Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2019

Atmosphärisch gelungen und weitgehend spannend

Der Verein der Linkshänder
0

Anfang der 60er Jahre bilden junge Linkshänder den „Verein der Linkshänder“. Es ist ein kleiner Verein, der von der Öffentlichkeit unbeachtet geblieben wäre, wären nicht vier Vereinsmitglieder 1991 verbrannt. ...

Anfang der 60er Jahre bilden junge Linkshänder den „Verein der Linkshänder“. Es ist ein kleiner Verein, der von der Öffentlichkeit unbeachtet geblieben wäre, wären nicht vier Vereinsmitglieder 1991 verbrannt. Als Täter galt das fünfte Mitglied, welches verschwunden ist. 2012 wird jedoch seine Leiche gefunden und somit muss alles ganz anders gewesen sein, als van Veeteren und Kollegen damals vermuteten. Rund um seinen 75. Geburtstag rollt er den Fall erneut auf.

Zu Beginn hatte ich kurz meine Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen, aber die lösten sich dann glücklicherweise recht schnell auf. Mit der Zeit haben mich die Sprünge zwischen vielen Handlungssträngen der Vergangenheit und der Gegenwart nicht mehr so gestört – ganz im Gegenteil.

Was ist in der Vergangenheit wirklich geschehen und wie wirkt es bis in die Gegenwart in 2012 weiter? Diese Frage hat mich genauso interessiert, wie die Frage, wie die Ermittler das nach so langer Zeit noch ermitteln wollen. Dabei lernt man am Beginn die wichtigsten Charaktere kennen. Es sind zwar nicht sehr wenige, trotzdem sollte sich der Leser schnell zu Recht finden.
Die Idee hinter dem Buch ist sehr ansprechend, literarisch ist die Umsetzung typisch Nesser sehr atmosphärisch, durchdacht und einfach extrem gut erzählt. Das benötigt seine Zeit und trotzdem hat mich das Buch nie gelangweilt.

Der Kriminalroman kommt zwar nicht ohne Leichen aus, aber Blut fließt kaum welches und daher ist der recht subtile Krimi auch für eher Zartbesaiteten durchaus zu empfehlen. Die intelligenten Überlegungen vor allem von Van Veeteren und Ulrike haben mich ausgesprochen gut unterhalten und die Frage, wie alles zusammenhängt, hat mich die ganze Zeit interessiert. Die Auflösung fand ich gelungen, wenn sie auch immer wieder im Vorfeld schon in meinem Kopf rumschwebte – nur hätte ich die entscheidenden Schlüsse nicht ziehen können. Wie die Ermittler das getan haben, hat mich wirklich überzeugt. Trotzdem gab es immer wieder zwischendurch Abschnitte, die weniger überzeugend und stark waren, vor allem zum Ende hin.

Auch wer die handelnden Kommissare (van Veeteren und Barabarotti) nicht aus anderen Büchern des Autors kennt, wird sich gut zu Recht finden und das Buch in vollen Zügen genießen können – wer sie jedoch kennt, wird das Zusammentreffen sicher richtig gut finden.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Erschreckende Szenarien

Der Patriot
0

Journalisten, die rechtsextremen Schweden zu liberal und offen eingestellt sind, werden zunächst massiv bedroht, doch dann steigern sich die Täter noch und morden systematisch. Die Angst geht um und dann ...

Journalisten, die rechtsextremen Schweden zu liberal und offen eingestellt sind, werden zunächst massiv bedroht, doch dann steigern sich die Täter noch und morden systematisch. Die Angst geht um und dann kommt es auch noch zu einem schweren Terroranschlag mitten in Stockholm. Schweden gleicht einem Pulverfass und dafür ist ein „Unternehmen“ verantwortlich, dass den Leser schier sprachlos macht.

Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten. Das entworfene Szenario ist erschreckend und leider könnte man sich durchaus vorstellen, dass genau solche Dinge geschehen. Der Autor hat beiden Seiten ihre Anteile gelassen und somit Einblicke in die offenen Schweden (und jenen, die sich schwedisch fühlen) vermittelt, als auch jenen, die das schwedische Volk und seine Kultur in Gefahr sehen. Die jeweiligen Argumentationen sind ordentlich ausgearbeitet. Die verblendeten und einfach nur dummen Ansichten der Rechtsradikalen und deren extrem löchrige „Argumentationsketten“ erzeugten in mir nicht selten eine gewisse Wut – von ihren Taten fange ich dann erst gar nicht an. Der Autor zeigt, welche Auswirkungen Verblendung und Fremdenhass haben kann, sodass selbst dem Letzten bei der Lektüre klar sein sollte, dass deren Gedankengut wie Gift wirkt und keineswegs irgendwas gesellschaftlich zum Besseren wenden kann – ganz im Gegenteil!

Kritisch gesehen habe ich dann aber auch das manches bediente Klischee, dass das gesamte Buch von Leichen gepflastert ist (aber verwundert hat es mich bei einem Skandinavier und dem Thema nicht) und manches recht vorhersehbar war. Zu Beginn hatte ich auch ein wenig mit den vielen verschiedenen Handlungssträngen und Personen zu „kämpfen“, aber das gab sich schnell.

Der Schreibstil ist rund, echt unaufgeregt und daher gut zu lesen. Das Interesse war schnell geweckt, es gab vor allem eine extreme Wendung, die mich kurz schlucken ließ und ich hatte das Buch vom einen auf den anderen Tag gelesen. Gefallen haben mir die authentischen Einblicke in das Zeitungswesen und die Aktualität des Themas.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Gut konstruierte Geschichte

Drei
0

Eine Rezension zu diesem besonderen Buch ist wirklich alles andere als leicht, denn man muss höllisch aufpassen, um nicht zu spoilern. Entsprechend halte ich mich recht kurz und allgemein.

Eine Frau ist ...

Eine Rezension zu diesem besonderen Buch ist wirklich alles andere als leicht, denn man muss höllisch aufpassen, um nicht zu spoilern. Entsprechend halte ich mich recht kurz und allgemein.

Eine Frau ist einsam und trifft sich mit einem Mann aus dem Internet. Nach Monaten zeigt sich, dass er nicht ehrlich zu ihr war. Eine andere Frau hat Probleme mit dem Leben in Israel und trifft durch Zufall den gleichen Mann und auch eine dritte Frau macht Bekanntschaft mit ihm – nicht umsonst trägt das Buch den Titel.

Mich hatte schon der Klappentext sehr auf dieses in drei Teilen verfasste Buch neugierig gemacht. Der Beginn ist dann überraschend alltäglich und die Frage, ob es vielleicht nur eine intelligente Marketingstrategie war, der ich aufgesessen bin, wuchs. Trotzdem hat mich das Buch interessiert, das Leben in Israel wurde schon dargestellt und plötzlich war ich auch mit einer einzigen Wendung voll im Geschehen. Der zweite Teil startete wieder langsam, zeigte andere Facetten und es war durchgängig latent spannend. Richtig überzeugt hat mich allerdings erst der dritte Teil – und das obwohl ich eine fast komplett richtige Annahme zum Ausgang hatte.

Die Charaktere sind sehr gut und authentisch dargestellt, der Schreibstil durchgängig gut zu lesen und die Raffinesse ist nicht von der Hand zu weisen – trotzdem verstehe ich den großen Hype um das Buch nicht ganz.

Ein gutes Buch, dessen Konstruktion mich sehr überzeugte, doch manche Länge zu Beginn sorgt dann doch für einen leichten Abzug.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Toller Plot, aber durchwachsene Umsetzung

Cold Storage - Es tötet
0

Der Plot klang gleichermaßen interessant, wie spannend – aber die Umsetzung, tja, die war leider durchwachsen, aber von vorne.

Das Buch startet spannend im Jahr 1987 im australischen Outback. Ein Spezialteam ...

Der Plot klang gleichermaßen interessant, wie spannend – aber die Umsetzung, tja, die war leider durchwachsen, aber von vorne.

Das Buch startet spannend im Jahr 1987 im australischen Outback. Ein Spezialteam aus US-Agenten soll einen Killerpilz, der ein Dorf ausgerottet hat vernichten – das gelingt auch, allerdings nehmen sie eine Probe des tödlichen Pilzes zur Erforschung mit. In diesem ersten Abschnitt herrscht eine gewisse Spannung, die Freude auf das kommende weckt, wenn man auch aufgrund ähnlich gelagerter Filme/Bücher schon so eine gewisse Ahnung hat, wohin die Reise gehen wird.

32 Jahre später schieben Teacake und Naomi Nachtschicht im Selfstorage-Lagerhaus – was sie nicht wissen: Es handelt sich zwar heute um ein gewöhnliches Lagerhaus, aber früher wurde der Komplex militärisch genutzt und dort lagert die Probe des Killerpilzes, der binnen Minuten seinen Wirt steuert und auf die Verbreitung der Sporen hinarbeitet. Während die beiden sich kennenlernen bemerken sie ein Piepen und machen sich auf die Suche nach der Quelle. Derweil geschieht außerhalb auch schon „besonderes“ von dem sie noch nichts ahnen, aber das wird sich bald ändern. Werden die beiden was gegen den Pilz ausrichten können?

Im Prinzip gibt es an dem Buch nichts, was man so nicht schon gelesen oder gesehen hat. Während ich das nicht weiter schlimm finde, denn man muss ja nicht immer und immer wieder das Rad neu erfinden, gab es andere Dinge, die so einfach nicht gut sind. Spannung kam selten bis gar nicht auf und die ständigen persönlichen Dinge und Rückblicke, die mich leider auch nur wenig begeistern konnten, taten der Sache auch nicht unbedingt gut. Dabei bietet der Plot an sich schon Potential für einen gelungenen wissenschaftlichen Thriller. Kurz nacherzählt klingt es auch weiterhin gut, aber in der vorliegenden Form war es einfach nicht so gut, wie es hätte sein können. Leider verpuffte mein Interesse, auch wegen des Schreibstils, der sich zwar gut lesen ließ, aber einfach keinerlei Spannung aufrecht erhalten konnte. Szenen die wahrscheinlich horrormäßig wirken sollten, haben mich zum Lachen gebracht und die „witzigen“ Sprüche Teacakes haben mich teilweise die Augen rollen lassen, weil es einfach ziemlich abgedroschen und bemüht wirkte. Überhaupt wurde so manches Klischee bedient, da hatte ich einfach mehr erwartet.
Begeistert hat mich jedoch die gut nachvollziehbaren Vorgänge zum Killerpilz (Verbreitung, Wirkweise, etc.) und soweit ich das beurteilen kann, wurde da sehr gute Recherchearbeit geleistet.

Während mich das Buch als solches also nicht so ganz begeistern konnte, könnte ich mir eine Verfilmung durchaus vorstellen. Dort müsste dann aber noch einiges an echter Handlung hinzukommen, sonst würde das wohl auch eher nichts werden.

Auch wenn ich das Buch relativ stark kritisiert habe, muss ich drei Sterne vergeben, denn die Idee war super, die Umsetzung zwar eher schwach, aber nicht grottig und unterhalten hat es mich schon auch irgendwie, wenn auch häufig nicht, wie es der Autor wohl beabsichtigt hat.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Ein tolles Buch, aber nicht ganz so stark wie der Vorgänger

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
0

Rahel Hirsch ist 1903 eine der ersten Ärztinnen der Berliner Charité und hat mit ihren durchweg männlichen Kollegen teilweise ganz schön zu kämpfen. Sie muss sich doppelt bewähren, arbeitet ohne Unterlass ...

Rahel Hirsch ist 1903 eine der ersten Ärztinnen der Berliner Charité und hat mit ihren durchweg männlichen Kollegen teilweise ganz schön zu kämpfen. Sie muss sich doppelt bewähren, arbeitet ohne Unterlass und erforscht manches, was ihre Kollegen für unmöglich halten. Bezahlt wird sie nicht oder schlechter und Gleichberechtigung scheint illusorisch. Gleiches gilt für Barbara, die in einer Wäscherei arbeitet und dort beginnt sich für die Gleichberechtigung zu engagieren. Die beiden sehr ungleichen Frauen treffen mehr oder weniger zufällig aufeinander, trotzdem entsteht eine Freundschaft. Als der erste Weltkrieg ausbricht ändert sich nicht nur das Leben der beiden Frauen grundlegend.

Die Geschichte ist spannend und gut recherchiert. Besonders interessant fand ich die Geschichte um Rahel Hirsch, die es tatsächlich gab und auch die weiteren historischen Fakten haben erneut eine runde Geschichte ergeben. Sowohl medizinische, als auch politische Entwicklungen fand ich sehr gut dargestellt und man lernt tatsächlich beim Lesen dazu, denn die Anfänge der Fliegerei, die einen gewissen Raum einnehmen, waren mir bisher so noch nicht untergekommen. Bisher hatte es mich einfach nicht so interessiert, aber die Autorin hat es geschafft mich für das Thema zu erwärmen.

Die Freundschaft der beiden Frauen wirkt vielleicht etwas klischeehaft, aber beim Lesen wirkte es sehr authentisch und hat mir sehr gut gefallen. Der Kampf der beiden Frauen für mehr Rechte ist bemerkenswert und sie ergänzen sich prima. Soweit hat mich das Buch auch wieder auf ganzer Linie überzeugt.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, aber an den ersten Band der Charité konnte dieses Buch nicht ganz reichen. Dafür war mir in der Mitte manches zu belanglos und das Medizinische war mir auch nicht präsent genug. Komplett mitgerissen hatte mich die Autorin ab den Schilderungen der Entwicklungen während des ersten Weltkrieges – vorher plätscherte manches auch mal nur gemütlich vor sich hin ohne langweilig zu sein. Positiv ist jedoch, dass man diesen Band ohne Vorkenntnisse lesen kann und der Schreibstil auch hier wieder so herrlich rund und gut lesbar ist, dass man das Buch kaum mehr weglegt.

Ich freue mich schon auf den dritten Teil und hoffe, dass wir nicht so lange warten müssen.