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Veröffentlicht am 15.09.2016

Hier ist nicht alles Banane

Hier ist alles Banane
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Erich Honecker starb am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile – ließen er und Margot die Menschen denken. Stattdessen ließ es sich Honecker in Chile gut gehen, naja zumindest lebte er und schrieb Tagebücher, ...

Erich Honecker starb am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile – ließen er und Margot die Menschen denken. Stattdessen ließ es sich Honecker in Chile gut gehen, naja zumindest lebte er und schrieb Tagebücher, die nun tiefe Einblicke ermöglichen.
Hier ist alles Banane – nein nicht ganz, aber doch einiges. An mancher Stelle ist das Buch wirklich unterhaltsam und trieft vor Sarkasmus und Ironie, was über einen gewissen Zeitraum und je nach Thema wirklich witzig ist. Während die Episoden aus seinem Privatleben fast durchgängig unterhaltsam sind, und vor allem die technologischen Errungenschaften lustige Hürden darstellten, war für mich die Haltung zum weltpolitischen, zeitgeschichtlichen Geschehen nicht immer witzig.
Die Idee des Sensationsfundes dieser Tagebücher gefiel mir ausgesprochen gut, daher hatte ich überhaupt nur zu diesem Buch gegriffen, aber unter dem Strich hatte ich doch mehr Unterhaltung erwartet, bzw. teilte ich den Humor an mancher Stelle nicht. Besonders zu nennen sind hier der Tod von Lady Di oder der Umgang mit den Anschlägen auf das World-Trade-Center. Verstanden hatte ich den „Witz“, aber ich fand es einfach daneben. Ähnliches fand ich immer wieder und daher hatte ich schon manches Mal ein schlechtes Gefühl, wenn ich ein entsprechendes Datum entdeckte. Weiteres Problem: Das Ganze läuft sich recht schnell tot. Spannung oder einen Lesefluss gibt es kaum/nicht, sodass ich nach der Hälfte des Buches keine echte Lust mehr auf den Rest hatte und nur noch einzelne Seiten/Einträge am Stück gelesen habe. Ich war einfach gesättigt, sodass der Spruch „Weniger ist mehr“ hier bestimmt zu einer etwas besseren Wertung des Buches geführt hätte.
Trotzdem fand ich das Weltbild von Erich und auch von Margot gut dargestellt…Da musste ich häufiger mal (auch unfreiwillig) laut lachen. Positiv bewerten muss man auch, dass die Sprache absolut gelungen ist. Begrifflichkeiten der DDR wurden wie erwartet ausgiebig genutzt (antikapitalistischer Schutzwall etc.) und auch die wichtigsten technologischen, politischen und zeitgeschichtlichen Aspekte der Jahre 1994-2015 wurden thematisiert – nur halt aus einem „besonderen“ Blickwinkel.
Lesen lässt sich das Buch recht schnell, durch die meist recht knappen Tagebucheinträge und zum Verständnis reichen Grundkenntnissen zur DDR. Unter dem Strich bin ich nach der Lektüre recht unschlüssig, was Empfehlungen angeht und an wen ich diese richten sollte…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weitgehend spannend

Die Betrogene
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Kate Linvilles Vater und ehemaliger Polizist wurde brutal ermordet. Kate ist selbst Polizistin, wenn auch scheinbar wenig erfolgreich und vor allem ohne Selbstvertrauen. Nach dem Tod ihres Vaters verliert ...

Kate Linvilles Vater und ehemaliger Polizist wurde brutal ermordet. Kate ist selbst Polizistin, wenn auch scheinbar wenig erfolgreich und vor allem ohne Selbstvertrauen. Nach dem Tod ihres Vaters verliert sie auch den letzten Halt. Sie kehrt in ihr Elternhaus zurück und recherchiert auch selbst… Parallel lernen wir die Familie Crane kennen. Der Familienvater steht kurz vor dem Burnout und er beschließt mit seiner Frau und dem Adoptivsohn ohne Kontakt zur Außenwelt eine Auszeit zu nehmen. Dieser Plan droht zu scheitern.

Das Buch beginnt schon spannend und dramatisch und genauso geht es auch nach einem Zeitsprung weiter. Direkt ist man in der Geschichte drin und möchte erfahren, was da noch kommen wird und das ist einiges…Toll sind einige überraschende Wendungen, das Erzählen der Geschichte aus den verschiedensten Perspektiven und das Link es wirklich geschafft hat mich lange an der Nase herumzuführen. Die Charaktere sind extrem ausgearbeitet (s.u.) und nicht aalglatt, die Ermittlungen spannend und die beiden parallel verlaufenden Geschichten sind gekonnt verbunden worden. Besonders die Geschichte um die Familie Crane überzeugte mich, denn sie weckte Emotionen, war spannend und einfach nur interessant. Der andere Strang war solide, fiel aber ein wenig dahinter zurück. Fast nur positive Aspekte, die nach 5 Sternen klingen, aber es gab auch etliche der 640 Seiten, die mich schlicht langweilten.

Negativ aufgefallen ist mir die detaillierte Ausarbeitung einzelner Aspekte der Charaktere, die mich wirklich teils nervten, teils anödete. Die geschilderten Probleme an sich sind nicht das Problem, sondern das ständige im Kreise drehen, immer wieder reitet die Autorin auf Unzulänglichkeiten rum, wo es nicht mehr nötig wäre. Dafür fielen die anderen Aspekte der Geschichte umso besser aus, sodass man wusste, es lohnt sich durch so eine langweilige Phase durchzulesen. Weiterhin störte mich die Auflösung eines der beiden Handlungsstränge, weil es für meinen Geschmack einfach zu wenig raffiniert war für den Verlauf der Geschichte.

Unter dem Strich bin ich aber zufrieden, wenn auch nicht hellauf begeistert von meinem ersten Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überzeugende Geschmackserlebnisse!

sweet & salty
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Frühstück für den ganzen Tag, rund um die Uhr, das noch in Kombination „sweet and salty“, klingt sehr spannend und auch ein wenig exotisch und genau das ist es auch. Die Befürchtungen, dass die Zutaten ...

Frühstück für den ganzen Tag, rund um die Uhr, das noch in Kombination „sweet and salty“, klingt sehr spannend und auch ein wenig exotisch und genau das ist es auch. Die Befürchtungen, dass die Zutaten entsprechend exotisch und teuer sind, sind bis auf wenige Ausnahmen unbegründet (was ich sehr positiv werte, da man das immer wieder auch anders erleben „darf“) und die Rezepte sind wirklich für den ganzen Tag. Die Rezepte von Smoothies, über Waffen und Canpakes bis hin zu Toast und Omeletts uvm. reicht die präsentierte Bandbreite. Toll finde ich, dass bei jedem Rezept auf den ersten Blick erkennbar ist, ob das Produkt vegan und/oder laktosefrei ist. Und wenn es einmal ein Rezept nicht ist, fällt den entsprechenden Personen bestimmt eine neue Variante ein.

Zu Beginn werden die wichtigsten Fakten zu Zucker und Salz, sowie die Grundlagenrezepte (zu Waffeln, Pancakes) dargestellt, sodass auch absolute Laien mit dem Buch etwas anfangen können. Die Rezepte sind auch wie versprochen nicht allzu aufwändig, sodass Küchenprofis manches wirklich auch noch recht verschlafen leicht hinbekommen und mit einem Geschmackserlebnis belohnt werden.
Durch die Rezepte wird die Abenteuerlust weckt, sodass man vielleicht an den schon speziellen Rezepten weitere Modifikationen – je nach Geschmack – vornimmt. Wobei „speziell“ hier definitiv zutrifft und wortwörtlich Geschmackssache ist. Wer schon Toast Hawaii komisch findet, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden, wer es jedoch liebt, wird weitere interessante Geschmackserlebnisse machen können.

Optisch ist das Buch schon ein echtes Highlight und zwar vom Cover bis zum Ende. Die Gerichte sind mit tollen Bildern extrem gut in Szene gesetzt und wecken direkt Lust auch das eigene Können auszutesten. Auch die verschiedenen Schriftarten sind schön und machen das Buch „locker“.

Ich persönlich habe bisher fast alle gekochten Kombinationen als lecker empfunden, besonders zu nennen sind hier die Pancakes und Crêpes, die einfach genial sind. Mein bisheriges Highlight unter den Brotaufstrichen ist der Chiaaufstrich mit Erdbeeren und Feta. Ich liebe nun mal Erdbeeren mit Käse (ähnlich wie die Autorin habe ich sonst mein schnelles süß-salzig Geschmackserlebnis mit Erdbeermarmelade und Käse erlebt, jedoch ohne dies weiter auszuführen – bisher). Doch manches werde ich vielleicht auch nie versuchen, weil ich es mir nicht vorstellen kann, oder ich werde modifizieren und vielleicht einfach das Süße oder das Salzige weglassen ;) Wobei der Good Morning Smoothie mit Kaki und Tomate in meinen Ohren auch nicht so ganz ansprechend klang, mich aber sofort überzeugen konnte.

Wer Abwechslung und recht schnelle, leckere und außergewöhnliche Rezepte sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. So macht Kochen Spaß – auch einem Anfänger, der dann aber eventuell für das eine oder andere Rezept etwas länger brauchen wird, als angegeben, aber man fuchst sich dank der guten step-by-step Beschreibung sicher auch mal Küchenneuling schnell rein. Wer lieber klassisch und traditionell isst, wird es wahrscheinlich schon auf den ersten Blick als unpassend empfinden!?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Themen toll verpackt

Das Joshua-Profil
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Max Rhode hatte einen großen Erfolg mit „Die Blutschule“, an den der Pflegevater mit kriselnder Ehe nicht mehr anknüpfen konnte. Während er sich um Streiche seiner Tochter kümmern muss, erreicht ihn der ...

Max Rhode hatte einen großen Erfolg mit „Die Blutschule“, an den der Pflegevater mit kriselnder Ehe nicht mehr anknüpfen konnte. Während er sich um Streiche seiner Tochter kümmern muss, erreicht ihn der Anruf eines Unbekannten, der im Sterben liegt. Dieser Unbekannte warnt Max vor Joshua und schärft ihm ein nicht straffällig zu werden. Max kann sich keinen Reim darauf machen, doch die Jagd beginnt früher, als er dachte. Wer zieht die Strippen? Ist Max eine Marionette und wer ist überhaupt dieser Joshua? Was wird aus seiner Tochter?

Das Kennenlernen von Max und Jola war schon recht kurzweilig und verhältnismäßig schnell überschlagen sich die Ereignisse, die für den Leser viele Fragen aufwerfen. Ich hatte nicht den leisesten Schimmer was hier gespielt wird, also musste ich dringend weiterlesen.

Der flotte Schreibstil, überragende Wendungen, sowie die kurzen Kapitel ließen mich nur so durch das Buch fliegen und ich konnte es kaum mehr aus den Händen legen, auch wenn es zwischendurch mal sehr extrem zuging und manches auch etwas konstruiert wirkte. Es störte mich auch nicht wirklich, dass die erst 10-Jährige Jola so „cool“ reagierte, wenn ich mir auch gewünscht hätte, dass sie schon im mittleren Teenageralter gewesen wäre, weil es dann zumindest etwas realistischer gewesen wäre, allerdings wachsen manche in Gefahrensituationen über sich hinaus… Bis auf ihre Alter, fand ich ausnahmslos alle Charaktere stimmig und interessant. Besonders nah ist dem Leser natürlich Protagonist Max, aber auch andere Personen, die man nicht mögen möchte, wachsen ans Leserherz. Toll fand ich auch, dass durch Max Einblicke in das Leben eines Autors gewehrt werden, oder wie schwierig die Situation mit einer Pflegschaft sein kann.

Das Buch thematisiert gleich mehrere brandaktuelle und spannende Themen, die zum Nachdenken anregen und das Nachwort war schlicht grandios! Es fasst die wichtigsten Punkte des Buches nochmal auf und wendet sie auf die deutsche Gesellschaft an. Ist es richtig für Kinderschänder die Todesstrafe zu fordern, oder wie sollte man sich zu „Maschinen“ stellen, die Verbrechen voraussehen können? Sind sie Fluch, Segen, oder beides zugleich? Allein das Buch hatte schon Gedankenanstöße geboten, das Nachwort hat diese in wenigen Seiten nochmal aufgearbeitet, aber ohne erhobenen Zeigefinger, sodass sich quasi jeder selbst mit der Materie auseinandersetzen kann und sollte.

Achtung: Es werden soweit ich das beurteilen kann, wichtige Elemente aus „Die Blutschule“ gespoilert, sodass ich empfehlen würde dieses vorab zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich hatte was ganz anderes erwartet

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens
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Eva Thorvald wird schon mal Säugling von ihrer Mutter verlassen, die sich lieber auf ihre Karriere konzentrieren möchte, doch damit nicht genug. Ihr liebevoller Vater stirbt kurz darauf ganz plötzlich. ...

Eva Thorvald wird schon mal Säugling von ihrer Mutter verlassen, die sich lieber auf ihre Karriere konzentrieren möchte, doch damit nicht genug. Ihr liebevoller Vater stirbt kurz darauf ganz plötzlich. Nun wird sie von ihrer Tante und dem Onkel aufgezogen und entwickelt aller Widrigkeiten zum Trotz einen besonderen Geschmack und entwickelt sich Stück für Stück zu einer der gefragtesten Köchinnen. Der Autor schildert die Geschichten von Wegbegleitern Evas, ohne sie in den Mittelpunkt zu stellen.
Häufig hatte ich nach den Brüchen in der Geschichte, den Zeitsprüngen das Gefühl, dass ich gerne noch erfahren hätte, was nun aus den in diesem Abschnitt handelnden Hauptpersonen geschehen ist. In der Anfangsphase befürchtete ich noch, dass das der Leser nie erfahren wird, aber der Autor hat es geschafft, alle Fäden am Ende doch noch zusammenzuziehen und das ist wirklich gut geglückt. Bei den Episoden steht sie oftmals gar nicht im Vordergrund, trotzdem ist sie auf ihre Art ständig präsent. Dies ist einer der größten Minuspunkte im Buch, denn der Klappentext hatte, zumindest bei mir, völlig andere Erwartungen geweckt. Ich hätte erwartet, dass man Eva in ihrem Business erlebt, wie sie sich entwickelt; stattdessen sind ihre, oft von ihrem weitentfernten, Wegbegleiter Thema. Trotzdem hatten mich auch schon die Geschichten um Personen, die in irgendeiner Weise mit Eva zu tun hatten, recht gut unterhalten. Sie waren teils dramatisch, witzig und manches auch ein wenig romantisch – insgesamt eine gute Mischung, die Evas Leben von ihrer frühsten Kindheit bis zur erfolgreichen Dinnerparty-Veranstalterin, entlang kulinarischer Köstlichkeiten aber nur vage erahnen lässt. Eva wird so als Person nie wirklich greifbar und bleibt dem Leser bis zum Schluss verhältnismäßig fremd. Da ich mich von meiner Erwartungshaltung verabschieden konnte, kann ich das Ganze dann doch noch recht positiv bewerten. Der vom Autor gewählte Kniff Evas Geschichte zu erzählen ist sicher sehr gewagt und wird sicher auch den einen oder anderen Leser unzufrieden machen… Ein weiterer Makel ist, dass ich mir von den Rezepten deutlich mehr versprochen hatte. Ich werde davon keines nachmachen.
Das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen, ab und an rutscht der Stil etwas ins Vulgäre ab, jedoch nur, wenn es inhaltlich passend ist, sodass dies für mich in Ordnung war.
Insgesamt unterhielt mich das Buch, aber begeistert hat es mich nach dem ersten Kapitel nicht mehr.