbahnfahrt

Harz
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Liv ist mit sechs Jahren gestorben und doch nicht tot, denn ihr Vater hat sie nur tot gemeldet, um zu verhindern, dass sie zur Schule gehen muss. So hat ihr Vater Jens, der mit ihr und seiner Frau allein ...

Liv ist mit sechs Jahren gestorben und doch nicht tot, denn ihr Vater hat sie nur tot gemeldet, um zu verhindern, dass sie zur Schule gehen muss. So hat ihr Vater Jens, der mit ihr und seiner Frau allein und einsam am Kopf einer Insel wohnt, alles zusammen was er liebt und von anderen Menschen will er zur Sicherheit seiner Familie nichts mehr wissen.

Zunächst einmal muss ich festhalten, dass ich ein solches Buch noch nicht gelesen habe. Erwartet hatte ich einen Thriller, gelesen jedoch eine Art Horrormärchen. Die von der Autorin geschaffene Welt und das Familienleben sind schier unfassbar und fesseln den Leser irgendwann so, dass man unbedingt wissen muss, wie alles endet.

Meist berichtet die Tochter Liv und da wird es nicht selten auch mal traurig, denn das Mädchen empfindet Dinge als normal, die einfach furchtbar sind – nur kennt sie es ja von klein auf nicht anders. Sie lernt sehr viel von ihrem Vater und der ist, wie der Leser auch sehr schnell bemerkt; alles andere als ein normaler Mann. Dieser Mann hat jedoch auch eine sehr liebevolle Seite und meint es an sich immer nur gut, mit allem was er tut und das macht auch einen Teil des Schockers aus. Der Schreibstil ist insgesamt rund und gelungen. Manchmal habe ich gar nicht so richtig wahrgenommen, wie etwas vermittelt wird, denn das Geschilderte war so heftig, dass das Kopfkino stärker war, als jedes Wort. Die Atmosphäre des Buches ist beeindruckend geschildert, das Zuspitzen bis zur Katastrophe ist genial und lässt einen das Buch kaum mehr aus den Händen legen und welche Rolle das titelgebende Harz spielt, ist auch nicht schlecht. Lest selbst!

Doch es gibt durchaus auch Kritikpunkte. Einerseits hatte ich zu Beginn meine Schwierigkeiten in diese extreme Welt von Liv und ihrer Familie einzutauchen, andererseits handelt es sich für meine Begriffe nicht um einen Thriller. Ja, es ist an manchen Stellen sehr spannend, aber das allein reicht dafür nicht aus. Vielmehr handelt es sich um ein sehr psychologisches Buch, welches von seinen Protagonisten und ihrer „kranken“ Welt lebt.

Wer keine Scheu vor extremen Geschichten hat, ist mir Harz gut beraten, denn auf 300 Seiten bietet die Autorin eine emotionale Achterbahnfahrt, die auch nach dem Ende des Buches noch ein paar Runden dreht…