Was der Morgen verspricht.
Was der Morgen versprichtEin Buch, das 1904 spielt. Die Frauen waren damals noch im wahrsten Sinne des Wortes dem Manne Untertan. Besonders in der sog. besseren Gesellschaft hatte die Frau zu brillieren, bei Festen eine gute ...
Ein Buch, das 1904 spielt. Die Frauen waren damals noch im wahrsten Sinne des Wortes dem Manne Untertan. Besonders in der sog. besseren Gesellschaft hatte die Frau zu brillieren, bei Festen eine gute Figur zu machen, dem Personal auf die Finger zu schauen und Mutter zu sein, obgleich die Kinder von Kindermädchen erzogen wurden. Hannah ist Jüdin und hilft mit Liebe ihrem Großvater in der Arztpraxis. Ihr großes Ziel ist es, Medizin zu studieren und dann als Ärztin zu arbeiten. Leider sind aber Frauen an den meisten Unis nicht zugelassen. Die Schweiz ist hier neutraler und auch in Tübingen studieren einige Frauen. Doch bei den Eltern stößt Hannah total auf Protest, sie verbieten ihrer Tochter ein Studium und stellen ihr einen Heiratskandidaten vor. Vor lauter Frust flieht Hannah vor dem jungen Mann, aber seine liebevollen Briefe und seine einfühlsame Art lassen ihren Widerstand langsam schmelzen. Ihre einzige Verbündete und Vertraute ist das Hausmädchen Alma, die es selbst sehr schwer hat aber unvoreingenommen zu Hannah hält und ihre engste Vertraute ist. Doch dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ein Buch, das mich unheimlich fasziniert hat, zumal die Stellung der Frau in der Gesellschaft genau beschrieben wird. Wenn jemand wie Hannah dagegen rebelliert, sprechen die Eltern meist ein Machtwort und das Mädchen wird zwangsverheiratet. Doch Hannah läßt sich nicht unterkriegen und beginnt ein Studium trotz ihrer Kinder. Sie hat es schwer, die Männer werden im Arztberuf bevorzugt. Außerdem hat sie einen gewissen Konkurrenzkampf mit anderen Kollegen. Aber auch heute hat es eine berufstätige Frau mit Kindern schwer, besonders wenn es um Führungspositionen geht, werden Männer bevorzugt. Denn diese haben den Kopf frei, was von einer Mutter nicht immer behauptet werden kann. Die Autorin schreibt so detailgetreu, man merkt, dass sie sich mit der Materie umfassen auseinandergesetzt hat. Die Kapitel sind leicht zu lesen, nichts wirkt übertrieben, sondern so, wie es in allen Familien zugeht. Die Sprache ist gut verständlich, hier wird nicht mit Fremdwörtern experimentiert, der Spannungsbogen steigt und man kann nicht mehr aufhören, denn man möchte immer wieder wissen, wie es weitergeht. Das Buch endet mit dem Jahr 1925, der erste Weltkrieg wird hier geschildert und mit der damit verbundenen desolaten Versorgungslage. Das Buch endet so, dass man ohne weiteres eine Fortsetzung daran anhängen kann und ich freue mich schon zu erfahren, wie es mit der Familie Friedländer weitergeht. Das sepiafarbene Cover zeigt ein sich umarmendes Liebespaar.