Profilbild von sasa_moon9

sasa_moon9

Lesejury Star
offline

sasa_moon9 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sasa_moon9 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2022

Gemeinsame Vergangenheit, neue Gefühle

Ellis
0

„An der dunklen Decke über mir laufen Sätze entlang wie ein Filmabspann. Sätze, die ich hätte flüstern können. Sätze, die ich nur im Dunkeln denken kann. Sätze, die beginnen mit >>Wusstest du eigentlich>Was ...

„An der dunklen Decke über mir laufen Sätze entlang wie ein Filmabspann. Sätze, die ich hätte flüstern können. Sätze, die ich nur im Dunkeln denken kann. Sätze, die beginnen mit >>Wusstest du eigentlich<< oder >>Was ich dir schon lange mal…<<." (S. 126)

Das Gewand von „Ellis“ begegnete mir das erste Mal in der Buchhandlung, in welcher mich es bereits völlig in den Bann zog. Zudem klang der Klappentext vielversprechend und sogleich landete es auf meiner Wunschliste. Nachdem ich endlich dazu gegriffen habe, beendete ich es innerhalb eines Tages.

Das Cover: Wie bereits oben erwähnt hat es seine Funktion erfüllt. Farbenprächtig und ein wenig mysteriös. Es wirft Fragen auf, die man am liebsten augenblicklich ergründen möchte. Zudem wird die Zerrissenheit von Ellis durch die Teilung des Gesichtes sehr gut veranschaulicht. Wirklich ein Hingucker für jedes Bücherregal!

Die Handlung: Ellis hatte es in der Kindheit nicht leicht. Nachdem sich ihre Eltern trennen, zieht sie mit ihrer Mutter von Italien nach Deutschland. In der Schule ausgegrenzt, fällt es ihr schwer, Kontakte zu knüpfen. Doch als die neue Mitschülerin Grace in Ellis Klasse kommt, findet sie erstmals eine Freundin. Bis sie sich eines Tages auf die andere Seite schlägt und Ellis damit zutiefst verletzt. Als beide bereits erwachsen sind, treffen sie erneut aufeinander, nur sind nun Ellis Gefühle gegenüber Grace anders. Gemeinsam fliegen sie nach Italien, um Ellis Familie zu besuchen. Allerdings scheinen sich die komplizierten Muster ihrer Freundschaft von damals selbst da zu wiederholen…

Meine Meinung: Die ersten Seiten des Buches konnten mich leider nicht für sich gewinnen. Ich war ein wenig von der Zurückhaltung des Schreibstils verunsichert, ebenso von den knappen Kapiteln. Doch dies legte sich mit der Zeit und die Geschichte öffnete sich mir mit jeder weiteren Seite mehr. Sie mag zwar sehr kurz sein und an manchen Stellen vermisste ich Tiefe und ein paar Seiten mehr, dennoch schaffte Selene Mariani es, mich auf den wenigen Seiten zu berühren. Ellis Gedankenwelt wurde mit Verständnis und nachvollziehbaren Bedenken gefüllt. Ihre Angst und Zerrissenheit haben durchaus ihre Gründe und eine Daseinsberechtigung. Ebenso wurde Ellis Konflikt mit ihren Wurzeln deutlich und verständlich umgesetzt. Ihre italienischen und deutschen Wurzeln und das ständige Suchen nach einer Welt zwischen zwei Welten verlieh der Geschichte Raum für einen Denkanstoß.

Die Charaktere: Ellis wird den Lesenden ausführlich vorgestellt. Auch wenn es schwierig war, auf den wenigen Seiten den Charakteren eine Vielschichtigkeit zu verleihen, so las ich gern aus ihrer Perspektive. Aus Grace wurde ich bis zum Ende nicht schlau, doch ich vermute, dass das von der Autorin so auch intendiert wurde. Dennoch zeichnete besonders das Mysteriöse Graces Charakter aus.

Fazit: Mit ein wenig Seiten mehr, hätte die Geschichte mir sicherlich noch besser gefallen können. Dennoch schlich sich „Ellis“ in mein Herz, ohne, dass ich es an bestimmten Punkten festmachen könnte. Ich vergebe hier 3,5/5 Sternen und eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.06.2022

Ein düsteres Anwesen, Heimlichtuereien und Pflanzen

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

„Und ich dachte, kein Wunder, dass sie auf die Straße geht. Kein Wunder, dass sie mir erklärt, dass die Stärke eines Menschen nicht in seinen Knochen liegt.“ (S. 17)

Diese Geschichte hat es in sich. Nicht, ...

„Und ich dachte, kein Wunder, dass sie auf die Straße geht. Kein Wunder, dass sie mir erklärt, dass die Stärke eines Menschen nicht in seinen Knochen liegt.“ (S. 17)

Diese Geschichte hat es in sich. Nicht, weil die Handlung bedrückend ist, sondern aufgrund der intensiven und mystischen Atmosphäre. Aufgrund der inhaltsschweren Wörter und Bilder, die mir auch noch Tage nach Beenden des Buches in allen Farben im Gedächtnis sind. Dieses Buch ist jede Empfehlung wert!

Das Cover: Passend erstellt zur mysteriösen Grundstimmung des Buches. Die floralen Elemente spiegeln Claras Passion wider, wohingegen die goldenen Farben das Edle und Erhabene von Shadowbrook symbolisieren könnten. Mir sagt es sehr zu!

Die Handlung: Eine junge Botanikerin wird 1914 auf das Anwesen nach Gloucestershire eingeladen, um sich dort um das Palmenhaus zu kümmern. Doch die Hausmauern scheinen in den Ritzen Geheimnisse aufzubewahren, der Garten wirkt beinahe verwunschen und der Hausherr lässt sich kaum blicken. Zudem ist sich Clara bald sicher, dass es nachts auf dem Anwesen spukt. Auf Nachfragen folgen nur noch mehr Rätseln, weswegen Clara unerschrocken den Geheimnissen auf den Grund geht…

Meine Meinung: Susan Fletcher hat mit diesem Roman ein stimmungsvolles und packendes Werk geschaffen. Mit viel Liebe zum Detail, ausführlichen Beschreibungen und kleinen Hinweisen führt die Autorin die Lesenden durch die Geschichte. Zusammen mit Clara flanierte ich durch den prächtigen Garten, erkundete das schaurige Gemäuer und folgte jeder verdächtigen Spur. Es ist definitiv eine Geschichte, die sich Zeit lässt und den Raum gibt, um sich zu entfalten. Stellenweise wurde mir jedoch zu viel Raum geschaffen, wodurch der Lesefluss manchmal etwas auf der Strecke blieb und leichte Längen entstanden sind. Wo mich viele Szenen einnehmen konnten, so verlangsamten andere wiederum den Spannungsbogen.

Die Charaktere: Mit Clara wurde eine neugierige und kühne Protagonistin geschaffen. Sie ist sich nie zu schade ihre fortschrittliche Meinung zu äußern, auch wenn diese damals vielen noch vor den Kopf stieß. Trotz der seltenen Glasknochenkrankheit, mit welcher Clara zu kämpfen hat, lässt sie sich nicht unterkriegen und beweist den Charakteren im Roman jedes Mal aufs Neue, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Doch auch die Nebencharaktere formten das große Mysterium rund um Shadowbrook und man sollte jede:n im Auge behalten.

Fazit: Eine bildgewaltige Geschichte, die ich trotz mancher Längen weiterempfehlen kann. Von mir gibt es hier 4/5 Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.06.2022

Verträumte Geschichte in Paris

Und ich leuchte mit den Wolken
0

„Wahr gewordenen Träume sind irgendwie das Schönste überhaupt, aber gleichzeitig die größte Entzauberung.“(S. 36)

Hierbei handelt es sich um mein erstes Buch von Sophie Bichon. Doch bereits ab der ersten ...

„Wahr gewordenen Träume sind irgendwie das Schönste überhaupt, aber gleichzeitig die größte Entzauberung.“(S. 36)

Hierbei handelt es sich um mein erstes Buch von Sophie Bichon. Doch bereits ab der ersten Seite konnte mich der verträumte und bildliche Schreibstil von sich überzeugen. Dazu noch die herzlichen und vielseitigen Charaktere und man erlebt eine schöne Geschichte, die auch den wolkenverhangenen Ernst nicht außenvor lässt.

Das Cover: Es ist schön gestaltet, gleichzeitig finde ich jedoch, dass man noch mehr mit dem Thema „Wolken“ hätte spielen können. Das Aufgreifen der Regenbogenfarben finde ich hingegen sehr passend, da es sich hierbei auch um eine queere Liebesgeschichte handelt. Jedoch ist mir der Titel zu wuchtig in Szene gesetzt und bildet einen zu starken Kontrast zu den zarten Wolken. Die Farben überzeugen, doch irgendwie gibt es in meinen Augen zu viele harte Kontraste.

Die Handlung: Lilou möchte endlich wissen, welchen Weg sie nach dem Abitur gehen kann. Um ihre Gedanken zu sortieren und ihre Mutter zu finden, die Lilou und ihren Vater vor Jahren verlassen hat, reist sie nach Paris und trifft im Zug auf Mignon. Mignon, die sie von der ersten Sekunde an in den Bann zieht und von welcher nach dem Aussteigen aus dem Zug nur eine Verabschiedung bleibt. Doch durch einen Bekannten treffen die beiden wieder aufeinander und schon bald bietet Mignon Lilou an, ihr bei der Suche nach ihrer Mutter zu helfen. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr Gemeinsamkeiten, erfüllende Gespräche und verwirrende Gefühle entstehen…

Meine Meinung: Voller Emotionen und berührenden Worten entführt Sophie Bichon die Lesenden in die Stadt der Liebe. Ab der ersten Seite taucht man in das Buch ab und findet sich zwischen charmanten Schauplätzen wieder, die Fernweh auslösen. Perfekt komplettiert wird alles von der Dynamik der überzeugenden Protagonistinnen und den sympathischen Nebencharakteren. „Und ich leuchte mit den Wolken“ hat mir angenehme Lesestunden beschert, an welche ich gerne zurückdenke. Wann immer ich zu dem Buch griff, wurde ich von Vorfreude gepackt und konnte mich völlig in dem Buch fallenlassen. Ich empfand alle Szenen als wichtig, um eine glaubhafte Entwicklung zu erleben, gleichzeitig hätte man diese auch auf weniger Seiten stattfinden lassen können, da manchmal der Lesefluss ein klein wenig ins Stocken kam. Zusätzlich sind mir auch ein paar Wortwahlen und Umsetzungen aufgefallen, die auch schon Rezensierende vor mir kritisierten. Ich bin mir sicher, dass Sophie Bichon keine bösen Absichten hatte, jedoch finde ich es wichtig, Geschichten kritisch zu lesen. Der 1. Kuss geschieht unter unglücklichen Umständen, indem ein „Nein“ übergangen wurde. Hinterher wird zwar darüber geredet, aber ich finde nicht, dass diese Darstellung nötig gewesen wäre. Zudem trägt die Weiße Protagonistin Lilou Locs und bekommt den Spitznamen der Disneyfigur Pocahontas. Dass hinter letzterer jedoch eine gewaltvolle Geschichte steckt und der Disneyfilm schon lange in der Kritik steht ist leider ein wenig unglücklich. Außerdem sagt eine der Protagonistinnen an einer Stelle im Buch „Du könntest auch ein Mann sein oder ein Alien oder sonst etwas, ich hätte mich trotzdem in dich verliebt.“ (S.301). Auch diese Formulierung finde ich etwas ungünstig. Ich weiß ganz genau, was Sophie Bichon damit ausdrücken wollte, doch die Umsetzung ist gerade in Bezug auf nonbinäre Menschen unsensibel.

Die Charaktere: Ganz große Liebe für alle! Mignon und Lilou waren wundervolle Protagonistinnen, die mich an jedem ihrer Gefühle mitfühlen ließen und sie mich mit all ihren Ecken und Kanten sympathisch machten. Doch ebenso die WG konnte mich mit ihrer Offenheit und Hilfsbereitschaft sehr von sich überzeugen.

Fazit: Eine sehr schöne Geschichte, die ich noch lange positiv im Gedächtnis behalten werde. Trotz mancher Kritikpunkte kann ich hier eine Leseempfehlung aussprechen du vergebe hier 4/5 Sternen.

„Sie machte mich verletzlich, aber auf der anderen Seite auch stark. Sie sah fast bis auf den Grund meiner Seele, so tief, wie ich sie blicken lassen konnte, und das, was sie dort sah, schien sie trotz der Leerstellen zu mögen. Mein entblößtes Ich und all das, was ich selbst noch nicht in seiner Gänze kannte.“ (S. 180)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2022

Vom Scheitern und Auffangen

Die Katzen von Shinjuku
0

„Da Farbschwäche bei uns Jungen so häufig vorkam, hielt ich diese Beeinträchtigung für harmlos. Und überhaupt konnte ich nicht begreifen, wieso ich von anderen wegen der Art, wie ich Farben wahrnahm, gehänselt ...

„Da Farbschwäche bei uns Jungen so häufig vorkam, hielt ich diese Beeinträchtigung für harmlos. Und überhaupt konnte ich nicht begreifen, wieso ich von anderen wegen der Art, wie ich Farben wahrnahm, gehänselt wurde. Denn ich erfasste doch die Welt mit meinen beiden Augen.“ (S. 33)

Mit „Kirschblüten & rote Bohnen“ konnte mich Durian Sukegawa bereits von sich überzeugen. Gefühlvoll, ungeschönt und mit eindrucksvollen Worten erzählte er die Geschichte dreier Menschen, die mich noch immer zum Nachdenken bringt. Umso gespannter war ich auf diesen Roman.

Das Cover: Der dunkle Farbton der Katze und das helle Pastellrosa des Musters im Hintergrund harmonieren überraschend gut. Auch die zurückhaltende und beinahe wie ein Druck wirkende Darstellung der Katze gibt dem Cover mehr Raum zum Atmen und lässt es leicht und freundlich wirken.

Die Handlung: Yama ist Mitte zwanzig und fühlt sich in seinem Beruf als Fernsehautor nicht genug verstanden und respektiert. Als er eines Tages in die Bar Karinka geht, trifft er auf die Kellnerin Yume, die sich ebenfalls von der Gesellschaft missverstanden und ausgeschlossen fühlt. Zudem tummeln sich Straßenkatzen rund um die Bar. Yama fühlt sich zu diesem Ort hingezogen und fängt schon bald an, seine Besuchenden, sowie Yume besser zu verstehen…

Meine Meinung: Dieses Buch habe ich hauptsächlich in den öffentlichen Verkehrsmitteln gelesen. Es hat mir die Fahrten verkürzt und konnte mich gut unterhalten. Ich habe die Geschichte gerne lesen, auch wenn ich zugeben muss, dass der Roman bei mir kaum bleibenden Eindruck hinterließ. Die Geschichte hatte an so vielen Stellen Potenzial zur Vertiefung gehabt, die jedoch nicht genutzt wurde. Mir fehlte an in vielen Szenen das Gefühl, etwas, was mich stark zum Nachdenken brachte, wie es „Kirschblüten & rote Bohnen“ schaffte. Der Autor spricht hier durchaus ernste Themen an, denen jedoch nicht ausreichend Raum zur Behandlung gegeben wurde. Für mich insgesamt eine schöne Geschichte, die jedoch nur an der Oberfläche kratzt.

Die Charaktere: Yume und Yama haben beide ihre Päckchen zu tragen und sorgen damit zum Ende hin auch für manche Überraschungen. Gleichzeitig fehlte mir jedoch die Nähe zu ihnen. Ich verfolgte ihren Alltag und trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass ich hinterher nicht viel über sie sagen könnte – was sehr schade ist, denn das Potenzial war da. Dafür haben die unterhaltsamen Nebencharaktere so manche Szenen aufgehellt. Besonders Madame Granatapfel konnte mich überzeugen.

Fazit:* Gut für zwischendurch und eine Geschichte zum Abschalten. Mit ein wenig mehr Tiefe und Gefühl hätte mir die Geschichte sicherlich noch mehr zusagen können. Hierbei vergebe ich 3/5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2022

Ein malerischer Schreibstil

Das Leben ist ein Fest
0

„Feste gehen nicht zu Ende, sie ziehen nur weiter.“ (S. 16)

Claire Berest hat mit diesem Roman Frida Kahlos Leben auf eine sehr eindringliche, teil schillernde, aber nie verschönernde Art niedergeschrieben. ...

„Feste gehen nicht zu Ende, sie ziehen nur weiter.“ (S. 16)

Claire Berest hat mit diesem Roman Frida Kahlos Leben auf eine sehr eindringliche, teil schillernde, aber nie verschönernde Art niedergeschrieben. Ihr intensiver und von wunderschönen Worten verzierter Schreibstil beeindruckt und erzeugt ein eindrucksvolles Leseerlebnis!

Das Cover: Dieses machte mich erst auf den Roman aufmerksam. Sehr floral mit ansprechenden und bunten Farben, die jedoch nicht zu aufdringlich wirken. Hierbei wurde mit einem Markenzeichen von Frida Kahlo übertrieben gespielt: Den Blumen im Haar. Wie aufgetürmt wurden sie in Szene gesetzt und machen das Cover zu einem Hingucker. Natürlich dürfen auch nicht ihre ikonischen, vollen Augenbrauen fehlen, die direkt darauf hinweisen, dass es sich um die berühmte Malerin handeln muss. Sehr gelungen!

Meine Meinung: Eine Inhaltsangabe ist in meinen Augen an dieser Stelle nicht nötig. Claire Berest hat hier in Romanform das Leben der Frida Kahlo niedergeschrieben. Im Vorfeld war mir bereits Einiges über die Künstlerin bekannt, insbesondere ihre Gemälde. Jedoch muss ich dazusagen, dass ich mich mit ihrem Privatleben nicht allzu intensiv beschäftigt hatte. Natürlich kamen mir Diego Rivera und ihre komplizierte Beziehung zu Ohren, doch eingehender beschäftigt hatte ich mich nicht wirklich damit. Umso gespannter war ich auf dieses Buch. Anfangs noch mit Startschwierigkeiten, fand ich mich schon bald in einem Roman wieder, der sowohl schillernd wie auch erschreckend ist. Wie viele Schicksalsschläge Frida Kahlo einstecken musste, kann man nicht nur in ihrer Kunst zum Leben erweckt sehen, sondern spürt es auch auf den Seiten. Claire Berest erschafft mit ihrem Schreibstil ein Wortfeuerwerk, dem man sich nur schwer entziehen kann. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich stets eine gewisse Barriere gespürt habe. So ganz wollte mich die Geschichte nicht die volle Gefühlspalette spüren lassen, wie ich es mir bei einem solch emotionalen Leben und eindrucksvollen Schreibstil gewünscht hätte. Zudem wurde in der deutschen Übersetzung noch das veraltete und klischeebehaftete Wort für indigene Menschen verwendet. Ich kann hier nur für die Übersetzung sprechen, ich weiß nicht, wie es im Französischen gehandhabt wurde. Außerdem muss gesagt sein, dass die Beziehung von Diego Rivera und Frida Kahlo zutiefst kompliziert und ungesund war. So kommt es auch, dass in Streitszenen Slutshaming geschieht. Ebenso ließ mich ein Zitat aufschrecken und ich frage mich, ob dieses wirklich nötig gewesen sei (TW: Vergewaltigung):

„Frida malt, weil sie von Alejandro keine Blumen will, sondern es lieber hätte, dass er sie vergewaltigt [..].“ (S. 44)

Ich stecke nicht so tief in der Materie wie Claire Berest, schließlich beschäftigte sie sich jahrelang und eingehend mit Frida Kahlo, bevor sie den Roman schrieb und womöglich dachte Frida solche Gedanken. Gleichzeitig denke ich mir, ob man bei einem solch sensiblen Thema einen solchen Satz wirklich schreiben muss. Kann man die Heftigkeit von Frida Kahlos Gedanken nicht auf eine andere Art veranschaulichen?

Fazit: Trotz mancher Kritikpunkte konnte mich Claire Berest jedoch von sich und insbesondere ihrem Schreibstil überzeugen. Ich vergebe hier 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung.

„[…] Du warst wie ein bunter Schmetterling unter lauter Regenwürmern.“
„Weißt du wie viele Augen ein Schmetterling hat?“
„Nein.“
„Bis zu zwölftausend. Da hat er viele Perspektiven, Diego.“ (Frida Kahlo, S. 90)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere