Das verborgene Paradies
Das verborgene ParadiesEin gewaltiges 600 seitiges Epos hat hier Di Fulvia wieder erschaffen. Diesmal enführt er uns in das Bergdorf Borgo San Michele in den italienischen Alpen. Der Prolog beginnt im Jahr 1610 und führt uns ...
Ein gewaltiges 600 seitiges Epos hat hier Di Fulvia wieder erschaffen. Diesmal enführt er uns in das Bergdorf Borgo San Michele in den italienischen Alpen. Der Prolog beginnt im Jahr 1610 und führt uns schrittweise in das Jahr 1633. Der kleine Daniele steht am Sterbebett seiner Mutter. Er sei ein ganz besonderer Knabe, erfährt er von der Hebamme, da er mit einer Glückshaube geboren wurde. Zur gleichen Zeit bringt eine Hure im Kloster ein kleines Mädchen, Susanna, zur Welt, bevor sie aus diesem Leben gehen muß. Beide Kinder wachsen gemeinsam im Kloster auf und haben eine enge Bindung zueinander. Sie sind sehr intelligent und wissensdurstig und werden im Kloster unterrichtet und lernen dort auch lesen und schreiben. Doch als in ihnen dann langsam die Liebe zueinander erwacht, werden sie getrennt und in verschiedene Kloster untergebracht. Gleichzeitig mit Daniele wächst auch Paolo im Kloster auf, der dann zum Handlanger und treuesten Gefolgsmann des Inquisitors wird. Zur gleichen Zeit tritt in Inquisition mit aller Kraft auf, unschuldige Menschen werden als Hexen und Häretiker verfolgt und verbrannt. Es ist die Zeit, in der Gallileo das Weltbild der katholischen Kirche ins Wanken bringt und behauptet, die Sonne sei der Mittelpunkt des Weltalls. Und dann wird Susanna wegen Mordes verhaftet und als Hexe verurteilt. Daniele versucht alles, um Susanne davor zu retten, doch Zeugen, die Susanna entlasten könnten, hüllen sich ins Schweigen und ein Prozeß beginnt, bei dem Susanna von vorneherein auf verlorenem Posten steht. Di Fulvia läßt uns in die Welt des 17.Jahrhunderts mit all seinen Grausamkeiten schauen. Man merkt, dass er über diese Zeit sehr umfangreich recherchiert hat, seine Sprache ist wortgewaltig und voller Emotionen. Die einzelnen Kapitel haben eine kurze Überschrift mit Jahreszahl versehen, so dass man gleich weiß, um was es hier geht. Gekonnte werden die früheren Ereignisse an das Jahr 1633 herangeführt, so erfährt der Leser nach und nach die einzelnen Begebenheiten, die letztendlich zu dem Eklat und dem Scheiterhaufen geführt haben. Durch kleine Details, die immer wieder in den Kapiteln auftauchen, erfahren wir so einiges über das allgemeine Leben in dieser Epoche. Sei es, wie man schreibt, was man liest oder welche Kleidung man damals trug. Viele Nebenpersonen werden beschrieben und ausgeschmückt, so wie Danieles Vater, Theo, der Bäckerssohn, die Hebamme und die ganze Lektüre wird dadurch sehr bereichert. Das Cover ist sepiafarben gehalten und zeigt eine wunderschöne junge Frau und auf dem Berg sieht man den Ort Borgo San Michele. Das Buch läßt den Leser sehr nachdenklich zurück und man kann sich kaum vorstellen, wie grausam das Leben damals war und das einfache Volk überhaupt nicht zu Wort kam. Wieder ein wirklich grandioses Werk des Autors.