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Veröffentlicht am 15.09.2016

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Bevor die Welt erwacht
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Ein 11-jähriger Pfadfinder übernahm einen Freiwilligendienst. Er besuchte die 104 Jahre alte Ona, kümmerte sich um die Vögel im Garten und brachte neuen Schwung in das Leben der alten Dame. Die beiden ...

Ein 11-jähriger Pfadfinder übernahm einen Freiwilligendienst. Er besuchte die 104 Jahre alte Ona, kümmerte sich um die Vögel im Garten und brachte neuen Schwung in das Leben der alten Dame. Die beiden entwickelten eine außergewöhnliche Freundschaft, doch dann stirbt der Junge völlig unerwartet. Sein Vater, der ihn wirklich für ihn da war, führt seinen Dienst fort und auch er freundet sich mit der außergewöhnlichen Dame an…

Ja, die Geschichte ist emotional, aber trotzdem konnte sie mich nie packen. Dies mag an den Protagonisten liegen, die mir über weite Strecken fremd blieben und ich fand es teilweise einfach etwas sehr, sehr langatmig. Besonders störte mich, dass man über den Jungen fast nichts erfährt. Das passt zwar irgendwie zur Geschichte, denn er war offenbar für fast jeden ein Rätsel, oder zumindest für seinen Vater, trotzdem hätte ich als Leser gerne mehr von ihm erfahren, oder ihm zumindest gerne einen Namen gegeben, denn nicht mal diesen erfährt man, dabei war er das Bindeglied war, welches alle Charaktere miteinander verband.

Manches Mal überlegte ich ein anderes Buch einzuschieben, aber ich weiß nicht, ob ich dann nochmal weitergelesen hätte, zumindest in der ersten Hälfte war ich so gar nicht angetan und musste mich fast schon zwingen weiterzulesen. Und das ich mich gezwungen habe, war letztlich gut, denn es ist trotz aller Kritik ein schönes, unvorhersehbares Buch über Freundschaft, Verlust und Ängste. Toll fand ich auch, dass es zeigt, dass man, ganz gleich wie verfahren eine Situation erscheint, oder wie alt man auch ist, immer noch etwas erreichen kann, wenn man nur nicht aufgibt.

Der Schreibstil war interessant mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, zeitlichen Sprüngen und Ebenen. Besonders gefielen mir die Einschübe aus den Rekordbüchern, sowie die Tonbandaufzeichnungen (auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen musste, dass der Junge dort gar nicht zu hören ist, also die Fragen quasi fehlen), welche das Leben der 104 Jahre alten Ona Revue passieren ließen. Da hätte ich auch gerne noch mehr erfahren, während die Musikerszenen gerne etwas weniger ausschweifend hätten sein dürfen. Positiv ist, dass die Sprache oft fast schon poetisch war und ich nie wirklich wusste, worauf das Buch hinausläuft…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Runde Sache im Eckigen!

Britt-Marie war hier
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Eine 63-Jährige mit extremem Putzfimmel sucht nach ca. 40 Jahren des reinen Hausfrauentums einen Job. Schon die nette Dame vom Arbeitsamt bekommt die volle Breitseite von der selbstverständlich völlig ...

Eine 63-Jährige mit extremem Putzfimmel sucht nach ca. 40 Jahren des reinen Hausfrauentums einen Job. Schon die nette Dame vom Arbeitsamt bekommt die volle Breitseite von der selbstverständlich völlig vorurteilsfreien und liberalen Britt-Marie ab. Trotzdem findet die Frau einen Job für sie, in der, von der Wirtschaftskrise quasi zugrunde gerichteten Gemeinde Borg. Dort rückt sie mit Unmengen Natron und ihren speziellen Wertvorstellungen an - die erste Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten und es werden noch weitere folgen. Doch Britt-Marie wäre nicht sie selbst, würde sie nicht auch für positive Überraschungen sorgen.
Der Beginn war mir etwas zu zäh und das Gewöhnen an die Protagonistin fiel mir nicht gerade leicht. Ihr Putz- und Ordungsfimmel ist extrem ausgeprägt (beginnend bei einer täglichen Reinigung der Matratze mit Natron, bis zu einer „richtig“ sortieren Besteckschublade, die ALLES über den Charakter aussagt…)und sie scheint über Jahrzehnte nur für ihren Mann gelebt zu haben, ohne eigene Wünsche und Perspektiven, bis ihr keine andere Möglichkeit mehr bleibt. Nach einer gewissen Zeit hatte ich mich jedoch an die Marotten gewöhnt, anderes tat in den Fokus und dank ihrer Weiterentwicklung wurden ihre Vorstellungen von einem ordentlichen Leben, ihre Vorurteile und speziellen Verhaltensweisen eher amüsant, als anstrengend. Sie ist zwar noch immer seltsam und anstrengend, aber wird von Seite zu Seite liebenswürdiger. Die gebeutelte Gemeinde Borg, sowie ihre Bewohner haben mir von Beginn an sehr gut gefallen. Die Gemeinde hat ihre besten Tage schon hinter sich, doch die Bewohner halten sich – trotz Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit- mit ihrer Leidenschaft für Fußball, sowie einen gewissen Zusammenhalt wacker. So richtig kommen die Einwohner aber erst durch Britt-Marie in Wallung…Die Nebencharaktere wurden sehr schön herausgearbeitet und haben eine runde Sache aus dem Buch gemacht.
Die Geschichte als solche steigerte sich beständig und lieferte den Witz, die Emotionalität und das Drama, welches ich vorab erwartet hatte. Man erfährt, wie Britt-Marie zu der wurde, die sie war, während man ihre Weiterentwicklung verfolgen kann. Es kommen auch weitere spannende Elemente, sowie sehr traurige hinzu, aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz… Mir persönlich kam sehr zupass, dass Fußball mit all seinen Facetten ein wichtiges Element des Buches darstellte. Der Autor hat eine gute Mischung geschaffen, die mich überzeugte.
Das Ende hat mich nachdenklich zurückgelassen, denn es lässt einigen Spielraum. Letztlich gefällt es mir aber sehr und ich weiß, wo „meine“ Britt-Marie war und wo sie nun ist (natürlich noch immer mit einer großen Portion Natron)

Fazit:Runde Sache im Eckigen (Format=Buchg)!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rundum gelungen!

So wie die Hoffnung lebt
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Jonah kennt seinen Vater nicht und bei einem Hausbrand sterben seine Mutter und seine Oma. Nun muss er in ein Kinderheim. Dort trifft er auf andere Waisen, darunter auch auf den offenherzigen, sehr umgänglichen ...

Jonah kennt seinen Vater nicht und bei einem Hausbrand sterben seine Mutter und seine Oma. Nun muss er in ein Kinderheim. Dort trifft er auf andere Waisen, darunter auch auf den offenherzigen, sehr umgänglichen Milow, sowie die stumme Katie. Katie hat etwas Geheimnisvolles an sich, sodass der intelligente und feinfühlige Jonah sich um sie kümmert. Mit der Zeit entsteht eine zarte, unschuldige Liebe – doch der nächste Schicksalsschlag lässt nicht lange auf sich warten… Doch Jonah gibt die Hoffnung nie auf!

Erwartet hatte ich eine rührende Liebesgeschichte und die gab es auch, doch das Buch bot noch viel mehr, denn auch kriminelle Machenschaften sind beispielsweise Thema. Hier möchte ich nicht ins Detail gehen, um Lesern nicht die Freude zu nehmen, aber noch eines – auch diese Aspekte sind toll beschrieben und vor allem logisch. Die Autorin kann nicht nur Liebesgeschichten, sondern authentisch auch andere Aspekte ins Buch einfließen lassen. Diese sind ebenso tiefgründig und spannend geschildert, wie die restliche Geschichte. Die bildhaft geschriebene Geschichte zog mich so in ihren Bann, dass ich das Buch über das Wochenende einfach verschlingen musste. Wird es ein gutes Ende nehmen? Hat der Kampf der beiden einen Sinn und sie eine Chance auf ein glückliches Leben, oder wartet an der nächsten Ecke der nächste harte Schicksalsschlag? Fragen, die es einfach unmöglich machten das Buch einfach zur Seite zu legen. Besonders rührend empfand ich die Szenen aus der Vergangenheit, der gemeinsamen Kindheit/Jugend der Protagonisten, die den Grundstein für den weiteren Verlauf der Geschichte legt. Es war einfach rührend zu lesen, wie ein tiefes Vertrauensverhältnis aufgebaut wird.

Die Charaktere sind extrem gut ausgearbeitet, besonders natürlich Katie und Jonah, aus deren Perspektiven das Buch erzählt wird und der Leser so in ihre Gedankenwelt schlüpfen kann. Doch auch andere Personen, wie Milow, der einen großen Anteil hatte, sowie Hope, die Katie in einsamen Phasen stützte und sie ohne Worte verstand, sind toll gelungen. Doch auch kleinere Nebencharaktere sind nicht nur kurz erwähnt, sondern gekonnt skizziert worden. Mir gefielen die Kunstszenen auch sehr gut, denn sie bilden nicht nur einen netten Nebenstrang, sondern sind für die Geschichte sehr wichtig.

Katie und Jonah haben früh tiefe Narben im wörtlichen und übertragenden Sinne zugefügt bekommen, doch wird daraus ein schönes Mosaik werden können? Ich kann Lesern des Genres nur empfehlen die tragische, emotionale und spannende Geschichte zu lesen und vergebe gerne 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Witz und Info gekonnt verknüpft

Gestatten, mein Name ist Wilma Bumsen, Gynäkologin aus Fucking
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Ein Buch über witzige Namen und Hintergründe. Klingt an sich nicht uninteressant, aber doch echt eindimensional – die Autoren überraschten mich so schon auf den ersten Seiten, denn sie haben nicht nur ...

Ein Buch über witzige Namen und Hintergründe. Klingt an sich nicht uninteressant, aber doch echt eindimensional – die Autoren überraschten mich so schon auf den ersten Seiten, denn sie haben nicht nur witzige Namen / Konstellationen zum Besten gegeben, sondern auch Hintergründe zu Namen, sowohl rechtliche Aspekte betreffend, aber auch verschiedene Kulturen und vieles mehr.

Das Buch ist über weite Strecken sehr unterhaltsam und witzig. Seien es seltsame Namen, die beispielsweise im Kontext des Berufs oder Wohnorts besonders werden, oder auch allgemein „spezielle“ Namen und Wohnorte ;)

Doch das Buch bietet überraschend auch andere Aspekte, die echt informativ sind, auch wenn es sich in der Regel eher um lustige Anekdoten und Hintergrundwissen handelt, welches nicht weltbewegend ist, aber Wissen schadet bekanntlich nie. Die Erklärungen sind leicht verständlich, sowie unterhaltsam dargestellt und nicht so ausufernd, sodass auch Themen aus einem, für den Leser, vielleicht nicht ganz so spannenden Bereich, schnell zu lesen sind und trotzdem noch das eine oder andere Lächeln erzeugen.

Zwei Empfehlungen: Man sollte es wohl nicht auf einen Sitz lesen, da sich dann eventuell doch eine gewisse Langeweile breitmachen könnte, auch wenn durch die verschiedenen Themen, die teils auch mit Bildern dargestellt werden, Abwechslung herrscht. In kleinen Häppchen genossen, macht Wilma Bumsen aber bestimmt noch mehr Spaß.

Fast noch wichtiger: Manche Namen, die die Kapitel einleiten muss man laut aussprechen, um ihren Witz zu erkennen, also Achtung beim Lesen in der Öffentlichkeit ;)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Liebe mit Verfallsdatum!?

Wir sehen uns am Meer
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Die Israelin Liat lernt während eines Aufenthalts in New York zufällig den Palästinenser Chilmi kennen und lieben. Doch ihre Liebe ist unmöglich. Liat wird wieder nach Tel Aviv, zu ihrer Familie, ihren ...

Die Israelin Liat lernt während eines Aufenthalts in New York zufällig den Palästinenser Chilmi kennen und lieben. Doch ihre Liebe ist unmöglich. Liat wird wieder nach Tel Aviv, zu ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem "normalen" Leben gehen (müssen) und in Israel haben die Jüdin und der Araber keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft. Ihre Liebe hat ein Verfallsdatum, wie ein Karton Cornflakes, doch gibt es vielleicht doch eine Chance für die beiden? Oder kann man Liebe einfach nach Belieben "ausschalten", weil kulturelle und politische Zwänge ihre Wirkung entfalten?

Die Geschichte beginnt sehr spannend und ziemlich überraschend. Mit einem Schrecken kommt unsere Protagonistin davon, doch dann spielt der Zufall ihr den jungen Chilmi zu. Sofort können die beiden nicht mehr voneinander lassen, obwohl sie wissen, dass eine Beziehung keine Zukunft hat. Sie lieben sich innig, trotz unterschiedlicher Auffassungen des Konflikts in ihrer Heimat. Liat, die Erzählerin, schloss ich direkt in mein Herz, auch wenn ich zwischendurch immer wieder bei ihren Argumenten pro Israel den Kopf schütteln musste oder ihren Umgang mit ihrem Freund fragwürdig fand. Jedoch zeigte sich schnell, dass diese "Aussetzer" auf Unsicherheit und innere Zerrissenheit fußten, die Liat nicht ablegen konnte, so sehr sie sich auch bemühte. Chilmi hingegen, obwohl er aus meiner Sicht die besseren Argumente in Hinblick auf den politischen Konflikt hatte und deutlich liberaler eingestellt war, blieb mir über weite Strecken verhältnismäßig fremd. Verständnis für seine Reaktionen hatte ich durchaus, aber keinen richtigen Zugang. Keine Ahnung, ob es vielleicht daran liegen könnte, dass beide im Schatten ihrer jeweiligen Kultur stehen und für diese gegeneinander ankämpfen bei aller Liebe?! Die meiste Zeit fieberte ich mit den beiden mit, hoffte auf eine Art positives Ende und trotzdem, vor allem gegen Ende, könnte mich die Geschichte nicht mehr so ganz packen. Das Paar hat seine Konflikte - klar in der Situation, aber zwischendurch war es doch etwas zu viel Alltag, der da bis ins letzte Detail beschrieben wurde und mich etwas langweilte. Zu nennen ist hier beispielsweise die Veränderung des jungen Künstlers, die bis ins Detail ausgestaltet wird, jedoch die "Rückverwandlung" keinen Platz findet.

Positiv ist, dass man sehr viel über den Konflikt erfährt, sich die Situation besser vorstellen kann. Es sind Schicksale, wie das beiden ungleichen Liebenden , die durch die Mauern in den Köpfen und vor Ort, wohl häufiger vorkommen, aber verdeckt bleiben. Die Autorin scheint für mehr Toleranz und Akzeptanz zu werben - umso schlimmer, dass das Buch aus der Literaturliste der Oberstufe gestrichen wurde.

Letztlich bin ich nach der Lektüre zerrissen, wie die Protagonisten im Buch. Wer sich für die Thematik interessiert, wird begeistert sein, aber wer sich weniger für den Konflikt interessiert, könnte sich doch recht schnell langweilen. Da ich zur ersten Kategorie gehöre, erhält das Buch von mir 4 Sterne.