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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2019

Hatte deutlich mehr erwartet

Das Geschenk
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Milan ist Analphabet und versucht das zu vertuschen. Gar nicht so einfach…besonders schwierig wird es, als er beobachtet, wie ein Mädchen weinend in einem Auto einen Zettel hochhält und er glaubt, dass ...

Milan ist Analphabet und versucht das zu vertuschen. Gar nicht so einfach…besonders schwierig wird es, als er beobachtet, wie ein Mädchen weinend in einem Auto einen Zettel hochhält und er glaubt, dass sie entführt wurde. Kann er ihr helfen? Hat er vielleicht nur etwas missverstanden oder steckt sie in Schwierigkeiten? Wie kann er ihr helfen?

Mit Spannung hatte ich das neue Buch erwartet und die Aufmachung des Buches hatte mich dermaßen angesprochen, dass ich es einfach sofort haben musste. Man kann sich ja ruhig selbst mal beschenken, aber nach der Lektüre muss ich festhalten, dass es wahrscheinlich für die Preisklasse was Ansprechenderes gegeben hätte – leider. Doch es war kein totaler Reinfall, der Beginn hatte mich so gefesselt, dass ich das Buch in einem Rutsch zur Hälfte gelesen habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie es zu dem extrem brutalen Einstieg ins Buch kam. Positiv war auch wieder Fitzeks temporeicher Schreibstil mit den meist kurzen Kapiteln und zahlreichen Zeit- und Perspektivwechseln. Die Begeisterung war noch voll da, als ich am gleichen Tag erneut zum Buch griff, legte sich aber mit der Zeit deutlich. Ich kann nicht einmal ganz genau benennen, warum mich die Geschichte, die an sich interessant war und auch zum Nachdenken anregt (wie würde ich mich entscheiden? – leider kann ich darauf nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten…) nicht richtig fesseln konnte. Irgendwie hätte ich da mehr von Fitzek erwartet.

Auch das Ende – dieses Mal weniger verworren, als das sonst der Fall ist – fand ich nicht richtig überzeugend. Den Thrill, der gewöhnlich von seinen Geschichten ausgeht, habe ich hier so nicht wahrgenommen. An sich war es schon über weite Strecken spannend, aber weniger, als man das von ihm gewöhnt ist, denn das übliche Verfolgungsspielchen und vor allem das Verwirrspiel war hier weniger gelungen bis nicht vorhanden.

Ich fand das Thema rund um den Analphabetismus toll, aber leider fand ich die Umsetzung nur semigut. Ja, die Probleme mit denen Analphabeten täglich zu tun haben werden thematisiert, aber ich hätte doch ein wenig mehr erwartet. Auch die ganzen Hintergründe haben mich nicht ganz überzeugt, die Beziehung zu seiner Freundin Andra erschien mir in Teilen wenig nachvollziehbar und auch manches andere fand ich auch etwas sehr, sehr unrealistisch…

Unter dem Strich kein völliger Reinfall, aber auch ganz und gar nicht, was ich mir von dem Buch versprochen habe.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Grandiose Fortsetzung

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Nachdem Johann vor sechs Jahren aus Nürnberg flüchten musste, zieht er noch mit Karl und Greta als Astrologe und Gaukler durch das Reich und das sogar recht erfolgreich. Doch das erfolgreiche und ruhige ...

Nachdem Johann vor sechs Jahren aus Nürnberg flüchten musste, zieht er noch mit Karl und Greta als Astrologe und Gaukler durch das Reich und das sogar recht erfolgreich. Doch das erfolgreiche und ruhige Leben findet ein jähes Ende, als Johann am Bamberger Hof ankommt. Ein Gerücht macht die Runde und alle möglichen Könige, Fürsten und gar der Papst wollen an Johanns Geheimnis. Eine spannende und gefahrenreichen Flucht beginnt – niemand weiß, auf wen man sich verlassen kann…

Vorweg: Diese Fortsetzung hat es in sich und mich einfach begeistert!

Während mich der erste Teil um Johann Faustus noch nicht so richtig überzeugen konnte, hatte der Autor mich hier schon auf den ersten Seiten gefesselt und das blieb auch fast durchgängig der Fall – bei knapp 800 Seiten schon ein kleines Kunststück, wie ich finde. Es gab zahllose spannende Verwicklungen, die sich erst nach und nach aufklären, dann aber erneut für interessante Momente sorgen. Die Flucht von Deutschland über Frankreich nach Italien, die Treffen mit Leonardo da Vinci oder auch die Hintergründe zu Gilles de Rais (den es tatsächlich gab!) oder auch die ganzen persönlichen Hintergründe machen das Buch zu einem extrem spannenden und unterhaltsamen Lesevergnügen.

Ich bin froh, dass ich diesem Teil noch eine Chance gab, denn es hat sich wirklich gelohnt. Die Fabulierkunst des Autors ist einfach toll, ein Schmöker, wie man ihn sich wünscht mit tollen Charakteren und einer Geschichte, die es wirklich in sich hat. Die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte das Buch irgendwann kaum mehr zur Seite legen.

Ich würde empfehlen vorab den Spielmann zu lesen, aber es ist auch ohne Vorkenntnisse möglich, da der Autor immer wieder gekonnt kleine Rückblicke einbaut, die erklären oder die Erinnerung an den ersten Band wecken.

Hier lohnt sich sogar Lesen des Nachwortes. Ich warte schon gespannt auf das nächste Buch des Autors.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Potenzial verschenkt

Neun
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Neun Leben hat jeder Mensch, mit jedem weiteren wird man schöner und intelligenter als das vorherige (zumindest wenn bei der Wiedergeburt alles glatt läuft…). Eigentlich gibt es einen sogenannten Lebensplan, ...

Neun Leben hat jeder Mensch, mit jedem weiteren wird man schöner und intelligenter als das vorherige (zumindest wenn bei der Wiedergeburt alles glatt läuft…). Eigentlich gibt es einen sogenannten Lebensplan, der in Tilgungskliniken umgesetzt werden soll, doch nicht jeder hält sich daran. In der Schule gibt es einen Club der „Auslöscher“, die ihre Leben in die eigene Hand nehmen. Alle bis auf Erzähler Julian freuen sich ihre Leben auszulöschen… Wird er sich dem System widersetzen können und läuft da eigentlich alles mit rechten Dingen?
Der Einstieg fiel mir weniger leicht als meinem Sohn, der das Buch vor mir gelesen hatte. Ich fand den Leser zu sehr ins kalte Wasser geworfen, aber das gab sich dann mit der Zeit und ich hatte echtes Interesse an der Geschichte und vor allem den Hintergründen und ließ mich von Erzähler Julian durch eine Welt führen, in der man nicht leben möchte. Neun Leben zu haben erscheint zwar nicht unbedingt auf den allerersten Blick als was schlechtes, aber die Auswirkungen, wie Hungernöte sind schlimm. Leider erfährt man davon fast nur in Nebensätzen. Mehr liegt der Fokus auf Julian und seiner unmittelbaren Lebenswelt, was an sich nicht schlimm ist, doch ich hatte da anderes, einfach mehr erwartet und das Potential war ja da – aus meiner Sicht wurde einiges davon einfach verschenkt. Mein Sohn hingegen fand es sehr spannend sich in die Familie und ihr Umfeld einzufühlen und die Situation im Ort auf die Metaebene einfach selbst zu übertragen.
Der Schreibstil ist rund, leicht zu lesen und es gibt schon einige Höhepunkte, teils philosophischer, teils spannender und actionreicher Natur, sodass ich es als mittelmäßig bezeichnen würde.
Meinem Sohn gefiel das Buch richtig gut, ich hingegen fand es nur von der Grundidee her gelungen und die Umsetzung eher mittelmäßig, sodass wir uns auf 4 Sterne geeinigt haben.

Veröffentlicht am 17.10.2019

An sich gelungen, aber es gibt ein paar Längen...

Die gute Tochter
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Sam und Charlie leben nach einer Brandstiftung an ihrem Zuhause in einem alten Farmhaus. Sie haben sich noch nicht eingelebt, als es zu einem Überfall kommt, der nicht nur das Leben der Schwestern für ...

Sam und Charlie leben nach einer Brandstiftung an ihrem Zuhause in einem alten Farmhaus. Sie haben sich noch nicht eingelebt, als es zu einem Überfall kommt, der nicht nur das Leben der Schwestern für immer und unwiderruflich verändern wird. Das Ziel des Überfalls war ihr Vater Rusty, ein Anwalt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat die Kriminellen rauszuboxen…

Nachdem die schrecklichen Ereignisse des Überfalls in aller Deutlichkeit geschildert wurden, springt die Handlung um 28 Jahre weiter. Charlie ist nun auch Anwältin und auch ihr Vater ist noch in dem Gewerbe aktiv. Sam dagegen ist Patentanwältin in New York und will eigentlich nie wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren, doch die aktuellen Ereignisse scheinen ihr keinen Ausweg zu lassen.

In der Gegenwart gibt es einen dramatischen Vorfall an ihrer früheren Schule, der die ganze Region erschüttert und die Familie gerät teils durch Zufall, teils durch berufliche Belange mitten in die Schusslinie und die Vergangenheit spielt eine immer größere Rolle. Was ist damals wirklich geschehen? War alles genauso wie es schien und falls nicht – wie sollte sich das auf die aktuelle Situation auswirken? Es dreht sich alles um die recht außergewöhnliche Familie Quinn, ihre Vergangenheit, ihre Traumata und ihre verzwickte Lage. Dabei werden die Charaktere ausführlich und vielschichtig beschrieben.

Es gab zwischendurch immer wieder einmal paar Längen, aber insgesamt hat mich das Buch (für mich eher ein Familiendrama als ein Thriller) gut unterhalten. Slaughter schreibt immer recht detailliert, aber hier war es mir dann doch manches Mal einfach ein wenig zu viel Ausschweifung. Das Ende, die Auflösung vieler verschiedener Dinge, hat mich dann wieder richtig gefesselt und überzeugt, wie ich es von der Autorin gewöhnt bin. Insgesamt kann sie das einfach besser, trotzdem war die Geschichte als solche interessant, mit einiger Spannung und mancher Überraschung versehen.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Fesselnder Thriller

Dinge, die mir gehören
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Kriminalhauptkommissar Paul Simon hat eine Frau und eine Tochter, die er über alles liebt. Sein Beruf erfüllt ihn und er hat einen wirklich guten Partner und Freund an seiner Seite. Alles wäre perfekt, ...

Kriminalhauptkommissar Paul Simon hat eine Frau und eine Tochter, die er über alles liebt. Sein Beruf erfüllt ihn und er hat einen wirklich guten Partner und Freund an seiner Seite. Alles wäre perfekt, wäre er nicht ins Visier eines Wahnsinnigen geraten. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel, von dem Simon eine ganze Weile gar nichts ahnt… Doch er wird es schon noch merken – nur früh genug??

Schon der Beginn hat mich gefesselt, denn es beginnt schon sehr dramatisch, wenn die Betroffenen davon auch noch nichts ahnen…Warum bricht der Täter ausgerechnet bei einem Kriminalkommissar ein? Der Leser hat keine Zeit das Geschehene zu verdauen, dann kommt auch schon der nächste Fall und der nächste. Es passiert sehr viel fast zeitgleich, trotzdem schafft es der Autor nicht zu sehr auf die Tube zu drücken und sorgt zwischendurch auch immer wieder für kurze Verschnaufpausen. Das Geschehen ist extrem fesselnd und je mehr man liest, desto mehr stellt man sich die Frage, was hinter allem steckt und wie das enden wird. Irgendwann wird deutlich, dass dieser persönliche Rachefeldzug nur einen Schluss zulässt, aber trotzdem bleibt es bis zur letzten Seite spannend und an nicht wenigen Stellen überraschend.

Die Perspektivwechsel haben mir sehr gut gefallen, der Schreibstil ist insgesamt sehr rund, mit dem genau richtigen Tempo und zahlreichen kurzen Kapiteln versehen und auch wenn furchtbare Themen (Pädophilie und widerliche Morde) dabei sind, so ufert das Ganze nicht allzu sehr aus – trotzdem würde ich Zartbesaiteten eher abraten. Sehr gelungen ist hier die Verbindung von Ermittlungen und Privatleben, aber auch die Hintergründe zum Tatgeschehen sind stimmig und überzeugend.

Ein echter Thriller, der von der ersten bis zur letzte Seite zu überzeugen weiß.