Geschichte über Freundschaft und Versöhnung, Heimat, Familie und Zugehörigkeit, die die Verbundenheit der Menschen durch Bücher feiert. Große Abstriche muss man jedoch an die Authentizität der Handlung machen.
Die Buchhandlung in der Baker StreetVor gut 20 Jahren ging Eloise Baker zurück in ihre Heimat England und ließ dabei ihre elfjährige Tochter Valentina und ihren Ehemann Frank in Kalifornien zurück. Valentina hat nie eine Erklärung für das ...
Vor gut 20 Jahren ging Eloise Baker zurück in ihre Heimat England und ließ dabei ihre elfjährige Tochter Valentina und ihren Ehemann Frank in Kalifornien zurück. Valentina hat nie eine Erklärung für das Verschwinden ihrer Mutter erhalten und ist umso überraschter, als sie deren Buchhandlung in Primrose Hill erbt. Valentina ist gelernte Bibliothekarin und frisch von ihrem Ehemann verlassen, so dass sie einen Neustart in London wagen möchte. Dort wird sie warmherzig in der Baker Street von Freunden ihrer Mutter aufgenommen, die nur gut über die Buchhändlerin sprechen. Für Valentina hat Eloise eine Schnitzeljagd vorbereitet und kurze Nachrichten versteckt, die Valentina in ihren ersten Wochen in London an verschiedene geliebte Orte von Eloise führen. Valentina hofft, dass das Spiel, das sie an ihre Kindheit erinnert, am Ende ihrer Mutter näherbringt und erklärt, warum sie Valentina ohne ein Wort zurückgelassen hat.
Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt im Jahr 2013 aus der Sicht von Valentina, wie sie in London ihr Erbe antritt, sich in den nostalgischen Buchladen in der Baker Street verleibt und umgeben von guten Freunden ihrer Mutter nach ihrer Scheidung eine neue Perspektive findet. In Rückblenden ab dem Jahr 1968, in dem die mittellose Eloise aus dem East End ihren zukünftigen Ehemann, den gut situierten Amerikaner Frank, kennenlernt, der sie umgarnt, und ihm nach Kalifornien folgt, lernt man Eloise über die Jahre hinweg besser kennen. Von der Ehe ist Eloise bald ernüchtert, Frank ist wie ausgewechselt, einzig die liebe Haushälterin Bonnie und die spätere Geburt ihrer Tochter Valentina geben ihr Halt.
Der Roman, der in einer Buchhandlung handelt, ist aufgrund der Kulisse und heimeligen Atmosphäre im "Book Garden" ein Genuss für jeden Buchliebhaber. Die Geschichte ist durch die wechselnden Perspektiven und den Zeitraum von 45 Jahren abwechslungsreich und lebendig geschildert. Allerdings ist sie auch etwas konstruiert und die Spannung zur Entdeckung von Eloises Geheimnis über ihren Weggang wird im Jahr 2013 künstlich aufrechterhalten, da sich der/ dem Leser*in durch die Schilderungen der Vergangenheit schon weit mehr offenbart.
Es ist kaum nachvollziehbar, wie Valentina so geduldig sein kann und sich trotz der Enttäuschungen über die verlorenen Jahre mit ihrer Mutter so viel Zeit lässt, Eloises Flucht zu ergründen und nicht deren beste Freundin Millie tagtäglich mit Fragen zur Vergangenheit löchert. Gleichzeitig erscheint schleierhaft, warum Eloise von ihren Freunden und Bewohnern der Baker Street derart vergöttert wird. Es sind noch mehr Details, die die Handlung unglaubwürdig machen oder - positiver ausgedrückt - märchenhaft wirken lassen: Eloises Liebe zu Edward und mehrere falsche Entscheidungen, Valentinas naive Übernahme der Buchhandlung und die finanzielle Rettung, ihre eigenartige Suche nach Daniel Davenport und so manche sehr altbacken wirkende (Liebes-)szene oder kitschiger Dialog.
Liest man das wirklich herzliche und persönliche Vorwort der Autorin ist klar, dass sie mit dem Roman eine bittersüße Geschichte, aber letztlich eine positive Wohlfühlatmosphäre schaffen wollte. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Versöhnung, Heimat, Familie und Zugehörigkeit, die die Verbundenheit der Menschen durch Bücher feiert. Große Abstriche muss man jedoch an die Authentizität der Handlung machen. Weder die Rettung der durch die hohe Steuerforderung in Not geratene Buchhandlung noch die Trennung von Mutter und Tochter sind realistisch dargelegt. Während sich der erste Punkt noch mit Liebe und Romantik erklären lässt, bleibt bis zum Ende nicht nachvollziehbar, warum Eloise erst nach ihrem Tod den Kontakt zu ihrer Tochter herstellte, weshalb das Happy End allerorts einen faden Beigeschmack hat.