Empfehle ich auch Lesern außerhalb des "Wirkungsbereiches" des Schinderhannes!
Die RäuberbrautJuliana Blasius, war eine Musikertochter, deren Familie alles andere als ein gutes Auskommen hatte. Juliana und ihre Schwester wollen nur noch weg von der Armut und der prekären Lage in der Familie. Um ...
Juliana Blasius, war eine Musikertochter, deren Familie alles andere als ein gutes Auskommen hatte. Juliana und ihre Schwester wollen nur noch weg von der Armut und der prekären Lage in der Familie. Um 1800 lernte sie Johannes Bückler, den Räuberhauptmann Schinderhannes kennen und wenig später lieben. Was die junge Frau an der Seite dieses Mannes erlebt hat, ist in diesem Buch spannend und unterhaltsam verarbeitet.
Als Kind berichteten mir immer meine Großeltern von den (Schand-)taten des sagenumwogenen Schinderhannes, hat er doch auch in meiner Heimat sein Unwesen getrieben. Wäre ich als Kind große Begeisterung hegte, legte sich das immer mehr. War er ein Antisemit oder eine Art Robin Hood? Nach der interessanten Lektüre bin ich zur Überzeugung gelangt, dass weder das eine, noch das andere zutrifft.
Ich empfand das Buch als sehr gut recherchiert und absolut verständlich, jedoch an mancher Stelle fast schon etwas zu ausführlich und detailverliebt. Da drohte das Buch etwas langatmig zu werden. Gerade dieses wer genau, wie und mit wem, was verbrochen hatte, konnte auch mal etwas langweilen, aber die Autorin schaffte es trotzdem immer wieder mich zu begeistern, sodass ich das Buch kaum aus den Händen legen wollte. Objektiv betrachtet war es auch interessant zu erfahren, wie die Netzwerke funktionierten, jedoch war es mir manchmal zu viel des Guten. Hingegen fand ich es perfekt gelungen, wie die Zeit beschrieben wurden. Gut fand ich auch das Glossar, wenn ich selbst auch keine der Begriffserklärung benötigte.
Insgesamt hatte mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen, allerdings hatte ich erwartet, dass Juliana mehr im Fokus stehe, doch das war nicht ganz der Fall. Der Schinderhannes war definitiv die Hauptperson, wenn auch durch Julianas Augen auf die Geschehnisse gesehen wird. Mich persönlich hat das nicht im Geringsten gestört, da ich so manche Geschichte in der Kindheit vom Schinderhannes, aber nur ganz wenig von seinem Julchen gehört habe, und er mir daher „näher“ war. Ganz besonders, weil ein Überfall im Buch genau da stattfand, wo ich häufiger vom Überfall auf Juden berichtet bekam. So hatte ich nochmal eine ganz andere „Verbindung“ zum Gelesenen und ich werde das Buch auch nicht so schnell vergessen, denn fast täglich komme ich an besagter Stelle vorbei.
Trotzdem konnte man die widerstreitenden Gedanken Julianas verstehen, nachvollziehen und sie stimmten mich nachdenklich. Hätte sie sich von ihm nicht verführen lassen dürfen? Wie viel Schuld trägt sie? Hätte sie was gegen manche Tat unternehmen können und müssen?
Fazit: Ein historischer Roman, den ich nicht nur Lesern im „Wirkungsbereich“ des Schinderhannes empfehle!