Wichtiges Thema dystopisch erzählt
Unsre verschwundenen HerzenBird ist 12 Jahre alt und er lebt mit seinem Vater allein auf dem Campus. Seine Mutter hatte die Familie drei Jahre zuvor verlassen. Über sie wird nicht gesprochen, doch plötzlich erreicht Bird, der nun ...
Bird ist 12 Jahre alt und er lebt mit seinem Vater allein auf dem Campus. Seine Mutter hatte die Familie drei Jahre zuvor verlassen. Über sie wird nicht gesprochen, doch plötzlich erreicht Bird, der nun Noah genannt wird, ein Brief mit Katzen ohne Ende und das weckt seine Erinnerung an eine Erzählung. Nun will er sich auf die Suche nach seiner Mutter machen.
Gewöhnlich lese ich keine dystopischen Bücher, greife ich doch mal zu einem, dann muss es mich thematisch wirklich interessieren. Das war hier ganz klar der Fall. Rassismus ist einfach ein wichtiges Thema und ich finde ihn gut dargestellt. Nach einer Wirtschaftskrise ungekannten Ausmaßes, wird China als Ursache für alles Übel ausgemacht. Mit dem neuen PACT-Gesetz soll nun alles besser werden, „America first“ in Reinkultur…Hier wird unter dem Deckmäntelchen des Schutzes und der Sicherheit auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein proamerikanischer Kurs gefahren, der alles Unamerikanische und besonders alles Asiatische verbietet. Das führt zu Diskriminierung, Verleugnung der eigenen Persönlichkeit, Zwangsadoptionen und vielem mehr. Das Dramatische: Hier handelt es sich um eine dystopische Erzählung – doch sie mutet sehr realistisch an…vielleicht nicht in diesen Dimensionen (bisher!), aber das ist eben keine reine Phantasie.
Sprachlich ist das Buch nicht abgehoben sieht man von dem einen oder anderen poetischen Element ab. Gerade zu Beginn, als weder die Krise noch die Hintergründe für das Verschwinden der Mutter klar sind und nur das triste Leben von Bird und seinem Vater geschildert wird, konnte ich mich für das kaum erwärmen. Mir war es einfach ein wenig zu deprimierend, zu beklemmend. Die gesellschaftlichen Bedingungen waren mir einfach zu heftig. In so einer Welt, in der Überwachung und Unterdrückung allgegenwärtig sind, möchte man einfach nicht leben, auch nicht, wenn man rein optisch den Maßstäben entspricht. Nachdem ich ein anderes Buch gelesen hatte, konnte ich mich jedoch auf die Geschichte einlassen. Ab dem zweiten Teil hatte mich das Buch dann auch. Heißt konkret: Ab da hatte ich das Buch fast in einem Rutsch gelesen. Die Situationen sind unerhört, die Hintergründe und Ursachen werden deutlich. Irgendwie habe ich aber leider nie auf emotionaler Ebene zu Bird oder einem anderen Protagonisten gefunden, das Ende kam zu prompt.
Unter dem Strich hat mich das Buch doch weitgehend überzeugt und es wirkt bestimmt noch lange nach, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man den richtigen Moment für das Buch erwischen muss oder allgemein Fan dystopischer Bücher zu sein.