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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2019

Kein 08/15 - nach schleppendem Beginn wird es immer spannender

The Couple
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Mike und Verity waren neun Jahre ein Paar. Es passte quasi kein Blatt zwischen die beiden, sie waren glücklich und vor allem Mike fühlte sich seiner Traumfrau extrem verbunden. Die beiden spielten ihre ...

Mike und Verity waren neun Jahre ein Paar. Es passte quasi kein Blatt zwischen die beiden, sie waren glücklich und vor allem Mike fühlte sich seiner Traumfrau extrem verbunden. Die beiden spielten ihre sexualisierten Spielchen mit Fremden und waren recht enthemmt. „Crave“ nennen sie ihr Spiel, wenn sich Verity von Männern anbaggern lässt, bevor der starke und extrem muskulöse Mike sie „rettet“. Doch dann kommt es zum Bruch zwischen den beiden und Mike kann es kaum fassen, als Verity nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte und sich sogar in einen anderen Mann verliebt. Mike kann es nicht glauben, dass sie ernsthaftes Interesse an ihrem Verlobten und späteren Ehemann hat, sieht darin ein ausgeklügeltes Crave und so nimmt das Geschehen seinen Lauf…

Der Start war ein wenig schleppend, da ich mit dem Ich-Erzähler Mike zu Beginn noch so gar nichts anfangen konnte. Er war mir schlicht unsympathisch, seine, als auch Veritys Lebenswelt, war einfach nicht so richtig nachvollziehbar, entsprechend wenig Interesse hatte ich an seiner Person, aber da bekannt war, dass er irgendwas verbrochen haben muss, wollte ich dann doch mehr wissen. Und ich muss sagen – es lohnt sich Mike und seine Welt kennen zulernen. Was sich da tut ist kaum zu glauben und trotzdem kann man sich gut vorstellen, dass sowas passieren kann.

Er zählt mit Rückblicken in seine frühste Kindheit sein Leben recht detailliert. Dabei weckt er beim Leser sehr ambivalente Gefühle, denn einerseits leidet man mit ihm und würde ihm am liebsten die Hand reichen, um ihn aus dem ganzen Dreck zu ziehen, doch nur wenige Momente später wird man von seinen beängstigenden Gedanken und Taten abgestoßen. Manchmal passiert beides gleichzeitig - echt beeindruckend geschrieben!

Besonders gefiel mir auch, dass hier mal der Mann im Fokus stand und seine ganz spezielle – man kann auch gestörte – Weltsicht zum Besten gegeben wird. Die Ursache für dieses spezielle Verhalten wird deutlich und manches wird dadurch auch verständlicher, wenn auch in Summe nicht weniger abscheulich. Je weiter das Buch voranschreitet, desto mehr fesselt es den Leser.

Das Buch birgt einiges an Nachdenkpotential (ich möchte das nicht näher ausführen, denn es würde unweigerlich zu Spoilern führen) und die Geschichte lässt einen so schnell nicht mehr los. Zu Beginn hätte ich so einen psychologischen Knaller im Leben nicht erwartet, und daher kann ich den Kauf nur ans Herz legen und jenen, denen der Beginn auch nicht so zusagt, das Durchhaltevermögen, denn es lohnt sich diesen Thriller, der alles außer 08/15 ist, zu lesen.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Gute Idee, aber bescheidene Umsetzung

Gefangen im Riesenbuch (3)
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Ein Buch über Bücher bzw. eine ganzer Geschichte darum - das klingt in Ohren eines Bücherwurmes, der auch hofft, dass viele junge Leser das Medium "Buch" schätzen lernen, sehr gut. Ich habe schon lange ...

Ein Buch über Bücher bzw. eine ganzer Geschichte darum - das klingt in Ohren eines Bücherwurmes, der auch hofft, dass viele junge Leser das Medium "Buch" schätzen lernen, sehr gut. Ich habe schon lange kein Kinderbuch mehr gelesen und war zunächst der Auffassung, dass mich das Buch nicht anspricht, weil es eben ein Kinderbuch ist, aber mit der Zeit wurde mein Gefühl zwiespältiger – dafür konnte ich aber genauer sagen, woran das lag.

Zunächst einmal fand ich schon direkt, dass das Buch billig wirkt – kein riesen Problem, aber eben doch auffällig und einfach nicht schön. Die Illustrationen hingegen sind gelungen und ansprechend, entgegen ersten Befürchtungen nach dem Einband und der Papierqualität. Trotzdem habe ich schon oft bessere Reisebroschüren in Händen gehalten. Doch einem kleinen Verlag mag man das noch nachsehen. Was aber nicht nachzusehen ist, gerade bei einem Kinderbuch nicht, sind die Tippfehler, die immer wieder mal vorkommen und mich bei einem Kinderbuch wirklich ärgern.

Die kurzen Kapitel sind kinderfreundlich, der Schreibstil ist es ebenso gelungen, es entsteht eine gewisse Spannung und die Geschichte mag auch die Fantasie junger Leser anregen, aber ein großes Problem habe ich dennoch: Die (gefühlte?) Eigenwerbung! Vielleicht habe ich auch, ob der Broschürenartigkeit des Buches, direkt "Werbung" im Kopf, aber die Bezüge zur Reihe sind hier dermaßen "präsent", dass es schon negativ auffällt. In meinem Fall bewirkt das, im Zusammenspiel mit all den anderen Kritikpunkten, genau das Gegenteil - ich werde ganz sicher kein Buch der Reihe mehr lesen, wenn auch auf jeden Fall Potential da gewesen ist und man das Vorhaben Leselust zu wecken immer nur loben kann.

Unter dem Strich eine gute Idee ziemlich bescheiden umgesetzt und daher aus meiner Sicht nicht empfehlenswert.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Versetzte mich in einen Leserausch

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Hunter und Garcia ermitteln wieder. In LA wird ein junges Model gehäutet aufgefunden, auch ihre Hände und Füße sind nicht mehr da. Warum wurde die Frau so brutal ermordet? Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, ...

Hunter und Garcia ermitteln wieder. In LA wird ein junges Model gehäutet aufgefunden, auch ihre Hände und Füße sind nicht mehr da. Warum wurde die Frau so brutal ermordet? Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, schaltet sich das FBI ein, denn es scheint sich um eine Mordserie zu handeln und alle Ermittler tappen völlig im Dunkeln.
Ich bin nicht der allergrößte Carter-Fan, aber „Blutrausch“ hat mich auf jeden Fall in einen Leserausch versetzt. Einmal angefangen konnte und wollte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen, die Brutalität der Taten wird sehr anschaulich beschrieben (also nichts für Zartbesaitete!) und die Tathintergründe sind schon ein Ding. Auf die Idee muss man erst einmal kommen und dabei hatten auch die Ermittler so ihre Schwierigkeiten, was mir sehr gut gefiel. Hunter ist zwar hochintelligent und sehr belesen, aber mit einem Fingerschnipsen ist es eben nicht getan. Stattdessen hat er auch er mit dem „Künstler“ seine Schwierigkeiten, denn die Taten scheinen nicht richtig erklärbar und die Tatorte in diversen Staaten machen das Ganze nicht leichter. Auch Garcia war wieder zum Niederknien! Lustig, ironisch und dazu noch brillant.
Die Spannung ist fast durchgängig mit Händen greifbar und man fiebert einfach mit. Werden Hunter und Garcia dem Täter das Handwerk legen können? Warum die Taten? Die Zusammenarbeit mit dem FBI ist auch alles andere als harmonisch und bietet Nebenschauplätze, die dem Leser Gelegenheit zum kurzen Verschnaufen geben.
Insgesamt ein Buch, welches sich kaum zur Seite legen lässt und mich vollends überzeugt hat und das Ende verspricht weitere gute Unterhaltung (keine Sorge, der Fall als solcher ist in sich abgeschlossen!)

Veröffentlicht am 31.05.2019

Sehr spannender zweiter Fall für Gina

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Eine Frau findet beim Radfahren in einem bayrischen Ort menschliche Knochen, mit einer Liegezeit von sieben bis acht Jahrzehnten. Lohnt es sich da noch Ermittlungen anzustellen? Der Täter wird schließlich ...

Eine Frau findet beim Radfahren in einem bayrischen Ort menschliche Knochen, mit einer Liegezeit von sieben bis acht Jahrzehnten. Lohnt es sich da noch Ermittlungen anzustellen? Der Täter wird schließlich selbst schon verstorben sein und die Vergangenheit sollte man ruhen lassen – finden zumindest einige, nicht so Gina Angelucci, die Spezialistin für Cold Cases, die gerade wieder frisch aus der Elternzeit ins Berufsleben einsteigt.

Auch dieser zweite Fall um Gina hat mich wieder von Beginn an gefesselt und bis zum Schluss begeistert. Es ist ein klassischer Krimi, der hauptsächlich in der Gegenwart spielt, aber starke Bezüge zum zweiten Weltkrieg hat. Wie soll man nach so langer Zeit noch die Namen zu den beiden Skeletten herausfinden können? Warum wurden die beiden Personen getötet und einfach verscharrt, sodass sie lange nicht gefunden wurden? Gina und ihre Kollegen ermitteln im Ort und nach und nach ergibt sich ein Bild, sodass weiter ermittelt wird. Werden tatsächlich beide Opfer identifiziert und vielleicht sogar das Motiv für die Tat ermittelt werden können? Ein sehr spannendes Konstrukt der Autorin, die parallel dazu auch Ginas Privatleben nicht zu kurz kommen lässt, aber mit einer ebenfalls spannenden Wendung versieht.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und rund, die Autorin wartet mit einigen Überraschungen auf und der Bezug zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte ist sehr gut gelungen. Die Charaktere sind interessant und spannend gezeichnet – kurz und gut: ich habe keinerlei Kritikpunkte. Auch das Ende, bei dem ich so gewisse „Befürchtungen“ hatte, hat die Autorin sehr gut aufgelöst.

Dieser Fall lässt sich auch wunderbar ohne den (super empfehlenswerten) ersten Teil lesen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Kein platter Liebesroman

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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Anni hat einen sicheren Job, einen langjährigen Freund und scheint recht zufrieden in Bremen – doch nun jetzt auf gleich kommt einiges ins Wanken. Ihr Freund Thies will sie überraschend heiraten und auch ...

Anni hat einen sicheren Job, einen langjährigen Freund und scheint recht zufrieden in Bremen – doch nun jetzt auf gleich kommt einiges ins Wanken. Ihr Freund Thies will sie überraschend heiraten und auch im Job als Gamedesignerin ist Sand im Getriebe, parallel dazu könnte sie nach Berlin ziehen, um eine Niederlassung aufzubauen. Da kommt eine Postkarte ihrer alten Schulfreundin Maria, mit der sie vor Jahren gebrochen hatte, gerade recht. Anni nimmt sich eine Auszeit auf Norderney und versucht zu sich selbst zu finden.

Liebesgeschichten und solche Urlaubsromane lese ich selten, aber ich habe ihn gebraucht, nachdem ich in der vergangenen Zeit ziemlich harte, recht brutale Bücher gelesen hatte. Einfach mal abschalten, sich treiben lassen und ein „leichtes“ Buch lesen – der Plan ging mit diesem Buch voll und ganz auf. Ein einfühlsamer Roman, der nicht gerade vor Spannung trieft, aber doch immer zu unterhalten wusste. Es lag so manches im Argen und zwischendurch fragt man sich, ob Erzählerin Anni nochmal alles hinbekommt.
Anni ist eine freundliche, nette Person, auch ihre alte Freundin Maria hat – bis auf ein NoGo in der Vergangenheit, was recht spät gelüftet, aber an sich schon sehr früh klar ist – nur positive Seiten. Auch die anderen Charaktere wurden schön ausgearbeitet – nur fehlten genretypisch die Ecken und Kanten bei den meisten, aber sei´s drum. Norderney wird schön und anschaulich beschrieben. Neben emotionalen, gibt es einige lustige Momente, die die Geschichte gut abrunden.

Der Schreibstil ist extrem flüssig und gut zu lesen – entsprechend war es nur ein kurzes Vergnügen, allerdings wird mancher Spruch der Postkartendesignerin Anni so schnell nicht in Vergessenheit geraten. Überhaupt waren die Postkarten mit schlauen Sprüchen, wovon ich manchen tatsächlich nicht kannte, eine tolle Idee.

Kein platter Liebesroman mit einer scheinbar obligatorischen Portion Inselflair, sondern eine durch und durch positive Überraschung, die ich gerne Lesern des Genres empfehle!