Für mich leider kein Thriller
DIE WAHRHEITSarahs Mann ist vor sieben Jahren auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos verschwunden. Seitdem lebt sie mit ihrem gemeinsamen Sohn allein in Hamburg und lebt ihr Leben recht unauffällig. Die beiden ...
Sarahs Mann ist vor sieben Jahren auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos verschwunden. Seitdem lebt sie mit ihrem gemeinsamen Sohn allein in Hamburg und lebt ihr Leben recht unauffällig. Die beiden haben sich mit der Situation so gut es geht arrangiert, doch dann kommt unverhofft ein Anruf von einem Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. Ihr Mann Philipp sei gefunden worden. Sarah wartet mit ihrem Sohn am Flughafen auf Philipp, aber es kommt ein Fremder. Einer, der ihrem Mann ähnlich sieht, seine Umgebung überzeugt Philipp zu sein, aber nicht Philipp ist. Was will der Fremde? Wie kann Sarah sich und ihren Sohn vor dem Fremden schützen und was ist mit ihrem Mann wirklich geschehen?
Von einem Thriller erwarte ich Spannung, möglichst vom Anfang bis zum Ende. Spannend war es auch – aber nur irgendwie und vor allem nicht durchgängig. Gerade der Beginn war doch sehr zäh und das Auftauchen des Fremden dauerte extrem lang. Es ist interessant zu verfolgen, was hinter dem Fremden steckt, wie sich Sarah entwickelt, ihr Umgang mit der neuen Situation, was DIE Wahrheit genau ist und auch die Frage, was nun wirklich mit Philipp geschehen ist. Geschickt führt die Autorin in das Leben, in die Vergangenheit, vor allem aber in die Gegenwart der Protagonistin Sarah ein. Sie wirkt auf mich zwar etwas seltsam, aber das ist wohl der schwierigen Situation und der Unsicherheit geschuldet. Sarah scheint eine rechtschaffene Frau und eine gute Mutter zu sein, aber ist das wirklich so? Immer wieder lässt die Autorin durch Rückblicke etc. Zweifel aufkommen. Diese Zweifel sorgten auch dafür, dass ich die Haupterzählerin immer suspekter empfand.
Die Perspektive des Fremden gefiel mir sehr gut; die fand ich auch wirklich immer spannend. Ich las das Buch recht schnell, denn ich konnte es nicht erwarten, dass endlich was passiert und es geschieht auch manches, aber unter einem Thriller verstehe ich doch was anderes. Auch wenn es mir nicht richtig zusagte, ist das Geschehen gut durchdacht und in sich schlüssig. Letztlich bin ich sehr zwiegespalten und habe überlegt, ob meine Erwartungen vielleicht zu hoch waren?! Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass dies nicht der Grund ist. Es gab für mich einfach zu viele langatmige Passagen und zu viele nicht nachvollziehbare Handlungen.
Der Schreibstil, der sicher Geschmackssache ist (Stichwort - Wiederholungen), hat mich wieder weitgehend überzeugt. Ihre Schreibe ist flüssig und mit z.B. kurzen Sätzen auch relativ individuell, sodass auch der Vielleser nicht ständig das Gefühl hat diesen und jenen Satz schon einmal genauso in einem anderen (!) Buch gelesen zu haben. Die Ich-Perspektive bei beiden Erzählern fand ich gut gewählt.
Die Auflösung war recht überraschend, aber gefiel mir nicht und nach dem Beenden des Buches fragte ich mich: War das wirklich alles? Was ich mich jedoch nicht einmal fragte, war, wie das Geschehen weiterlaufen könnte, obwohl sich die Frage eigentlich stellen könnte. Es war und ist mir schlicht egal.
Während mich „Die Falle“ wirklich komplett überzeugte, hat es „Die Wahrheit“, um ehrlich zu sein, leider nicht geschafft.