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Veröffentlicht am 25.04.2021

Eine nette Geschichte für zwischendurch

Das Antiquariat der Träume
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Dieses Buch hatte ich überall gesehen. Es wurde mir auf jeglichen Plattformen empfohlen und ich habe mich sofort in das ansprechende Cover verliebt. Der Klappentext ließ eine wunderbare Wohlfühlgeschichte ...

Dieses Buch hatte ich überall gesehen. Es wurde mir auf jeglichen Plattformen empfohlen und ich habe mich sofort in das ansprechende Cover verliebt. Der Klappentext ließ eine wunderbare Wohlfühlgeschichte erahnen und ich dachte wirklich, dass "Das Antiquariat der Träume", genau die richtige Geschichte für mich sein könnte. Jedoch muss ich zugeben, dass das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

Das Cover: wie bereits oben erwähnt finde ich es sehr gelungen. Es ist verspielt, verträumt und könnte so auch gut auf einem historischen Roman funktionieren. Mich hat es sofort in seinen Bann gezogen!

Handlung und Schreibstil: in dieser Geschichte verfolgen wir Johan, der bei einem schrecklichen Schiffsunglück seine große Liebe verliert. Daraufhin versucht er sich an einem Neuanfang und eröffnet ein Bücherantiquariat mit kleinen Café. Doch der schicksalhafte Tag lässt ihn nie richtig los und plötzlich erscheinen ihn wortwörtlich die Figuren seiner Lieblingsbücher, die sein Leben zu steuern und auf den Kopf zu stellen scheinen.

Der Klappentext klang so gut. Für alle Menschen, die Bücher lieben gibt es doch nichts Schöneres, als ein Buch, über bekannte Buchcharaktere oder generell Bücher zu lesen. Während des Lesens wurde wirklich eine angenehme und ruhige Atmosphäre eingefangen, die mir auch sehr zugesagt hat, jedoch ließ es sich teilweise doch nur etwas zäh lesen. Eine Geschichte braucht für mich nicht immer Spannung oder bahnbrechende Kampfszenen, um ansprechend zu sein. Auch langsamere Szenen lassen sich - wenn sie gut gestaltet wurden - flüssig lesen. Hier war das für mich leider nicht der Fall. Mir haben besonders die Stellen im Buch gefallen, in welchen Johan seine Lieblingscharaktere erschienen sind, da so wirklich lustige Gespräche entstanden, alles andere drumherum fand ich leider weniger fesselnd. Leider! Auch hatte ich das Gefühl, dass das Buch hauptsächlich nur an der Oberfläche kratzt, es geht nie tiefer, wie zum Beispiel in Johans Gedankenwelt und Schmerzbewältigung - es fehlte mir einfach schlichtweg die Tiefe und das Gefühl.

Charaktere: die meiste Zeit lesen wir eigentlich nur über Johan. Es gibt noch einige wenige Nebencharaktere, doch diese blieben in meinen Augen recht blass. Auch zu Johan habe ich kaum einen Bezug aufbauen können, da er mir immer etwas fremd blieb. Seine Gefühle wurden mir nicht greifbar genug gemacht, sodass ich nie richtig mitfühlen konnte. Auch seine Schmerzbewältigung hätte um einiges emotionaler sein können, doch das war hier leider nicht der Fall. Dafür haben mir jedoch die kleinen Auftritte der Pippi Langstrumpf gefallen, diese zauberten mir immer ein Lächeln ins Gesicht.

Ebenso sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, was Beschreibungen angeht, die heutzutage nicht mehr modern sind. Zum Beispiel sagen wir heutzutage "Sinti und Roma" zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, da das damals gängige Wort als diskriminierend gilt. Hier wird jedoch immer noch das veraltete Wort verwendet (welches ich nicht noch einmal wiederholen möchte, aber man weiß bestimmt, was gemeint ist). Das hätte doch im Lektorat auffallen müssen! Auch ist bei mir angeeckt, dass ein weiblicher Nebencharakter immer auf ihren "Aerobic-Hintern" reduziert wurde. Das ist vielleicht kleinlich, aber so etwas stößt bei mir an.

Ansonsten möchte ich noch einmal betonen, dass diese Geschichte keinesfalls misslungen ist. Ich hatte einige schöne Momente mit dem Buch, doch es blieb mir leider zu oberflächlich. Es ist ein nettes Buch für zwischendurch, aber für mich leider nicht darüber hinaus. Von mir gibt es 3/5 Sternen. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele andere mehr Freude mit dem Buch haben werden, da es nur meine persönliche Meinung ist.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2021

Gefühle, so zerbrechlich wie ein gläserner Schuh

Winters zerbrechlicher Fluch
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So lange stand das Buch nun ungelesen in meinem Schrank - das muss ich leider zu meiner Schande gestehen. Als ich damals das Cover entdeckt hatte, war es um mich geschehen und ich bestellte es mir gleich ...

So lange stand das Buch nun ungelesen in meinem Schrank - das muss ich leider zu meiner Schande gestehen. Als ich damals das Cover entdeckt hatte, war es um mich geschehen und ich bestellte es mir gleich vor. Nun habe ich endlich zu dieser Geschichte gegriffen und ich habe es keinesfalls bereut. Anmerkung: ich bewerte hier den Sammelband, in welchem die gesamte Trilogie enthalten ist, ich werde trotzdem nicht spoilern!

Das Cover: wieder typisch Alexander Kopainski. Aus seiner "Schmiede" sind wohl schon die schönsten Fantasycover entsprungen und auch hier hat er wieder große Arbeit geleistet. Es ist fantasievoll, etwas dramatisch, aber ohne dabei kitschig zu wirken. Mir gefällt es unglaublich gut!

Handlung und Schreibstil: Aschenputtel mal anders! Mary sollte eigentlich den Kronprinzen heiraten, doch plötzlich erscheint eine gewisse Cinderella auf dem Ball und erobert den Prinzen im Nu. Jedoch verschwindet die Geheimnisvolle Frau wieder und Mary sieht ihre Chance auf Gerechtigkeit. Das Zerstören des Schuhs scheint die Lösung zu sein, doch dieser ist robuster als gedacht...

Für Märchenadaptionen bin ich immer zu haben. Auch hier war ich sehr gespannt auf die Umsetzung und welche Elemente der Geschichte treu bleiben würden und welche neu hinzugefügt werden. Jedoch hätte ich zu Beginn der Geschichte nie gedacht, welche Dimensionen die Trilogie annehmen würde. Aus der doch anfangs noch recht klassischen Märchenadaption entwickelte sich eine raffinierte und aufwendig eigene Welt, in welcher man nie genau wusste, wie die Fäden gesponnen werden und welchen Personen man trauen durfte. Sie ist sehr düster und teilweise auch trostlos, aber die Atmosphäre war unglaublich hypnotisierend, sodass man, sobald man den Buchdeckel aufschlug, in die Geschichte hineingezogen wurde. Ich fand es für mein Lesevergnügen sehr fördernd, dass ich gleich alle drei Bände in einem Buch parat hatte, sodass ich die Geschichte in einem Stück verschlingen konnte. Auch wenn ich sagen muss, dass der erste Teil mit Abstand mein Lieblingsband ist, so können sich auch die Folgebände sehen lassen. Julias Art zu Schreiben ist auch sehr besonders. Unglaublich detailverliebt, ausschweifend und teilweise auch poetisch - ich liebe ihn, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass er manchen nicht zusagen könnte.

Die Charaktere: diese waren für mich leider mein einziger Kritikpunkt. Für mich war in der Trilogie definitiv die Handlung und die überschlagenden Ereignisse im Vordergrund, jedoch hatten somit die Charaktere nicht immer die Möglichkeit zu glänzen. Sie waren mir teilweise zu eindimensional und ich habe es bis zum Ende nicht geschafft einen Bezug zu ihnen aufzubauen. Mary war nicht die typische Sympathieträgerin - was ich jedoch herrlich erfrischend fand - doch trotzdem hat mir die Tiefe in ihrer Persönlichkeit gefehlt. Sie musste anfangs ständig beschützt werden und ihre Entwicklung hat unglaublich lange gedauert. Mit Tarek bin ich auch lange nicht warm geworden, sie waren mir alle einfach zu undurchsichtig bis zu dem Punkt, an welchem ich niemanden mehr einschätzen konnte. Jedoch muss ich Elena positiv hervorheben, denn diese konnte mich von Anfang an mit ihrer starken Art begeistern.

"Winters zerbrechlicher Fluch" hält eine zauberhaft - düstere Märchenadaption bereit, die noch so viel mehr, als nur das ist. Es wurde eine ganz eigene Welt geschaffen, die wirklich etwas Besonderes war. Mir hat an manchen Stellen jedoch das Gefühl gefehlt und ich hatte kleinere Schwierigkeiten mit den Charakteren, aber im Großen und Ganzen kann ich die Geschichte nur weiterempfehlen. Ich muss einfach alles lesen, was Julia Adrian für uns bereithält. Von mir gibt es 4/5 Sternen!

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  • Cover
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Veröffentlicht am 19.04.2021

Wispernde Bäume, verschneite Landschaften und ein Mädchen auf der Suche nach ihrer Identität

Das Mädchen und der flüsternde Wald
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In diesem Buch versteckt sich ein unfassbar atmosphärisch geschriebenes Märchen, welches mich von der ersten Seite an in seinen Schneewald entführen konnte. Diese Geschichte steckt voller Überraschungen, ...

In diesem Buch versteckt sich ein unfassbar atmosphärisch geschriebenes Märchen, welches mich von der ersten Seite an in seinen Schneewald entführen konnte. Diese Geschichte steckt voller Überraschungen, sodass es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Wer nie genug von Märchen und deren Erzählweise bekommen kann, der/ die kann mit "Das Mädchen und der flüsternde Wald" absolut nichts falsch machen!

Das Cover: einfach nur passend und zauberhaft verspielt. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr versteht man auch die kleinen, versteckten Anspielungen, die auf sich auf dem Cover befinden. Selten hat ein Cover so gut zum Inhalt gepasst!

Handlung und Schreibstil: hierbei verfolgen wir unsere Protagonistin Janka, die eines Morgens mit Bärenbeinen aufwacht. Sie meinte schon immer Tiere verstehen zu können und fühlt sich immer mehr vom Schneewald angezogen, doch diesen zu betreten wurde ihr stets von ihrer Mutter abgeraten. Als die Bärenfüße jedoch nicht verschwinden wollen und niemand eine Antwort zu wissen scheint, macht sich Janka auf in den Schneewald - der letzte Ort, an welchem sie hinter das Geheimnis ihrer Herkunft kommen könnte.

Anfangs hatte ich kleinere Schwierigkeiten in die Geschichte einzufinden, jedoch wurden diese durch die winterliche und märchenhafte Atmosphäre zunichte gemacht. Zu jeder Zeit hatte ich atemberaubende Winterlandschaften vor Augen und besonders der mystische Schneewald wurde sehr detailverliebt beschrieben. Die Geschichte ist definitiv ruhiger, was ihr jedoch keinen Abbruch tut, im Gegenteil, durch den etwas langsameren Erzählstil bekommt man die Möglichkeit, die Charaktere noch besser mit all ihren Facetten kennenzulernen. Besonders gefallen haben mir die regelmäßigen Märcheneinschübe, in welchen zu passenden Stellen in der Geschichte ein dazugehöriges Märchen aus der Welt erzählt wurde. Auch der Schreibstil war für die Altersempfehlung angemessen und hat die Geschichte sehr lesenswert gemacht. Auf recht simple, aber wirkungsvolle Weise wird hier ein poetisches Märchen erzählt, welches zum Träumen einlädt. Mein Lieblinszitat:

"Hör auf zu glauben, dass Stärke nur mit Muskelkraft oder der Länge der Reißzähne zu tun hat. Wahre Stärke ist viel zerbrechlicher. Wie Spinnenseide. Sie ist einzeln auch stark, aber noch stärker als Netz. Wir sind dein Netz." (S.220-21)

Die Charaktere: hier wurden wirklich sehr unterschiedliche und skurrile Figuren geschaffen, die alle auf ihre ganz eigene Art und Weise überzeugen können. Keine/r gleicht dem/ der anderen und ich habe jede Szene geliebt, in welchen alle zusammen interagieren. Unsere Protagonistin Janka hat mir gut gefallen, ebenso ihr Wegbegleiter Mäusefänger und andere Nebencharaktere, wie Elena, Anatoly oder Juri. Mein Highlight war jedoch das Haus der Jaga, welches einfach nur jede Szene bereichert hat.

Die Geschichte konnte mich für einige Stunden in ein Winterwunderland entführen und hat mir wirklich schöne Lesestunden beschert. Es vermittelt wichtige Werte, wie Selbstakzeptanz, das Eingestehen von Schwäche und Zusammenhalt, die ich auch sehr gelungen ausgearbeitet fand, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass ich noch etwas mehr mitgefühlt hätte. Mir hat manchmal einfach das Gefühl gefehlt, ich habe die Geschichte gerne gelesen, aber sie hat nicht viel mit mir angestellt. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden.

Trotz kleinerer Kritikpunkte kann ich die Geschichte nur empfehlen und vergebe 4/5 Sternen!

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Eine gute Portion Frauenpower!

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Anmerkung: ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Auf diese Geschichte war ich besonders gespannt. Erst seit letztem Jahr lese ich historische Romane, doch finde immer mehr Gefallen an vielen Titeln ...

Anmerkung: ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

Auf diese Geschichte war ich besonders gespannt. Erst seit letztem Jahr lese ich historische Romane, doch finde immer mehr Gefallen an vielen Titeln dieses Genres. Als ich dann den Klappentext zu diesem Buch entdeckt habe wusste ich, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte, denn "Bringing Down the Duke" versprach eine große Portion Frauenpower!

Das Cover: ich muss ehrlich gestehen, dass ich das deutsche Cover dem Englischen vorziehe. Die englischen Cover wirken zwar etwas verspielter und sind sehr farbenfroh, jedoch finde ich die versteckte Symbolik beim deutschen Cover etwas gelungener. Trotzdem wurden die englischen Cover passend ausgewählt und versprühen ihren ganze eigenen Charme.

Handlung und Schreibstil: Annabelle Archer ist eine der ersten Frauen, die an der Oxford University studieren darf. Dafür schließt sie sich einer Frauenbewegung an und findet dort schnell Anschluss. Um mehr Aufmerksamkeit für ihre Ziele zu erreichen, versuchen die Suffragetten einflussreiche Adlige und Politiker für ihre Sache zu gewinnen. Durch cleveres Handeln schafft Annabelle es, in Kontakt mit dem Herzog Sebastian Montgomery zu treten und versucht ihn von ihrer Bewegung zu überzeugen. Jedoch können sich die beiden von Anfang an nicht ausstehen, bis die Abneigung der beiden sich in eine ganz andere Richtung entwickelt...

Ich war total gespannt auf die feministischen Handlungsstränge, die dieses Buch beinhalten würde. Es war so spannend über diese starken Frauen zu lesen, die so hart für ihre Rechte kämpfen mussten, um zum Beispiel überhaupt studieren zu dürfen. Es gab so viele Szenen, die mich wirklich aufgewühlt haben, da sie so ungerecht waren. Mir haben besonders die Stellen im Buch gefallen, in welchen Annabelle mit ihren Freundinnen zusammen für Gerechtigkeit gekämpft oder appelliert haben. Die Liebesgeschichte spielte ebenfalls eine große Rolle. Bei letzterer habe ich zwar ziemlich lange gebraucht, bis ich mit ihr warm wurde, jedoch habe ich zum Ende hin sehr gerne über diese gelesen. Evie Dunmore schreibt ebenfalls angenehm - die Geschichte ließ sich durchweg flüssig lesen und es kam nie Langeweile auf.

Die Charaktere: Annabelle hat mich absolut begeistern können. Sie nutzt ihre Stimme für die Sachen, die ihr wichtig sind, steht für sich und ihre Freundinnen ein und lässt sich dabei nicht unterkriegen. Sie ist nicht vollkommen, aber gerade diese Ecken und Kanten haben sie so authentisch gemacht - eine wirklich tolle Protagonistin! Mit Sebastian hatte ich anfangs jedoch Startschwierigkeiten. Er wirkte so unnahbar, was durchaus beabsichtigt war, jedoch fiel es mir somit deutlich schwerer mit ihm zu sympathisieren. Im Laufe der Geschichte denkt und macht er einige Dinge, die ich wirklich nicht in Ordnung fand, aber später durchläuft er eine wirklich bemerkenswerte Entwicklung. Es war sehr berührend zu lesen, wie er am Ende die vorherrschenden Vorstellungen der Gesellschaft hinterfragt und sich für die Gerechtigkeit einsetzt. Aber auch Hattie, Lucie und ein paar weitere Nebencharaktere mochte ich sehr gerne. Manchmal hatte ich mir gewünscht, dass diese noch etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen hätten, da Annabelle und Sebastian doch sehr im Vordergrund standen.

Mich konnte die Geschichte wirklich gut unterhalten, jedoch war mir die Liebesgeschichte an manchen Stellen zu präsent. Sie nahm doch sehr viel Raum ein und oftmals hätte ich gerne noch mehr über die Frauenbewegung, die Politik und das Studium in Oxford erfahren. Das kam mir streckenweise etwas zu kurz.

Nichtsdestotrotz kann ich diese Geschichte nur empfehlen. Wir haben hier sehr starke und unabhängige Frauen, welche man gerne auf dem holprigen Weg zur Gerechtigkeit begleitet und anfeuert. Von mir gibt es 4/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung. Den zweiten Band habe ich zum Glück schon im Regal stehen!

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Verfeindete Adelshäuser, ein ewig währender Fluch und Schach

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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Von Stella Tack hatte ich bereits "Warrior & Peace" aus dem Drachenmond Verlag gelesen und mochte es damals wirklich gerne. Daher wollte ich mich an eines ihrer neueren Werke herantrauen, besonders weil ...

Von Stella Tack hatte ich bereits "Warrior & Peace" aus dem Drachenmond Verlag gelesen und mochte es damals wirklich gerne. Daher wollte ich mich an eines ihrer neueren Werke herantrauen, besonders weil dieses Buch sehr viele begeisterte Anhänger:innen hat. Ich kann durchaus verstehen, wieso dieses Buch so beliebt ist: es hat eine interessante und etwas andere Grundgeschichte - ich meine, Bücher mit Schachelementen habe ich noch nie gelesen! Doch leider konnte mich das in seiner Umsetzung nicht vollends überzeugen.

Das Cover: ich muss ganz ehrlich gestehen, dass es nicht zwingend meinen Geschmack trifft - was aber absolut nicht schlimm ist! Es wurde passend zur Zielgruppe ausgesucht und passt auch mit den Schachfiguren perfekt zur Geschichte. Die Typografie wurde ebenso sehr ansprechend in Szene gesetzt und die Farbauswahl gefällt mir auch. Ich mag jedoch keine Menschen auf Covern, da sie mir immer meine Vorstellungskraft etwas rauben und ich finde, dass die abgebildete Frau es etwas kitschig wirken lässt, aber das ist nur meine Meinung.

Handlung und Schreibstil: seit Jahrhunderten sehen sich die Adelshäuser Chesterfield und St. Burrington einem Fluch ausgesetzt. Mittlerweile wurden diese als Internate umfunktioniert und können so ihr großes Geheimnis vor der Außenwelt verbergen. Eines Sommers muss Alice zur Sommerschule nach Chesterfield, um ihr Schuljahr zu bestehen, doch nach und nach merkt sie, dass seltsame Dinge vorgehen. Ständig schleichen sich die Schüler:innen nachts aus dem Internat und vor ihr wird immer das Thema wechselt. Alice sucht nach Antworten, bis sie plötzlich eines Tages eine Mitschülerin versteinert im Wald findet.

Der Inhalt der Geschichte klang so vielversprechend! Ich war sehr gespannt, inwiefern das Thema Schach in die Geschichte eingewoben wird und wurde in der Hinsicht auch nicht enttäuscht. Die Idee der lebendigen Schachfiguren fand ich sehr abwechslungsreich, doch relativ schnell hat mir etwas an der Umsetzung gefehlt. Die Kämpfe zwischen den verfluchten Adelshäusern waren gut, aber konnten mich nicht vollends an die Seiten fesseln, die große Wendung in der Geschichte habe ich relativ schnell kommen sehen und die einzige Person, die ich richtig sympathisch fand, war eine Katze. Auch hat mir ein bisschen die Auseinandersetzung mit Gut und Böse gefehlt. Diese Schwarz-Weiß Thematik bietet genug Stoff zur Diskussion und Auseinandersetzung, jedoch wurde sich hier kaum damit befasst. Was ist mit den Graustufen und den kleinen Nuancen dazwischen? Ja, in Nebensätzen wurde kurz angeschnitten, dass alle verflucht sind und alle mit drinstecken, aber am Ende sympathisiert man doch mehr mit der einen Seite und die anderen sind dann "die Bösen". Das war mir zu eindimensional, aber vielleicht gibt es dazu mehr im zweiten Band.

Beim Schreibstil habe ich von Stella Tack wieder viel Humor erwartet. Bei "Warrior & Peace" musste ich teilweise wirklich laut lachen, hier gab es auch sehr lustige Szenen, diese gingen jedoch meistens nur von einer Person bzw. Katze aus. Stella schreibt erneut sehr flüssig und jugendlich, nur manchmal mochte ich manche Vergleiche nicht, die hier genutzt wurden und manche Dialoge wirkten etwas realitätsfern. Außerdem hat mich nach einer Weile die Menge an Schimpfworten und Beleidigungen gestört. Ich habe kein Problem damit, wenn in Geschichten geflucht wird - hier wirkte es aber sehr überzeichnet, besonders in der Quantität.

Die Charaktere: mit ihnen bin ich bis jetzt leider nicht wirklich warm geworden. Unsere Protagonistin, Alice, war mir doch ziemlich naiv und musste ständig gerettet werden. Auch viele andere blieben mir einfach zu blass, dafür konnte ich mich jedoch im späteren Verlauf mit Isolde anfreunden. Mein persönliches Highlight war jedoch der Kater Curse. Dieser hat die ganze Geschichte aufgelockert und mich auch zum Schmunzeln gebracht.

Ebenso sind mir zwei Kleinigkeiten aufgefallen, die durchaus etwas ausbaufähig waren bezüglich der Beschreibung/ Vorstellung von LGBTQ+ und BPOC- Charakteren. Ich finde es toll, dass Stella nicht nur heterosexuelle Cis-Menschen in ihrer Geschichte integriert, jedoch bin ich bei manchen Beschreibungen angeeckt. Zum Beispiel beschreibst sie die Augen eines männlichen Charakters als "asiatisch geschwungene Augen" (S.16). Ich weiß natürlich, was sie damit ausdrücken wollte, jedoch ist Asien groß und dazu zählen nicht nur Japan, China und Korea. (Ich vermute mal das sie einen Charakter mit ostasiatischen Wurzeln beschreiben wollte.) In Indien und der Türkei zum Beispiel sind solche Augen nicht zwingend typisch, zählen jedoch auch zu Asien. Auch fand ich es etwas schade, dass der einzige schwule Charakter gleich mit den Worten "Weißt du, XY ist schwul und hoffnungslos in unsere XY verknallt", vorgestellt wird (S.120, ich verzichte hier auf die Namen, aufgrund von Spoilergründen). Als wäre seine Sexualität seine einzige Charaktereigenschaft und die betroffene Person war auch gar nicht begeistert, dass das gleich herumposaunt wurde. Wie gesagt, das sind nur zwei Situationen gewesen, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass diese beim Lektorat aufgefallen wären.

Letztendlich war Night of Crowns vielleicht einfach nicht das richtige Buch für mich. Ich habe es relativ schnell gelesen und konnte mich gleich in der Geschichte einfinden, jedoch haben es mir die Charaktere und die Umsetzung der Thematik etwas schwer gemacht. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielen anderen diese Geschichte gefallen wird. Ich kann hier leider nur 3/5 Sternen vergeben.

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