Gemeinsame Vergangenheit, neue Gefühle
Ellis„An der dunklen Decke über mir laufen Sätze entlang wie ein Filmabspann. Sätze, die ich hätte flüstern können. Sätze, die ich nur im Dunkeln denken kann. Sätze, die beginnen mit >>Wusstest du eigentlich>Was ...
„An der dunklen Decke über mir laufen Sätze entlang wie ein Filmabspann. Sätze, die ich hätte flüstern können. Sätze, die ich nur im Dunkeln denken kann. Sätze, die beginnen mit >>Wusstest du eigentlich<< oder >>Was ich dir schon lange mal…<<." (S. 126)
Das Gewand von „Ellis“ begegnete mir das erste Mal in der Buchhandlung, in welcher mich es bereits völlig in den Bann zog. Zudem klang der Klappentext vielversprechend und sogleich landete es auf meiner Wunschliste. Nachdem ich endlich dazu gegriffen habe, beendete ich es innerhalb eines Tages.
Das Cover: Wie bereits oben erwähnt hat es seine Funktion erfüllt. Farbenprächtig und ein wenig mysteriös. Es wirft Fragen auf, die man am liebsten augenblicklich ergründen möchte. Zudem wird die Zerrissenheit von Ellis durch die Teilung des Gesichtes sehr gut veranschaulicht. Wirklich ein Hingucker für jedes Bücherregal!
Die Handlung: Ellis hatte es in der Kindheit nicht leicht. Nachdem sich ihre Eltern trennen, zieht sie mit ihrer Mutter von Italien nach Deutschland. In der Schule ausgegrenzt, fällt es ihr schwer, Kontakte zu knüpfen. Doch als die neue Mitschülerin Grace in Ellis Klasse kommt, findet sie erstmals eine Freundin. Bis sie sich eines Tages auf die andere Seite schlägt und Ellis damit zutiefst verletzt. Als beide bereits erwachsen sind, treffen sie erneut aufeinander, nur sind nun Ellis Gefühle gegenüber Grace anders. Gemeinsam fliegen sie nach Italien, um Ellis Familie zu besuchen. Allerdings scheinen sich die komplizierten Muster ihrer Freundschaft von damals selbst da zu wiederholen…
Meine Meinung: Die ersten Seiten des Buches konnten mich leider nicht für sich gewinnen. Ich war ein wenig von der Zurückhaltung des Schreibstils verunsichert, ebenso von den knappen Kapiteln. Doch dies legte sich mit der Zeit und die Geschichte öffnete sich mir mit jeder weiteren Seite mehr. Sie mag zwar sehr kurz sein und an manchen Stellen vermisste ich Tiefe und ein paar Seiten mehr, dennoch schaffte Selene Mariani es, mich auf den wenigen Seiten zu berühren. Ellis Gedankenwelt wurde mit Verständnis und nachvollziehbaren Bedenken gefüllt. Ihre Angst und Zerrissenheit haben durchaus ihre Gründe und eine Daseinsberechtigung. Ebenso wurde Ellis Konflikt mit ihren Wurzeln deutlich und verständlich umgesetzt. Ihre italienischen und deutschen Wurzeln und das ständige Suchen nach einer Welt zwischen zwei Welten verlieh der Geschichte Raum für einen Denkanstoß.
Die Charaktere: Ellis wird den Lesenden ausführlich vorgestellt. Auch wenn es schwierig war, auf den wenigen Seiten den Charakteren eine Vielschichtigkeit zu verleihen, so las ich gern aus ihrer Perspektive. Aus Grace wurde ich bis zum Ende nicht schlau, doch ich vermute, dass das von der Autorin so auch intendiert wurde. Dennoch zeichnete besonders das Mysteriöse Graces Charakter aus.
Fazit: Mit ein wenig Seiten mehr, hätte die Geschichte mir sicherlich noch besser gefallen können. Dennoch schlich sich „Ellis“ in mein Herz, ohne, dass ich es an bestimmten Punkten festmachen könnte. Ich vergebe hier 3,5/5 Sternen und eine Leseempfehlung!