Mistelernte
MistelernteFast möchte ich sagen, eine Milieustudie unserer heutigen Zeit, wo Geld und Karriere alles ist. Dr. Theo Terhausen ist mit im Aufsichtsrate eines führenden Pharmaunternehmens. Er allein hat es mit Fleiß ...
Fast möchte ich sagen, eine Milieustudie unserer heutigen Zeit, wo Geld und Karriere alles ist. Dr. Theo Terhausen ist mit im Aufsichtsrate eines führenden Pharmaunternehmens. Er allein hat es mit Fleiß und Tatkraft vom einfachen Arbeiterkind in die Chefetage geschafft. Nun will sein über ihn stehender Chef noch ein Geschäft in Spanien tätigen bevor er in den Ruhestand geht und Theo noch eine Stufe weiterkommt. Theos Frau hat der Familie zuliebe ihr Studium aufgegeben und ist nun nur noch für ihn und den Sohn Hendrik da. In Spanien laufen die Verhandlungen gut und so lädt ihn sein Chef zum Essen ein und spendiert für die Nacht eine Edelhostess. Theo liebt seine Ehefrau zu sehr, um sich eine Hostess zu nehmen aber vor seinem Chef will er kein Verlierer sein und stimmt zu. Einige Zeit später wird er mit Fotos erpresst, die ihn und die andere Frau zusammen zeigen. Theo zahlt und kommt mit dem Erpresser auch in persönlichen Kontakt. Dieser schleicht sich aber gekonnt in seine Familie und in seine Firma ein, bis das Ganze letztendlich in einem unübersehbaren Drama eskaliert. Von dem Ende des Buches war ich total überfordert, wenn nicht zu sagen geschockt. Gekonnt führt uns der Autor in die heutige Arbeitswelt ein, wo alles, wirklich alles gefordert wird, wenn man vorankommen will. Die Kapitel sind kurz und sehr realistisch geschrieben. In so manch einer Situation glaubt sich der Leser ein wenig wieder zu erkennen. Das Buch fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und am Ende hat man viel nachzudenken, hat vieles zu hinterfragen. Auch der minimalistisch gestaltete Umschlag mit der Mistel auf dunkelrotem Hintergrund ist gut gewählt. Nachdem man die Geschichte gelesen hat, gibt auch der Titel einen Sinn, denn die Mistel ist ein Schmarotzer. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen und kann guten Gewissens alle Punkte dafür geben.