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Veröffentlicht am 07.04.2021

Verfeindete Adelshäuser, ein ewig währender Fluch und Schach

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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Von Stella Tack hatte ich bereits "Warrior & Peace" aus dem Drachenmond Verlag gelesen und mochte es damals wirklich gerne. Daher wollte ich mich an eines ihrer neueren Werke herantrauen, besonders weil ...

Von Stella Tack hatte ich bereits "Warrior & Peace" aus dem Drachenmond Verlag gelesen und mochte es damals wirklich gerne. Daher wollte ich mich an eines ihrer neueren Werke herantrauen, besonders weil dieses Buch sehr viele begeisterte Anhänger:innen hat. Ich kann durchaus verstehen, wieso dieses Buch so beliebt ist: es hat eine interessante und etwas andere Grundgeschichte - ich meine, Bücher mit Schachelementen habe ich noch nie gelesen! Doch leider konnte mich das in seiner Umsetzung nicht vollends überzeugen.

Das Cover: ich muss ganz ehrlich gestehen, dass es nicht zwingend meinen Geschmack trifft - was aber absolut nicht schlimm ist! Es wurde passend zur Zielgruppe ausgesucht und passt auch mit den Schachfiguren perfekt zur Geschichte. Die Typografie wurde ebenso sehr ansprechend in Szene gesetzt und die Farbauswahl gefällt mir auch. Ich mag jedoch keine Menschen auf Covern, da sie mir immer meine Vorstellungskraft etwas rauben und ich finde, dass die abgebildete Frau es etwas kitschig wirken lässt, aber das ist nur meine Meinung.

Handlung und Schreibstil: seit Jahrhunderten sehen sich die Adelshäuser Chesterfield und St. Burrington einem Fluch ausgesetzt. Mittlerweile wurden diese als Internate umfunktioniert und können so ihr großes Geheimnis vor der Außenwelt verbergen. Eines Sommers muss Alice zur Sommerschule nach Chesterfield, um ihr Schuljahr zu bestehen, doch nach und nach merkt sie, dass seltsame Dinge vorgehen. Ständig schleichen sich die Schüler:innen nachts aus dem Internat und vor ihr wird immer das Thema wechselt. Alice sucht nach Antworten, bis sie plötzlich eines Tages eine Mitschülerin versteinert im Wald findet.

Der Inhalt der Geschichte klang so vielversprechend! Ich war sehr gespannt, inwiefern das Thema Schach in die Geschichte eingewoben wird und wurde in der Hinsicht auch nicht enttäuscht. Die Idee der lebendigen Schachfiguren fand ich sehr abwechslungsreich, doch relativ schnell hat mir etwas an der Umsetzung gefehlt. Die Kämpfe zwischen den verfluchten Adelshäusern waren gut, aber konnten mich nicht vollends an die Seiten fesseln, die große Wendung in der Geschichte habe ich relativ schnell kommen sehen und die einzige Person, die ich richtig sympathisch fand, war eine Katze. Auch hat mir ein bisschen die Auseinandersetzung mit Gut und Böse gefehlt. Diese Schwarz-Weiß Thematik bietet genug Stoff zur Diskussion und Auseinandersetzung, jedoch wurde sich hier kaum damit befasst. Was ist mit den Graustufen und den kleinen Nuancen dazwischen? Ja, in Nebensätzen wurde kurz angeschnitten, dass alle verflucht sind und alle mit drinstecken, aber am Ende sympathisiert man doch mehr mit der einen Seite und die anderen sind dann "die Bösen". Das war mir zu eindimensional, aber vielleicht gibt es dazu mehr im zweiten Band.

Beim Schreibstil habe ich von Stella Tack wieder viel Humor erwartet. Bei "Warrior & Peace" musste ich teilweise wirklich laut lachen, hier gab es auch sehr lustige Szenen, diese gingen jedoch meistens nur von einer Person bzw. Katze aus. Stella schreibt erneut sehr flüssig und jugendlich, nur manchmal mochte ich manche Vergleiche nicht, die hier genutzt wurden und manche Dialoge wirkten etwas realitätsfern. Außerdem hat mich nach einer Weile die Menge an Schimpfworten und Beleidigungen gestört. Ich habe kein Problem damit, wenn in Geschichten geflucht wird - hier wirkte es aber sehr überzeichnet, besonders in der Quantität.

Die Charaktere: mit ihnen bin ich bis jetzt leider nicht wirklich warm geworden. Unsere Protagonistin, Alice, war mir doch ziemlich naiv und musste ständig gerettet werden. Auch viele andere blieben mir einfach zu blass, dafür konnte ich mich jedoch im späteren Verlauf mit Isolde anfreunden. Mein persönliches Highlight war jedoch der Kater Curse. Dieser hat die ganze Geschichte aufgelockert und mich auch zum Schmunzeln gebracht.

Ebenso sind mir zwei Kleinigkeiten aufgefallen, die durchaus etwas ausbaufähig waren bezüglich der Beschreibung/ Vorstellung von LGBTQ+ und BPOC- Charakteren. Ich finde es toll, dass Stella nicht nur heterosexuelle Cis-Menschen in ihrer Geschichte integriert, jedoch bin ich bei manchen Beschreibungen angeeckt. Zum Beispiel beschreibst sie die Augen eines männlichen Charakters als "asiatisch geschwungene Augen" (S.16). Ich weiß natürlich, was sie damit ausdrücken wollte, jedoch ist Asien groß und dazu zählen nicht nur Japan, China und Korea. (Ich vermute mal das sie einen Charakter mit ostasiatischen Wurzeln beschreiben wollte.) In Indien und der Türkei zum Beispiel sind solche Augen nicht zwingend typisch, zählen jedoch auch zu Asien. Auch fand ich es etwas schade, dass der einzige schwule Charakter gleich mit den Worten "Weißt du, XY ist schwul und hoffnungslos in unsere XY verknallt", vorgestellt wird (S.120, ich verzichte hier auf die Namen, aufgrund von Spoilergründen). Als wäre seine Sexualität seine einzige Charaktereigenschaft und die betroffene Person war auch gar nicht begeistert, dass das gleich herumposaunt wurde. Wie gesagt, das sind nur zwei Situationen gewesen, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass diese beim Lektorat aufgefallen wären.

Letztendlich war Night of Crowns vielleicht einfach nicht das richtige Buch für mich. Ich habe es relativ schnell gelesen und konnte mich gleich in der Geschichte einfinden, jedoch haben es mir die Charaktere und die Umsetzung der Thematik etwas schwer gemacht. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielen anderen diese Geschichte gefallen wird. Ich kann hier leider nur 3/5 Sternen vergeben.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Nach der Krähen-Dilogie mein Lieblingsbuch im Grishaverse

Rule of Wolves
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Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

"King of Scars" hatte wohl einen der fiesesten Cliffhanger letztes Jahr, den ich aussitzen musste. Lange habe ich auf die Fortsetzung gewartet und ...

Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen.

"King of Scars" hatte wohl einen der fiesesten Cliffhanger letztes Jahr, den ich aussitzen musste. Lange habe ich auf die Fortsetzung gewartet und konnte sie nun endlich das erste Mal lesen. Das Buch braucht am Anfang zwar seine Zeit, aber danach kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Atempausen werden einem nicht gegönnt und auch mit den Gefühlen wird hier gespielt. Das Herz wurde mir gebrochen, ich durfte geliebte Charaktere aus dem Grishaverse wiedertreffen und wurde mit einigen Wendungen überrascht. "Rule of Wolves" ist eine unfassbar gelungene Fantasiegeschichte, die einen stimmigen Abschluss bildet. (Vorerst, wer weiß - Leigh Bardugo hat dem Grishaverse noch nicht endgültig abgeschworen!)

Das Cover: ein Traum! Es gibt so viele versteckte Anspielungen und man kann sich gar nicht sattsehen. Genau so stelle ich mir ein gelungenes Fantasy-Cover vor!

Handlung und Schreibstil: der Thron von Ravka ist in Gefahr! Ein Krieg steht unmittelbar bevor und Nikolai versucht alles, um Ravka vor dem Untergang zu retten. Gleichzeitig muss er jedoch auch das Monster in sich unter Kontrolle halten, bevor es die Oberhand gewinnt. Doch er kämpft nicht alleine, den Zoya, Genya und Co. stehen an seiner Seite und kämpfen für den Frieden - auch wenn manch eine/r plötzlich ungeahnte Fähigkeiten entwickelt, die entscheidend sein könnten. Nina Zenik spioniert weiterhin in Fjerda und riskiert jeden Tag aufs Neue ihr Leben, um dort für Ravka zu spionieren. Doch ihr Wunsch nach Rache scheint sie zu übermannen, was ihre Mission gehörig gefährdet...

Wie oben bereits erwähnt, hatte ich anfangs kleinere Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden. Nach dem großen Cliffhanger startete die Geschichte doch recht ruhig - doch kaum hat man die ersten einhundert Seiten geschafft, geht es richtig los. Die Geschichte wird erneut aus den Sichten von Nina, Zoya und Nikolai erzählt, diesmal kommen jedoch noch zwei weitere Perspektiven hinzu, die jedoch erst ab der zweiten Hälfte eintreten. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass es zwei Höhepunkte in der Geschichte gab. Bis zur ersten Hälfte wird ein so gewaltiger Spannungsbogen aufgebaut, dass ich dachte, dass das Buch jeden Moment vorbei sein könnte - bis ich feststellte, dass ich gerade erst bei der Hälfte angekommen war. Und selbst danach schafft das Buch es die Spannung beizubehalten, nur um dann erneut in einem Knall zu enden. Es gibt erneut verschiedene Schauplätze wie Kavka, Fjerda, Shu Han und Kerch. Durch den Ortswechsel bringt Leigh zusätzlich Abwechslung in die Geschichte und beweist erneut ihr geniales Worldbuilding. Diese Geschichte hat es einfach in sich!

Die Charaktere: facettenreich, realitätsnah und unfassbar authentisch. Die "Dregs" rund um Kaz und Inej zählen zu meinen absoluten Lieblingscharakteren in einer Fantasiegeschichte - und die Charaktere in dieser Reihe stehen ihnen in nichts nach. Nikolai war schon meine Lieblingsperson in der Grisha-Trilogie und auch hier enttäuscht er mich nicht. Er ist freundlich, loyal und einfach unfassbar witzig. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal so mit Zoya sympathisieren würde. Man merkt, wie sehr sie nun über ihren Schatten gesprungen ist, im Vergleich zur Grisha-Trilogie. Sie ist stark, stur und hat ein großes Herz. Doch auch Genya und David haben mein Herz, die beiden sind einfach unfassbar goldig und ich habe jede Szene mit ihnen sehr gerne gelesen. Doch auch Nina, Hanne, Tamar und Tolya haben eine wichtige Rolle in der Geschichte eingenommen und konnte ich gut leiden! Den Dunklen treffen wir auch hier wieder und ich kann ihn bis heute nicht einschätzen, was ihn aber gleichzeitig so interessant macht.

Diese Geschichte hat mich doch etwas überrascht. Ich weiß, dass es unfair ist, jedes Buch aus dem Grishaverse mit der Krähen-Dilogie zu vergleichen (weil man diese einfach nicht übertreffen kann), doch Rule of Wolves steht nach den beiden Büchern gleich an zweiter Stelle. Es konnte mich so sehr an die Seiten fesseln, dass die Geschichte mir wohl noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Das Einzige, was ich zu kritisieren habe, waren teilweise die verschiedenen Perspektiven. Zoya und Nikolais Sicht hat sich relativ schnell als die deutlich "Spannendere" herausgestellt und ich habe manche Perspektiven deutlich lieber gelesen, als andere. Wie gesagt, ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, aber manchmal wurde doch etwas die Dynamik ausgebremst durch den ständigen Wechsel. Daher vergebe ich 4,5/5 Sternen. Eine absolute Leseempfehlung!

Ein kleiner Tipp: vor "King of Scars" und "Rule of Wolves" enpfiehlt es sich die Grisha-Trilogie und die Krähen-Dilogie gelesen zu haben. Ansonsten könnte man gespoilert werden.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Nachdenkliche Kurzgeschichten über Katzen und das Leben

Das Geschenk eines Regentages
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Dieses Buch hat mich gleich angezogen. Warum? Das kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht war es das schlichte und ansprechende Cover, vielleicht hatte ich auch einfach mal wieder Lust auf eine ruhige ...

Dieses Buch hat mich gleich angezogen. Warum? Das kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht war es das schlichte und ansprechende Cover, vielleicht hatte ich auch einfach mal wieder Lust auf eine ruhige Geschichten, bei welcher man sich mit einer großen Tasse Tee in eine Decke kuschelt und für kurze Zeit zwischen den Seiten verschwindet. Vorweg: ich bin tatsächlich eher ein Hundemensch, aber selbst mich konnte dieses Buch überzeugen und hat mir einen neuen Blickwinkel ermöglicht, was Katzen angeht.

Das Cover: schlicht, elegant und auf das Wichtigste reduziert. Die Farbauswahl finde ich sehr spannend und besonders das Verzichten auf Dreidimensionalität macht es sehr abwechslungsreich. Hier wird nicht auf Schatten oder Plastizität gesetzt, aber gerade das macht dieses Cover aus. Wenn man es genauer betrachtet lassen sich noch Regentropfen erkennen. Das Einzige, was ich etwas störend finde ist der Katzenschwanz, der den Schriftzug bedeckt, das wirkt durch die dunkle Farbe etwas deplatziert.

Handlung und Schreibstil: dieses Buch beinhaltet vier Kurzgeschichten, die alle im Endeffekt ineinander übergehen. In jeder Einzelnen lernen wir eine Frau kennen, die im Laufe der Geschichte auf eine Katze trifft. Dies geschieht meist unter den unterschiedlichsten Umständen und meistens klopft zusätzlich das Leben an und bringt einige Hürden mit hinein. Ich möchte gar nicht zu viel vorwegnehmen, da jede einzelne Geschichte andere Themen beinhaltet, teilweise auch sehr ernste, aber sie lohnen sich alle. Mein persönlicher Favorit war die dritte, die den Titel "Das Band der Freundschaft" trägt, da diese am emotionalsten war und ich die Katze in dieser Geschichte am meisten mochte.

Des Weiteren ist der Schreibstil sehr angenehm. An vielen Stellen poetisch, gedankenversunken und einfach nur flüssig. Ich flog förmlich durch die Seiten.

Diese vier Kurzgeschichten haben mich gut unterhalten können. Sie würden sich wirklich für einen verregneten Herbsttag eignen, da sie einfach glücklich machen, auch wenn es manchmal ein holpriger Weg dahin war. Mich hat teilweise das Realitätsferne etwas gestört. In jeder Geschichte gab es doch recht weit hergeholte Komponenten, die mir teilweise den Verlauf der Geschichte etwas zunichte gemacht haben. Es war mir an einigen Stellen einfach etwas zu viel und wirkte doch sehr konstruiert. Es ging viel um Schicksal, doch da wurde manchmal etwas übertrieben, das ist jedoch Geschmackssache.

Letztendlich kann ich aber eine Empfehlung für "Das Geschenk eines Regentages" aussprechen. Dies war übrigens auch mein erstes Buch einer japanischen Autorin, bisher hatte ich erst einen Roman von Murakami gelesen. Es war für mich persönlich kein Highlight, aber dennoch eine sehr angenehme Lektüre. Ich vergebe 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Geheimnisse, Intrigen und Mord am Hof

The Second Princess. Vulkanherz
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„The Second Princess“ ist das erste Buch, welches ich von Christina Hiemer gelesen habe und es wird nicht das Letzte gewesen sein. Diese Geschichte baut sich ganz langsam auf, beinhaltet einige überraschende ...

„The Second Princess“ ist das erste Buch, welches ich von Christina Hiemer gelesen habe und es wird nicht das Letzte gewesen sein. Diese Geschichte baut sich ganz langsam auf, beinhaltet einige überraschende Wendungen, die ich sehr gelungen fand und bleibt dabei durchgehend spannend. Auch wenn mich das Buch nicht vollends überzeugen konnte, habe ich die Geschichte gerne gelesen und innerhalb eines Tages verschlungen.

Das Cover: ich liebe dunkle Cover, weswegen ich auch in der Buchhandlung dazu gegriffen hätte, jedoch finde ich dieses hier nur gut. Es wurde passend zur Geschichte gewählt, auch wenn es für mich das Inselfeeling nicht ganz einfangen konnte. Anhand des Covers würde ich auf eine Berglandschaft und eine dunkle, gedrungene Burg tippen, jedoch nicht auf die karibischen Inseln. Außerdem wirken die Schriften ziemlich unruhig, da insgesamt drei verschiedene genutzt wurden. Zwei verschiedene Schriften finde ich absolut in Ordnung, aber drei unterschiedliche Typografien können etwas durcheinander wirken.

Handlung und Schreibstil: hierbei verfolgen wir Saphina, die dritte Tochter der herrschenden Königin von St. Lucien. Eigentlich stand ihr kein Titel zu, sondern ihren älteren Schwestern, doch durch ein tragisches Ereignis rückt sie plötzlich in der Thronfolge nach oben und muss ein wichtiges und düsteres Erbe antreten. Dabei merkt sie jedoch, dass sie längst nicht alles über ihre Insel und das System wusste und sieht sich ungeahnten Gefahren ausgesetzt.

Die Handlung hat überwiegend zum Lesevergnügen beigetragen. Von Anfang an wird die lesende Person mit Geheimnissen und Intrigen gefüttert, die erst nach und nach aufgelöst werden. Somit blieb es durchgehend spannend und man musste einfach weiterlesen. Auch hätte ich zu Beginn des Buches nicht gedacht, was die Handlung noch alles für uns bereithalten würde. Nach und nach dehnt sich das Worldbuilding aus und bietet Platz für weitere Handlungsstränge und offenbart das wohlgehütete Geheimnis von St. Lucien. Mit vielen Wendungen hätte ich teilweise nicht gerechnet – das wurde wirklich raffiniert gelöst! Außerdem weist St. Lucien auch Parallelen zu unserer Welt auf, jedoch haben manche Handlungseinschübe wie Gespräche über Ed Sheeran oder andere radiotaugliche Lieder, die vor ein paar Monaten hoch und runter gespielt wurden, mir ein bisschen den Zauber der Welt genommen. Ich habe nichts gegen Urban Fantasy, aber irgendwie wurde es hier in meinen Augen nicht so gelungen umgesetzt.

Die Charaktere: konnte mich die Geschichte begeistern, so blieben leider die beiden Protagonist:innen in meinen Augen etwas blass. Saphina sollte eine starke, unabhängige Prinzessin verkörpern, die sich nicht den Mund verbieten lässt, jedoch hat sie in meinen Augen teilweise eine Grenze überschritten. Sie wirkte aufbrausend, handelte unüberlegt und war wirklich unhöflich zu Menschen, die ihr eigentlich nur helfen wollten. Sie macht im Laufe der Geschichte zwar eine Entwicklung durch, jedoch war es ein langer Weg dahin und ich fand es doch sehr nervenauftreibend über ihre unüberlegten Entscheidungen zu lesen, die sie erst ganz zum Schluss reflektierte. Manchmal hätte ich sie wirklich gerne geschüttelt. Dante, den männlichen Protagonisten, fand ich ganz nett, jedoch hat er bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mir hat bei beiden etwas die Tiefe gefehlt und ich hätte mir gewünscht, dass sie noch mehr Facetten aufgezeigt hätten, die leisen Zwischentöne und nicht immer nur die eine extreme Emotion oder die andere. Dafür hat mir Cael sehr gut gefallen, Dieser taucht zwar nicht oft in der Geschichte auf, jedoch hat er binnen der wenigen Seiten gleich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ebenso fand ich die Gegenspieler sehr gelungen und spannend.

Insgesamt konnte mich die Geschichte überzeugen, jedoch mit einigen Abstrichen. Vorwiegend hatte das Buch meine Aufmerksamkeit erlangt, nachdem ich gelesen hatte, dass die Frauen in St. Lucie über das Reich regierten. Hier wurden die Geschlechterrollen mal ausgetauscht und ich war sehr gespannt auf die Abwechslung. Mir hat letztendlich das gewisse Etwas gefehlt, die es zu einem Highlight gemacht hätten, dennoch spreche ich hier eine Leseempfehlung aus und vergebe 3/5 Sternen.

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  • Fantasie
Veröffentlicht am 29.03.2021

Hier träumt man mit offenen Augen

Das wandelnde Schloss
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Wahrscheinlich bin ich in der Minderheit, wenn ich sage, dass ich den Roman gelesen habe, bevor ich den passenden Film dazu sah. Doch dies war der Fall und ich kann nicht beschreiben, wie froh ich bin, ...

Wahrscheinlich bin ich in der Minderheit, wenn ich sage, dass ich den Roman gelesen habe, bevor ich den passenden Film dazu sah. Doch dies war der Fall und ich kann nicht beschreiben, wie froh ich bin, dass ich diese beiden kleinen Schätze das erste Mal entdecken durfte. Beide sind auf ihre eigene Art und Weise besonders, im Folgenden werde ich jedoch nur auf das Buch eingehen. Letzteres war für mich eine absolute Überraschung und zählt nun zu meinen absoluten Lieblingsfantasygeschichten!

Das Cover: so stelle ich mir ein gelungenes Fantasycover vor! Das laufende Schloss ist schön zentral und abstrahiert abgebildet, sodass man noch genug Platz zur Eigeninterpretation bekommt, die Farben harmonieren miteinander und das Verhältnis von Schrift und Bild ist ausgewogen. Es ist nicht zu voll, gleichzeitig sprüht es aber vor Dynamik - ich finde es unfassbar gelungen.

Handlung und Schreibstil: Sophie lebt ein bescheidenes Leben als Hutmacherin. Dieses ist jedoch sehr eintönig und wirklich viel geschieht nicht um sie herum, bis sie eines Tages eine Hexe verärgert und von ihr verflucht wird. Sie sieht im wandelnden Schloss ihre letzte Rettung, denn in Letzterem wohnt der herzenskalte Zauberer Howl. Ärgerlich nur, dass, sobald sie jemandem von ihrem Fluch berichten will, immer etwas dazwischengerät, weswegen sie sich notgedrungen als seine Hausdame ausgibt und währenddessen versucht, nach einer Lösung zu suchen.

Niemals hätte ich gedacht, wie viel Inhalt sich in diesem Büchlein verbergen würde. Man wird sofort in das Geschehen hineingeworfen und sogleich mit einer liebevoll ausgearbeiteten Welt konfrontiert. Es ist alles so herrlich skurril, sodass ich mich nur in die Geschichte verlieben konnte. "Das wandelnde Schloss" ist mit keiner anderen Fantasygeschichte zu vergleichen, die ich bisher gelesen habe: sie ist einzigartig, unvorhersehbar und sprüht vor Ideenreichtum. Der Schreibstil ist ebenfalls außergewöhnlich und zieht einen tänzelnd durch die Geschichte. Ich konnte mich völlig in der Geschichte fallen lassen und hatte zu jeder Zeit Kopfkino.

Die Charaktere: diese waren ebenfalls unfassbar genial. Wir haben hier wirklich einen bunten Haufen, der nur so vor Charme sprüht. Sophie, unsere Protagonistin, war einfach nur klasse. Sie wurde verflucht, aber anstatt in Trauer und Verzweiflung zu versinken, macht sie das Beste daraus und wird von Kapitel zu Kapitel stärker. Howl hält ebenfalls einige Überraschungen bereit. Das Bild, welches man anfangs noch von ihm hat, wird letztendlich komplett über Bord geworfen und auch ihn habe ich in mein Bücherherz geschlossen. Doch auch Michael und Calcifer waren aus der Geschichte nicht wegzudenken.

Dieses Buch konnte mich völlig an die Seiten fesseln und wirklich begeistern. Es ist für mich tatsächlich ein Herzensbuch geworden, welches mich nicht so schnell loslassen wird. Die Geschichte ist originell, bedient sich an keinen Klischees und die Charaktere sind facettenreich. Für mich ein absoluter Muss für Fantasyliebhaber:innen! 5/5 Sternen!

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