Bereit für eine (bizarre) Fahrt ins Ungewisse?
Der erste letzte TagAn Fitzek ist wohl bisher niemand vorbeigekommen. Selbst als nicht lesende Person hat man den Namen bestimmt schon ganz aus Versehen mal aufgeschnappt. Seine Thriller waren mir schon lange bekannt, doch ...
An Fitzek ist wohl bisher niemand vorbeigekommen. Selbst als nicht lesende Person hat man den Namen bestimmt schon ganz aus Versehen mal aufgeschnappt. Seine Thriller waren mir schon lange bekannt, doch leider ist sein bevorzugtes Genre nicht zwingend meins, weswegen ich bisher noch keinen Roman von Fitzek gelesen hatte. Bis jetzt! Sein erster "Nicht-Thriller" hat mich neugierig gemacht und ich muss sagen - es hat sich gelohnt!
Das Cover: das hat mich bereits zum Lachen gebracht. "Kein Thriller" steht in greller Schrift gut lesbar mittig auf dem Cover, damit auch keiner der Thrillerfans mit falschen Erwartungen zu diesem Buch greift und sich fragt, wo denn die Leichen und Skalpelle bleiben. Es ist verspielt, es ist schlicht und spiegelt für mich die Atmosphäre der Geschichte wirklich gut wider.
Die Handlung: Livius Flug nach Berlin wurde gestrichen. Eine Katastrophe, da er eigentlich plante seine noch bestehende Ehe zu retten. Hinzu kommt noch, dass er sich den letzten Mietwagen mit Lea, einer jungen Frau, teilen muss, welche er im Normalfall nicht einmal angesprochen hätte. Doch schon bald lässt er sich auf ein Gedankenexperiment ein und springt immer mehr über seinen Schatten.
Ich war gespannt. Ich hatte Erwartungen. Und irgendwie hat es funktioniert! Fitzek hat eine sehr große Fangemeinde und ich war neugierig, was sich hinter dieser Begeisterung versteckte - und ich wurde absolut nicht enttäuscht. Zu keiner Sekunde kam Langeweile auf, das Buch ließ sich flüssig lesen und an manchen Stellen wurden auch tiefgründige Szenen eingebaut. Ein humorvoller Roman, der nicht nur an der Oberfläche kratzte, sondern noch etwas tiefer grub. Es ist stellenweise so lustig, dass ich wirklich laut auflachen musste, an manchen Stellen habe ich über die skurrile Handlung nur den Kopf geschüttelt (positiv!) und mich immer mehr in die Geschichte hineinziehen lassen. "Der erste letzte Tag" hielt mehr bereit, als ich anfangs vermutet hatte und auch die Gesellschaftskritik und Diskussionen über das Leben hieß ich willkommen. Hier noch eines meiner Lieblingszitate, bei welchem ich zustimmend genickt habe:
"Aber mit der Schlagfertigkeit ist es bei mir so wie mit Taschentüchern. Nie da, wenn man eins braucht, aber in jeder Hosentasche drei Stück, sobald man die Klamotte Stunden später in die Waschmaschine gesteckt hat." (Livius, S. 52)
Die Charaktere: Livius und Lea warein einfach eine geniale Kombi. Livius, der etwas verschlossene Mann, der viel Wert darauf legt, was andere über ihn denken und auf der anderen Seite Lea, die in den Tag hineinlebt und auch mal die ein oder andere verrückte Idee hat - und in die Tat umsetzt! Sie haben sich wirklich perfekt ergänzt und die Schlagabtausche zwischen den beiden habe ich sehr gerne mitverfolgt.
Dieses Buch war lustig, es war etwas verrückt und gleichzeitig hat es auch Tiefe aufgewiesen, die ich zuerst nicht vermutet hätte. Für mich ist es zwar kein Herzensbuch geworden, da mir dazu noch das gewisse Etwas gefehlt hatte und mir an manchen Stellen zu viele Vergleiche in Livius Gedankenkarussell eingebaut wurden. Trotzdem bin ich sehr zufrieden gewesen, nachdem ich das Buch zugeschlagen habe. Von mir gibt es 4/5 Sternen. Wer weiß, vielleicht wage ich mich mal an einen seiner Thriller.