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Veröffentlicht am 19.12.2021

In diesen Schreibstil verliebe ich mich jedes Mal aufs Neue

Wie ein leuchtender Stern
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Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Tahereh Mafi zählt schon lange zu meinen Lieblingsautor:innen. Ihre Art Geschichten zu erzählen ist einfach sehr besonders und pur. Jedes Mal, wenn ...

Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Tahereh Mafi zählt schon lange zu meinen Lieblingsautor:innen. Ihre Art Geschichten zu erzählen ist einfach sehr besonders und pur. Jedes Mal, wenn ich eines ihrer Bücher anfange weiß ich bereits im Vorfeld, dass ich mir viele einprägende Zitate herausschreiben werde. Manche Formulierungen von Mafi sind so schön, dass man sich manchmal selbst wünscht, man hätte diesen Satz niedergeschrieben. Auch hier konnte mich ihr Fingerspitzengefühl für das Alphabet erneut begeistern! Ein Beispiel:

"I looked up at the gray sky, watched a bird until I was thinking of birds, thought of birds until I was thinking of flight, thought of flight until I saw a plane, watched the plane until it soared away, left me behind. Changed the subject." (S. 125)

Das Cover: schlicht, aber sehr ausdrucksstark. Abgebildet ist unsere Protagonistin, Shadi, mit ihren stechend grünen Augen. Zusätzlich durchbrechen große, runde Regentropfen das Motiv und verzerren die Schrift leicht. Mich hat es gleich angesprochen.

Die Handlung: zeitlich spielt sich die Geschichte 2003 ab. Die USA haben dem Irak den Krieg erklärt und somit hat sich auch die politische Situation in den Staaten verändert. Islamfeindlichkeit nimmt immer mehr zu und besonders Shadi bekommt Diskriminierungen aufgrund ihres Glaubens beinahe täglich zu spüren. Sie selbst trägt einen Hijab und erlebt dadurch Anfeindungen und schreckliche Beleidigungen. Seither versucht sie nur noch unsichtbar zu bleiben, während ihre Welt langsam zusammenbricht. Ihr Bruder ist tot, ihr Vater liegt im Sterben und ihre beste Freundin wechselt kein Wort mehr mit ihr. Ihre Gefühle versteckt sie in den tiefsten Winkeln, doch irgendwann kann sie diese einfach nicht mehr zurückhalten und möchte etwas ändern...

Dieses Buch ist ziemlich düster und ernst für einen Jugendroman. "A very large expanse of sea" zählt zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, weshalb ich mich bei der Ankündigung von dieser Geschichte so gefreut hatte, dass sie erneut einen realistischen Jugendroman herausbringt. "An emotion of great delight" wird sehr greifbar und gefühlvoll erzählt. Meine Gefühle fuhren beim Lesen Achterbahn und teilweise musste ich das Buch kurz zur Seite legen, weil es an manchen Stellen wirklich sehr emotional war. Doch es gab nicht nur ernste Szenen, sondern Mafi baut geschickt herzerwärmende und lustige Szenen ein, ohne, dass sie zu sehr von der Hauptthematik ablenkten. Auch eine Liebesgeschichte spielt hier eine wichtige Rolle.

Die Charaktere: Shadi ist eine unfassbar starke Protagonistin. Sie steht zu ihrem Glauben und möchte sich nicht länger verstecken. Gleichzeitig droht sie aber ihre angespannte Situation zu Hause zu erdrücken, weshalb sie schon lange ihre Gefühle im Keim erstickt, nach außen eine glückliche Shadi mimt, obwohl alles in ihr schreit. Shadi ist eine nachvollziehbare Protagonistin, auch wenn ich sie teilweise gerne angestupst hätte, um ihr zu sagen, dass sie die Hilfe annehmen soll, die ihr angeboten wird (auch wenn das leichter gesagt ist, als getan). Ali hat konnte mich ebenso überzeugen, er hat ein gutes Herz. Auch wenn die beiden damals nicht im Guten auseinander gegangen sind, so war ihre erneute Annäherung umso berührender.

Mafi hat mich noch nie enttäuscht und auch hier hat sie erneut eine aufwühlende und einprägsame Geschichte kreiert, die mir nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird. Mein einziger Kritikpunkt war jedoch das Ende. Das Buch umfasst knapp 250 Seiten und die Kürze merkt man am Ende doch etwas deutlicher. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen, zu viel wurde angeschnitten, was dann schlussendlich nicht zu Ende geführt wurde. Da hätte ich mir gerne noch mehr Input gewünscht.

Doch insgesamt hat Tahereh Mafi mich erneut für ihre Geschichte begeistern können. Ich freue mich schon auf den Auftakt ihrer neuen Fantasyreihe, die bereits nächstes Jahr erscheinen soll. Von mir gibt es hier 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Gedichte kombiniert mit atemberaubenden Aquarellmalereien

Die verlorenen Zaubersprüche
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Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Durch absoluten Zufall bin ich beim Stöbern auf Pinterest auf dieses wunderschöne Büchlein gestoßen. Ich muss gestehen, dass ich eine absolute Schwäche ...

Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Durch absoluten Zufall bin ich beim Stöbern auf Pinterest auf dieses wunderschöne Büchlein gestoßen. Ich muss gestehen, dass ich eine absolute Schwäche für illustrierte Bücher habe, besonders wenn sie mit Aquarellmalereien versehen sind. Als mir dann das Cover von "The lost spells" entgegenblickte war es um mich geschehen. Dieses Büchlein ist perfekt für einen ruhigen, grauen Nachmittag, bei welchem man es sich am besten mit einer großen Tasse Tee bequem macht.

Das Cover: wie gesagt, das war der größte Kaufgrund bei mir. Die Schleiereule hebt sich wunderbar vom dunklen Nachthimmel ab und ist wahrlich ein Hingucker. Es ist recht schlicht, aber absolut anziehend.

Der Inhalt: hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Gedichten, den sogenannten "lost spells", die immer passend zu einem Tier oder einer Pflanze geschrieben wurden. Zum Leben erweckt werden die lyrischen Texte mit wunderschönen Aquarellmalereien, die manchmal das ganze Bild ausfüllen oder als Dekoration am Rand zu finden sind. Meine liebsten Gedichte waren wohl "red fox" und "woodpecker". Mein liebstes Zitat kann man auch in letzterem finden, in welchem es um den Buntspecht geht:

"Ever thought that maybe I just like to live my life stacato, love to be the forest's castanets [...]"

Die Malereien: haben mir sehr zugesagt. Sie sind sehr realistisch, was ich normalerweise nicht unbedingt mag, da ich die lockeren, etwas wässrigen Aquarellmalereien lieber mag, aber ich konnte mich gut mit den Malereien anfreunden. Besonders die formatfüllenden Bilder haben mir am besten gefallen. Den Wechsel zwischen einzelnen und formatfüllenden Malereien empfand ich sehr gelungen, da so das Buch etwas "atmen" konnte.

Dieses Buch ist ein kleiner Traum, jedoch kann ich hier nicht die volle Bewertung geben, aber das hat einfach mit meinem eigenen Geschmack zu tun. Zum einen finde ich das Format etwas zu klein. Die Aquarellmalereien hätten noch viel eindrucksvoller gewirkt, hätte man ein größeres Format gewählt. Außerdem fand ich die Gewichtung der Tiere etwas unausgewogen. Hierbei wurden ungefähr 80% Gedichte zu Vögeln und 20% Gedichte zu Säugetieren geschrieben. Ich hätte mir da gerne noch mehr Säugetiere gewünscht, zur Abwechslung. Außerdem hätte ich aufgrund des Covers gedacht, dass es mehr Malereien geben würde, die in diesem dunklen, nachtähnlichen Stil gemalt sein würden - Fehlanzeige.

Das sind jedoch nur meine eigenen Gedanken dazu. Dennoch kann ich "The lost spells" nur weiterempfehlen und vergebe 4/5 Sternen für ein verträumtes Büchlein!

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Dieser Geschichte wird mit wunderschönen Worten Leben eingehaucht

Like water in your hands
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„Vielleicht liege ich immer noch irgendwo zwischen den Falten meiner Tagträume vergraben.“ (S.111)

Was für ein Debüt! Eine Atmosphäre, die ich mit einer spärlich beleuchteten Stadt verglich, die von der ...

„Vielleicht liege ich immer noch irgendwo zwischen den Falten meiner Tagträume vergraben.“ (S.111)

Was für ein Debüt! Eine Atmosphäre, die ich mit einer spärlich beleuchteten Stadt verglich, die von der sternenübersäten Nacht getränkt wurde. Dieses Gefühl, als würde man die einzige Person sein, die abends noch unterwegs ist und seinen Gedanken nachhängt. Das alles habe ich während des Lesens durchlebt. Der wundervolle Schreibstil, bei welchem ich mir mehrere Zitate herausschreiben musste und die authentischen Charaktere, die sich alle wie eine große Familie anfühlen. Selten hat mich eine Liebesgeschichte so berühren können! (TW: Depression)

Das Cover: Sehr ästhetisch mit einer spannenden Komposition. Die zarten goldenen Muster, die das gesamte Motiv umrahmen gepaart mit dem ovalen Untergrund in Türkis ziehen gleich an. Auch die Blüten wurden sehr ansprechend eingesetzt. Doch am meisten begeistert mich die Farbauswahl. Es wirkt alles in sich stimmig und stellt etwas „Neues“ dar, sodass es nicht in dem Meer von Liebesromanen untergeht. Absolut gelungen! Ebenso bezaubern die Illustrationen, welche sich in der Klappenbroschur verstecken und bestimmte Teile des Textes zieren - zusätzliche Hingucker!

Die Handlung: Arwa ist erst vor Kurzem zu ihrer Tante nach Wien gezogen und fühlt sich von der Größe, den Geräuschen und Menschen der Stadt völlig überfordert. Kontakte knüpfen fällt ihr schwer, weswegen sie sich in ihrem Zimmer verschanzt und sich lieber ihrer Kunst widmet. Als sie eines Abends auf Tariq trifft und durch ihn neue Freundschaften schließt, ändert sich ihr Alltag. Doch Tariq hat mit seinen eigenen Wünschen und den Erwartungen seiner Familie zu kämpfen und auch Arwa hat ihr Päckchen mit sich zu tragen. Beide stellen überraschenderweise fest, dass sie einander Halt geben. Doch können sie sich auch allein ihren Zweifeln und Gefühlen stellen?

Meine Meinung: Ein wenig hadere ich, meine Gedanken zu dieser Geschichte zum Ausdruck zu bringen. Warum? Weil es verdammt viele Gedanken sind! Gefühle, die mich beim Lesen begleitet haben, Parallelen zu meinem Aufwachsen und der ständige Drang weiterlesen zu müssen. Hier wurde völlig auf Kitsch und überzeichnetes Drama verzichtet, was sich wirklich positiv auf mein Leseerlebnis auswirkte. Der tiefe Einblick in die Kultur von Arwa und Tariqs Familien lohnt sich definitiv und ich habe mich gefreut, wie es in die Geschichte eingeflossen ist. Überrascht hat mich jedoch, wie sehr ich mich in vielen Punkten wiedererkennen konnte. Zum einen habe ich als Kind auch zusammen mit meiner Familie den Bollywoodfilm „Kuch Kuch Hota Hai“ geschaut oder sortiere beim Essen immer noch die Bittermelonen heraus, wie Tariqs Bruder. Mir sind beim Lesen beinahe die Augen ausgefallen, wenn solche Parallelen aufgetaucht sind – umso glücklicher haben sie mich auch gestimmt, da ich mich selten so mit einer Geschichte identifizieren konnte. Auch ernste Themen wie Diskriminierung, Zugehörigkeit und Arwas und Tariqs Depressionen wurde hier sehr sensibel behandelt und greifbar beschrieben. Das lag besonders an Mehwish Sohails wirklich lobenswerten Schreibstil. Hätte ich es vorweg nicht gewusst, hätte ich niemals vermutet, dass es sich hierbei um ihr Debüt handelt.

Die Charaktere: Arwa ist eine gelungene Protagonistin. Durchaus mit wundervollen Ecken und Kanten, absolut liebenswert, aber man sollte sie nicht unterschätzen, da eine starke Löwin in ihr schlummert. Ihre Entwicklung war bewundernswert! Mit Tariq habe ich am längsten gebraucht warmzuwerden. Hier lässt sich tatsächlich auch mein einziger Kritikpunkt finden: Die Distanz zu ihm. Er war mir leider nicht so greifbar, wie die restlichen Charaktere, dafür hat mir sein Durchsetzungsvermögen und das Verwirklichen seiner Träume sehr zugesagt. Meine persönliche Favoritin war jedoch Maya. Ihre offene, direkte und herzliche Art haben zur Dynamik beigetragen und ich hoffe so sehr, dass wir noch mehr von ihr zu sehen bekommen. Doch auch Asma, Ibrahim, Nuh und viele weitere haben sich in mein Herz geschlichen. Ich hoffe sehr, dass wir eventuell noch einen Band zu Ibrahim bekommen werden, da es noch so viel Ungesagtes von ihm gibt.

Fazit: Bevor das Ganze hier ausufert, setze ich einen Punkt. Diese Geschichte konnte mich in ihre Wohlfühlatmosphäre einlullen – hat dabei jedoch nie die ernsten Untertöne ausgelassen. Für mich definitiv einer der besten Liebesromane. Ich kann ihn nur empfehlen, besonders, wenn man im New Adult Bereich eher weniger fündig wird (so wie ich). Einzig zu Tariq hätte ich gerne noch einen besseren Draht aufgebaut, doch das ist mein einziger Kritikpunkt hier. Von mir gibt es hier 4,5/5 Sternen und eine große Leseempfehlung!

„Egal wo ich bin, wie ich mich fühle, die Welt ist immer auf volle Lautstärke und Helligkeit aufgedreht.“ (S. 29)

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Ernster als anfangs angenommen

Mein Freund Pax
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Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

"Something bad is going to happen because you aren’t where you should be.“ (S.14)

Ich hätte dieses Buch so gerne geliebt. Füchse zählen zu meinen ...

Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

"Something bad is going to happen because you aren’t where you should be.“ (S.14)

Ich hätte dieses Buch so gerne geliebt. Füchse zählen zu meinen Lieblingstieren und der Aufbau der Geschichte klang sehr vielversprechend: Eine innige Freundschaft zwischen einem Jungen und seinem zahmen Fuchs. Große Emotionen und eine hoffnungsvolle Geschichte hatte ich erwartet, die jedoch nicht den Ernst des Lebens aus den Augen verliert. Doch diese Geschichte wurde düsterer und trauriger als erwartet.

Das Cover: Dieses ist wunderschön! Jon Klassen hat hier ausgezeichnete Arbeit geleistet und ein ansprechendes Cover geschaffen, welches durch seinen besonderen Illustrationsstil bei der Menge an Kinderbüchern heraussticht. Sowohl farblich wie auch kompositorisch gelungen!

Die Handlung: Peter hat seinen Fuchs Pax als Welpen vor dem Tod gerettet und bei sich aufgezogen. Über die Jahre hat sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden entwickelt und ein Leben ohneeinander scheint unvorstellbar. Doch dann rollt der Krieg ins Land und Pax wird von seinem Vater gezwungen Pax auszusetzten und wegzuziehen. Doch nach ein paar Tagen wird Peter bewusst, dass sein zahmer Fuchs keine Chance hat in der Wildnis zu überleben und macht sich allein auf, um ihn zu retten…

Meine Meinung: Diese Geschichte entfaltete sich ganz anders als zuerst angenommen. Die Geschichte ist doch recht düster gestaltet für ein Kinderbuch, ich würde sogar so weit gehen und manche Szenen als trostlos beschreiben. Die Ausgangssituation mit dem Krieg im Mittelpunkt ist sehr ernst und ich finde es wichtig, dass dieser Ernst des Lebens hier nicht verschönert oder runtergespielt wurde; gleichzeitig hätte ich mir zwischendurch hoffnungsvollere Momente gewünscht. Auch fehlte mir die Näher zur Geschichte. Obwohl dieses Buch so viel Potenzial hatte mich zu berühren, kam nur die letzte Szene an mein Herz heran, was ich sehr schade fand. Den Perspektivenwechsel war hingegen sehr gelungen. Hierbei liest man abwechselnd aus Pax und Peters Perspektive, was der Dynamik gutgetan hat. Es gab durchaus Stellen in der Geschichte, die mir sehr zugesagt haben und die wundervoll geschrieben wurden – als Gesamtwerk blieb es leider, leider hinter meinen Erwartungen zurück.

Die Charaktere: Man bekommt einen intensiven Einblick in Peters Gedanken. Er ist mutig, kämpferisch und würde alles für Pax machen. Seine Treue und Loyalität waren sehr bewundernswert. Am liebsten habe ich jedoch aus Pax Perspektive gelesen. Die Art und Weise wie Sara Pennypacker ihren Fuchs geschaffen hat war so nachvollziehbar und irgendwie…authentisch. Ich kann selbstverständlich nicht wissen, wie ein Fuchs denkt, aber wie die Autorin Pax mit ihren Worten Leben einhauchte, fühlte sich sehr natürlich an.

Fazit: Mir tut es beinahe schon etwas weh, an dieser Stelle nicht mehr Sterne vergeben zu können. Ich hatte mir sehr gewünscht, dass mich die Geschichte noch mehr berührt hätte. Gleichzeitig kann ich die vielen positiven Rezensionen nachvollziehe, da die Geschichte besonders ist und schöne Stellen bereithält; doch die Düsternis überwiegt. Ich vergebe hier 3/5 Sternen und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Die stürmische See

Offene See
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„Kunst war der Versuch, den Moment in Bernstein zu gießen.“ (S. 14)

Schon lange war ich nicht mehr so zwiegespalten bei einer Geschichte. Ich kann die Begeisterungsstürme nachvollziehen, gleichzeitig ...

„Kunst war der Versuch, den Moment in Bernstein zu gießen.“ (S. 14)

Schon lange war ich nicht mehr so zwiegespalten bei einer Geschichte. Ich kann die Begeisterungsstürme nachvollziehen, gleichzeitig auch die sehr kritischen Stimmen. Es gab einige schöne Stellen in der Geschichte, die ich als unabhängigen Textausschnitt geliebt hätte, doch als Buch sind diese Szenen leider ertrunken.

Das Cover: Liebe! Zurückhaltend, elegant und trotzdem ein Blickfang. Die einsame Welle in dem satten Blau vor dem weißen Untergrund erzeugt womöglich nicht das dynamischste Cover, jedoch hat es gleich meine Aufmerksamkeit erweckt. Für mich ein unglaublich gelungenes Cover!
Die Handlung: Der junge Robert sehnt sich nach dem wilden Meer. Bevor er wie die restlichen Männer seiner Familie als Bergarbeiter sein Geld verdienen wird, flieht er in die Natur. Auf seinem Weg trifft er unerwartet die ältere Frau, Dulcie. Mit ihrer gesellschaftskritischen und direkten Art entstehen die interessantesten Gespräche und aus einem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt.

Meine Meinung: Der Anfang war sehr holprig. Nach den ersten zwölf Seiten hatte ich kurz mit dem Gedanken gespielt abzubrechen. Warum? Der Schreibstil erschlug mich. Doch da ich in der Bahn saß und keine Wahl hatte, las ich weiter. Nach und nach gewöhnte ich mich an den unglaublich detaillierten Schreibstil, getränkt mit Adjektiven und seitenlangen Beschreibungen von Landschaften. Später konnte ich die schönen, wenn auch speziell gewählten Worte genießen, doch es dauerte seine Zeit. Leider fehlte mir die Nähe zum Buch. Erst auf den letzten Seiten hatte ich ein wenig den Eindruck, dass mir eine Szene naheging, davor zog die Geschichte an mir vorbei. Negativ stieß bei mir auch die Verwendung des diskriminierenden Z-Wortes auf. Ich kann in dem Fall nicht beurteilen, wie es im Englischen gehandhabt wurde, doch hier hätte ich mir bei der Übersetzung gewünscht, dass man darauf geachtet hätte.

Die Charaktere: Mit Robert bin ich bis zum Ende nicht warm geworden. Es wird zwar bereits auf dem Klappentext angedeutet, dass er noch sehr jung sei, doch während des Lesens hatte ich überwiegend das Gefühl aus der Sicht eines Vierzigjährigen zu lesen und nicht eines Jugendlichen. Er bleib mir sehr fremd und es kam mir beinahe so vor als würde mir der Autor seinen Charakter vorenthalten, nicht gänzlich öffnen, weswegen ich keinen Draht zu ihm aufbauen konnte. Dulcie war da um einiges interessanter mit ihrer Lebensart, die so ganz anders war als man es von ihr zu der Zeit erwartete. Sie brachte frischen Wind in die Geschichte und war an vielen Stellen der einzige Grund, warum ich weiterlesen wollte.

Fazit: Mein Zwiespalt ist hoffentlich deutlich geworden. Die Geschichte wird sehr detailverliebt geschildert mit teilweise wunderschönen Zitaten – trotzdem konnte ich mich nicht ganz für sie erwärmen, weswegen ich hier 3/5 Sternen vergebe. Ich denke es hilft, wenn man vorher einen Blick in die Leseprobe hineinwirft, damit man sich einen Eindruck des Schreibstils verschaffen kann und ob dieser den eigenen Geschmack trifft; das ist hier sehr wichtig.

„Der Verstand ist ein verstaubtes Museum.“ (S.10)

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