Neuleben
NeulebenEin Remake an die 50iger Jahre. Die Autorin beschreibt hier eindrucksvoll und ohne Beschönigung das Leben ihrer Tante Therese und ihrer Mutter Gisela zu jener Zeit. Therese stammt aus einem Gut in Sachsen. ...
Ein Remake an die 50iger Jahre. Die Autorin beschreibt hier eindrucksvoll und ohne Beschönigung das Leben ihrer Tante Therese und ihrer Mutter Gisela zu jener Zeit. Therese stammt aus einem Gut in Sachsen. Ihre Familie wurde enteignet und ihr wurde das Studium verwehrt. Deshalb geht sie nach Berlin um dort Jura zu studieren. Sie ist eine der wenigen Frauen und wird von ihren Mitkommilitonen nicht für Ernst genommen und auch die Professoren treiben ihr böses Spiel mit ihr. Doch Therese gibt nicht auf und ist zäh und beißt die Zähne zusammen, um ihr Ziel, Richterin zu werden, zu erreichen. Gisela ist Schneiderin und hat Thereses Bruder Felix geheiratet, der noch studiert. Deswegen muß sie das Geld verdienen. In der Schneiderei, in der sie arbeitet, hat ie es schwer, aber sie hat großes Talent und bildet sich in Abendkursen weiter. Ihr Mann sieht das zwar nicht so gerne, aber sie möchte eigene Kleider entwerfen. Als die Großmutter stirbt, gehen sie zur Beerdigung in die alte Heimat.Ihr Großvater wurde vom Gutshaus verwiesen und haust nun in einer alten Hütte, während im Haupthaus die LPG residiert. Sie nehmen Großvater mit in den Westen. Es sind turbulente Zeiten, in der Familie gibt es Höhen und Tiefen, doch ich will dem Leser nicht vorweggreifen. Ein Buch, das uns diese Zeit ganz genau aufzeigt, dass es den meisten Leuten jetzt besser geht, dass das Wirtschaftswunder beginnt. Die Frauen beginnen sich wieder schick zu kleiden, es werden neue Möbel angeschafft, durch den Lastenausgleich werden neue Häuser gebaut. Aber es wird auch auf die Kriegsheimkehrer Bezug genommen, die teilweise körperliche Schäden aber noch viel öfters schwere psychische Schäden davongetragen haben. Die Geschichte der Familie ist derart wirklichkeitsnah geschrieben, dass man meint, selbst mit dabei zu sein. Sehr interessant dabei ist auch, das die einzelnen Kapitel einmal aus Sicht von Therese und dann wieder aus der Sicht von Gisela geschrieben werden. Ein Buch, dass vor allem für die jüngere Generation als eine Art Geschichtsunterricht angesehen werden kann. Es kommen darin Dinge wie russisch Ei und dergleichen vor, das damals Kultessen war. Sehr wertvoll fand ich den Stammbaum der Familien am Anfang und Ende des Buches. So kann man immer wieder nachblättern, wer zu wem gehört, Eltern, Tanten, Geschwister ausfindig machen und auch das Alter der Protagonisten. Ich hatte das Buch sehr schnell ausgelesen, da es derart interessant war, dass man es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Auch die Sprache der Autorin ließ sich leicht und fließend lesen. Ein Buch, das bestimmt sehr viel Aufmerksamkeit bekommt. Auch das Cover ist sehr ansprechend. Es zeigt zwei Frauen auf einer Brücke stehend, die Frisur und die Kleidung entsprechen genau der damaligen Zeit.