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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

Nichts für Zartbesaitete!

Psychopathinnen
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Frauen sind das schwächere Geschlecht, gelten eher als Opfer, denn als Täter und das sie ihren Kindern Leid zufügen, dass will sich kaum einer vorstellen. Doch es gibt sie – Frauen die andere – darunter ...

Frauen sind das schwächere Geschlecht, gelten eher als Opfer, denn als Täter und das sie ihren Kindern Leid zufügen, dass will sich kaum einer vorstellen. Doch es gibt sie – Frauen die andere – darunter oft auch die eigenen Kinder – quälen und töten. Warum töten Frauen? Was wollen sie mit ihren Taten erreichen und wo liegen Unterschiede zu männlichen Tätern?

Benecke schildert in ihrem gewohnt recht emotionslosen Stil schier unglaubliche Kriminalfälle. Ihr Stil ist aber auch der einzig richtige um solche Themen anzugehen, denn sie will schließlich nicht reißerisch ausschlachten, sondern die Hintergründe beleuchten und erklären. Die Verwendung von Fachbegriffen ist dabei auch für Laien nicht überfordernd, sondern gut nachvollziehbar und verständlich erklärt.

Die Fälle als solche waren mir teilweise bekannt, aber nicht in der von Benecke dargestellten Tiefe, sodass ich trotz Wissen um den Ausgang sehr interessiert den Schilderungen folgte, die zeigen, dass „eine schwierige Kindheit“ eben nicht nur eine billige Ausrede von Straftätern und Straftäterinnen ist, sondern tatsächlich die Hauptursache für unglaubliche Taten darstellen können. Zwar kann ich nun besser verstehen, warum manche Frauen zum Beispiel das Münchhausen by proxy Syndrom aufweisen – es entschuldigt aber gar nichts, auch nicht Nachbarn und Verwandte, die zu lange wegsehen oder nicht vehement genug bei Behörden die Auffälligkeiten melden. Warum Frauen oft viel länger unentdeckt morden und quälen können wird ebenso deutlich, wie die Tatsache, dass sie nicht minder brutal agieren als Männer.

Mich hat das spannende, extrem gut recherchierte Buch sehr gut unterhalten. Langeweile kam nie auf, aber so manches Mal musste ich das Buch, ob der Taten weglegen. Wie Mütter ihre eigenen Kinder quälen und töten ist nun mal nichts, was man mal so eben wegliest. Es ist definitiv nichts für Zartbesaitete sondern eher für erfahrenere True-Crime-Leser, zumal von manchen Opfern Bilder vorhanden sind…

Veröffentlicht am 24.05.2019

Guter Beginn, aber dann....

Der Zopf meiner Großmutter
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Maxim ist mit seinen Großeltern aus Russland nach Deutschland geflohen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch die Familie hat ihre Probleme beim Eingewöhnen in die neue Umgebung und die Großmutter ...

Maxim ist mit seinen Großeltern aus Russland nach Deutschland geflohen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch die Familie hat ihre Probleme beim Eingewöhnen in die neue Umgebung und die Großmutter ist eine Herausforderung an sich. Nichts machen Mäxchen oder sein Großvater richtig oder gut genug.
Hauptsächlich lese ich Thriller und Krimis, aber zwischendurch darf es auch mal was anderes sein und da schien mir das recht schmale Buch nach einer Leseprobe eine gute Partie zu sein. Zunächst fand ich es auch sehr unterhaltsam, wenn auch recht speziell. Eine solch tyrannische Großmutter wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Ständig redet sie den Erzähler klein und schlecht – dabei gibt es bei Mäxchen weder gesundheitlich noch kognitiv die Probleme, die die Großmutter vorgibt. Zudem blamiert sie ihn wissentlich und unwissentlich wo es nur geht. Was zu Beginn lustig und unterhaltsam ist, nutzt sich während der Geschichte ab, wirkt einfach nur noch düster und die weiteren Entwicklungen sind mir teilweise auch zu gewollt. Warum machen die Männer der Familie da einfach mit? Dann gibt es einen Twist und die Großmutter erscheint in einem ganz anderen Licht. Authentisch erschien mir das aber einfach nicht. Der Schreibstil war zunächst erfrischend anders, aber auf Dauer nicht meins, wenn er auch an sich gut lesbar war.
Zum Ende hin wurde das Buch immer uninteressanter für mich, sodass ein Abbruch eine Option gewesen wäre, wäre das Buch nicht so schmal und an sich leicht und schnell gelesen.
Da mich die erste Hälfte in Teilen extrem gut unterhalten hat und die Buchidee als solche auch gelungen fand (wenn auch die Umsetzung hintenraus weniger), vergebe ich drei Sterne.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Überraschungs-Highlight für mich, Leseempfehlung für euch!

Weiße Fracht
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Leander Lost ist ein Kommissar aus Hamburg, der in Fuseta, Portugal eine Art Austauschjahr absolviert. Als Asperger hat es Lost nicht immer leicht, aber in Fuseta und mit seinen portugiesischen Kollegen, ...

Leander Lost ist ein Kommissar aus Hamburg, der in Fuseta, Portugal eine Art Austauschjahr absolviert. Als Asperger hat es Lost nicht immer leicht, aber in Fuseta und mit seinen portugiesischen Kollegen, die ihn auch gerne mal heimlich als „Senhor Léxico“ betiteln, kommt er weitgehend gut bis sehr gut zurecht. Nun ermittelt das Team in einem Fall, der immer verzwickter zu werden scheint. Ein Alt-Hippie und eine Lehrerin sind tot – hängt das zusammen? Wenn ja wie und gibt es einen Zusammenhang mit anderen ungelösten Fällen?

Der Schreibstil ist rund, flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten. Sowohl das portugiesische Lebensgefühl, als auch die Beschreibungen der Gegend haben ein gewisses Fernweh geweckt, wenn ich auch noch nie in Portugal war und es um ehrlich zu sein auch nicht auf meiner Reiseliste sehr weit stand. Ein Ermittler mit Asperger ist mir bis dato noch nicht untergekommen, aber es war auf mehreren Ebenen absolut gelungen. Einerseits lernt man die Andersartigkeit in vielen Belangen besser kennen, sie sorgt für lustige, amüsante Momente (ohne Betroffene ins Lächerliche zu ziehen!) und für die Lösung des Falls sind Losts Fähigkeiten auch ganz entscheidend. Er ist ein besonderer Charakter, aber oder deshalb auch extrem liebenswert. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, habe ich einen sehr guten Eindruck von ihm gewinnen können und allein ihm zuliebe werde ich die Reihe natürlich fortsetzen müssen. Doch auch seine Kollegen Graciana und Carlos sind sehr herzlich und tun alles, um ihren Lost in Fuseta zu halten. Nicht selten zum besten Vergnügen für den Leser…

Selten habe ich einen Krimi gelesen, der irgendwie auch ein Wohlfühlbuch war. Es mag seltsam klingen, aber genau so habe ich empfunden. Daher war auch zu Beginn die Spannung an mancher Stelle zwar ziemlich überschaubar, aber das störte nicht im Geringsten. Hintenraus wird es dann auch noch sehr spannend und dramatisch, aber auch in den ruhigeren Phasen habe ich das Buch sehr genossen.

Für mich war es das erste Zusammentreffen mit Lost und seinen portugiesischen Kollegen, aber ganz sicher nicht das letzte. Entsprechend empfehle ich diesen Krimi vor schöner Kulisse und mit interessanten Charakteren gerne weiter!

Veröffentlicht am 22.05.2019

Spannender vierter Fall für Cormoran Strike und Robin

Weißer Tod
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Robin heiratet ihren Freund Matt – doch die Hochzeit läuft alles andere rund. Ihr Job und ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike sind nicht ganz unschuldig daran. Überhaupt läuft zu Beginn manches ...

Robin heiratet ihren Freund Matt – doch die Hochzeit läuft alles andere rund. Ihr Job und ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike sind nicht ganz unschuldig daran. Überhaupt läuft zu Beginn manches nicht so rund im Leben der Protagonisten und in der Detektei. Strike hat einen Serienmörder gefasst und das mediale Interesse ist hoch. Nicht gerade die beste Voraussetzung für einen Privatdetektiv – und dann kommt noch Billy, ein verstörter junger Mann, der glaubt in seiner Kindheit einen Mord gesehen zu haben. Billy verschwindet wieder, doch das Rätsel lässt Strike nicht los und weitere Fälle spannen das gesamte Ermittler-Team stark ein.

Der Start ins Buch ist, vor allem für Fans von Strike und Robin gelungen, einen spannenden Fall gibt es zunächst noch nicht. Mir gefiel das gut, da ich von den drei Vorgängern schon den recht ausführlichen Stil kannte und die Protagonisten und deren Entwicklung als solche spannend und unterhaltsam finde. Doch natürlich geht es nicht ohne einen super komplexen und komplizierten Fall. Nicht minder interessant fand ich den Auftraggeber Kulturminister Jasper Chiswell, der erpresst wird und sich von Strike Futter gegen seine Gegner erhofft. Warum er erpresst wird? Völlig offen, genauso wie die Frage, ob dieser ominöse Billy tatsächlich einen Mord beobachtet hat.

Der Fall ist extrem spannend, beginnt aber erst recht spät richtig Fahrt aufzunehmen. Einblicke in die Oberschicht, das britische Unterhaus und ins London zur Zeit der Olympischen Spiele – alles erscheint sehr greifbar und dank des Stils hat man das Gefühl über Robins oder Strikes Schulter zu gucken, denn auch deren Perspektiven wird die Geschichte erzählt. Zum Fall selbst oder seinen Hintergründen schweige ich mich hier aus, aber es ist wieder was Besonderes…

Besonders gefiel mir, dass die Handlung nahtlos an den Vorgänger anknüpft, auch wenn die Handlung dann eben in 2012 während der Olympischen Spiele in London stattfindet. Gelungen sind auch wieder die Schilderungen der Arbeit als Detektiv mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen – allerdings würde ich davon abraten, denn die Entwicklung der Charaktere nimmt schon einen gewissen Raum ein und ob das so interessant ist, wenn man die Vorgänger nicht kennt?

Ansonsten empfehle ich das Buch aber auf jeden Fall. Für mich war es der bisher beste Teil der Reihe und ich hoffe, dass die Wartezeit für den nächsten nicht wieder so lange ist…

Veröffentlicht am 18.05.2019

Brutaler historischer Krimi

1793
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Stockholm im Jahr 1793: Die furchtbar entstellte und verstümmelte Leiche eines Mannes wird im Fatburen gefunden. Wer ist das Opfer und warum hat man ihm nach und nach die Extremitäten entfernt? Cecil Winge ...

Stockholm im Jahr 1793: Die furchtbar entstellte und verstümmelte Leiche eines Mannes wird im Fatburen gefunden. Wer ist das Opfer und warum hat man ihm nach und nach die Extremitäten entfernt? Cecil Winge und Jean Michael Cardell versuchen das Opfer zu identifizieren und den Täter zu finden – doch sie stehen vor zahlreichen Schwierigkeiten und gefährlich ist die „Ermittlung“ obendrein. Stockholm zu jener Zeit bietet aber auch fernab von Ermittlungen eine Vielzahl von Fallstricken. Elend, Krankheit, Sadismus, Brutalität und dergleichen scheinen überall zu lauern.

Ein historischer Krimi, der seines Gleichen sucht! Zu Beginn musste ich mich ein wenig an die Figuren und den sehr bildhaften und daher relativ langsamen Schreibstil gewöhnen, aber dann war die Geschichte über sehr weite Strecken einfach nur grandios. Der Autor schildert die vier Jahreszeiten von 1793, als in Schweden einiges los war. Immer wieder blicken die Figuren auch zurück, um ein tieferes Verständnis zu ermöglichen.

Besonders erwähnenswert sind hier der todkranke Winge und Häscher Cardell, mit denen man wirklich mitfiebert. Zunächst erschienen mir beide nicht sonderlich sympathisch und irgendwie hatte ich Zweifel, dass ich zu den Figuren einen Bezug bekomme - doch das Gefühl verschwand plötzlich.
Der Schreibstil ist gut lesbar, aber gelegentlich auch recht langatmig. Gefallen haben mir die zahlreichen Andeutungen, die beim Leser für Spekulationen sorgen und Fährten, die früher oder später zum Ziel führen. Ich finde auch den Zeitgeist sehr gut getroffen und die Not, die manche Menschen zu erleiden hatten, war schier greifbar.

Allerdings und das muss man ganz deutlich sagen: Das Buch ist ganz sicher nichts für Zartbesaitete! Immer und immer wieder geschehen Dinge, die einfach zur Vorstellung jener Zeit passen und teils an Brutalität nicht zu überbieten sind. Ein Menschenleben hatte damals ziemlich offensichtlich noch einen anderen Stellenwert, als das heute der Fall ist (um es mal vorsichtig auszudrücken). Außerdem nimmt der Autor auch kein Blatt vor den Mund und legt seinen Figuren manches "böse" und unanständige Wort in den Mund.


Die Tathintergründe hatte ich so nicht erwartet, aber sie waren nachvollziehbar und stimmig. Besonders gefiel mir, dass die scheinbar losen Fäden zum Ende hin alle miteinander gekonnt verbunden wurden. Zum Verständnis benötigt man nicht zwingend Kenntnisse über die schwedische Geschichte.

Weil ich manches in Mittelteil ein klein wenig zu langatmig fand, weil die Ermittlungen ziemlich in den Hintergrund rückten und der Einstieg nicht ganz so einfach für mich war, vergebe ich „nur“ vier Sterne, obwohl ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen wollte und echt angetan war.